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Peter Landau

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Peter Landau (geb. 26. Februar 1935 in Berlin; gest. 23. Mai 2019 in München) war ein deutscher Rechtsgelehrter, Rechtshistoriker und Kanonist.

Leben und Wirken

Nach dem Schulbesuch in Berlin und Eisenberg in Thüringen studierte Landau von 1953 bis 1958 Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin, an der Universität Freiburg/Breisgau und an der Universität Bonn sowie als Postgraduierter an der Yale University, wo er vor allem von Stephan Kuttner geprägt wurde. Nach Promotion (1964) und Habilitation (1968) bei Hermann Conrad in Bonn wurde Landau 1968 als ordentlicher Professor an die Universität Regensburg berufen. Hier fungierte er 1970/71 als Prorektor der Universität und von 1979 bis 1981 als Dekan der Juristischen Fakultät.[1]

Es folgten Forschungsaufenthalte an der Universität Berkeley (1977) und eine Lehrtätigkeit als Visiting Professor an der Universität Chicago (1984), sowie die Berufung als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1985). Im Jahr 1986 wurde Landau Mitglied der Zentralredaktion der Monumenta Germaniae Historica.[2] Nachdem Landau Rufe an die Universität Frankfurt (1983) und an die Universität Berkeley (1986) abgelehnt hatte, nahm er 1987 einen Ruf an die Universität München auf einen Lehrstuhl für Deutsche Rechtsgeschichte, neuere Privatrechtsgeschichte, Kirchenrecht, Bürgerliches Recht, Rechts- und Staatsphilosophie an. Damit verbunden war auch das Amt als Direktor des Leopold-Wenger-Instituts für Rechtsgeschichte. 1990/91 folgte ein Forschungsaufenthalt Landaus am Institute for Advanced Studies in Princeton. In München war Landau von 1993 bis 1995 als Dekan der Juristischen Fakultät tätig. Von 1988 bis 2000 amtierte Landau als Präsident der Society for Medieval Canon Law in Zürich; seit 1994 war er außerdem Mitglied des Fachbeirats des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. Einen weiteren Ruf an die Universität Leipzig lehnte Landau 1993 ab. 2003 wurde Landau entpflichtet; Nachfolger auf seinem Lehrstuhl wurde Harald Siems. Landau war von 1991 bis 2016 Präsident des Stephan Kuttner Institute of Medieval Canon Law; ab 2016 war er Honorary President dieses Instituts. Landau lebte in München.

Landau war Mitglied der SPD und langjähriges Mitglied der Bundesschiedskommission der Partei.[3] Er gehörte zu den Seeheimern innerhalb der SPD und war Gründungsmitglied des Regionalverbandes Seeheimer Oberbayern.[4]

Er galt als einer der weltweit führenden Kanonisten, der vor allem durch Arbeiten zum mittelalterlichen Kirchenrecht und auch zum evangelischen Kirchenrecht hervorgetreten ist. In seiner Dissertation befasste er sich mit dem Infamiebegriff. Die Habilitation untersuchte das Patronatsrecht im 12. und 13. Jahrhundert. Daneben galt sein Interesse auch der Rechts- und Staatsphilosophie. Er widmete sich auch der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Antisemitismus. Einen umfangreichen Beitrag verfasste er über das Schicksal jüdischer Juristen.[5]

Landau erhielt Ehrendoktorwürden des Kanonistischen Instituts der Universität München (1997), der Universität Basel (1998) und der Pariser Universität Panthéon-Assas (2001). Er war korrespondierendes Mitglied der Medieval Academy of America (2001) und der Accademia degli Intronati. Im Jahr 2011 wurde Landau die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber verliehen.[3]

Schriften (Auswahl)

  • Die Entstehung des kanonischen Infamiebegriffs von Gratian bis zur Glossa Ordinaria (= Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht. Bd. 5, ZDB-ID 503916-2). Böhlau, Köln u. a. 1966, (Zugleich: Bonn, Universität, Dissertation, 1964).
  • Jus Patronatus. Studien zur Entwicklung des Patronats im Dekretalenrecht und der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts (= Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht. Bd. 12). Böhlau, Köln u. a. 1975, ISBN 3-412-11575-4 (Zugleich: Bonn, Universität, Habilitations-Schrift, 1968).
  • Kanones und Dekretalen. Beiträge zur Geschichte der Quellen des kanonischen Rechts (= Bibliotheca eruditorum. Band 2). Keip, Goldbach 1997, ISBN 3-8051-0200-3.
  • Rechtsphilosophie unter der Diktatur. Drei Beispiele deutschen Rechtsdenkens während des Zweiten Weltkriegs (= Würzburger Vorträge zur Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtssoziologie. Band 29). Nomos, Baden-Baden 2002, ISBN 3-7890-7723-2 (Rezension).
  • Grundlagen und Geschichte des evangelischen Kirchenrechts und des Staatskirchenrechts (= Jus Ecclesiasticum. Band 92). Mohr Siebeck, Tübingen 2010 ISBN 978-3-16-149455-0.
  • Der Archipoeta – Deutschlands erster Dichterjurist. Neues zur Identifizierung des politischen Poeten der Barbarossazeit (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Sitzungsberichte. Jg. 2011, Heft 3). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 2011, ISBN 978-3-7696-1658-3.
  • Europäische Rechtsgeschichte und kanonisches Recht im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze aus den Jahren 1967 bis 2006. Mit Addenda des Autors und Register versehen. Bachmann, Badenweiler 2013, ISBN 978-3-940523-13-6.
  • Deutsche Rechtsgeschichte im Kontext Europas. 40 Aufsätze aus vier Jahrzehnten, versehen mit Addenda, Register und einer Gesamtbibliographie des Autors. Bachmann, Badenweiler 2016, ISBN 978-3-940523-14-3.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Peter Landau im AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung, aufgerufen am 27. März 2012.
  2. Andreas Thier, Thomas Duve: Peter Landau zum 80. Geburtstag. In: JuristenZeitung 5/2015, S. 251–252, hier: S. 251 doi:10.1628/002268815X14235582114408.
  3. 3,0 3,1 Ehrung vom Landtag. Bayerische Verfassungsmedaille für Prof. Dr. Landau. In: Wochenanzeiger München. Südost-Kurier vom 6. Dezember 2011 (abgerufen am 27. März 2012).
  4. SPD Ortsverein Trudering-Riem: SPD Trudering-Riem gratuliert Prof. Dr. Dr. H.C. mult. Peter Landau zum 80sten (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), 3. März 2015, (Abruf 14. April 2015).
  5. Peter Landau: Juristen jüdischer Herkunft im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. In: Helmut Heinrichs u. a. (Hrsg): Deutsche Juristen jüdischer Herkunft. München 1993. S. 133–213.
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