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Jitzchak Schamir

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Yitzhak Shamir (1988)

Jitzchak Schamir (hebräisch יצחק שמיר; geboren am 15. Oktober 1915 in Ruschany, Gouvernement Grodno, Russisches Kaiserreich, heute Breszkaja Woblasz, Weißrussland, gebürtig Icchak Jaziernicki; gestorben am 30. Juni 2012 in Tel Aviv[1][2]) war ein israelischer Politiker, Ministerpräsident und Außenminister seines Landes.

Leben

Frühe Jahre und Familie

Schamir wurde als Sohn von Schlomo und Perla Jaziernicki in dem damals mehrheitlich jüdisch bewohnten Dorf Ruschany geboren.[3] Sein Vater betrieb eine Lederfabrik. Bereits als Jugendlicher trat Schamir unter dem Eindruck des starken Antisemitismus in der Zweiten Polnischen Republik der zionistischen Betar-Organisation bei.[4] Er machte sein Abitur an der hebräischen Schule in Białystok und studierte anschließend Jura an der Universität Warschau, bis er sein Studium 1935 unterbrach, um nach Palästina auszuwandern.

Schamir gab an, dass seinem Vater, während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg, die Flucht von einem Deportationszug gelungen sei.[5] Danach habe dieser Zuflucht in seinem Heimatort Ruschany gesucht, wo er jedoch von den polnischen Dorfbewohnern zu Tode gesteinigt worden sei.[5] Laut Schamir seien die Täter Freunde aus dessen Kindheit gewesen.[5] Seine Mutter und seine Schwestern starben in den deutschen Konzentrationslagern.[5] Schamir erwarb durch diese Umstände und seine Erlebnisse in Polen eine antipolnische Einstellung. Später behauptete er, dass jeder Pole den „Antisemitismus mit seiner Muttermilch eingesaugt“ habe.[6]

Schamir war mit Schulamit verheiratet, mit der er zwei Kinder (Yair und Gilada) hatte. 2011 verstarb seine Frau. Seinen Sohn Yair hat er nach dem Pseudonym des Lechi-Gründers Avraham „Yair“ Stern benannt. Yair Schamir ist Mitglied der rechtsgerichteten Partei Jisra’el Beitenu und derzeit israelischer Landwirtschaftsminister.

Britische Mandatszeit

In Palästina wurde Schamir Mitglied der Irgun, einer der jüdischen militärischen Untergrundorganisationen in Palästina. 1940 spaltete sich unter Avraham Stern von Irgun eine radikale Splittergruppe namens Lechi ab, um den Kampf gegen die britische Mandatsmacht fortzusetzen, da Irgun mit den Briten Waffenstillstand geschlossen hatte. Schamir schloss sich Lechi an, wurde 1941 von den Briten inhaftiert und entkam 1942 nach Sterns Tod aus einem Internierungslager. 1943 wurde er einer der drei Anführer der neuformierten Lechi. Diese verübte in den folgenden Jahren unter anderem die Attentate auf den britischen Nahost-Minister Lord Moyne und den UN-Nahost-Vermittler Folke Bernadotte.

1944 lernte er seine spätere Frau Schulamit in einem Internierungscamp der Briten kennen, die dort festsaß, da sie illegal nach Palästina eingereist war. Mit ihr hatte er zwei Kinder. Sie starb am 29. Juli 2011.

Nach der israelischen Staatsgründung

Nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg war Schamir von 1955 bis 1965 Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Er wurde 1973 erstmals in die Knesset gewählt und wurde 1977 ihr Präsident. Im Jahre 1980 wurde er Außenminister und 1983 Begins Nachfolger als Ministerpräsident.

Obwohl Schamir als Hardliner des Likud bekannt war, übernahm er den Vorsitz beim Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat im Jahre 1977 und bei den anschließenden Friedensgesprächen. In den Jahren 1981 und 1982 führte er die Verhandlungen mit Ägypten an, welche die Beziehungen nach dem Vertrag normalisieren sollten, und er leitete auch 1983 Verhandlungen, die zu einem Abkommen mit dem Libanon führten (welches jedoch niemals von der libanesischen Regierung ratifiziert wurde).

Ministerpräsident

Weil er daran scheiterte, Israels inflationäre Wirtschaft zu stabilisieren, kam es 1984 außerplanmäßig zu Neuwahlen. Es wurde eine Koalition aus seinem Likud mit der von Schimon Peres geführten Awoda gebildet. Peres übernahm den Posten des israelischen Ministerpräsidenten für den ersten Teil der Amtsperiode und wurde im September 1986 von Schamir im Rahmen des Israelischen Modells abgelöst. 1987 begann die Erste Intifada (bewaffneter Kampf der Palästinenser gegen Israel), gegen die die Regierung Schamir mit harter Hand vorging.

Im Jahre 1988 wurde die große Koalition wiedergewählt, worauf Schamir und Peres eine neue Koalitionsregierung bildeten. Nach dem Austritt der Arbeitspartei 1990 stand Schamir einer Minderheitsregierung vor.

Im Jahre 1991 nahm die Regierung Schamir nach heftigem amerikanischen Drängen an den Friedensgesprächen von Madrid teil. Gleichzeitig ließ er zahlreiche jüdische Siedlungen im Westjordanland ausbauen oder neu errichten; unverwandte Mordvorwürfe vonseiten arabischer Gipfelteilnehmer bezüglich seiner Untergrundaktivitäten und zunehmendes Misstrauen seitens der Amerikaner angesichts seiner starren Haltung schwächten seine Verhandlungsposition erheblich.

Im gleichen Jahr ermöglichte er die Umsiedlung tausender äthiopischer Juden, die Operation Solomon. Nachdem Israel während des Irakkriegs von einer Salve irakischer Scudraketen getroffen worden war, verzichtete die Regierung Schamir auf einen Gegenschlag, weil die USA die arabisch-westliche Kriegskoalition in Gefahr sahen. Nach der Abwahl des Likud im Jahre 1992 wurde Jitzchak Rabin (Arbeitspartei) sein Amtsnachfolger.

Rückzug aus der Politik

Schamir trat im März 1993 vom Vorsitz über den Likud zurück, nachdem er von seinem Nachfolger Benjamin Netanjahu für seine Unentschlossenheit in der palästinensischen Frage kritisiert worden war.

Im Jahr 2001 wurde Schamir der Israel-Preis verliehen. Er starb am 30. Juni 2012 nach längerer Erkrankung an der Alzheimer-Krankheit in Tel Aviv.

Weblinks

 Commons: Jitzchak Schamir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Israels früherer Premier Jizchak Schamir ist tot. Abgerufen am 30. Juni 2012.
  2. Yitzhak Shamir, Former Israeli Prime Minister, Dies at 96. Abgerufen am 30. Juni 2012 (english).
  3. Ahron Bregman, A History of Israel, Palgrave Macmillan 2003, S. 205.
  4. [1] Adam Michnik: Poland and the Jews, in: The New York Review of Books, 1991.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 David Landau: When Shamir revealed how his parents and sisters were killed in the Holocaust in The Times of Israel, Mai 1989.
  6. Anshel Pfeffer: Shamir was right about one thing in: Haaretz, 6. Juli 2012.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jitzchak Schamir aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.