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Lwiw

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Dieser Artikel behandelt die Stadt in der Ukraine. Für weitere Bedeutungen siehe Lwiw (Begriffsklärung).
Lemberg ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Lemberg (Begriffsklärung) aufgeführt.
Lwiw
(Львів)
Wappen von Lwiw
Lwiw (Ukraine)
Lwiw
Lwiw
Basisdaten
Oblast: Oblast Lwiw
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 296 m
Fläche: 171,01 km²
Einwohner: 734.000 (1. Januar 2010)
Bevölkerungsdichte: 4.292 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 79000–79490
Vorwahl: +380 322
Geographische Lage: 49° 50′ N, 24° 2′ O49.83944444444424.032777777778296Koordinaten: 49° 50′ 22″ N, 24° 1′ 58″ O
KOATUU: 4610100000
Verwaltungsgliederung: 6 Stadtrajons, 1 Stadt, 2 Siedlungen städtischen Typs
Bürgermeister: Andrij Sadowyj
Adresse: pl. Rynok 1
79000 M. Lwiw
Website: http://www.city-adm.lviv.ua/
Statistische Informationen

Lwiw (deutsch Lemberg, ukrainisch Львів/Audio-Datei / Hörbeispiel Lwiw?/i; [lʲβ̞iu̯], polnisch Lwów) ist eine Stadt in der westlichen Ukraine, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks Oblast Lwiw und mit rund 734.000 Einwohnern[1] (Stand 1. Januar 2010) die siebtgrößte Stadt der Ukraine.

Allgemeines

Blick über die Stadt

Lwiw liegt am Fluss Poltwa (Полтва), etwa 80 km östlich der Grenze zu Polen. Es ist die wichtigste Stadt der Westukraine. Der Stadtverwaltung unterstehen neben der Stadt Lwiw mit ihren sechs Stadtrajonen noch die Stadt Wynnyky (ukrainisch Винники) sowie die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi und Rudne. Die Altstadt befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.[2]

Lwiw wird seit sehr langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben einer polnischen Bevölkerungsmehrheit einen großen Anteil an jüdischer und daneben verschiedene Minderheiten ukrainischer, deutscher oder armenischer Bevölkerung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben in der Stadt überwiegend Ukrainer, daneben Russen, Weißrussen und Polen. Die Altstadt wird von Bauwerken der Renaissance, des Barock, Klassizismus und Jugendstils beherrscht. Lwiw war ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2012.

Stadtname und Sprachen

Nach historischen Quellen wird angenommen, dass König Kasimir dem Großen das deutsche Kolonisationswerk in der Umgebung von Lwiw begründet hatte.[3] In polnisch oder lateinisch geschriebenen Urkunden taucht der Name des Ortes 1342 erstmals als Lamberg[4] auf. Weitere dokumentierte Schreibweisen sind: Lamburg (1351), in terra Lamburgensi (1364), Lamburg alias Lwow (1370), Lamburg (1396), Lemburg (1416).[5]

Aufgrund der Vielzahl von ethnischen Gruppen, die über die Jahrhunderte hier lebten und leben, gibt es verschiedensprachige Bezeichnungen für die Stadt: ukrainisch Львів (Lwiw), russisch Львов (Lwow), polnisch Lwów, jiddisch לעמבערג (Lemberg) oder לעמבעריק (Lemberik), armenisch Լվով (Lwow), ungarisch Ilyvó, deutsch Lemberg, französisch Léopol und italienisch Leopoli, beide aus dem Lateinischen: Leopolis (die Stadt des Löwen). Vor 1945 war Lemberg eine hauptsächlich polnische Sprachinsel in vorwiegend ukrainischer Umgebung, wo der Lemberger Dialekt gesprochen wurde.

Wappen

Beschreibung: In Blau eine goldene Mauer mit drei Zinnentürmen, davon dem höchsten in der Mitte, und einem laufenden goldenen Löwen im spitzen Torbogen.

Geschichte

Banner des Lemberger Landes, mit dem charakteristischen Löwen, in der Schlacht von Tannenberg 1410

Lwiw teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine, Galiziens und Polens.

Altrussisches Lwow 1256–1349

1256 errichtete Danilo Romanovič, der Fürst des Rus-Fürstentums Galizien-Wolhynien, an der Stelle des heutigen Lemberg eine Burg für seinen Sohn Lew. Von diesem Lew (altostslawisch für Löwe) hat die Stadt ihren Namen – Lwow (bzw. dem Löwen) gehörend. Auch im Wappen und in zahlreichen Steinskulpturen der Stadt taucht der Löwe immer wieder auf. Die günstige Lage an der Kreuzung der Handelswege ließ die Stadt schnell wachsen. Die Verwüstungen der Rus durch die Mongolen sowie Tributzahlungen untergruben jedoch bald die Macht Galizien-Wolhyniens. Nachdem die lokale Linie der Rurikiden-Dynastie ausgestorben war, fiel Lwow 1340 zunächst an das Großfürstentum Litauen, 1349 an Polen.

Polnisches Lwów 1349–1772

1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir dem Großen das Magdeburger Stadtrecht; deutsche Bürger, Juden sowie auch Christen, siedelten sich an. Im selben Jahr erhielten die Armenier Privilegien von Kasimir III.[6] Die Amtssprache war nun fast 200 Jahre lang Deutsch. Das Siegel des Stadtrates lautete lateinisch S(igillum): CIVITATIS LEMBVRGENSIS. 1387, nach einem kurzen ungarischen Intermezzo, kam die Stadt wieder an die Krone Polens.

Von 1375 bis 1772 war Lwów Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Ruthenien und des Lemberger Landes (Ziemia lwówska), seit 1569 in der Adelsrepublik Polen-Litauen.

In der frühen Neuzeit entwickelte sich die Stadt bald zu einem wichtigen Handelsplatz und neben Krakau, Wilna und Warschau zu einem Zentrum polnischen Kultur- und Geisteslebens. Das Umland Lwóws war überwiegend ukrainischsprachig. Im 16. Jahrhundert war in Lwów der Russe Iwan Fjodorow tätig, der erste ostslawische Buchdrucker.

Während des Chmelnyzkyj-Aufstandes und des Russisch-Polnischen Krieges 1654–1667 wurde Lwów 1648 und 1655 von den Saporoger Kosaken belagert. Die Stadt erwarb sich das Prädikat semper fidelis (= immer treu), weil sie sich während des 17. Jahrhunderts wiederholt gegen Belagerer verteidigte.[7][8]

Die 1661 vom polnischen König Johann II. Kasimir gegründete Universität Lwów ist die älteste in der heutigen Ukraine.

Österreichisches Lemberg 1772–1918

Marienplatz 1915

1772 fiel die Stadt mit der ersten Teilung Polens an die Habsburgermonarchie. Lemberg wurde Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im Vielvölkerstaat. Anfangs wollte Kaiser Joseph II., wie in seinem gesamten Herrschaftsbereich, die deutsche Sprache als Verwaltungssprache durchsetzen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fungierten vor allem Polen als Beamte der Wiener k.k. Regierung in Galizien.

Von 1867 an, als die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn gebildet wurde, besaßen die Galizier die einheitliche österreichische Staatsbürgerschaft und waren mit polnischen und nach der Erweiterung des Wahlrechts auch ruthenischen Abgeordneten im Reichsrat, dem Parlament Cisleithaniens in Wien, vertreten. Das in Wien herausgegebene Reichsgesetzblatt erschien seit 1867 auch in polnischer und seit 1870 auch in ruthenischer Sprache.[9]

Lemberg war Sitz des k.k. Statthalters (des Vertreters des Kaisers und seiner Regierung), des Sejms (Landesparlament), dreier Erzbischöfe (römisch-katholisch, griechisch-katholisch, armenisch-katholisch), die kraft ihres Amtes Mitglieder des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats waren, und eines Oberrabbiners. Von 1804 bis 1870 war die Stadt zudem Sitz der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien. In Lemberg befanden sich Konsulate von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und Dänemark. Die galizische Landeshauptstadt verfügte über eine Universität und ein Polytechnikum, beide mit polnischer Unterrichtssprache, vier polnische, ein deutsches[10] und ein ruthenisches Gymnasium.

1900 waren etwa die Hälfte der Einwohner Polen, ein Viertel Juden und 30.000 Ruthenen (damalige Bezeichnung für Ukrainer). Diese wurden allerdings von der polnischen Mehrheitsbevölkerung diskriminiert. 1908 töteten drei polnische k.k. Gendarmen einen ruthenischen Bauern, worauf der ukrainische Philosophiestudent Miroslaw Siczynski den Statthalter Graf Andrzej Potocki erschoss. Dies führte zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen polnischen und ruthenischen Studenten.[11]

Rathaus

Lemberg gehörte vor dem Ersten Weltkrieg – mit Krakau und der Festung Przemyśl – zu den größten Garnisonen der k.u.k. österreichisch-ungarischen Armee im Osten der Monarchie. Der Standort war Eckpfeiler zum Schutz der Grenze Österreich-Ungarns gegen das Russische Kaiserreich. Allerdings eroberte die russische Armee Ende August 1914 in der Schlacht von Lemberg die Stadt und drang weit nach Westen vor. Lemberg blieb bis Juni 1915 von Russland besetzt (siehe hier) und war auch in der Folge bis zur Russischen Revolution 1917 mehrmals gefährdet.

Polnisches Lwów 1918–1939

Zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde in Lemberg am 1. November 1918 die Westukrainische Republik gegründet, doch errang Polen nach teilweise heftigen Kämpfen mit Ukrainern die Herrschaft. Polnische Truppen besetzten die Stadt am 21./22. November 1918. Bei einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung, das vom 22. bis zum 24. November andauerte, wurden laut dem Bericht von Henry Morgenthau senior 64 Personen getötet.[12] Viele wurden verletzt oder ausgeraubt. Es wurde nachgewiesen, dass ein Teil der polnischen Offiziere, Soldaten und Zivilisten die Verantwortung trug. Auch waren Mitglieder der jüdischen Miliz (ein Dutzend wurde verhaftet) und Deserteure aus der galizischen Armee beteiligt. Zu den Opfern der Plünderungen gehörten auch Teile der polnischen und ukrainischen Bevölkerung. Der Gewaltakt erschütterte das bis dahin recht harmonische Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen und Religionen im Lwów der Zwischenkriegszeit nachhaltig.

Die Stadt hatte damals 361.000 Einwohner, die meisten davon Polen (1912 zwischen 50 und 53 Prozent, ab 1925 über 55 Prozent), ein Drittel mehrheitlich polonisierte Juden, außerdem Ukrainer, Deutsche und polnische Armenier. Im Umland der Stadt lebten mehrheitlich Ukrainer (je nach Landkreis etwa vier bis fünf Sechstel der Bevölkerung).[13] In den Zwischenkriegsjahren blieb Lwiw sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls; es blieb jedoch auch die habsburgische, übernationale Identität im Hintergrund präsent. Weltrang auf dem philosophischen Gebiet der Logik hatte die Lemberg-Warschau-Schule.

Verwaltungstechnisch war die Stadt als Teil der Zweiten Polnischen Republik ab 1921 die Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft Lwów.

Zweiter Weltkrieg

Überreste des 1948 zerstörten Alten jüdischen Friedhofs

Im September 1939 wurde Lwów bis 1941 auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts durch die sowjetische Besetzung Ostpolens 1939 in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert. Die Polnische Armee hatte deutschen Truppen trotz Artillerie- und Luft-Bombardement erbitterten Widerstand geleistet, da das Gebiet als Versorgungsroute für die Alliierten via Rumänien geplant gewesen war. In diesem Plan war nicht berücksichtigt gewesen, dass Deutschland und Russland hätten alliiert sein können. Drei Tage nach dem Auftauchen russischer Truppen wurden die Kämpfe am 22. September eingestellt.[14] Die deutschen überließen den russischen Truppen wie im Pakt vereinbart die Stadt und zogen sich zurück.[15] Wie überall in der UdSSR erfolgten nun auch im sowjetische Lwow Zwangskollektivierungen von Wirtschaftsverbänden und Bauernwirtschaften. 1941 wurde Lwow nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements und fungierte nun wieder unter dem Namen Lemberg als Hauptstadt des Distrikts Galizien.[16]

Kreishauptmann und damit oberster ziviler Herrscher in Lemberg war der Krefelder Joachim Freiherr von der Leyen. Fast alle jüdischen Lemberger wurden in der Folgezeit ermordet, unter anderem im von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghetto Lemberg, im städtischen Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska und im Vernichtungslager Belzec.[17] Unter den zerstörten Synagogen befand sich Beit Chasidim, die älteste der Stadt. Insgesamt wurden in Lemberg und der Lemberger Umgebung während der Zeit des Nationalsozialismus ca. 540.000 Menschen in Konzentrations- und Gefangenenlagern umgebracht, davon 400.000 Juden, darunter ca. 130.000 Lemberger. Die restlichen 140.000 Opfer waren russische Gefangene.

Bevölkerungszusammensetzung in Lwiw in Prozent[18][19][20]
Volksgruppe 1900 1931 1959 2001
Ukrainer 19,9 15,9 60,0 88,1
Russen 000 00,2 27,0 08,9
Juden 26,5 31,9 06,0 00,3
Polen 49,4 50,4 04,0 00,9

Bereits kurz vor dem deutschen Einmarsch am 30. Juni 1941 hatten sowjetische Einsatzkräfte (vor allem der NKWD) zahlreiche Ukrainer getötet, die mit Deutschland kollaboriert haben sollen. Diese Verbrechen wurden von der NS-Propaganda ausgeschlachtet. Anschließend folgte der brutale NS-Terror gegen die polnische Bevölkerung wie beispielsweise die Ermordung von 25 polnischen Professoren in der Zeit vom 3. bis 5. Juli 1941. Diese Gräueltaten erfolgten von der vorher schon im Generalgouvernement aktiven Einsatzgruppe z. b. V. (zur besonderen Verfügung) unter dem damaligen SS-Oberführer Karl Eberhard Schöngarth anhand vorgefertigter Listen mit Namen und Adressen. Es ist umstritten, inwiefern ukrainische Nationalisten, unter anderem das Bataillon Nachtigall, an den Massenmorden beteiligt war.[21]

In Lemberg bestand später das Kriegsgefangenenlager 275 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[22] In der Nähe des Lagers gab es einen Kriegsgefangenenfriedhof mit über 800 Gräbern. Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1241 versorgt.

Sowjetisches Lwow 1945–1991

Als die Stadt im Zuge der Lwiw-Sandomierz-Operation 1944 wieder unter sowjetische Herrschaft kam, wurden die meisten dort ansässigen Polen vertrieben. Ein Teil der Bevölkerung wurde nach der Vertreibung der dort lebenden Deutschen in Niederschlesien, vor allem in Breslau, angesiedelt. Viele Ukrainer, die zuvor im polnischen Westgalizien und in Zentralpolen gelebt hatten, wurden gleichzeitig im Rahmen der Aktion Weichsel aus Polen zwangsumgesiedelt und von der UdSSR in oder bei Lwow angesiedelt. Dadurch veränderte sich die ethnische und kulturelle Zusammensetzung der Stadt grundlegend. An die Stelle der traditionellen polnischen, jüdischen und armenischen Bevölkerung traten Ukrainer.

Die Sowjetbehörden begannen mit dem Wiederaufbau der Stadt, der vom Zuzug von Fachkräften aus der ganzen UdSSR und der Industrialisierung Lwows begleitet wurde. Bis zu den 1980er Jahren waren 137 Großfabriken entstanden, die Busse (LAS), Lkw, Fernsehgeräte und Maschinen produzierten. Die Stadtbevölkerung wuchs von ca. 330.000 auf 760.000 Einwohner an. Gleichzeitig wurden nationalistische Strömungen unter den Westukrainern unterdrückt.

Ukrainisches Lwiw ab 1991

Seit 1991 ist Lwiw Teil der unabhängigen Ukraine. Von Galizien gehen seither immer wieder Autonomiebestrebungen aus, nicht zuletzt wegen der Geschichte Lwiws als Hauptstadt eines eigenen Königreiches. Die Stadt feierte im Herbst 2006 das 750. Jubiläum ihres Bestehens. Am 9. Mai 2011 beleidigten nationalistische Jugendliche Kriegsveteranen und versperrten Besuchern, die das Georgsband an ihrer Kleidung trugen, den Zugang zum Grabmal des unbekannten Soldaten, was eine Debatte über ein mögliches Verbot der Partei Swoboda zur Folge hatte.[23]

Lwiw gehört zu den Städten, in die die OSZE am 21. März 2014 im Zusammenhang mit der Krimkrise Beobachter entsandte.[24][25]

Jüdisches Leben

Juden in Lemberg[26]
Jahr Ges.-Bev. Juden Anteil
in Prozent
1857 055.800 22.586 40,5
1880 110.000 30.961 28,2
1890 128.000 36.130 28,2
1900 160.500 44.258 27,6
1910 206.500 57.387 27,8

Seit dem Mittelalter war Lemberg ein Zentrum jüdischen Lebens. Im 19. Jahrhundert waren ungefähr ein Drittel der Bevölkerung Juden. Es gab verschiedene jüdische Friedhöfe und zahlreiche Synagogen wie die Tempel-Synagoge, die Goldene-Rosen-Synagoge und die Große Vorstadt-Synagoge. Gegenwärtig genutzte Synagogen sind die Chassidische Synagoge und die Tsori-Gilod-Synagoge.

1908 wurde Hasmonea Lemberg als erster jüdischer Sportverein in Österreich-Ungarn gegründet. Bekannte in der Stadt lebende Juden waren unter anderem der Rabbiner Jehoschua Falk, der Zionist Ruben Bierer, der Gelehrte Salomon Buber, der Historiker Majer Balaban und der Fußballspieler Zygmunt Steuermann.

Politik

Im Stadt- und Regionalparlament Lwiws hat seit den Wahlen 2010 die rechtspopulistische Allukrainische Vereinigung „Swoboda“, die in Lwiw gegründet wurde, die meisten Sitze.[27] Die Partei ist generell in der Oblast Lwiw stark. Bürgermeister der Stadt ist seit 2006 Andrij Sadowyj (Samopomitsch).

Sehenswürdigkeiten (Auswahl)

Altstadt

Lwiws Altstadt und die um die Wende zum 20. Jahrhundert entstandenen Quartiere in der Umgebung weisen eine von Kriegszerstörungen und nachkriegszeitlichen Eingriffen verschont gebliebene und fast einmalige geschlossene Bebauung der Renaissance, des Barocks, des Klassizismus, Historismus, Jugendstils und Art déco auf. 1998 wurde das historische Zentrum der Stadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen. Begründung: „[…] Mit seiner städtischen Struktur und seiner Architektur ist Lwiw ein hervorragendes Beispiel der Verschmelzung von architektonischen und künstlerischen Traditionen Osteuropas mit denen von Italien und Deutschland. […] Die politische und wirtschaftliche Rolle von Lwiw zog eine Anzahl von ethnischen Gruppierungen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen an, die unterschiedliche aber dennoch voneinander abhängige Gemeinschaften innerhalb der Stadt bildeten, die auch noch im modernen Stadtbild erkennbar sind.“

Sankt-Georgs-Kathedrale, im 18. und 19. Jahrhundert die Mutterkirche der Griechisch-katholischen Kirche
Auf dem Marktplatz von Lwiw
Der Galizische Platz gehört zur Ringstraße, die die Altstadt umgibt.
Lemberger Opernhaus auf dem Freiheitsprospekt
Sakralbauten
Museen
Andere Bauten und Anlagen

Kultur

In Lwiw gibt es zahlreiche Theater, Museen und Bibliotheken und die architektonisch prominente Lemberger Oper im Stadtzentrum. Die größte ukrainische Buchmesse, das Lemberger Buchforum, findet jährlich statt.

Am 28. April 2009 wurde Lwiw zur ukrainischen Kulturhauptstadt für das Jahr 2009 gewählt. Der Wettbewerb fand 2009 zum ersten Mal statt.[30]

Bildung

Lwiw verfügt über folgende ukrainische Hochschulen:

Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes (erbaut 1903)

Verkehr

Die Stadt besitzt einen (kleinen) internationalen Flughafen, der zur Fußball-Europameisterschaft 2012 ausgebaut und modernisiert wurde und der beispielsweise mehrmals wöchentlich von München, Athen, Prag, Istanbul und Wien angeflogen wird. Der von den k.k. österreichischen Staatsbahnen errichtete und 1904 eröffnete Hauptbahnhof bildet das Zentrum des Bahnverkehrs in der gesamten Westukraine und wird im Personenverkehr aus den Richtungen Moskau, Belgrad, Budapest, Wien, Kiew, Donezk und Odessa umsteigefrei bedient.

Der öffentliche Personennahverkehr der Stadt wird mit Straßenbahnen, Oberleitungsbussen und Autobussen durchgeführt.[33] Ergänzend dazu stehen privatwirtschaftlich betriebene Marschrutki (Sammeltaxis) zur Verfügung.

Sport

Motorsport

In den Jahren 1930 bis 1933 fand im damals polnischen Lwów der Automobil-Grand Prix statt. Durchgeführt wurden die Rennen in folgenden Straßen: Witoskoho, Hwardijiska und Stryjska.

Die damaligen Sieger waren:

Datum Sieger Zweiter
8. September 1930 Henryk Liefeld PolenPolen Polen
Austro-Daimler
Tadeusz Skolimowski PolenPolen Polen
Alfa Romeo
8. Juni 1931 Hans Stuck DeutschlandDeutschland Deutschland
Mercedes-Benz
George Nadu RumänienRumänien Rumänien
Bugatti
19. Juni 1932 Rudolf Caracciola DeutschlandDeutschland Deutschland
Alfa Romeo
Florian Schmidt TschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei
Bugatti
11. Juni 1933 Eugen Bjørnstad NorwegenNorwegen Norwegen
Alfa Romeo
Pierre Veyron FrankreichFrankreich Frankreich
Bugatti

In Lwiw gibt es auch eine bedeutende Speedway-Bahn mit einem bekannten Liga-Rennclub. Hier gab es bereits entscheidende Qualifikationsläufe zur Speedway-Einzel-WM. Ukrainische Speedwayfahrer wie Andriy Karpov, Oleksandr Loktaev, Igor Marko und Vladimir Trofimov erlernten hier das Speedwayfahren.

Fußball

Lwiw war einer der vier ukrainischen Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. In der eigens für dieses Großereignis erbauten Arena Lwiw fanden drei Vorrundenspiele der Gruppe B statt.

Neben der Arena Lwiw befinden sich zwei weitere größere Sportstadien in Lwiw, nämlich das Stadion Ukrajina und das SKA-Stadion.

Erfolgreichste Fußballmannschaft der Stadt ist Karpaty Lwiw. Des Weiteren beheimatet die Stadt den FK Lwiw.

Wegen des Krieges in der Ostukraine trägt der Verein Schachtar Donezk seine Heimspiele in der Arena Lwiw aus.

Städtepartnerschaften

Aktive Partnerschaften

Lwiw referenziert derzeit fünfzehn Partnerstädte[34]:

Stadt Land Jahr
Banja Luka Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina 2004
Breslau PolenPolen Polen 2003
Budapest UngarnUngarn Ungarn 1993
Corning, New York Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1987[35]
Eskilstuna SchwedenSchweden Schweden 1994[36]
Freiburg im Breisgau DeutschlandDeutschland Deutschland 1989[37]
Krakau PolenPolen Polen 1995
Kutaissi GeorgienGeorgien Georgien 2002
Łódź PolenPolen Polen 2003
Lublin PolenPolen Polen 2004
Novi Sad SerbienSerbien Serbien 1999
Przemyśl PolenPolen Polen 1995
Rishon LeZion IsraelIsrael Israel 1993
Rochdale Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 1992
Rzeszów PolenPolen Polen 1992
Samarkand UsbekistanUsbekistan Usbekistan 2000
Sankt Petersburg RusslandRussland Russland 2006[38]
Winnipeg KanadaKanada Kanada 1973

Inaktive oder unbelegte

Verwaltungsunterteilung

Zur Stadtgemeinde zählen neben der eigentlichen Stadt, die in 6 Stadtrajone unterteilt ist auch noch die Stadt Wynnyky (Винники) und die beiden Siedlungen städtischen Typs Brjuchowytschi (Брюховичі) und Rudne (Рудне).

Die Stadtrajone sind:

  • Rajon Franko (mit den Stadtteilen Na bajkach/На байках, Bohdaniwka/Богданівка, Kulparkiw/Кульпарків/Goldberghof, Kasteliwka/Кастелівка und Wulka/Вулька)
  • Rajon Halytsch (mit den Stadtteilen Seredmistja/Середмістя, Zytadel/Цитадель, Sofijiwka/Софіївка und Snopkiw/Снопків)
  • Rajon Lytschakiw (mit den Stadtteilen Lytschakiw/Личаків/Lützenhof, Welyki Krywtschyki/Великі Кривчиці, Lysynytschi/Лисиничі, Majoriwka/Майорівка/Meier, Pohuljanka/Погулянка, Snesinnja/Знесіння, Kajserwald/Кайзервальд/Kaiserwald, Zetneriwka/Цетнерівка und Jaliwez/Ялівець)
  • Rajon Salisnyzja (mit den Stadtteilen Rjasne/Рясне, Lewandiwka/Левандівка, Bilohorschtscha/Білогорща, Klepariw/Клепарів/Klopperhof, Sknyliwok/Скнилівок, Syhniwka/Сигнівка und Bohdaniwka/Богданівка)
  • Rajon Schewtschenko (mit den Stadtteilen Holosko/Голоско, Samarstyniw/Замарстинів/Sommersteinhof, Sbojischtscha/Збоїща, Rjasne/Рясне, Klepariw/Клепарів/Klopperhof, Hawryliwka/Гаврилівка oder Pidsamtsche/Підзамче)
  • Rajon Sychiw (mit den Stadtteilen Sychiw/Сихів, Passiky/Пасіки, Pyrohiwka/Пирогівка, Koselnyky/Козельники, Bodnariwka/Боднарівка, Nowyj Lwiw/Новий Львів, Persenkiwka/Персенківка und Snopkiw/Снопків)

Persönlichkeiten

Bildergalerie

Klimatabelle

Lemberg
Klimadiagramm
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101
 
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75
 
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19
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-5
Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Lemberg
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) -2,4 -1,0 3,9 12,3 18,3 21,0 23,0 21,9 18,9 12,9 5,6 -0,3 Ø 11,2
Min. Temperatur (°C) -8,7 -7,2 -3,2 2,9 8,1 10,9 12,8 12,0 8,8 4,0 0,2 -5,4 Ø 2,9
Niederschlag (mm) 41 41 41 49 76 97 101 75 54 46 44 54 Σ 719
Sonnenstunden (h/d) 1,8 2,7 3,9 5,4 7,8 7,7 8,1 7,4 6,0 4,6 1,7 1,5 Ø 4,9
Regentage (d) 9 8 10 10 11 12 11 10 9 9 10 12 Σ 121
Luftfeuchtigkeit (%) 85 86 81 77 72 72 74 77 78 81 89 87 Ø 79,9
T
e
m
p
e
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u
r
-2,4
-8,7
-1,0
-7,2
3,9
-3,2
12,3
2,9
18,3
8,1
21,0
10,9
23,0
12,8
21,9
12,0
18,9
8,8
12,9
4,0
5,6
0,2
-0,3
-5,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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76
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75
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46
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Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Lemberg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Lemberg – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Lviv region, Державна служба статистики України (Statistisches Amt der Ukraine)
  2. Beschreibung des Weltkulturerbes Altstadt Lemberg mit detaillierten Angaben (PDF; 334 kB) UNESCO (englisch, französisch)
  3. Die Urkunden und Akten der Land- und Obervogteien. B.III.
  4. Monumenta Poloniae Historica III 200
  5. Die Urkunden und Akten der Land- und Obervogteien. Die Bände und Akten für den Zeitraum 14.Jh. bis 1772.
  6. Armenien. 5000 Jahre Kunst und Kultur., Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 1995, S. 466.
  7. Andreas R. Hofmann, Anna Veronika Wendland: Stadt und Öffentlichkeit in Ostmitteleuropa 1900–1939: Beiträge zur Entstehung moderner Urbanität zwischen Berlin, Charkiv, Tallinn und Triest. Steiner, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-515-07937-2, S. 158.
  8. Abbildung der Stadt 1617 in Civitates orbis terrarum von Georg Braun und Frans Hogenberg
  9. Österreichische Nationalbibliothek, Gesetzblätter im Detail
  10. N. N.: Das Corpsleben auf der Universität Czernowitz im Buchenland. Erinnerungen eines Czernowitzer Corpsstudenten. Einst und Jetzt, Bd. 8 (1963), S. 151–157.
  11. Martin Pollack: Nach Galizien. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1984 und 1994, ISBN 3-85447-075-4, S. 194.
  12. Mission of The United States to Poland, Henry Morgenthau, Sr. Report in der englischsprachigen Wikisource
  13. Ethnografische Karte Polens
  14. F. Czarnoski, zitiert in Moorhouse, Seite 50
  15. R. Moorhouse, “The Devils Alliance: Hitler’s pact with Stalin. 1939-41”, Seite 49.
  16. Hannes Heer: Blutige Ouvertüre. In: Die Zeit online, Juni 2001. Der Einmarsch der Wehrmacht in Lemberg im Juni 1941
  17. Lwiwer Ghetto (englisch)
  18. Roman Szporluk: Russia, Ukraine, and the Breakup of the Soviet Union. Hoover Institution Press, 2000, ISBN 0-8179-9542-0
  19. Національний склад Львівського воєводства за переписом 1931 року
  20. Населення Східної Галичини за переписом 1900 року
  21. irekw.internetdsl.pl
  22. Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  23. Ukrainischer Premier Asarow schließt Verbot von Partei Swoboda nicht aus.
  24. Krim-Krise: OSZE schickt 100 Beobachter in die Ukraine, Spiegel Online, 22. März 2014.
  25. OSZE entsendet Beobachtermission in Ukraine, RIA Novosti am 22. März 2014
  26. Ergebnisse der Volkszählungen der K. K. Statistischen Central-Kommission u. a., in: Anson Rabinbach: The Migration of Galician Jews to Vienna. Austrian History Yearbook, Volume XI, Berghahn Books/Rice University Press, Houston 1975, S. 46/47 (Table III)
  27. Eleonora Narvselius: Ukrainian Intelligentsia in Post-Soviet L'viv: Narratives, Identity, and Power. S. 329.
  28. Lwiwer Gemäldegalerie im Detail (polnisch)
  29. Beschreibung bei worldrecordsacademy.org, Artikel vom 14. Januar 2009, abgerufen am 8. August 2010
  30. Lwiw ist erste Kulturhauptstadt der Ukraine
  31. Die Lemberger Ivan-Franko-Universität (ukrainisch, englisch)
  32. Die TU Lemberg
  33. Straßenbahn in Lwiw
  34. Міста-партнери. Abgerufen am 3. Dezember 2014.
  35. Corning re-establishes ties with Lviv. Abgerufen am 3. Dezember 2014.
  36. Eskilstuna kommun – Internationellt – Vänorter. Abgerufen am 3. Dezember 2014.
  37. Infos zur Freiburger Partnerstadt (deutsch)
  38. Международные и межрегиональные связи. Abgerufen am 3. Dezember 2014.
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