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Rudolf Heß

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Dieser Artikel befasst sich mit dem Politiker Rudolf Heß. Zu anderen Personen siehe Rudolf Hess.
Rudolf Heß, 1935

Rudolf Walter Richard Heß [hɛs] (geb. 26. April 1894 in Alexandria, Ägypten; gest. 17. August 1987 in Berlin-Spandau) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Heß war ab 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich und ab 1939 Mitglied des Ministerrates für Reichsverteidigung. Öffentlich trat Heß als fanatischer Anhänger des Führerkultes hervor. 1933 ernannte ihn Adolf Hitler zu seinem Stellvertreter. 1941 flog Heß nach Großbritannien, um die britische Regierung zu einem Friedensschluss zu bewegen. Er wurde in Kriegsgefangenschaft genommen und 1945 dem internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg überstellt. Er war einer der 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Heß wurde am 1. Oktober 1946 in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1987 starb er im Kriegsverbrechergefängnis Spandau durch Suizid.

Leben

Familie, Kindheit und Jugend

Fritz Heß, der Vater von Rudolf Heß

Die Familie Heß stammte ursprünglich aus Böhmen. Sie ließ sich in den 1760er Jahren im oberfränkischen Wunsiedel nieder, wo Peter Heß eine Tradition als Schuhmacher begründete. Johann Christian Heß, der Großvater von Rudolf Heß, ging 1849 nach Triest und heiratete 1861 Margaretha Bühler, die Tochter eines Schweizer Konsuls. Nach der Geburt von Johann Fritz Heß, dem Vater von Rudolf Heß, siedelte die Familie ins ägyptische Alexandria über. Johann Christian Heß gründete die Importfirma Heß & Co., die im Jahr 1888, als Johann Fritz Heß die Firma übernahm, zu den führenden Handelshäusern der Stadt gehörte.[1]

Rudolf Heß wurde am 26. April 1894 in Ibrahimieh, einem Vorort von Alexandria geboren.[2] Seine Mutter Klara (geb. Münch) entstammte ebenfalls einer fränkischen Kaufmannsfamilie.

Er wuchs in Alexandria in der deutschsprachigen Gemeinschaft der Stadt auf und hatte wenig Kontakt mit den Einheimischen oder den Briten, die Ägypten als Kolonialmacht verwalteten. Daher lernte er auch kein Englisch. Er besuchte nur kurzzeitig die öffentliche Schule und wurde dann zusammen mit seinem Bruder Alfred vom deutschen Hauslehrer Rudolf Haffner unterrichtet. Heß’ Vater war sehr autoritär und bei seinen Kindern gefürchtet.[3]

1908 wurde er zu seiner Gymnasialausbildung in ein evangelisches Internat (Otto-Kühne-Schule) in Bad Godesberg bei Bonn geschickt und kehrte nie wieder nach Ägypten zurück. Seine Lehrer bescheinigten ihm ein Interesse an Astronomie, Physik und Mathematik. Nach dem Abitur an der École Supérieure de Commerce in Neuchâtel (Schweiz) begann er eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg, zu der ihn sein Vater gezwungen hatte.[4]

Erster Weltkrieg

Weil er schon früh wusste, dass er für den Kaufmannsberuf nicht gut geeignet war, nutzte er den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, um sich über die Wünsche des Vaters hinwegzusetzen.[5] Er brach die Lehre ab und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. 1915 kämpfte er in der Infanterie, unter anderem bei Verdun, wo er verwundet wurde. Er stieg von April bis August 1915 vom Gefreiten zum Leutnant der Reserve auf und erhielt das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse.[6]

Später wurde er an die Südostfront versetzt, wo er im Sommer 1917 weitere zwei Mal verwundet wurde. Die letzte Verwundung, ein Durchschuss unterhalb der linken Schulter, brachte ihn mehrere Monate ins Lazarett. Die Schwere der Verwundung ist umstritten, da sie auf späteren Röntgenbildern fehlte und Anlass zu Doppelgängertheorien gab.[6]

Er absolvierte im Frühjahr 1918 einen Flugzeugführerlehrgang im Fliegerhorst Lechfeld bei Augsburg und nahm als Mitglied der bayerischen Jagdstaffel 35 an den letzten Kämpfen bei Valenciennes teil.[6] Zuletzt stand er im Rang eines Leutnants.

Heß war vom Krieg begeistert und zeigte sich bis zum Ende in Briefen davon überzeugt, dass das Heer noch in genauso gutem Zustand wie 1914 sei. Die Schuld an der Kriegsniederlage gab er der USPD. Enttäuscht war er vom Versailler Vertrag, den er als Ergebnis eines „Lug- und Trugspiels“ von Präsident Wilson sah: „An den Frieden darf man nicht denken. […] Das einzige, das mich hochhält, ist die Hoffnung auf den Tag der Rache, auch wenn er noch so fern ist“, schrieb er 1919 an seine Eltern.[7]

Nationalsozialismus

Karl Haushofer (links) mit Rudolf Heß, um 1920

Die frühen Jahre (1919–1923)

Nach dem Krieg war Heß mittellos, weil die Briten die Firma seiner Eltern in Alexandria enteignet hatten. Er ging ins von der Räterepublik regierte München und nahm im Februar 1919 an der dortigen Universität ein Studium der Volkswirtschaft, Geschichte und Jurisprudenz auf. Einen Teil seiner Studien absolvierte er bei dem Professor für Geopolitik Karl Haushofer, den er im April 1919 über einen Fliegerkameraden kennenlernte und mit dem sich schon bald eine über das akademische Umfeld hinausgehende Freundschaft entwickelte, die zeitlebens hielt.[8]

In dieser Zeit fand Heß Kontakt zu nationalistischen Kreisen, als er zur Organisation „Eiserne Faust” stieß. Er wurde auch Mitglied der Thule-Gesellschaft.[9] Als Mitglied des Freikorps von Franz Ritter von Epp beteiligte er sich an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik.[8] Hier traf er unter anderem auch auf den Hauptmann Ernst Röhm und trat in der Folgezeit auch den Artamanen bei. So wurde Heß auch mit Heinrich Himmler bekannt.

Im April 1920 lernte Heß in einer Münchener Pension die Studentin Ilse Pröhl (1900–1995) kennen. Pröhl fühlte sich von Anfang an zu Heß hingezogen, doch dieser ließ sich nur zögernd auf eine Beziehung ein. Er vertröstete sie über Jahre hinweg und ging Intimitäten aus dem Weg.

Am 19. Mai 1920 traf Heß bei einer Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei, wie die NSDAP zunächst hieß, erstmals auf Adolf Hitler. Pröhl zufolge war Heß von Hitler sofort fasziniert. Am 1. Juli 1920 trat er der Partei bei und erhielt die Mitgliedsnr. 1.600.[10][11] Er gründete mit anderen Gesinnungsgenossen im Herbst 1920 den „1. Münchner NS-Studentensturm“, den Vorläufer des späteren Nationalsozialistischen Studentenbundes.

In dieser Zeit bildete sich Heß’ enge Bindung, seine „hündische Geducktheit“ und Ergebenheit gegenüber Hitler aus, die seine eigene Persönlichkeit fast ganz verschwinden ließen. In ihm fand Heß einen Ersatz für die dominante Vaterfigur, mit der er aufgewachsen war.[12] Im November 1921 gewann er in einem Preisausschreiben zum Thema „Wie muss ein Mann beschaffen sein, der Deutschland wieder in die Höhe führt?“ den ersten Preis mit einer frühen Ausformulierung des Führermythos. Er beschrieb darin einen Diktator voller Kälte, Leidenschaft und Selbstlosigkeit, der deutlich an das Bild Hitlers angelehnt war und mit Propaganda und Brutalität gegen den Marxismus, den Parlamentarismus sowie die „Juden und […] jüdisch verseuchten Freimaurer“ vorging.[13] Heß gehörte mit Dietrich Eckart, Alfred Rosenberg, Hermann Esser und Hans Frank zum engsten Kreis von Bewunderern, die dem „Führer“ erwartungsvoll das Charisma zuschrieben, auf das er später erfolgreich seine Herrschaft aufbauen sollte. Auch bei der Herstellung von Kontakten machten sie sich unentbehrlich. Heß etwa stellte Hitler Erich Ludendorff vor, einer symbolischen Führungsfigur der republikfeindlichen Rechten, die Hitler in der Folge nützlich werden sollte.[14][15]

An den Planungen zum Hitlerputsch 1923 war Heß nicht beteiligt. Am 8. November 1923 beteiligte er sich an der Festsetzung einiger hochrangiger Geiseln, u. a. des Ministerpräsidenten Eugen Ritter von Knilling. Am „Sturm auf die Feldherrnhalle” nahm er selbst nicht teil. Nach dem Scheitern des Putsches floh er zunächst einige Tage nach Österreich und fand schließlich in München Unterschlupf bei der Familie Haushofer. Er wurde bald steckbrieflich gesucht, stellte sich aber erst im Frühjahr 1924 den Behörden. Er wollte hierdurch einer härteren Bestrafung entgehen, denn sein Fall drohte an das Reichsgericht in Leipzig überwiesen zu werden, bei dem er ein höheres Strafmaß als vor einem bayerischen Gericht befürchten musste. Zudem hatte Hitler eine milde Bestrafung erhalten.[16]

Privatsekretär Hitlers

Heß wurde zu 18 Monaten Haft Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt, wo auch Hitler seine Strafe verbüßte. Bei der Entstehung von Mein Kampf im Gefängnis führte dieser lange Gespräche mit Heß, las ihm aus dem Manuskript vor, das dieser im Anschluss redigierte und auf einer Schreibmaschine ins Reine tippte. Inhaltlich nahm er – abgesehen von dem „Raumgedanken“ Haushofers, der ihn mehrmals im Gefängnis besuchte– wenig Einfluss, Mitautor oder Ghostwriter war er nie.[17]

Anfang 1925 wurde Heß aus der Haft entlassen. Beim Wiedereintritt in die NSDAP nach deren Neugründung erhielt er ehrenhalber die Mitgliedsnummer 16, da das Parteiverzeichnis eigentlich erst mit der Nummer 550 begann. Im April 1925 gab Heß seine Stelle als Hilfsassistent bei Haushofer auf und wurde Hitlers Privatsekretär. Sein Studium schloss er nicht mehr ab. Von nun an machte er, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, Termine für Hitler, beantwortete Briefe und organisierte alle Abläufe um Hitler herum.[18] Außerdem verwaltete er Hitlers private Einkünfte[19] und baute den Vorläufer der späteren Parteikanzlei auf. Heß entfaltete in Hitlers Auftrag eine rege Reisetätigkeit, wofür ihm seit 1930 auch ein eigenes Flugzeug zur Verfügung stand. 1932 gewann er beim Sportflugwettbewerb „Rund um die Zugspitze“ den zweiten Platz, 1934 sogar den ersten Platz.[20] Ende der zwanziger Jahre etwa fuhr er nach Hamburg, um aus Wirtschaftskreisen Spenden für die NSDAP zu akquirieren. Es erschienen nur sechs Unternehmer, die auf Heß’ wenig konkrete Ausführungen zu Wirtschaftspolitik und kommunistischer Gefahr sarkastisch nachfragten, ob „denn Ihre NSDAP eine Art Wach- und Schließgesellschaft für den Großbesitz sein will?“. Spenden erhielt Heß keine.[21] Heß war von naiver, aber aufrichtiger Verehrung und Unterwürfigkeit,[22] sodass sich der arbeitsscheue Hitler voll auf ihn verlassen und sich mit anderen, weniger farblosen Figuren umgeben konnte. Hitlers ungewöhnlich inniges Verhältnis zu Heß ließ bald Gerüchte über dessen gleichgeschlechtliche Neigungen aufkommen.[23] Angeblich verkehrte Heß in Münchner und Berliner Homosexuellenkreisen unter dem Decknamen „Schwarze Berta“.[24] Um dem Gerede entgegenzutreten, heiratete Heß auf Geheiß Hitlers, der auch Trauzeuge war, am 20. Dezember 1927 in München Ilse Pröhl. Das Verhältnis der Eheleute blieb in der Folge wenig intim. Das einzige gemeinsame Kind Wolf Rüdiger wurde erst zehn Jahre nach der Eheschließung geboren.[23]

Im Juni 1928 trat Heß in der Zeitschrift Der S.A.-Mann mit einer Rechtfertigung des Hitlergrußes an die Öffentlichkeit, der zwei Jahre zuvor parteioffiziell eingeführt worden war; er sei keineswegs eine Übernahme des römischen Grußes, wie ihn die italienischen Faschisten verwendeten, sondern sei in der NSDAP bereits seit 1921 üblich gewesen.[25] 1931 erhielt er ein eigenes Büro im Braunen Haus, das zur Keimzelle seines wachsenden Mitarbeiterstabes werden sollte. Nach dem Sturz des Reichsorganisationsleiters Gregor Straßer im Dezember 1932 übertrug Hitler Heß den Vorsitz der neu geschaffenen Politischen Zentralkommission der NSDAP. Der bis dahin in der Öffentlichkeit kaum bekannte und persönlich ehrgeizlose Heß wurde mit einem Schlag der zweitmächtigste Mann in der NSDAP.[22][26]

Reichsminister und „Stellvertreter des Führers“

Hitlers Stellvertreter in der Parteileitung
Heß (links im Bild) begrüßt Hitler beim Reichsparteitag, Nürnberg 1938

Am 21. April 1933 ernannte Hitler Heß zu seinem Stellvertreter in der NSDAP. In dieser Funktion nahm er ab Juni 1933 an den Kabinettssitzungen teil. Seit Dezember 1933 war er als Reichsminister ohne Geschäftsbereich auch offiziell dessen Mitglied.[27] Ebenfalls 1933 erhielt Heß den Rang eines SS-Obergruppenführers.[28] Diesen Rang legte er im September 1933 ab und führte fortan nur noch den Titel „Stellvertreter des Führers“ (StdF). Weitere Karrierestufen waren die Aufnahme in den Geheimen Kabinettsrat im Februar 1938 und in den Ministerrat für die Reichsverteidigung Ende August 1939. Am 1. September 1939 bestimmte ihn Hitler für den Fall seines Todes nach Hermann Göring zu seinem zweiten Nachfolger.[29]

Wie groß Heß’ konkrete Macht in der Zeit des Nationalsozialismus tatsächlich war, ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten. Viele Autoren glauben, dass, obwohl Heß als Stellvertreter des Führers mit seinem Stab nahezu absolute Macht über die NSDAP gehabt habe, er dennoch faktisch machtlos gewesen sei.[30] Er sei unfähig oder nicht willens gewesen, eigene Initiativen zu ergreifen und habe sich daher auf repräsentative Aufgaben wie die Teilnahme an karitativen Veranstaltungen zurückgezogen. Das Tagesgeschäft habe er vielmehr seinem machtbewussten Stabsleiter Martin Bormann überlassen, der ihm 1941 im Amt nachfolgen sollte.[22][31][32][33] Heß’ Position in der nationalsozialistischen Polykratie war insgesamt eher schwach: Hitler, der den ihm Untergebenen keine klar abgegrenzten Kompetenzen zuwies, um sie nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ miteinander rivalisieren zu lassen, hatte Heß den Ende 1932 neu eingerichteten Stabsleiter der Parteiorganisation Robert Ley nicht unterstellt. Somit hatte er keine Amtsgewalt über die diesem weiterhin unterstehenden politischen Leiter, die das eigentliche Rückgrat der NSDAP darstellten. Das Ergebnis waren langwierige Auseinandersetzungen zwischen den beiden, die den Parteiapparat lähmten. Erst 1941 verlor Ley in diesem Machtkampf das alleinige Recht, Hitler in Personalangelegenheit vorzutragen, und damit einen entscheidenden Vorsprung vor Heß.[34][35]

Der Würzburger Historiker Rainer F. Schmidt glaubt dagegen, Heß habe eine starke Machtstellung besessen. Aus dem Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom Dezember 1933 leitete er für sich das Recht ab, sämtliche staatlichen Aktivitäten zu kontrollieren und ideologisch zu prüfen, was Hitler ihm in einem ad hoc erteilten Führerbefehl im Juli 1934 auch explizit zusprach. Eine weitere Machtausweitung brachte die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935, die Heß das Recht gab, in jeder Gemeinde „Beauftragte der NSDAP“ zu ernennen, die darauf zu achten hatten, dass kommunale Ämter mit geeigneten Nationalsozialisten besetzt wurden.[36] Im September 1935 erhielt Heß durch einen weiteren Führererlass die Befugnis, die weltanschauliche Eignung sämtlicher höherer Beamtenanwärter zu prüfen. Allerdings beschwerte sich Heß bald über die Gauleiter, die ihm nicht rechtzeitig Bericht über die Kandidaten erstatteten. Diese selbst blieben Hitler unmittelbar unterstellt und entzogen sich Heß’ Kontrolle.[37] Insgesamt habe Heß nach Schmidts Ansicht ein „Imperium“ befehligt, „das dem eines Hermann Göring oder Heinrich Himmler kaum nachstand“. Seine Dienststelle wuchs bis 1936 auf 172 Mitarbeiter und verfügte mit dem Beauftragten für außenpolitische Fragen Joachim von Ribbentrop und der Heß unterstehenden Auslandsorganisation der Partei über eigene Instrumente, auf die Außenpolitik Einfluss zu nehmen, ja sogar über einen eigenen Geheimdienst. Erst in den Jahren ab 1936, als sich Hitler zunehmend der Außenpolitik und der Kriegsvorbereitung zuwandte, sei Heß’ Macht zunehmend geschwunden.[38] Seit dieser Zeit verschlechterte sich Heß’ Gesundheitszustand. Die vielfältigen Symptome, unter denen er litt, ließ er zumeist mit alternativmedizinischen Methoden behandeln wie der Homöopathie oder der anthroposophischen Medizin, für die er sich wiederholt einsetzte.[39]

Erfolglos war Heß schon zuvor mit seinen wiederholten Ermahnungen an die Amtsträger der NSDAP geblieben, nicht durch „protzenhaftes, überhebliches und undisizipliniertes Auftreten“ das Ansehen der Partei in der Öffentlichkeit zu beschädigen. Da er sich immerhin selbst an seine Appelle hielt, galt er bald als „Puritaner der Bewegung“.[40] Heß gilt als einer der Protagonisten des Führerkults, dem er selbst bis zur Verleugnung der eigenen Persönlichkeit anhing. Bei den Massenveranstaltungen des Regimes kündigte er mit ehrlicher Begeisterung in der Stimme Hitlers Auftritt an. Im Juni 1934 erklärte er zum Beispiel:

„Unser aller Nationalsozialismus ist verankert in kritikloser Gefolgschaft, in der Hingabe an den Führer, die im Einzelfalle nicht nach dem Warum fragt, und in der schweigenden Ausführung dessen, was er befiehlt.“[22]

Mit solchen Sprüchen ging er sogar vielen Nationalsozialisten auf die Nerven.[41] Bedeutung gewannen sie aber, indem Heß stets vor den entscheidenden Stufen der Machteroberung an die Öffentlichkeit trat, etwa vor der Volksabstimmung über die Zusammenlegung der Ämter von Reichskanzler und Reichspräsident mit seiner Rede am 14. August 1934, die über alle deutschen Radiosender ausgestrahlt wurde. Hier stilisierte er Hitlers Lebenslauf, der von ärmlichen Anfängen ausgehend, von der Vorsehung als Retter Deutschlands auserkoren sei und der „bewiesen hat, daß er die Verkörperung alles Guten im deutschen Menschen ist“.[42]

Röhm-Krise

Während der Krise um die wachsenden Machtansprüche der SA stand Heß entschieden auf Seiten Hitlers. Bereits im April 1933 hatte er allen Angehörigen der NSDAP untersagt, sich in die inneren Angelegenheiten von Wirtschaftsunternehmen einzumischen.[43] Dies hatte die sich sozialistisch gerierende SA seit der Machtergreifung wiederholt getan.[44] Im Januar 1934 schrieb er in einem Beitrag in den Nationalsozialistischen Monatsheften, der gleichzeitig auch im Völkischen Beobachter erschien, es gebe „für die S.A. […] nicht die geringste Notwendigkeit, ein Eigendasein zu führen“ – eine deutliche Warnung an Stabschef Ernst Röhm.[45] Nachdem Röhms späterer Nachfolger Viktor Lutze hinterbracht hatte, dass sich der SA-Chef am 28. Februar 1934 im betrunkenen Zustand abfällig über Hitler geäußert hatte („Verrat“, „dieser lächerliche Gefreite“), schickte ihn Heß sofort zum persönlichen Rapport zu Hitler auf den Berghof.[46] Noch deutlicher gegen die SA wurde er in einer Rundfunkansprache am 25. Juni 1934: Das Schlagwort von der „zweiten Revolution“, das Röhm seit Sommer 1933 verwendete, bemäntele nur ein „verbrecherisches Spiel … Weh dem, der die Treue bricht, im Glauben, durch eine Revolte der Revolution dienen zu können!“[47] Als am 30. Juni 1934 dann die blutige Ausschaltung der SA-Spitze begann, ging Heß gemeinsam mit Hitler die Todeslisten durch. Mit Max Amann rivalisierte er darum, persönlich Röhm erschießen zu dürfen. Der Mord wurde auf Befehl Hitlers einen Tag später von Theodor Eicke begangen.[48] Im September 1934 rechtfertigte Heß öffentlich die Morde auf dem Reichsparteitag, der in Leni Riefenstahls Propaganda-Dokumentation Triumph des Willens festgehalten wird. Heß sprach Hitler mit den Worten an:

„Sie sind Deutschland: Wenn Sie handeln, handelt die Nation, wenn Sie richten, richtet das Volk. Unser Dank ist das Gelöbnis, in guten und in bösen Tagen zu Ihnen zu stehen, komme, was da wolle!“[49]

Judenverfolgung

Die Judenverfolgung und Rassenpolitik stellte einen Schwerpunkt in Heß' gesetzgeberischen Bemühungen dar.[50] Bereits am 6. April 1933 übermittelte er Vorschläge „zur Regelung der Stellung der Juden“ an Julius Streicher, die die Bestimmungen des späteren „Blutschutzgesetzes“ vorwegnahmen und zum Teil darüber hinausgingen.[51] Am 15. Mai 1934 wurde Heß als Stellvertreter des Führers das neue Rassenpolitische Amt der NSDAP unterstellt, das die verschiedenen rassenpolitischen Verantwortlichen innerhalb der nationalsozialistischen Polykratie koordinieren sollte. Heß beauftragte den Mediziner Walter Groß mit der Leitung, dessen christlich-völkische Positionen er teilte.[52] 1934 erließ Heß ein Verbot des persönlichen Umgangs mit Juden für alle Parteigenossen.[53]

An der Ausformulierung der Nürnberger Rassegesetze nahm Heß persönlich teil.[54] Seitdem trugen sämtliche Erlasse und Gesetze, die die zunehmende Entrechtung der Juden in Deutschland bestimmten, seine Unterschrift.[55] Zunächst gehörte es zu Heß’ Aufgaben, die Mitglieder des Reichsausschusses zum Schutze des deutschen Blutes vorzuschlagen, die Hitler dann ernannte.[56] Die vom Reichsausschuss vorgeschlagenen Entscheidungen, wer als „Jüdischer Mischling“ zu gelten habe und wem eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden könne, mussten von seinem Stab gebilligt werden. 1935 warb er in einem Rundschreiben für die Zwangssterilisationen, die das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vorsah: Als Nationalsozialist dürfe man sich „niemals, ganz besonders nicht durch konfessionelle Einflüsse zu einer ablehnenden Haltung […] verleiten“ lassen.[57] Im gleichen Jahr bekannte er sich in einer Rede in Goslar zum verschwörungstheoretischen Schlagwort vom Jüdischen Bolschewismus, der die Schuld am Versailler Vertrag, an Hunger und Arbeitslosigkeit trage, da er Deutschland dadurch „geistig und organisatorisch auf die Bolschewisierung“ habe vorbereiten wollen. Noch deutlicher wurde Heß in seiner Rede auf dem Reichsparteitag 1936, in der er den Spanischen Bürgerkrieg als Kampf zwischen Juden und den Völkern, die in ihnen ihren „Jahrtausende alten Feind“ erkannt hätten, und prophezeite als Ergebnis dieses Kampfes den „Untergang des jüdischen Volkes“. Seit September 1939 kam Heß in fast allen seinen Reden auf die These zurück, dass die tiefere Ursache des Zweiten Weltkriegs in jüdischen Machenschaften zu suchen sei.[58]

1937 war Heß an Planungen beteiligt, den Juden im Deutschen Reich Sondersteuern aufzuerlegen.[59] Im Zuge der Arisierungspolitik sprach sich Heß dagegen aus, verbindlich zu definieren, was genau ein „jüdischer“ Betrieb sei. Seines Erachtens reiche es aus, wenn sich 25 % des Kapitals in jüdischen Händen befanden.[60] Er war zudem Mitunterzeichner des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939, das Juden vom gesetzlichen Mieterschutz ausnahm. Im Juli 1939 wies er die Gestapo an, Paare, deren Eheschließungsanträge aus rassischen Gründen abgelehnt worden waren, zu observieren, um ein Zusammenleben ohne Trauschein zu verhindern.[61]

Im November 1940 beanstandete der Stellvertreter des Führers die Einführung des deutschen Strafrechts in den eingegliederten Ostgebieten als Fehler und forderte ein besonderes Strafrecht und Einführungsgesetz zum Strafprozessrecht für Polen. In einem Vermerk, mit dem der Entwurf der „Ministerratsverordnung über die Strafrechtspflege gegen Polen und Juden“ am 22. April 1941 verschickt wurde, hieß es, dass diese Vorschläge „dem Wunsch des Stellvertreters des Führers weitgehend Rechnung“ trügen, allerdings im „drakonischen Sonderstrafrecht“ von der gewünschten Prügelstrafe abgesehen werde.[62]

Flug nach Großbritannien

Am 10. Mai 1941 flog Heß mit einer Messerschmitt Bf 110 in Richtung Schottland, um in Dungavel Castle (South Lanarkshire) mit Douglas Douglas-Hamilton, 14. Duke of Hamilton, den er für den Anführer der britischen Friedensbewegung und Gegner von Premierminister Winston Churchill hielt, über Frieden zu verhandeln. Heß hatte ihn 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin kennengelernt. Heß sprang mit dem Fallschirm ab und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Sein Flug wurde von der nationalsozialistischen Regierung in der Öffentlichkeit als Verrat gewertet und Heß für geisteskrank erklärt. Am 13. Mai sprach Hitler zu den Reichs- und Gauleitern über Heß’ Flug. Dabei versuchte er das ursprünglich vermittelte Bild vom „verrückten Heß“ zu korrigieren, indem er dessen Motive erläuterte.[63] In der Bevölkerung kursierte der Flüsterwitz: „Brauner Wellensittich entflogen. Abzugeben Reichskanzlei“.[64]

Das Wrack von Heß’ Messerschmitt Bf 110

Der ehemalige Sekretär der britischen Botschaft in Berlin, Ivone Kirkpatrick, reiste nach Schottland, um Heß zu vernehmen. Dieser erläuterte ihm in einem weitschweifigen Vortrag, den er vorbereitet hatte, Großbritannien habe sich seit Abschluss der Entente cordiale 1904 Deutschland ständig entgegengestellt; da es auf alle Friedensangebote Hitlers nur „mit Verachtung“ reagiert habe, sei diesem gar nichts anderes übrig geblieben als der Krieg. In diesem Krieg sei Deutschland materiell und strategisch überlegen, weshalb es für Großbritannien das Beste sei, sofortige Friedensverhandlungen aufzunehmen: Hitler, der von seinem Flug nichts wisse, hege keinerlei Pläne gegen Großbritannien oder seine außereuropäischen Besitzungen, an eine Weltherrschaft denke er nicht. Seine Interessensphäre liege vielmehr in Europa und, wie Heß auf Kirkpatricks Nachfrage präzisierte, in der Sowjetunion. Dieses Angebot bot für die Briten nichts Neues, denn es entsprach genau dem Friedensappell, den Hitler am 19. Juli 1940 öffentlich ausgesprochen hatte. Als die Briten Genaueres über die außenpolitischen Pläne des nationalsozialistischen Deutschland erfahren wollten, etwa über die Rolle, die die Republik Irland in Hitlers Plänen spielte, oder seine Planungen in Bezug auf die USA, wusste Heß wenig zu sagen: Zu eigenständigen außenpolitischen Akzentsetzungen, die über ein bloßes Rekapitulieren der oft gehörten Ansichten Hitlers hinausgingen, war er nicht in der Lage.[65]

Heß wurde nach London gebracht und kurzzeitig im dortigen Tower inhaftiert, als letzter in einer langen Reihe von prominenten Gefangenen der 900 Jahre alten Festung. Churchill befahl, ihn streng zu isolieren, aber angemessen zu behandeln. Am 20. Mai 1941 wurde er in die Maryhill-Kaserne und schließlich nach Mytchett House in der Nähe von Aldershot in Surrey verlegt. Das Haus wurde mit Mikrofonen und Tonaufzeichnungsgeräten ausgestattet. Drei MI6-Offiziere waren mit der Aufgabe betraut, die Gespräche von Heß – oder „Z“, wie er jetzt genannt wurde – auszuwerten. Um noch mehr Informationen aus ihm herauszulocken, traf sich am 9. Juni der ehemalige Appeasement-Politiker John Simon mit Heß. Beide hatten sich bereits 1935 bei einem britischen Staatsbesuch in Berlin kennengelernt. Doch auch Simon gegenüber wiederholte Heß immer nur dieselben, wenig reflektierten Vorstellungen: Weder hatte er irgendwelche tiefer gehenden Kenntnisse über Hitlers außenpolitische Pläne, noch war er mit der Tradition der britischen Außenpolitik vertraut, von der er zu Simons Erstaunen annahm, sie hätte traditionell keinerlei Interessen auf dem Kontinent. Dieses Gespräch überzeugte die Briten, dass Heß tatsächlich auf eigene Faust gekommen war, ohne Kompetenz zur Führung von Friedensverhandlungen. Premierminister Churchill hatte nach der Lektüre des Gesprächsprotokolls den Eindruck einer „Unterhaltung mit einem mental retardierten Kind, […] die uns etwas von der Atmosphäre in Berchtesgaden vermittelt“. Als Heß bemerkte, dass die Briten ihn nicht ernst nahmen und sein Flug gescheitert war, versuchte er am 15. Juni erstmals, sich das Leben zu nehmen.[65]

In der Forschung wurde lange die Ansicht vertreten, dass Heß seine Friedensmission mit dem geheimen Einverständnis Hitlers unternommen hatte, da dessen außenpolitisches Programm, wie es in Mein Kampf niedergelegt war, eine Zusammenarbeit mit Großbritannien gegen die Sowjetunion vorsah.[66] Heute ist die Forschung überwiegend der Ansicht, dass Heß nicht im Auftrag oder mit Wissen Hitlers seinen Flug unternommen hat. So vertritt der Historiker Ian Kershaw in seiner Hitlerbiographie die These, dass Hitler völlig überrascht wurde. In diesem Sinne äußerte sich auch Rainer F. Schmidt.

Hitler ließ zunächst Heß’ Personal festnehmen. Einer seiner Adjutanten wurde bis zum Kriegsende in einem Konzentrationslager festgehalten, weil er die Pläne von Heß, in die er eingeweiht war, nicht gemeldet hatte. Weil Walter Schellenbergs unbestätigten Berichten zufolge Heß ein stiller Förderer und Anhänger der Anthroposophie Rudolf Steiners sowie diverser Astrologen und Hellseher gewesen sein soll, wurden nach seinem Flug Kollektivverhaftungen auf diese Gruppen ausgedehnt. Hitler enthob Heß aller Partei- und Staatsämter und ordnete an, ihn zu erschießen, wenn er jemals wieder nach Deutschland käme. Allerdings gewährte er Heß’ Ehefrau eine Rente.

Hitler ernannte keinen neuen „Stellvertreter des Führers“. Stattdessen wurde Heß’ Dienststelle in „Parteikanzlei“ umbenannt und Heß’ Stabsleiter Martin Bormann unterstellt, der gleichzeitig mit den Befugnissen eines Reichsministers ausgestattet wurde. Die offizielle Erklärung der deutschen Regierung sagte, dass Heß zum Opfer von durch alte Kriegsverwundungen ausgelösten Halluzinationen geworden sei.

Rumpfteil der von Heß geflogenen Messerschmitt Bf 110 im Imperial War Museum London

In der britischen Regierung war man kurzzeitig unentschlossen, wie man Heß’ Flug propagandistisch ausnutzen sollte. Es gab Überlegungen, ihn als Überläufer hinzustellen, der aus Verzweiflung über die Unmöglichkeit eines Endsieges gehandelt habe, um so den Kriegswillen der deutschen Bevölkerung zu unterminieren. Diese Propagandalinie befürchtete gleichzeitig auch Joseph Goebbels, der sich durch die „Blamage des Falls Heß […] direkt geohrfeigt“ fühlte:

„Ich lese jetzt schon mit Abstand die Greuelmeldungen aus London. […] Der gute Heß wird da in einer Weise mißbraucht, die jeder Beschreibung spottet. Seine kindische Naivität bringt uns einen Schaden ein, der garnicht abzumessen ist.“[67]

Churchill ließ sich von Außenminister Anthony Eden und dem neuen Minister für Flugzeugproduktion Lord Beaverbrook überreden, Heß zur Propaganda nicht gegen das NS-Regime zu nutzen, sondern gegen die mit diesem verbündete Sowjetunion. Weil bekannt war, dass Stalin eine Zusammenarbeit der kapitalistischen Staaten gegen die Sowjetunion befürchtete, streute die britische Regierung Gerüchte aus, die von einem Erfolg der Heßschen Mission und einer bevorstehenden Wendung Deutschlands nach Osten sprachen. Zu diesem Zweck blieb seine angekündigte öffentliche Erklärung zum Heßflug aus, und Beaverbrook wies die Presse an, so viel Spekulation, Gerüchte und Diskussion über Heß wie nur möglich zu verbreiten.[68] Als sich der sowjetische Botschafter Iwan Maiski im Foreign Office erkundigte, wie die Regierung zu Heß’ Friedensangebot stehe, blieb der Parlamentarische Unterstaatssekretär Rab Butler so reserviert, dass der Botschafter glaubte, ein Friedensschluss zwischen Deutschland und Großbritannien stünde kurz bevor.[69] Mit dieser Desinformationspolitik wollten die Briten Stalin dazu bringen, sich entweder von seinem nationalsozialistischen Bündnispartner abzuwenden und gemeinsam mit Großbritannien eine gemeinsame Abwehrfront zu errichten oder einen Präventivschlag gegen Deutschland zu beginnen, das dann einen Zweifrontenkrieg würde führen müssen.[70][71]

Dieses Verwirrspiel trug dazu bei, dass Stalin die Meldungen über einen bevorstehenden deutschen Überfall nicht ernst nahm, die er etwa von Richard Sorge aus Tokio oder seit Juni auch von Eden erhielt, der durch die Dechiffrierspezialisten in Bletchley Park über Hitlers Angriffspläne informiert war. Am 12. Juli beendete ein Militärbündnis mit der Sowjetunion die britische Isolation: Da die Umstände und Rahmenbedingungen günstig waren, war das britische „Spiel mit Rudolf Heß als Figur auf dem Schachbrett der Krisensituation des Frühsommers 1941 aufgegangen“.[72]

Mit zunehmender Haftdauer wuchs bei Heß die Überzeugung, dass er ermordet werden solle. So entwickelte er eine an Verfolgungswahn grenzende Angst, man wolle ihn vergiften.[22] Manchmal bestand er darauf, sein Essen mit den MI6-Offizieren auszutauschen. Heß’ fragwürdiges Verhalten ließ die Bewacher annehmen, dass er möglicherweise geisteskrank war. Der Psychiater John Rawlings Rees kam nach einer persönlichen Unterredung zu dem Schluss, dass Heß psychisch krank war und an Depressionen litt. In seinen Tagebüchern aus seiner Gefangenschaft finden sich viele Hinweise auf Besuche von Rees, den er nicht mochte. Er beschuldigte Rees darin, ihn zu „hypnotisieren“ und vergiften zu wollen.

Nachkriegszeit

Nürnberger Prozesse

Hermann Göring, Karl Dönitz und Rudolf Heß (von links), als Angeklagte in Nürnberg

In den Nürnberger Prozessen wurde Heß wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden zu lebenslanger Haft verurteilt und in das alliierte Militärgefängnis Berlin-Spandau überführt.

Heß behauptete in Nürnberg anfangs, unter „fortschreitendem Gedächtnisschwund“ zu leiden, woraufhin eine Kommission zur Untersuchung seiner Gesundheit gebildet wurde. Die Kommission kam überein, dass Heß tatsächlich an Gedächtnisschwund leide. Als der Antrag gestellt wurde, das Verfahren gegen ihn vorläufig einzustellen,[73] erklärte er überraschend, dass sein Gedächtnis ab nunmehr nach außen hin wieder zur Verfügung stehe. Er habe seinen Gedächtnisschwund lediglich aus taktischen Gründen vorgetäuscht und sich diese Erklärung ursprünglich für einen späteren Zeitpunkt vorbehalten, wolle aber verhindern, dass deswegen das Verfahren gegen ihn eingestellt werde.

Daraufhin wurde der Antrag, das Verfahren gegen Heß vorläufig einzustellen, abgelehnt. Dennoch stellte der Gefängnispsychologe Gustave M. Gilbert am 17. August 1946 erneut fest, dass Heß unter Gedächtnisschwund leide.[74]

Bei der Konfrontierung mit den KZ-Grausamkeiten zeigte Heß sich keineswegs erschüttert. In seinem Schlusswort im Nürnberger Prozess sprach er den Anklägern das Recht ab, sich mit „innerdeutschen Dingen“ zu befassen, die Ausländer nichts angehen würden. Alle Vorwürfe gegen das deutsche Volk seien im Grunde „Ehrerweisungen“, da sie ja von Deutschlands Gegnern kämen. Heß bekannte sich glücklich, unter Hitler gedient zu haben, „dem größten Sohne […], den mein Volk in seiner tausendjährigen Geschichte hervorgebracht hat“, und seine „Pflicht als Deutscher, als Nationalsozialist, als treuer Gefolgsmann meines Führers“ getan zu haben. Er bereue nichts.[75]

Haftzeit im Kriegsverbrechergefängnis Spandau

Rudolf Heß, November 1946

Heß wurde zusammen mit den sechs anderen zu Haftstrafen verurteilten Kriegsverbrechern am 18. Juli 1947 in das Kriegsverbrechergefängnis Spandau gebracht, das von den Alliierten speziell zur Unterbringung der Verurteilten im britischen Sektor von Berlin eingerichtet worden war. Unter den Häftlingen gingen wie zuvor in der Führungsriege der Nationalsozialisten die Rivalitäten weiter, so dass sich kleine Gruppen bildeten. Heß aber blieb ein Außenseiter, da seine Persönlichkeit unsoziale Züge trug und er erkennbar geistig instabil war. Er war der einzige, der den Gottesdiensten in der Gefängniskapelle meist fernblieb. Er mied außerdem im Gefängnis jede Art von Arbeit, die er unter seiner Würde betrachtete, wodurch er bei seinen Mitgefangenen Unmut erregte.

Zudem war er ein paranoider Hypochonder. Er glaubte fortwährend, dass man ihn vergiften wolle, so dass er nie die Essensportion nahm, die eigentlich für ihn bestimmt war. Er schrie und stöhnte oft Tag und Nacht wegen Schmerzen, deren Echtheit aber sowohl von seinen Mitgefangenen als auch von der Gefängnisleitung angezweifelt wurden, da Heß sich mit Placebos ruhigstellen ließ und man daher annahm, die Schmerzen seien vorgetäuscht oder psychosomatisch. Die Häftlinge Erich Raeder, Karl Dönitz und Baldur von Schirach sahen sie als Hilferufe zur Erregung von Aufmerksamkeit oder als Methode der Arbeitsverweigerung an. Heß erhielt nämlich durch seinen Zustand einige Privilegien und durfte einigen Arbeiten fernbleiben, wodurch er den Ärger der anderen auf sich zog.

Albert Speer und Walther Funk kamen ihm aber eher entgegen. Speer, ebenfalls ein Außenseiter, machte sich bei den anderen unbeliebt, indem er dieses Verhalten von Heß tolerierte und ihn sogar vor den Gefängniswachen verteidigte. Als einziger unter den Gefangenen weigerte sich Heß über zwanzig Jahre lang, Besuch zu empfangen. Erst 1969 war er bereit, bei einem notwendigen Krankenhausbesuch außerhalb des Gefängnisses seine Frau und seinen mittlerweile erwachsenen Sohn Wolf Rüdiger Heß zu sehen.

Erich Raeder und Walther Funk waren ebenfalls zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt worden. Beide wurden aber vorzeitig in den Jahren 1955 (Raeder) und 1957 (Funk) entlassen, da sie gesundheitlich angeschlagen waren. Beide starben 1960. Heß hingegen blieb inhaftiert, und als Speer und Schirach im Jahr 1966 nach der regulären Verbüßung ihrer vollen Haftstrafen entlassen wurden, blieb er der einzige Gefangene. Aus Sorge um seine geistige Gesundheit einigten sich die Gefängnisdirektoren darauf, die zuvor recht harten Haftbedingungen zu lockern. Er durfte in eine größere Zelle umziehen und erhielt einen Wasserkocher, so dass er sich jederzeit Tee oder Kaffee machen konnte. Weiterhin wurde seine Zelle nicht mehr verschlossen, und er erhielt somit ständigen Zugang zu den Waschgelegenheiten des Gefängnisses sowie zur Gefängnisbücherei.

Entlassungsgesuche und Nachforschungen

Seine Gesuche auf vorzeitige Entlassung aus der Gefangenschaft scheiterten am Veto der Sowjetunion. Selbst unzweifelhaft antinationalsozialistische Persönlichkeiten kritisierten die Behandlung von Heß. So schrieb Winston Churchill in seinem Buch The Grand Alliance von 1950, dass er glücklich sei, nicht dafür verantwortlich zu sein, da es sich bei Heß nicht um eine Strafsache, sondern mehr um einen medizinischen Fall gehandelt habe. Auch der britische Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen, Sir Hartley Shawcross, bezeichnete im Jahr 1977 die fortwährende Inhaftierung von Heß als einen „Skandal“.

In den 1970er und 1980er Jahren setzten sich Politiker und Kirchenvertreter für eine Freilassung aus humanitären Gründen ein, auch um eine Verklärung als Märtyrer zu verhindern. Bundespräsident Gustav Heinemann wandte sich dazu kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt schriftlich an die Regierungschefs der Alliierten. Die Bundesregierung stellte zu Heß’ 90. Geburtstag ein Gnadengesuch.[28]

Rudolf Heß’ Sohn Wolf Rüdiger Heß versuchte zeitlebens, die Freilassung seines Vaters bzw. bessere Haftbedingungen zu erwirken. 1967 gründete er dazu die Hilfsgemeinschaft Freiheit für Rudolf Heß. Aus ihr ging 1989 die Rudolf-Heß-Gesellschaft hervor, deren Ziel es ist, die geschichtliche Darstellung Heß’ zu revidieren und angeblich vertuschte Umstände seiner Gefangenschaft und seines Todes aufzuklären. Bis zu seinem Tod am 24. Oktober 2001 war Wolf Rüdiger Heß Vorsitzender der Gesellschaft. Seitdem verwaltet seine Witwe die Position kommissarisch.

Am 13. April 1987, wenige Monate vor Heß’ Tod, meldete Der Spiegel, dass Michail Gorbatschow dessen Freilassung plane.[76]

Vergeblich versuchte die Rudolf-Heß-Gesellschaft, eine Freigabe noch gesperrter britischer Akten zu Heß zu erwirken, die erst 2017 freigegeben werden sollen. Obwohl Sperrfristen von 30 Jahren, bei personengebunden Archivalien auch mehr, im Archivwesen durchaus üblich sind, knüpfen neonazistische bzw. geschichtsrevisionistische Publikationen wie der Videofilm Geheimakte Heß aus dem Jahr 2004 daran den Verdacht, die britischen Behörden wollten diese Akten nicht freigeben, um Hintergründe von Heß’ Tod zu verschleiern, die ein negatives Licht auf die Rolle der Briten werfen könnten.

Tod und Todesursache

Ehemaliges Grab von Rudolf Heß in Wunsiedel mit dem Wahlspruch Ich habs gewagt von Ulrich von Hutten

Heß unternahm mindestens vier Suizidversuche. So stürzte er sich am 16. Juni 1941 von einem Balkon in Mytchett Place,[28] am 4. Februar 1945 stieß er sich ein Brotmesser in die Brust,[77] am 26. November 1959 zertrümmerte er seine Brille und schnitt sich mit einer der Scherben die Pulsadern auf,[78] am 22. Februar 1977 unternahm er dasselbe mit einem Messer.[79]

Am 17. August 1987 beging Heß Selbstmord,[80] indem er sich mit einem an einem Fenstergriff befestigten Verlängerungskabel erhängte. Er war an diesem Tag wie jeden Tag im Garten des Gefängnisses spazieren gegangen. In dessen Mitte befand sich eine ungefähr 15 m² große Gartenlaube, die mit Glasfassade, Sessel, Tisch und Heizung ausgestattet war. In dieser schien er sich etwas auszuruhen. Kurz darauf fand ein Wachsoldat Heß mit dem am Fenster befestigten Kabel um den Hals.

In einer schon seit langem vorbereiteten Presseerklärung der Alliierten, die direkt danach veröffentlicht wurde, hieß es, Heß sei „im Gefängnis verstorben“. Am darauffolgenden Tag wurden weitere Details veröffentlicht. Angeblich hatte sich die Sowjetunion dem zunächst widersetzt.[81] Heß’ Leichnam wurde am selben Tag vom britischen Gerichtsmediziner James Cameron obduziert.

Kurz vor seinem Tod hatte Heß 1987 den Wunsch geäußert, im Grab seiner Eltern auf dem evangelischen Friedhof der Stadt Wunsiedel bestattet zu werden. Er hatte zwar nie in der Stadt gelebt, aber seinem Wunsch wurde aus dem christlichen Beweggrund entsprochen, nicht über den Tod hinaus zu richten.[82]

Nachdem der Pachtvertrag für das Grab von Heß in Wunsiedel zur Verlängerung anstand, wurde er zum 5. Oktober 2011 seitens der evangelischen Kirchengemeinde Wunsiedel gekündigt. Damit verbunden war die Hoffnung, dass das Interesse von Neonazis an Aufmärschen in Wunsiedel weiter schwinden würde. Mit Zustimmung der Erben Heß’ wurde das Grab am 20. Juli 2011 aufgelöst. Heß’ Gebeine wurden exhumiert, verbrannt und anschließend auf See bestattet.[83]

Rezeption

Populärwissenschaftliche Literatur

Die Briten hatten ihre Akten zu Heß ursprünglich bis 2018 gesperrt, was im Widerspruch zu ihrer stets wiederholten Behauptung zu stehen schien, er habe keinerlei substantielle Informationen oder Angebote mitgebracht. Daher blühte lange eine populärwissenschaftliche Literatur mit verschiedenen Verschwörungstheorien.[84] Der englische Historiker John Costello argumentiert, dass die britischen Geheimdienste vom Heß-Flug unterrichtet gewesen sein müssen, da Heß andernfalls die britische Flugabwehr nicht hätte überwinden können.[85] Costellos Untersuchungen zufolge sei der Flug von Heß das Ergebnis einer Operation der britischen Geheimdienste, die einigen Vertretern des nationalsozialistischen Regimes suggeriert hätten, es gäbe in England vor allem in der Aristokratie Kreise, die Druck ausüben könnten, um einen Verhandlungsfrieden zu erwirken.[86] Richard Deacon will über eine Zeugenaussage des 1964 verstorbenen Marineagenten und James-Bond-Erfinders Ian Fleming verfügen, wonach der britische Geheimdienst den okkultismusgläubigen Heß mit einem gefälschten Horoskop zu seinem Flug animiert hätte.[87] Fleming habe unter den leichtgläubigen, führenden Nationalsozialisten Heß als besten Anwärter befunden, weil dieser sich mit Astrologie befasste und den Frieden mit England wollte, um Deutschland vor Belastungen bei einem Krieg gegen Russland zu bewahren.[88] Der britische Arzt Hugh Thomas vertritt die Überzeugung, Heß sei kurz nach dem Start abgeschossen worden; in Schottland angekommen und in Nürnberg verurteilt worden sei in Wahrheit ein Doppelgänger.[89] Der Geschichtsrevisionist Martin Allen vertritt die Ansicht, dass Heß’ angebliche aussichtsreiche Friedensinitiative durch Churchill, seines Erachtens den eigentlichen Schuldigen des Zweiten Weltkriegs, absichtlich torpediert worden sei, da er sich von einem Kriegseintritt der Sowjetunion und der USA die endgültige Vernichtung Deutschlands versprochen habe.[90] Diese Thesen untermauert er mit Dokumenten, die sich als Fälschungen erwiesen.[91] Allens Thesen werden auch in der Videodokumentation Geheimakte Heß des NPD-Historikers Olaf Rose und des Kommunikationswissenschaftlers Michael Vogt verbreitet.

Zweifel an der Todesursache

Angehörige führten an, dass Heß, zum Zeitpunkt seines Todes 93 Jahre alt, kaum mehr ohne Hilfe seines Pflegers laufen, seine Schuhe binden oder die Arme über Schulterhöhe habe heben können, sodass ein Suizid unmöglich gewesen sei. Sie glauben daher, Heß sei durch den englischen Geheimdienst Secret Intelligence Service ermordet worden, der Suizid sei nur vorgetäuscht. Aus diesem Grund beauftragte die Familie zwei Tage nach Heß’ Tod eine zweite Obduktion, die im Institut für Rechtsmedizin der Universität München von den bekannten Gerichtsmedizinern Wolfgang Spann und Wolfgang Eisenmenger vorgenommenen wurde. Auf die von der Familie aufgeworfene Frage, ob ein Erdrosseln oder Erhängen vorlag, konnte das Nachgutachten keine Stellung nehmen, da wichtige Halseingeweide wie Kehlkopf, Luftröhre, Schilddrüse und eine Halsschlagader infolge der britischen Erstobduktion fehlten und es im Nachhinein nicht mehr zu unterscheiden war, ob die vorliegende Gewalteinwirkung gegen den Hals durch Erhängen oder Erdrosseln hervorgerufen wurde.[92] Beweise für eine Ermordung wurden bei der Obduktion nicht gefunden.[93] Darüber hinaus kritisierte Spann aber einige Details der Erstobduktion und klassifizierte die Strangulationsmerkmale als atypisch für ein Erhängen. Dies wird von Vertretern der Mordthese als Beweis angesehen. Heß’ letzter Pfleger Abdullah Melaouhi und der ehemalige Gefängnisdirektor Eugene Bird werden wegen ihres früheren unmittelbaren Kontakts mit Heß und ihrer Kenntnis des Gefängnisses von den Vertretern der Mordthese als eine Art Belastungszeugen dargestellt; Bird war aber bei Heß’ Tod nicht im Gefängnis anwesend. Beide haben dazu publiziert. Bird legte 1974 sein Buch Rudolf Heß: Stellvertreter des Führers vor, Melaouhi veröffentlichte 2008 in Zusammenarbeit mit dem Mitglied des Bundesvorstandes der NPD Olaf Rose sein Buch Ich sah den Mördern in die Augen! Die letzten Jahre und der Tod von Rudolf Heß. Er referiert seitdem dazu vor Neonazis.[94] Auf der These der Ermordung baut die These auf, es handele sich bei dem vorgetäuschten Suizid um ein britisches Komplott.

Auswirkungen auf die Neonazi-Szene

Neonazis beim Rudolf-Heß-Gedenkmarsch 2004 in Wunsiedel

Heß gilt in der Neonazi-Szene aufgrund seines ungebrochenen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus, seiner 46-jährigen Haftzeit und der Verschwörungstheorien, die sich sowohl um seinen Flug nach Großbritannien als auch um seinen Tod ranken, als Märtyrer und „Friedensflieger“.[95] Als Beispiel für die „apologetisch-abstruse“ Sicht auf Heß, die in neonazistischen Kreisen verbreitet ist, zitiert Rainer F. Schmidt die kontrafaktische Spekulation seines Sohnes Wolf Rüdiger Heß, wonach bei einem Erfolg seines Fluges nach Großbritannien „der deutsche Angriff auf die Sowjetunion unterblieben“ und die „europäische Judenfrage“ einer friedlichen Lösung zugeführt worden wäre.[96] Sein Todestag war seit 1987 alljährlich zum Anlass für neonazistische Aufmärsche geworden, die so genannten Rudolf-Heß-Gedenkmärsche in der oberfränkischen Stadt Wunsiedel, in der Rudolf Heß begraben war. 1988 bis 1990 wurden Kundgebungen mit Genehmigung des Verwaltungsgerichts Bayreuth abgehalten.[82] Von 1991 bis 2000 waren die Demonstrationen verboten und wurden trotz der Verbote in anderen Städten und auch in anderen Ländern (etwa in den Niederlanden und Dänemark) durchgeführt. 2001 wurden die Demonstrationen in Wunsiedel erstmals erlaubt und zählten mit etwa 2500 Teilnehmern im Jahr 2002 und 3800 Teilnehmern im Jahr 2004 zu den größten Neonazidemonstrationen in Deutschland. Die Demonstrationen in diesen Jahren wurden auch vom Bundesverfassungsgericht genehmigt.

Um zu zeigen, dass sie sich nicht mit diesen Aufmärschen identifizieren, organisierten Bürger Wunsiedels Gegendemonstrationen und gründeten Bürgerinitiativen, die sich für Toleranz, Engagement und Zivilcourage einsetzen. Eine Änderung des Strafgesetzbuches im Jahr 2005, das die Billigung, Rechtfertigung oder Verherrlichung der nationalsozialistischen Herrschaft unter Strafe stellt, ermöglichte ein Verbot der Aufmärsche.[82] In den Jahren 2005 und 2006 wurde der Aufmarsch erneut verboten. Diese Entscheidung wurde beide Male vom Verwaltungsgericht Bayreuth, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht bestätigt (siehe auch Wunsiedel-Entscheidung). Seither finden in Wunsiedel nur noch Schweigemärsche mit geringen Teilnehmerzahlen statt.

Da der 20. Todestag im Jahre 2007 von besonderer symbolischer Bedeutung war, wurden in zahlreichen Orten Deutschlands im Vorfeld Demonstrationsverbote verhängt, die von den Veranstaltern gerichtlich angefochten wurden. So durften hierzu in ganz Sachsen-Anhalt keine Demonstrationen durchgeführt werden. In München wurde ein Aufmarsch unter Auflagen zugelassen. Der Landkreis Forchheim legte gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Bayreuth Beschwerde vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein, eine Demonstration in Gräfenberg zuzulassen.[97]

Im 2008 erschienenen Buch Les 7 de Spandau (Die Sieben von Spandau) sagten Charles Gabel und Michel Roehrig, die letzten Beichtväter von Heß, aus, dass Heß selbst Neonazis, die für ihn demonstrierten, immer wieder als „Dummköpfe“ bezeichnet haben soll. Er habe in der zweiten Hälfte seiner 40-jährigen Haft einen tiefgreifenden Wandel vollzogen und habe am Ende nichts mehr von einem Nationalsozialisten oder Antisemiten an sich gehabt.[98]

Literatur

Biografisches/Allgemeines

  • Eugene Bird: Hess. Der Stellvertreter des Führers. Englandflug und britische Gefangenschaft. Nürnberg und Spandau. Verlag Kurt Desch, München 1974, ISBN 3-420-04701-0.
  • Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann. K.G. Saur, München 1992, ISBN 3-598-11081-2.
  • Dietrich Orlow: Rudolf Heß. „Stellvertreter des Führers”. In: Ronald Smelser, Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die braune Elite I. 22 biographische Skizzen. 3. Aufl., Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, S. 84–97.
  • Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker: Rudolf Heß – Der Mann an Hitlers Seite. Militzke, Leipzig 1999 ISBN 3-86189-157-3.
  • Alfred Seidl: Der Fall Heß 1941–1987. Dokumentation. 3.Aufl., München 1988, ISBN 978-3-8004-1066-8.
  • Wolf Heß (Hrsg.): Rudolf Heß, Briefe 1908–1933. München/Wien 1987.

„Englandflug“

  • James Douglas-Hamilton: Geheimflug nach England – Der „Friedensbote“ Rudolf Heß und seine Hintermänner. Düsseldorf 1973
  • Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“. Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000 ISBN 3-430-18016-3
  • Franz Graf-Stuhlhofer: Hitler zum Fall Heß vor den Reichs- und Gauleitern am 13. Mai 1941. Dokumentation der Knoth-Nachschrift. In: Geschichte und Gegenwart. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung 18 (1999) 95–100 [Wilhelm Knoth war Gauamtsleiter in Kassel]
  • Armin Nolzen: Der Heß-Flug vom 10. Mai 1941 und die öffentliche Meinung im NS-Staat. In: Martin Sabrow (Hrsg.): Skandal und Diktatur. Öffentliche Empörung im NS-Staat und in der DDR. Wallstein Verlag, Göttingen 2004.
  • Roy Conyers Nesbit, Georges Van Acker: The Flight of Rudolf Hess: Myths and Reality. Sutton Publishing Ltd. 1999, Rev. Paperback Ed. 2007. ISBN 978-0-7509-4757-2.

Bedeutung in der Neonazi-Szene

  • Thomas Dörfler, Andreas Klärner: Der „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch” in Wunsiedel. Rekonstruktion eines nationalistischen Phantasmas. In: Mittelweg 36, Heft 4/2004, S. 74–91 Online abrufbar.
  • Michael Kohlstruck: Fundamentaloppositionelle Geschichtspolitik. Die Mythologisierung von Rudolf Heß im deutschen Rechtsextremismus. In: Claudia Fröhlich, Horst-Alfred Heinrich (Hrsg.): Geschichtspolitik. Wer sind ihre Akteure, wer ihre Rezipienten? Franz Steiner, Stuttgart 2004, ISBN 3-515-08246-8.

Weblinks

 Commons: Rudolf Heß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 37 f.
  2. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 37
  3. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 38 f.
  4. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 39.
  5. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 40
  6. 6,0 6,1 6,2 Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 40 ff.
  7. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 42-44
  8. 8,0 8,1 Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 44 f.
  9. Joachim Fest: Hitler – Eine Biographie. Ullstein Taschenbuch, 10. Auflage 2008, S. 183.
  10. Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Grondrom Verlag, Bindlach 1991, S. 22.
  11. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 48 f.
  12. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 35 ff.
  13. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 48 f.
  14. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Siedler Verlag, Berlin 1994, S. 66 ff.
  15. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. C.H. Beck Verlag, München 2003, S. 565 und 560.
  16. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 51 f.
  17. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 52–55
  18. Beispiele bei Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Grondrom Verlag, Bindlach 1991, S. 168 ff., 205 u. ö.
  19. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 185.
  20. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 57.
  21. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 118 f.
  22. 22,0 22,1 22,2 22,3 22,4 Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich. Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft, Militär, Kunst und Wissenschaft. Harnack, München 1983, S. 120.
  23. 23,0 23,1 Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 55 f.
  24. Manfred Görtemaker: Der Flug des Paladins. In: Der Spiegel, 2. Juni 2001 (online, Zugriff am 4. Mai 2012)
  25. Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl… Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Grondrom Verlag, Bindlach 1991, S. 129 f.
  26. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 58–62.
  27. Carola Stern, Thilo Vogelsang, Erhard Klöss und Albert Graff (Hrsg.): dtv-Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert. dtv, München 1974, S. 336
  28. 28,0 28,1 28,2 Biographie: Rudolf Heß, 1894–1987
  29. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 62 f.
  30. Martin Broszat: Der Staat Hitlers: Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung. dtv, München 1969, S. 683
  31. Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der NSDAP und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und Bormanns Partei-Kanzlei. K.G. Saur, München 1992, S. 109 und S. 265 f.
  32. Wolfgang Benz: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). In: derselbe, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 603.
  33. Fabian Grossekemper: Rudolf Heß (1894–1987) auf shoa.de (Zugriff am 5. Mai 2012)
  34. Heinz Höhne: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reichs. Ullstein, Berlin 1996, S. 131 f.
  35. Reinhard Bollmus: "Stellvertreter des Führers". In: Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 748.
  36. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 63 f. und 77 (hier das Zitat)
  37. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 66–69.
  38. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 77 (hier das Zitat) - 85.
  39. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 77 (hier das Zitat) - 85.
  40. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 74 f.
  41. Heinz Höhne: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reichs. Ullstein, Berlin 1996, S. 95.
  42. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 76.
  43. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 69.
  44. Heinz Höhne: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reichs. Ullstein, Berlin 1996, S. 99 ff.
  45. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. Beck, München 1989, S. 203.
  46. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 70.
  47. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. Beck, München 1989, S. 203.
  48. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Siedler Verlag, Berlin 1994, S. 330.
  49. Martin Loiperdinger: »Triumph des Willens«. Einstellungsprotokoll. In: David Culbert (Hrsg.): Leni Riefenstahl's »Triumph of the Will«. University Publications of America, Frederick MD 1986, S. 133
  50. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 72.
  51. Götz Aly, Wolf Gruner et al. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd. 1: Deutsches Reich 1933-1937. Oldenbourg, München 2008, Dok. 27.
  52. Cornelia Essner: Die „Nürnberger Gesetze“ oder Die Verwaltung des Rassenwahns 1933–1945. Schöningh, Paderborn 2002, S. 66 ff.
  53. Götz Aly, Wolf Gruner et al. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Bd. 1: Deutsches Reich 1933–1937. Oldenbourg, München 2008, Dok. 131.
  54. Peter Longerich: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Piper, München 1998, S. 104
  55. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 72.
  56. Uwe Dietrich Adam: Judenpolitik im Dritten Reich. Droste, Düsseldorf 1972, S. 145
  57. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“. Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 72 f.
  58. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf 3. Auflage 2000, S. 73 f.
  59. Götz Aly, Wolf Gruner et al. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Bd. 1: Deutsches Reich 1933–1937. Oldenbourg, München 2008, Dok. 131.
  60. Cornelia Essner: Die „Nürnberger Gesetze“ oder Die Verwaltung des Rassenwahns 1933–1945. Schöningh, Paderborn 2002, S. 248 f.
  61. Götz Aly, Wolf Gruner et al. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Bd. 2: Deutsches Reich 1938–August 1939. Oldenbourg, München 2009, Dok. 313
  62. Bundesminister der Justiz (Hrsg.): Im Namen des Volkes. Justiz und Nationalsozialismus. - Katalog zur Ausstellung. Köln 1989, ISBN 3-8046-8731-8, S. 227.
  63. Franz Graf-Stuhlhofer: Hitler zum Fall Heß … Dokumentation der Knoth-Nachschrift. In: Geschichte und Gegenwart 1999, S. 95–100.
  64. Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten. Tagebücher 1933–1945. Aufbau, Berlin 1995, Bd. 1, S. 594. Zitiert bei Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 388.
  65. 65,0 65,1 Rainer F. Schmidt: Der Heß-Flug und das Kabinett Churchill. Hitlers Stellvertreter im Kalkül der britischen Kriegsdiplomatie Mai-Juni 1941. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 41 (1994), S. 14 f. (online (PDF; 7,7 MB), Zugriff am 11. April 2012)
  66. Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940–1941. München 1982, S.514 ff.; Bernd Martin: Friedensinitiativen und Machtpolitik im Zweiten Weltkrieg. Droste, Düsseldorf 1976, S.426; Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933–1945. Kalkül oder Dogma?, Kohlhammer, Stuttgart, Berlin und Köln 1990, S. 111
  67. Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels. Tagebücher 1924–1945. Piper, München 1992, Bd. 4, S. 1576 f. (Eintrag vom 15. Mai 1941, Rechtschreibfehler im Original).
  68. „What was wanted at the moment […] was as much speculation, rumour, and discussion about Hess as possible.“ Zitiert bei Rainer F. Schmidt: Der Heß-Flug und das Kabinett Churchill. Hitlers Stellvertreter im Kalkül der britischen Kriegsdiplomatie Mai-Juni 1941. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 41 (1994), S. 17–20 (hier das Zitat). (online (PDF; 7,7 MB), Zugriff am 11. April 2012)
  69. Gabriel Gorodetsky: Stalin und Hitlers Angriff auf die Sowjetunion. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum „Unternehmen Barbarossa“ . Piper, München 1990S. 352 f.
  70. Gabriel Gorodetsky: Stalin und Hitlers Angriff auf die Sowjetunion. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau. Vom Hitler-Stalin-Pakt zum „Unternehmen Barbarossa“ . Piper, München 1990S. 352–358.
  71. Rainer F. Schmidt: Der Heß-Flug und das Kabinett Churchill. Hitlers Stellvertreter im Kalkül der britischen Kriegsdiplomatie Mai-Juni 1941. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 41 (1994), S. 19. (online (PDF; 7,7 MB), Zugriff am 11. April 2012)
  72. Rainer F. Schmidt: Der Heß-Flug und das Kabinett Churchill. Hitlers Stellvertreter im Kalkül der britischen Kriegsdiplomatie Mai-Juni 1941. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 41 (1994), S. 29–39 (das Zitat S. 37 f.). (online (PDF; 7,7 MB), Zugriff am 11. April 2012)
  73. Protokoll der Hauptverhandlung vom 30. November 1945 (Nachmittagssitzung)
  74. Whitney Harris: Tyrannen vor Gericht: das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946. aus dem Amerikanischen von Christoph Safferling und Ulrike Seeberger. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8305-1593-7.
  75. Heß’ Schlusswort am 31. August 1946 (Zugriff am 15. April 2012)
  76. Läßt Gorbatschow Heß frei?. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1987 (online).
  77. Conyers Nesbit/Van Acker S. 97
  78. Albert Speer: Spandauer Tagebücher, Ffm/Bln/Wien, 1975, S. 518 f.
  79. Wolf Rüdiger Heß: Mein Vater Rudolf Heß. Englandflug und Gefangenschaft. Langen Mueller, München und Wien 1984, S. 324, 361, 425
  80. Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 845.
  81. Radio Bremen Eins – As Time goes by: 17. August 1987 – Der Stellvertreter trat ab
  82. 82,0 82,1 82,2 Deutschlandfunk Hintergrund, „Unter Polizeischutz – Dresden und die Neonazi-Aufmärsche“, 17. Februar 2011
  83. Süddeutsche Zeitung: Wunsiedel: Ende einer Nazi-Pilgerstätte – Grab von Rudolf Heß existiert nicht mehr
  84. Auch zum Folgenden Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 19–26
  85. John Costello: Ten Days That Saved the West. Bantam Press, London 1991, S. 414 ff.
  86. John Costello: Ten Days That Saved the West. Bantam Press, London 1991, S. 19 und Kapitel 17.
  87. Richard Deacon : A History of the British Secret Service. New York, Taplinger 1969, S. 307 ff.
  88. Anthony Masters: The Man Who Was M. The Life of Maxwell Knight. Oxford, New York: Bais Blackwell 1984. S. 127.
  89. Hugh Thomas: The murder of Rudolf Hess. Harper & Row, London 1979.
  90. Martin Allen: The Hitler/Hess Deception: British Intelligence's Best Kept Secret of the Second World War, HarperCollins, London 2003
  91. Ernst Haiger: Fiction, Facts, and Forgeries. The „Revelations“ of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War. In: The Journal of Intelligence History 6, (2006), S. 105–117.
  92. ZDF-History: Die Akte Heß. Dokumentation, 2012, Programmhinweis, Doku online
  93. Brigitte Emmer, Heß’ Englandflug, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte, dtv, München 1994, S. 95
  94. http://www.welt.de/welt_print/article2244357/Letzter-Pfleger-von-Rudolf-Hess-fliegt-aus-Migrationsbeirat.html
  95. Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichts Bayreuth vom 23. Juli 2008 (PDF; 162 kB)
  96. Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren?“ Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941, Econ, Düsseldorf, 3. Auflage 2000, S. 14.
  97. SPIEGEL Online vom 16. August 2007, Rudolf Heß’ Todestag – Kampf ums Aufmarschgebiet
  98. Heß’ Beichtvater – Es war Selbstmord. Abgerufen am 21. September 2009.
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