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University of Chicago
University of Chicago | |
---|---|
Motto | Crescat scientia; vita excolatur |
Gründung | 1890 |
Trägerschaft | privat |
Ort | Chicago, Illinois, USA |
Präsident | Robert Zimmer |
Studenten | 13.870 |
Mitarbeiter | ca. 12.460 |
davon Professoren | ca. 2.160 |
Stiftungsvermögen | 6,2 Mrd. US-Dollar |
Hochschulsport | UAA |
Website | www.uchicago.edu |
Die Universität von Chicago entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert und gilt als eine der wichtigsten privaten Universitätsgründungen in den USA während dieser Epoche. Sie wurde nach dem Vorbild deutscher Universitäten Humboldtscher Prägung angelegt. Die Elitehochschule ist Gründungsmitglied der Association of American Universities, eines seit 1900 bestehenden Verbundes führender forschungsintensiver nordamerikanischer Universitäten. Sowohl das Shanghai-Ranking als auch das Times-Ranking – die zwei bekanntesten internationalen Vergleichsstudien – führen die Universität seit Jahren innerhalb der Top Ten der weltbesten Universitäten. Einen besonderen Ruf genießen die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, die Fakultät für Rechtswissenschaft sowie die Fakultät für Physik.
Geschichte
Die Alte Universität
1856 bot Senator Stephen A. Douglas den Führern der Baptisten in Chicago ein Gelände für den Bau einer Universität an. Zehn acres (ca. 4 ha) für einen Campus direkt gegenüber von „Oakenwald“, dem ausgedehnten Besitz von Douglas. Die Führer der Gemeinde akzeptierten in Erwartung finanzieller Hilfen vom Senator und seinen reichen Freunden. Der Südflügel des Hauptgebäudes wurde 1859 fertiggestellt und der Unterricht konnte beginnen. Zusätzlich zu den College Kursen wurde eine Prep school eingerichtet zusammen mit den Studienfächern Medizin und Jura.[1] Das neu gegründete Baptist Union Theological Seminary (BUTS) bot ihre erste Klasse 1867 in Douglas Hall an.
Für jeden Beobachter schien die Lage der beiden Einrichtungen ideal, um von dem Wohlstand der Baptisten-Gemeinde und dem stetigen Wachsen der Stadt profitieren zu können. Insider wussten es besser. 1861 starb Senator Douglas, der erste Präsident der Alten Universität, ohne dieser eine Schenkung zu hinterlassen, verschlechterte sich deren Lage. Als nächstes zerstörte der verheerende Brand 1871 das Handelszentrum von Chicago und 1873 setzte eine finanzielle Panik ein, so dass die reichen Unterstützer der Uni plötzlich wie ausgelöscht waren. Außerdem hatte der Amerikanische Bürgerkrieg das Leben und Geld von potentiellen Spendern zerstört. Als dann auch noch Camp Douglas, eines der größten Gefängnisse der Union für gefangene Konföderierte, direkt nördlich an der Grenze zur Alten Universität errichtet wurde, wurde deren Situation bedrohlich.[2]
Angesichts der wachsenden Schulden akzeptierte das Theologische Seminar BUTS das Angebot ihres Treuhänder George C. Walker von einem Stück Land ca. 10 Meilen südlich der Stadt und baute ein neues Domizil. 1877 zogen die Fakultät, Studenten und Bücherei in den Vorort Morgan Park um. Die Alte Universität hatte indessen kein Glück. Sie konnte ihre Zinsen für die Hypothek auf den Bau von Douglas Hall nicht mehr bezahlen und verlor die Hypothek an die Gläubiger. Im Frühjahr 1887 musste sie ihre Tore schließen.
Das Dearborn Observatorium
Die Astronomische Gesellschaft von Chicago kaufte 1863 vom Linsenhersteller Alvin Clark in Cambridge, Massachusetts, für $18,187 ein Reflektor-Teleskop mit einer 18-1/2-inch Linse, der damals größten auf der Welt, die ursprünglich von der University of Mississippi in Auftrag gegeben worden war. Die Gesellschaft versprach der Universität die Nutzung des Teleskops, wenn diese ein Observatorium baut. Der Rechtsanwalt J.Y. Scammon spendete das Geld für Bau, der 1864 bezugsfertig war, und das Observatorium erhielt den Namen nach dessen verstorbener Frau, Mary Ann Haven „Dearborn“. Sherburne Wesley Burnham arbeitete hier von 1877 bis 1884.
Das 18-1/2 Zoll Refraktor Teleskop im Dearborn Observatorium der Astronomischen Gesellschaft von Chicago wurde zur Northwestern University in Evanston gebracht, wo durch die Spende von J.B. Hobbs 1889 ein neues Observatorium fertig gestellt wurde, das noch heute den Namen „Dearborn“ trägt. [3]
Die Neue Universität
Die Führer der Baptisten-Gemeinden in Chicago und im ganzen Mittleren Westen fühlten sich gedemütigt durch diese Katastrophe. Sie waren jetzt ohne akademische Basis, um gegen die Erfolge der Presbyterianer mit ihrem Lake Forest College oder den Methodisten mit ihrer Northwestern University in Evanston anzutreten.
Das Baptist Union Theological Seminary (BUTS) hatte in Morgan Park die Katastrophe überlebt und hier bildete sich eine Gruppe von Pastoren und Laien, die das Ziel verfolgte, in Chicago wieder eine Universität aufzubauen. Zu diesem Kreis gehörten: George C. Walker, Henry A. Rust, Frederick A. Smith, der Präsident des BUTS, Rev.George W. Northrup, der Präsident der Baptist Theological Union, E. Nelson Blake, und der Schatzmeister des BUTS, Rev. Thomas W. Goodspeed. Letzterer wollte unbedingt zwei Laien mit engen Bindungen zu Chicago für dieses Ziel gewinnen: William Rainey Harper, Professor für Semitische Sprachen in Yale, der 1886 die Fakultät des BUTS verlassen hatte, und John D. Rockefeller, den Ölmagnaten und Baptisten, der als Vizepräsident im Aufsichtsrat des BUTS saß. Beides gelang. Als sie von Marshall Fields ein Grundstück in der Stadt für die neue Universität erhielten, stellte auch Rockefeller $600.000 bereit und die kirchlichen Gemeinden und Bürger trugen – wie von Rockefeller gefordert - bis zum 1. Juni 1890 mit $400.000 dazu bei. Schließlich einigten sich auch Rockefeller und William Rainey Harper dahingehend, dass auch das Theologischen Seminars (BUTS) von Morgan Park auf den Campus umziehen sollte und Rockefellder dafür noch einmal 1 Mio zusagte, so dass Harper im September 1890 zum Präsidenten gewählt wurde und am 1. Juli 1891 sein Amt antrat.
Die damaligen Neugründungen, zu denen auch die Clark University (Worcester, Massachusetts) und die Johns Hopkins University (Baltimore, Maryland) zählten, revolutionierten die amerikanische Hochschullandschaft: Das vorrangige Ziel der neuen Universitäten lag in der Forschung und in der Lehre auf der Stufe des Hauptstudiums (Graduate Studies). Im Gegensatz dazu verlängerten die traditionellen Ivy-league Colleges der amerikanischen Ostküste lediglich eine gymnasiale Oberstufe oder fungierten als protestantische Predigerschulen. Erst im 20. Jahrhundert gelang es diesen renommierten Schulen, zu vollen Forschungsuniversitäten heranzuwachsen.
Zusätzlich zu den Besonderheiten der Gründung sind die geographischen Bedingungen bedeutsam: Geographisch ist Chicago als Metropole weitgehend isoliert, während die traditionsreichen Schulen der Ostküste (Brown University, Columbia University, Cornell University, Dartmouth College, Harvard University, Princeton University, Yale University, Clarks und Johns Hopkins) in räumlicher Nähe zueinander angesiedelt sind und gleichsam einen akademischen Cluster bilden.
Zumindest teilweise begünstigte die geographische Isolation Chicagos in mehreren Disziplinen das Entstehen klar unterscheidbarer Schulen: In der Philosophie war Chicago unter der Ägide John Deweys ein Zentrum des amerikanischen Pragmatismus. An der theologischen Fakultät verschrieb man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem sozio-historischen Ansatz. In den Sozialwissenschaften – dem herausragenden Schwerpunkt Chicagos – entwickelte sich in den 1920er Jahren unter Robert E. Park eine empirisch ausgerichtete Soziologie (Chicagoer Schule der Soziologie), in der Politikwissenschaft formte Charles Edward Merriam eine Schule eigener Prägung und schließlich entstand in der Ökonomie die berühmte Chicago School of Economics (Chicagoer Schule).
Organisation
Studienangebot
Divisions
- Biologie Boilogical Science Division
- Geisteswissenschaften Humanities Division
- Physikalische Wissenschaften Physical Sciences Division
- Sozialwissenschaften Social Sciences Division
Schools
- Medizin The University of Chicago Pritzker School of Medicine
- Öffentliche und Politikwissenschaften Harris School of Public Policy Studies
- Rechtswissenschaften (University of Chicago Law School)
- Sozialwesen The University of Chicago School of Social Service Administration (SSA)
- The College Undergrade College Studienfächer-Übersicht
- Theologie Divinity School
- Wirtschaftswissenschaften University of Chicago Booth School of Business – Fakultäten und 6 Nobelpreisträger
Weitere Einrichtungen
Akademische Einrichtungen
- Argonne National Laboratory U.S. Department of Energy laboratory managed by UChicago Argonne,LLC
- Fermi National Accelerator Laboratory in Batavia, Ill. Fermilab
- Enrico Fermi Institute (EFI)
- Laboratory Schools Laboratory Schools with nursery school, kindergarten, and first and second grade classes
- Uni-Kliniken The University of Chicago Medical Center
- Yerkes Observatorium am Geneva Lake in Williams Bay, Wisconsin Dept. of Astronomy and Astrophysik
- Allgemeine Studien Graham School of Continuing Liberal and Professional Studies
- Institute des Dept. of Physics
- Das Oriental Institute Oriental Institute und Museum
- Angegliederte und kooperierende Einrichtungen Affiliated & Cooperating Bodies
- University of Chicago Charter School A Pathway to College
Wissenschaftliche Zentren
- Internationale Studien
- Lateinamerika-Studien
- Studien des Mittlerer Osten
- Ostasien-Studien
- Russische und Osteuropäische Studien
- Südasien-Studien
Sport
Die Sportteams der University of Chicago sind die Maroons.[4] Die Hochschule ist Mitglied in der University Athletic Association.
Sehenswürdigkeiten auf dem Campus
Auf dem Gelände der Universität befinden sich Gebäude von über 70 verschiedenen Architekten:
- Bond Chapel
- Rockefeller Memorial Chapel (Architekt: Bertram Goodhue)
- Robie House im Stil der Prairie-Schule von Frank Lloyd Wright
- Midway Plaisance
- Cobb Gate
- Das Smart Museum of Art (westliche Kunst)
- Oriental Institute Museum (Die ägyptische Sammlung gehört zu den größten der USA)
- Das Gebäude der Law School von Eero Saarinen
- Das Gebäude der School of Social Service Administration von Ludwig Mies van der Rohe
Berühmte Persönlichkeiten
Nobelpreisträger
Die University of Chicago hat mehr Nobelpreisträger als das MIT oder Harvard vorzuweisen. Insgesamt lehren, lehrten oder lernten an der UChicago 83 Nobelpreisträger, ebenfalls verfügt die UChicago über diverse Pulitzerpreisträger und andere ausgezeichnete Wissenschaftler.
Physik
- Yōichirō Nambu, 2008
- Frank Wilczek, 2004
- Masatoshi Koshiba, 2002
- Daniel C. Tsui, 1998
- Jerome I. Friedman, 1990
- Jack Steinberger, 1988
- Leon Max Lederman, 1988
- Subramanyan Chandrasekhar, 1983
- James Cronin, 1980
- John Robert Schrieffer, 1972
- Murray Gell-Mann, 1969
- Luis W. Alvarez, 1968
- Julian Schwinger, 1965
- Eugene P. Wigner, 1963
- Maria Goeppert-Mayer, 1963
- Owen Chamberlain, 1959
- Chen Ning Yang, 1957
- Tsung-Dao Lee, 1957
- Ernest Orlando Lawrence, 1939
- Enrico Fermi, 1938
- Clinton Joseph Davisson, 1937
- Werner Heisenberg, 1932
- Arthur Holly Compton, 1927
- James Franck, 1925
- Robert Andrews Millikan, 1923
- Albert Abraham Michelson, 1907
Medizin
- Bruce Beutler, 2011
- Roger W. Sperry, 1981
- George Wald, 1967
- Charles Brenton Huggins, 1966
- Konrad Bloch, 1964
- Sir John Carew Eccles, 1963
- James Dewey Watson, 1962
- Edward Lawrie Tatum, 1958
- George Wells Beadle, 1958
- Hermann Joseph Muller, 1946
- Edward Adelbert Doisy, 1943
- Alexis Carrel, 1912
Literatur
- J. M. Coetzee, 2003
- Saul Bellow, 1976
- Bertrand Russell, 1950
Wirtschaftsnobelpreis
- Roger B. Myerson, 2007
- Edward C. Prescott, 2004
- James J. Heckman, 2000
- Daniel L. McFadden, 2000
- Robert A. Mundell, 1999
- Myron S. Scholes, 1997
- Robert E. Lucas Jr., 1995
- Robert W. Fogel, 1993
- Gary S. Becker, 1992
- Ronald Coase, 1991
- Merton H. Miller, 1990
- Harry M. Markowitz, 1990
- Trygve Haavelmo, 1989
- James M. Buchanan Jr., 1986
- Gérard Debreu, 1983
- George J. Stigler, 1982
- Lawrence Klein, 1980
- Theodore William Schultz, 1979
- Herbert A. Simon, 1978
- Milton Friedman, 1976
- Tjalling Koopmans, 1975
- Friedrich August von Hayek, 1974
- Kenneth J. Arrow, 1972
- Paul A. Samuelson, 1970
Friedensnobelpreis
- Barack Obama, 2009, 44. Präsident der Vereinigten Staaten und Professor der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der University of Chicago (seit seiner Kandidatur für das Präsidentenamt von der Lehrtätigkeit freigestellt)
Sonstige
- Hannah Arendt, Philosophin
- Jay Berwanger, American-Football-Spieler
- Willie Davis, American-Football-Spieler und Unternehmer
- Steven Levitt, Ökonom
- Martha Nussbaum, Philosophin
- Gil Stein, Archäologe
- Leo Strauss, Philosoph
- Misha Collins, Schauspieler
Publikationen
Die Chicago-Universität betreibt den größten Uni-Verlag der USA, die University of Chicago Press, mit Sitz am Midway Plaisance im Campus.
Die Universität ist Herausgeber des The Chicago Manual of Style (2003, 15th ed.). Chicago: Univ. of Chicago Press. ISBN 0-226-10403-6. Das Werk gilt als Referenzwerk im Buch- und wissenschaftlichen Zeitschriftendruck und im Verlagswesen (Layout, Herausgeberschaft, Copyediting etc. Auch als Online-Version verfügbar: The Chicago Manual of Style Online. 2007. Die erste Auflage erschien 1906. Zurzeit wird eine neue Auflage herausgegeben, 2010.)
Weblinks
- Homepage der University of Chicago
- Onlinemagazin der Universität
- Liste der Nobelpreisträger mit deren Arbeiten
- Interaktive Karte des Campus
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel University of Chicago aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |