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Edward Heath

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Dieser Artikel behandelt den Politiker Edward Heath. Zum Flugzeugbauer siehe Edward Bayard Heath; zum Posaunisten siehe Ted Heath.
Edward Heath (1987)
Edward Heath (1966)

Sir Edward Richard George Heath, KG, MBE (* 9. Juli 1916 in Broadstairs, Grafschaft Kent; † 17. Juli 2005 in Salisbury, Grafschaft Wiltshire) war ein konservativer britischer Politiker und von 1970 bis 1974 Premierminister des Vereinigten Königreichs. Der Weltkriegsoffizier und Ministerialbeamte war seit 1950 Parlamentsmitglied und gehörte dem moderaten Flügel seiner Partei an. Nach mehreren Wahlen, die verlustreich ausgefallen waren, ersetzte die Partei ihn 1975 durch die konservativere Margaret Thatcher.

Leben

Heath wurde als Sohn eines Zimmermanns, der sich zum Baumeister hochgearbeitet hat, und einer Zofe geboren. Nach Besuch der staatlichen Grammar School begann er ein Studium am Balliol College, Oxford. Als talentierter Musiker gewann er ein Orgelstipendium, das ihm das Studium in Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaft ermöglichte. Während seines Studiums fand er zu den Konservativen, aber im Gegensatz zu vielen Konservativen war er ein aktiver Gegner der Appeasement-Politik. Als solcher wurde er durch das Balliol College gefördert, als er 1939 zum Präsidenten der Oxford Union Society kandidierte.

Während des Zweiten Weltkriegs diente Heath zwischen 1940 und 1945 in der Royal Artillery, zuletzt als Oberstleutnant. Nach der Demobilisierung 1946 trat er der Territorialarmee bei. Bis zu seiner Wahl als Parlamentsabgeordneter von Bexley 1950, wo er einen alten Kollegen aus der Oxford Union, Ashley Bramall besiegte, arbeitete er als Beamter des Zivilluftfahrtsministeriums. Bereits 1951 befürwortete Heath den Beitritt Großbritanniens zur Montanunion. Schon 1955 stieg er zum Einpeitscher („whip“) seiner Fraktion im britischen Unterhaus auf. Aufgrund der Konvention, nach der whips nicht im Parlament sprachen, schaffte er es, sich aus der Sueskrise (1956) herauszuhalten. Bei Ankündigung von Anthony Edens Rücktritt legte er einen Bericht zur Haltung der konservativen Fraktion vor. Dieser Bericht, der die Auswahl von Edens Nachfolger vorbereitete, war sehr vorteilhaft für Harold Macmillan, der dann von 1957 bis 1963 als Premier diente..

1959 bis 1960 gehörte Heath bereits dem britischen Kabinett als Arbeitsminister an. 1960 wurde Heath zum Lordsiegelbewahrer ernannt, einer Art Minister ohne Geschäftsbereich. In dieser Funktion leitete er als überzeugter Europäer auf britischer Seite die Beitrittsverhandlungen zur EWG, die aber letztlich am Einspruch des französischen Präsidenten Charles de Gaulle scheiterten. Seine entschieden proeuropäische Haltung wurde 1963 mit dem Karlspreis der Stadt Aachen honoriert.[1] Unter Premierminister Alec Douglas-Home wurde er 1963/1964 Präsident der Handelsbehörde und Minister für Industrie, Handel und Regionalentwicklung. In dieser Zeit schaffte er die Preisüberwachung des Handels ab.

Nach der Abwahl der Konservativen änderte Douglas-Home die Parteisatzung und machte den Weg zur Wahl des Vorsitzenden frei. Heath wurde im Juli 1965 zum jüngsten Parteivorsitzenden der Konservativen und zum Fraktionsvorsitzenden seiner Partei im Unterhaus bis 1975 gewählt. Nach der Wahlniederlage der Konservativen gegen Harold Wilson bei den Unterhauswahlen am 31. März 1966 war er in seiner Partei nicht unumstritten. Der Erfolg seiner Partei bei den Unterhauswahlen am 18. Juni 1970 überraschte alle zeitgenössischen Kommentatoren und wurde als sein persönlicher Triumph angesehen.

Im Frühjahr 1990 war Heath Gastprofessor an der University of Michigan (Helen L. DeRoy Visiting Professorship).[2] Er war sein Leben lang Junggeselle.[3]

Im August 2003 erlitt er während eines Urlaubsaufenthalts in Salzburg eine Lungenembolie, von der er sich nicht mehr vollständig erholte. Er starb knapp zwei Jahre später an einer Lungenentzündung.

Regierung

Kurz bevor die Wahl angesetzt wurde, veröffentlichte sein Schattenkabinett ein Dokument einer Konferenz im Selsdon Park Hotel, das überraschend nach rechts ausgerichtet erschien. Labour-Chef Harold Wilson etikettierte seinen Kontrahenten im Wahlkampf als Selsdon Man, um ihn als paläolithischen Reaktionär zu brandmarken. Bei den britischen Unterhauswahlen im Juni 1970 setzte sich Heath gegen Wilson durch, der seit 1964 Premier war. Am 20. Juli 1970 erlitt sein Kabinett durch den plötzlichen Herztod des Schatzkanzlers Iain Macleod einen frühen Rückschlag.

Als erster Premierminister der Konservativen aus dem kleinbürgerlichen Milieu regierte er in allen wirtschafts- und innenpolitischen Fragen pragmatisch. Gegen alle Widerstände setzte er den EG-Beitritt Großbritanniens 1972 durch. In der Finanzpolitik leitete er einen signifikanten Wechsel von direkter zu indirekter Besteuerung ein. Seine Absicht, die Macht der Gewerkschaften durch Gesetze stärker zu begrenzen, wurde nicht verwirklicht. Das daraus resultierende polarisierte Klima führte zum späteren Sturz der Regierung.

Heaths Regierung machte nur geringe Anstrengungen, um die Ausgaben zu beschränken. Die Reduzierungen des Bildungsbudgets – Ministerin war Margaret Thatcher (1979 bis 1990 Premierministerin) – führten zur Abschaffung der Schulmilchspeisung anstelle der Einschränkung der Fernuniversität Open University. Der Kontrast zu den späteren Aktionen des Thatcher-Kabinetts resultierte wohl aus Heaths humanistischerer Haltung.

Seine Politik in Bezug auf den Nordirlandkonflikt war widersprüchlich. Die britische Regierung stellte die Military Reaction Force auf, eine Einheit des Geheimdienstes, die in Nordirland Staatsterrorismus betrieb und den Konflikt weiter anheizte. Katholiken wurden auf offener Straße erschossen, egal ob IRA-Mitglied oder nicht. Auf der anderen Seite bemühte sich sein Kabinett um einen friedlichen Ausgleich mit den demokratischen politischen Parteien. Das Abkommen von Sunningdale wurde zwar erreicht, doch heftig von vielen Unionisten – insbesondere von Ian Paisley – bekämpft. Die Ulster Unionist Party stellte ihre Unterstützung für die Konservativen im Parlament ein, so dass das Abkommen scheiterte. Dieses Scheitern in Nordirland trug zu Heaths späterem Sturz bei.

Die galoppierende Inflation (nach Umstellung der Währung auf das Dezimalsystem 1971) trug ihn in eine Konfrontation mit einer der mächtigsten Gewerkschaften. Die Energieknappheit (vor der ersten Ölkrise) bewirkte, dass die Industrie die drei-Tage-Woche einführen musste, um Energie zu sparen.

Heath suchte in einer vorgezogenen Wahl einen Befreiungsschlag, mit dem er seine Mehrheit im Parlament aufbessern wollte. Die Unterhauswahlen im Februar 1974 führten aber zu einem Patt (Hung Parliament). Die Konservativen erhielten zwar die Mehrheit der Stimmen, aber die Labour Party errang die Mehrheit der Sitze, weil die nordirischen Ulster Unionists es ablehnten, die Konservativen zu unterstützen. Heath nahm daraufhin Koalitionsverhandlungen mit der Liberal Party auf. Als diese scheiterten, bildete Harold Wilson ein Minderheitskabinett und wurde im Amt bestätigt, die in einer zweiten Unterhauswahl im Oktober mit einer hauchdünnen Mehrheit gestützt wurde.

Zwischen den Wahlen begann das Centre for Policy Studies (CPS), eine Diskussionsgruppe der Conservative Party („Tories“), eine rechtslastige Diagnose der Fehler der Heath-Regierung. Speerspitze dieser Tendenz war Keith Joseph. Obwohl Margaret Thatcher ebenfalls dem CPS angehörte, wurde sie als Ausgleich zu Heaths Leutnant James Prior angesehen.

Ende der Amtszeit

Nach drei von vier verlorenen Wahlen (bezogen auf die Anzahl der Parlamentssitze) wurde Heath von vielen konservativen Parlamentariern, Parteiaktivisten und Verlegern, die mit der Partei sympathisierten, dafür verantwortlich gemacht. Unter der weiteren Wählerschaft erlangte er mehr Sympathie, teilweise wegen seiner angekündigten Bereitschaft zu einer Regierung der nationalen Einheit.

Es schien, dass Heath als Konservativer Parteichef sich durchgesetzt hätte, wenn er auf die Loyalität seiner Kollegen aus der ersten Reihe gesetzt hätte. Zu jener Zeit erlaubte die Satzung der Konservativen, nur für die Dauer eines Wahlkampfs eine Kandidaten-Lücke zu füllen, aber gab weder ein klares Verfahren für einen Vorsitzenden, sich während einer laufenden Legislatur entweder um ein neues Mandat zu bemühen, noch eines für Konkurrenten, den Vorsitzenden herauszufordern.

1974 kam Heath unter massiven Druck, die Regeln zu überarbeiten. Übereinstimmend setzte man eine Kommission ein, die Vorschläge für die notwendigen Satzungsänderungen erarbeiten sollte, denen Heath sich für die nächste Nominierung unterwerfen wollte. Anfangs erwartete Heath, mangels klarer Herausforderer mit einer komfortablen Mehrheit wiedergewählt zu werden, da Enoch Powell die Partei verlassen hatte und Keith Joseph sich durch kontroverse Statements bezüglich Geburtenkontrolle hinauskatapultiert hatte. Die Entschlossenheit von Airey Neave, der im Namen einiger enttäuschter Hinterbänkler nach einem echten Herausforderer suchte, kombiniert mit der Resolution von Margaret Thatcher, nach der einer der CPS-Linie angehörenden Abgeordneten ihre Sache in der Fraktion vertreten sollte, führte letztlich dazu, dass Thatcher sich selbst zur Kandidatin erklärte.

Weil die Satzung den Eintritt neuer Kandidaten in die Abstimmung in der zweiten Runde erlaubte, sollte der Vorsitzende nicht durch eine zu große Mehrheit bestätigt werden, die eine zweite Runde ausgeschlossen hätte. Margaret Thatchers Herausforderung wurde als stalking horse, als Strohmann betrachtet. Später wurde ihr Wahlkampfmanager Airey Neave beschuldigt, absichtlich ihre Unterstützung herunterzuspielen, um Wähler von Heath anzuziehen, der im ersten Wahlgang am 4. Februar 1975 mit 119 zu 130 Stimmen unterlag. Obwohl Heath sich daraufhin aus der Abstimmung zurückzog, war es für Anhänger des Heath-Flügels zu spät, Thatcher zu überholen. So unterlag Heaths Favorit William Whitelaw in der Abstimmung gegen Thatcher in der folgenden Woche mit 79 zu 146 Stimmen.

Rückzug

Heaths Grab in der Salisbury Cathedral

Seine Niederlage verbitterte Heath; er beharrte viele Jahre lang auf seiner Kritik an der ideologischen Neuausrichtung seiner Partei. Nach den Wahlen im Mai 1979Margaret Thatcher wurde Premierministerin – wurde ihm das Amt des Botschafters in den USA angeboten, das er ablehnte. Bis zum Parteitag 1981 wurde er als eine Führungsfigur des linken Flügels seiner Partei angesehen.

Bei der zweiten Wahl 1974 sprach sich Heath für eine Allparteienregierung aus. Einige Kommentatoren glaubten, nach dem verlorenen Vorsitz sei Heaths Ziel eine große Krise der britischen Politik, in der er als elder statesman eine solche Regierung führen könne. Es kam aber nicht zu einer solchen Krise, die die konventionellen politischen Prozesse unterbrach und nach einer solchen Regierung verlangte.

Bis zu seinem Rückzug vom Parlament bei den Unterhauswahlen im Juni 2001 vertrat Heath als Hinterbänkler den Wahlkreis London Old Bexley und Sidcup. Er war lange dienstältester Abgeordneter (Vater des Hauses).

Er verbrachte seinen Ruhestand in seinem Haus gegenüber der Salisbury Cathedral, wo nach seinem Tod auch seine Urne beigesetzt wurde.

Ehrenämter und Hobbys

In seinem Hobby Segeln war er sehr erfolgreich: Er gewann 1969 das Yachtrennen Sydney-Hobart und während seiner Amtszeit als Premierminister nahm er 1971 mit seiner Yacht Morning Cloud (S&S-34) am berühmten Segelwettbewerb um den Admiral’s Cup teil, den er mit seinem Team gewann. 1977 bis 1979 gehörte er der Nord-Süd-Kommission an. Nach seiner Amtszeit als britischer Regierungschef betätigte sich Sir Edward Heath auch als Dirigent von Sinfonieorchestern wie dem European Union Youth Orchestra.

Literatur

  • Oliver Bange: Karlsprize, Crisis and Concurrence – Edward Heath and Britain’s European Policy in 1963. In: Guido Müller (Hrsg.): Deutschland und der Westen. Internationale Beziehungen im 20. Jahrhundert. Festschrift für Klaus Schwabe zum 65. Geburtstag (= Historische Mitteilungen, Beiheft 29). Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07251-9, S. 298–306.

Weblinks

 Commons: Edward Heath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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