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Gustav Fröhlich

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Dieser Artikel behandelt den Schauspieler Gustav Fröhlich. Zu anderen Personen siehe Gustav Frölich.

Gustav Fröhlich (* 21. März 1902 in Hannover; † 22. Dezember 1987 in Lugano; vollständiger Name Gustav Friedrich Fröhlich) war ein deutscher Schauspieler und Filmregisseur.

Leben und Werk

Vor 1933

Gustav Fröhlich wuchs bei Pflegeeltern in Hannover und Würzburg auf. Er war ein uneheliches Kind des Ingenieurs Gustav König (1876–1952), Direktor und Technischer Leiter der Halleschen Maschinenfabrik und Vater des Soziologen Prof. René König (1906–1992) und der Handwerkertochter Hedwig Therese Sophie Fröhlich.[1] Nach dem Besuch eines Realgymnasiums in Berlin-Friedenau leistete er 1916/17 Freiwilligendienst bei der Presseüberwachung in Brüssel und unternahm mit Groschenheften erste schriftstellerische Versuche. 1919 begann er ein Volontariat bei der Niedersächsischen Landeszeitung in Celle, trat unter dem Künstlernamen „Gustav Geef“ in einem Varieté auf und schloss sich dem Mittelfränkischen Gastspiel-Ensemble in Sontheim an. Nach Schauspielunterricht in Heilbronn fand er erste Engagements in Friedberg/Hessen und am Reisetheater der Schwäbischen Volksbühne. 1921 ging Gustav Fröhlich nach Berlin, wo er auf Empfehlung von Paul Henckels für zwei Jahre am Neuen Volkstheater in der Köpenickerstraße engagiert wurde. Von 1923 bis 1925 spielte er an der Volksbühne am Bülowplatz u. a. in Inszenierungen von Erwin Piscator. Anfang der 1930er Jahre trat er unter Max Reinhardt am Deutschen Theater u. a. als Prinz von Homburg auf.

Eine Nebenrolle in Theo Frenkels niederländisch-deutscher Koproduktion Ein neues Leben (1922) markiert Gustav Fröhlichs Filmdebüt. Daran schlossen sich Hauptrollen und wichtige Nebenrollen in einer Reihe von Stummfilmen an, unter denen Fritz Langs aufwändiger Ufa-Film Metropolis (1927) der filmhistorisch und kommerziell wichtigste war.

Nach der Einführung des Tonfilms konnte Fröhlich seine Karriere problemlos fortsetzen. 1930/31 verpflichteten ihn Warner Bros. nach Hollywood, wo er in deutschen Versionen amerikanischer Filme mitwirkte. 1931 trat er in Max Ophüls’ Musikkomödie Die verliebte Firma neben Lien Deyers und ebenfalls 1931 in Robert Siodmaks Kriminaldrama Voruntersuchung neben Hans Brausewetter und Albert Bassermann. Häufig arbeitete er auch mit dem Regisseur Géza von Bolváry zusammen, der ihn allein von 1931 bis 1933 sechsmal als Hauptdarsteller einsetzte. 1933 führte Fröhlich in dem Film Rakoczy-Marsch erstmals selbst Regie. Neben Camilla Horn spielte er wie üblich auch die Hauptrolle.

Im Dritten Reich

Fröhlich heiratete 1931 die jüdischstämmige Schauspielerin Gitta Alpár. Nach Angaben von Alpár verstieß Fröhlich sie, als sie mit der gemeinsamen Tochter Julika/Julitschka Fröhlich (geb. 1934) schwanger war. Während eines Empfangs bei Kulturminister Joseph Goebbels verleugnete er seine Frau, um sich ungehindert Goebbels nähern zu können und seine persönliche Karriere nicht zu gefährden. Die Ehe wurde 1935 geschieden, als Alpár schon im rettenden Exil war.[2] Da Fröhlich in seinen Rollen den Liebhabertyp, der im Kino des Nationalsozialismus besonders gefragt war – der sympathische, aber grundvernünftige und verlässliche Kavalier und Bräutigam – in idealer Weise verkörperte, waren ihm auch nach dem Regierungsantritt der NSDAP Hauptrollen in zahlreichen Filmen sicher. Als Darsteller von Polizisten, Rechtsanwälten, Offizieren, Ingenieuren und Vertretern ähnlicher vertrauenseinflößender Berufe war er meist neben den einschlägigen Darstellerinnen unsentimentaler, moderner, praktisch veranlagter junger Frauen wie Marianne Hoppe, Renate Müller, Ilse Werner und Hilde Krahl zu sehen. Daneben drehte er jedoch auch mit Sybille Schmitz, Brigitte Horney, Camilla Horn und Käthe von Nagy. 1941 heiratete Gustav Fröhlich Maria Hajek.

1935/36 stand er gleich dreimal mit Lída Baarová vor der Kamera (Leutnant Bobby, der Teufelskerl, Barcarole, Die Stunde der Versuchung). Mit ihr war er in dieser Zeit auch privat liiert. Lida Baarova verließ Gustav Fröhlich schließlich, weil sie ihrerseits eine Affäre mit Propagandaminister Joseph Goebbels hatte. Die häufig kolportierte Geschichte, nach der Fröhlich den zweitwichtigsten Mann im nationalsozialistischen Staat aus Eifersucht geohrfeigt haben soll und daraufhin im Berliner Volksmund gerne die Zeile Ich möchte einmal Fröhlich sein... angestimmt worden sei, gehört vermutlich aber ins Reich der Legenden. Im Gegensatz zu vielen anderen prominenten Berufskollegen wurde Fröhlich nach Beginn des Zweiten Weltkrieges allerdings nicht unabkömmlich gestellt, sondern 1941 für 18 Monate zu einem Posener Landschützen-Regiment einberufen, das er für Dreharbeiten nur jeweils vorübergehend verlassen durfte.

Mit durchschnittlich drei Hauptrollen pro Jahr zählt Gustav Fröhlich neben Hans Albers, Willy Fritsch und Heinz Rühmann zu den prominentesten und aktivsten männlichen Stars des NS-Kinos.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Da Gustav Fröhlich nur vereinzelt an Propagandafilmen mitgewirkt hatte (Ausnahmen: Alarm in Peking, Der große König), konnte er seine Karriere auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fortsetzen. Bereits 1946 sprang er in Helmut Weiss’ Lustspiel Sag’ die Wahrheit für den wegen seiner Nähe zum NS-Regime noch unter Berufsverbot stehenden Heinz Rühmann ein. Gleichzeitig kehrte er ans Theater zurück und nahm ein Engagement am Brunnenhoftheater des Bayerischen Staatsschauspiels in München an. 1947/48 führte er in dem Film Wege im Zwielicht erstmals seit Kriegsende wieder Regie.

Gustav Fröhlichs interessanteste Nachkriegsrolle war die des alternden, todgeweihten Malers Alexander in Willi Forsts Film Die Sünderin (1951) in dem ihm erstmals der Ausbruch aus der Schublade des netten, vertrauenswürdigen Charmeurs gelang. Der wirkliche Umfang seines schauspielerischen Potenzials hatte sich bereits 1932 in Max Ophüls’ Film Die verliebte Firma angedeutet, in dem die harmlose Nettigkeit von Fröhlichs Figuren erstmals gebrochen erschien und ahnen ließ, dass darunter Entschlossenheit und sogar Gewalt verborgen sein konnte. Es bedurfte jedoch der Befreiung von den strengen dramaturgischen Normen des NS-Kinos, um diesen zwiespältigen Elementen Raum zur Entfaltung zu verschaffen. Bis 1956 war Gustav Fröhlich weiterhin in zahlreichen Hauptrollen zu sehen.

Bis 1953 gehörte Gustav Fröhlich zum Ensemble des von Gustaf Gründgens geleiteten Düsseldorfer Schauspielhauses. Danach spielte er am Berliner Renaissance-Theater und am Schauspielhaus Zürich. 1956 übersiedelte er in die Schweiz in den Ort Brissago am Lago Maggiore. 1972 wurde er mit der Silbernen Plakette der Stadt Salzburg ausgezeichnet und 1973 von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Filmband in Gold. Er spielte bis 1976 regelmäßig Theater und starb 1987 nach einer Operation in Lugano. Seine Grabstelle befindet sich an der Urnenwand des Friedhofs Brissago am Lago Maggiore / Schweiz.

Filmografie

Stummfilme

  • 1922: Ein neues Leben (De bruut)
  • 1923: Paganini
  • 1923: Der Weg zum Licht
  • 1925: Friesenblut
  • 1925: Schiff in Not
  • 1925: Die Frau mit dem schlechten Ruf
  • 1926: Metropolis
  • 1927: Die Frau die nicht nein sagen kann
  • 1927: Die leichte Isabell
  • 1927: Jugendrausch
  • 1927: Ihr letztes Liebesabenteuer/Ich heirate meine Frau
  • 1927: Gehetzte Frauen
  • 1927: Der Meister von Nürnberg
  • 1927: Die elf Teufel
  • 1927: Schwere Jungs – leichte Mädchen
  • 1928: Die Pflicht zu schweigen
  • 1928: Jahrmarkt des Lebens
  • 1928: Der Fremdenlegionär/Wenn die Schwalben heimwärts ziehen
  • 1928: Angst (Angst – Die schwache Stunde einer Frau)
  • 1928: Heimkehr
  • 1928: Die Rothausgasse
  • 1928: Eva und der Grashüpfer
  • 1928: Hurrah! Ich lebe!
  • 1929: La tentation
  • 1929: Das brennende Herz
  • 1929: Asphalt
  • 1929: Hochverrat

Tonfilme

  • 1930: Zwei Menschen (Erich Waschneck)
  • 1930: Liebeslied (Constantin J. David)
  • 1930: Der unsterbliche Lump (Gustav Ucicky)
  • 1930: Brand in der Oper/Barcarole (Carl Froelich)
  • 1930: Kismet (William Dieterle, Deutschland/USA)
  • 1931: Die heilige Flamme (Berthold Viertel, William Dieterle, Deutschland/USA)
  • 1931: Die verliebte Firma (Max Ophüls)
  • 1931: Wiener Blut/Sang viennois (Conrad Wiene)
  • 1931: Gloria (Hans Behrendt)
  • 1931: Voruntersuchung (Robert Siodmak)
  • 1931: Solang' noch ein Walzer von Strauss erklingt (Conrad Wiene)
  • 1931: Liebeskommando (Géza von Bolváry)
  • 1931: Mein Leopold (Hans Steinhoff)
  • 1932: Ein Mann mit Herz (Géza von Bolváry)
  • 1932: Unter falscher Flagge (Johannes Meyer)
  • 1932: Gitta entdeckt ihr Herz (Carl Froelich)
  • 1932: Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel (Géza von Bolváry)
  • 1932: Ich will nicht wissen, wer du bist (Géza von Bolváry)
  • 1932: Gardez le sourire (Pál Fejös, René Sti)
  • 1933: Was Frauen träumen (Géza von Bolváry)
  • 1933: Die Nacht der großen Liebe (Géza von Bolváry)
  • 1933: Sonnenstrahl (Paul Fejos, Österreich)
  • 1933: Rund um eine Million (Max Neufeld)
  • 1933: Rakoczy-Marsch – auch Regie (mit Stefan Szekely, Camilla Horn u.a. und auch Margit Angerer).
  • 1934: Oberwachtmeister Schwenke (Carl Froelich)
  • 1934: Der Flüchtling aus Chicago /Der Flüchtling von Chicago (Johannes Meyer)
  • 1934: Abenteuer eines jungen Herrn in Polen/Ein gefährliches Abenteuer/Liebe und Trompetenklang/Reiterlied – Regie, Darsteller
  • 1935: Nacht der Verwandlung/Demaskierung (Hans Deppe)
  • 1935: Liebesleute (Erich Waschneck)
  • 1935: Leutnant Bobby, der Teufelskerl
  • 1935: Barcarole (Gerhard Lamprecht)
  • 1935: Stradivari (Géza von Bolváry)
  • 1935: Es flüstert die Liebe (Géza von Bolváry)

Nachkriegsfilme

Literatur und Dokument

  • Gustav Fröhlich: Die große Pause. Schauspiel.
  • Gustav Fröhlich: Waren das Zeiten. Mein Film-Heldenleben(= Ullstein. Nr. 22061). Ungekürzte Ausgabe. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1989, ISBN 3-548-22061-4.
  • Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film. Edition Text & Kritik, München 1984 ff. (Loseblattausgabe).
  • René König Schriften, Band 18, Autobiographische Schriften, Neu herausgegeben von Mario und Oliver König und mit Nachwort von Oliver König, Opladen (Leske + Budrich) 1999
  • GenoGraph – Stammbaum „Familie König“ per 8. April 2011, erstellt und übermittelt von Dr. Oliver König, Köln

Weblinks

Einzelnachweise

  1. René König. Autobiographische Schriften. Neu hrsg. von Mario und Oliver König, mit einem Nachw. vers. von Oliver König, Leske und Budrich, Opladen 2000, ISBN 3-8100-2392-2. (Reihe René König Schriften Band 18)
  2. Ausweislich eines Interviews von Herlinde Kölbel mit Alpáry, zitiert bei Ursula El-Akramy: Die Schwestern Berend. Geschichte einer Berliner Familie. Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50491-5, S. 280.
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