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Gräuelpropaganda

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Gräuelpropaganda ist eine Form politischer Propaganda, bei der versucht wird, einen Gegner zu diffamieren, indem man ihm erfundene oder nicht von ihm begangene Untaten bzw. Gräuel zuschreibt oder von ihm unternommene Handlungen bewusst verzerrt darstellt und so skandalisiert. Sie ist ein häufiges Mittel psychologischer Kriegführung und kann im Krieg zur Motivation der eigenen Streitkräfte und Bevölkerung oder zur Beeinflussung der Weltöffentlichkeit eingesetzt werden.[1]

Der Begriff „Gräuelpropaganda“ ist nicht wertneutral, sondern wirft dem Urheber der (vermeintlichen) Propaganda eine bewusst verfälschte Darstellung von Sachverhalten vor und wird selbst häufig propagandistisch eingesetzt. So wurde er insbesondere im Nationalsozialismus, nach ähnlichen Ausdrücken wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges verwendet.[2] Ein geflügeltes Wort, welches mit geringen Unterschieden unter anderem Bismarck, Kipling und Churchill zugeschrieben und 1917 von den amerikanischen Senator Hiram Johnson nach dem Tragödiendichter Aischylos zitiert wurde, lautet: „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“.[3]

Deutung im Nationalsozialismus

Im nationalsozialistischen Deutschland waren Gräuelhetze, Gräuelnachrichten, Gräuelmärchen oder Verbreitung von Gräuelpropaganda Bezeichnungen von Straftatbeständen, die nach der sogenannten Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die NS-Regierung am 21. März 1933 vor Sondergerichten streng geahndet wurden. Ein Jahr später wurde die Verordnung durch das Heimtückegesetz abgelöst. Zwar wurden die Begriffe im Gesetzestext nicht verwendet, aber mit diesen in Beziehung gesetzt. So notierte Victor Klemperer am 27. März 1933: „Die Weltjuden treiben Greuelpropaganda und verbreiten Greuelmärchen, und wenn wir hier im geringsten etwas davon erzählen, was Tag für Tag geschieht, dann treiben eben wir Greuelpropaganda und werden dafür bestraft“. In einer 1937 herausgegebenen Presseanweisung hieß es zur Vermeidung des Begriffes:[4]

„Es wird gebeten, das Wort ›Propaganda‹ nicht mißbräuchlich zu verwenden. ›Propaganda‹ ist im Sinne des neuen Staates gewissermaßen ein gesetzlich geschützter Begriff geworden und soll nicht für abfällige Dinge verwendet werden. Es gibt also keine ›Greuelpropaganda‹, keine ›bolschewistische Propaganda‹ sondern nur eine Greuelhetze, Greuelagitation, Greuelkampagne usw. Kurzum – Propaganda nur dann, wenn für uns − Hetze, wenn gegen uns“

Br 10/61 28. Juli 1937 (Anw. Nr. 960). Zitat Glunk, ZDS 23/1967, 100

Beispiel Erster Weltkrieg

In österreichischen Zeitungen erschienen Berichte, „die serbischen Soldaten besäßen eine wahre Vorliebe, den österreichischen Verwundeten die Augen auszustechen“. Carl Brockhausen deckte diese Berichte als Gräuelpropaganda auf, indem er zahlreiche österreichische Lazarette besuchte, aber keine Opfer einer solchen Verstümmelung finden konnte. So motiviert initiierte er die Gründung der Internationalen Rundschau um gegen „systematische wie gedankenlose Volksverhetzung“ anzugehen.[5]

Beispiel Nahostkonflikt

Im Nahostkonflikt zwischen Israel und verschiedenen palästinensisch/arabischen Organisationen wirft die eine Seite dem Gegner Kriegsverbrechen (hier: Bombenangriffe auf Zivilisten) vor, die andere Seite bezichtigt den Gegner der Propaganda, beide Seiten werfen sich gezielte Fälschung und Desinformation vor („Krieg der Bilder“). Beispielhaft erregte hier der „Mann mit dem grünen Helm“ (green helmet man) Verdacht, der nach einem Angriff der israelischen Armee auf das Dorf Kana im Südlibanon im Jahr 2006 auf auffällig vielen Fotos tote und verletzte Kinder in die Kamera hielt.[6]

Siehe auch: Pallywood

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gräuelpropaganda auf wissen.de, abgerufen am 22. Juni 2011.
  2. Gräuelpropaganda auf Duden.de, abgerufen am 22. Juni 2011.
  3. Knightley 2000.
  4. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. deGruyter, 2000, S. 284, hier online
  5. Arnd Brummer: Carl Brockhausen: So entlarvte er die Gräuelpropaganda im Ersten Weltkrieg. In: chrismon, September 2012, abgerufen 10. September 2012.
  6. Frank Nordhausen: Im Krieg der Bilder. In: Berliner Zeitung. 10. August 2006, abgerufen 23. Juni 2011.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gräuelpropaganda aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.