Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Liste der Stolpersteine in Moers
Die Liste der Stolpersteine in Moers führt die vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine auf dem Gebiet der Stadt Moers. Bisher wurden elf Gedenksteine für die Moerser Opfer des Nationalsozialismus verlegt.
Geschichte
Die erste Anregung zur Verlegung von Stolpersteinen in Moers lieferten Schüler des Gymnasiums in den Filder Benden im Jahr 2004. Es folgte eine Erörterung und Abwägung der Argumente, da es sowohl negative Rezeption, zum Beispiel von der mit Moers verbundenen Judaistin Dr. Edna Brocke, die 2006 das Konzept der Stolpersteine ablehnte, da sie „ihre Landsleute mit Füßen getreten sieht“[1][2], als auch Zustimmung für das international bekannte und verbreitete Mahnmal gab. Diese Diskussion blieb zunächst ohne Resultat.
Einige Jahre später nahmen die Vereine „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers“ und „Erinnern für die Zukunft“ die Planung wieder auf. Als Grundlage zur Verlegung legten diese die Zustimmung der Hinterbliebenen, sofern sie identifizierbar waren, fest.[1] Im Juni 2011 sandten die Vereine einen Antrag für die städtische Genehmigung an den Bürgermeister Norbert Ballhaus. Am 22. September 2011 fand eine Vorberatung des städtischen Rats statt. Die führten erneut eine Diskussion, die die Zwiespältigkeit der Parteien deutlich machte.[1] Mehrere Politiker (FDP, Die Linke) zeigten, auch auf Berufung von Dr. Brocke, Bedenken gegenüber den Stolpersteinen, wogegen sich die Fraktionen der SPD, FBG und Grünen einstimmig hinter das Projekt stellten. Diese Debatte, die ein Scheitern der Stolpersteine nahelegte, wurde am Entscheidungstag am 19. Oktober 2011 fortgesetzt. Der Rat stimmte dem Antrag letztendlich mit großer Mehrheit zu.[3]
Im Februar 2013 gab die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers die Verlegung von elf Stolpersteinen vor fünf Gebäuden bekannt.[4] Diese fand am 27. Mai 2013 zwischen 15 Uhr und 17 Uhr statt. Am Abend des Tages hielt Gunter Demnig außerdem einen öffentlichen Vortrag im Alten Rathaus.[5]
Liste der Stolpersteine in Moers
Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder Bing
Bild | Name | Lage | Geboren | Gestorben | Beschreibung | Verlegung |
---|---|---|---|---|---|---|
Dr. Hermann Hirsch Bähr | Rathausplatz 1(1) Lage51.4532826.626607 |
Nov. 1882 Prenzlau[6] |
13. unbekannt Auschwitz |
Hermann Bähr wurde am 13. November 1882 in Brandenburg geboren. 1920 heiratete er Helene Haas. Sie lebten zusammen im heute zerstörten Haus in der Kirchstraße 48. Dr. Hermann Bähr arbeitete als Arzt und hatte nicht nur jüdische Patienten. Außerdem war er der letzte Vorsteher der Synagogengemeinde Moers. Im Rahmen der Umsiedlung der jüdischen Bevölkerung musste Hermann Bähr mit seiner Frau in das Judenhaus in die Repelner Straße 2 ziehen. Am 25. Juli 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt verlegt, bevor er am 19. Oktober 1944 in das Vernichtungslager des KZ Auschwitz kam.[6][7] | Mai 2013 | 27.|
(geb. Haas)[8] |
Helene Hella BährRathausplatz 1(1) Lage51.453286.626607 |
Apr. 1893 Borken |
21. unbekannt | Helene Haas wurde am 21. April 1893 in Borken geboren und lebte zunächst in der westfälischen Stadt. Nach der Heirat mit Dr. Hermann Bähr zog sie 1920 nach Moers. Zwei Jahre später brachte sie den gemeinsamen Sohn Günther zur Welt. Sie war aktiv im jüdischen Frauenverein der Stadt Moers. Im Rahmen der Umsiedlung der jüdischen Bevölkerung musste die gesetzestreue Helene Bähr mit ihrem Mann in das Judenhaus in die Repelner Straße 2 ziehen. Aufgrund ihrer Diabetes wurde ihr bereits vor der Verschleppung am 25. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt ein Bein amputiert. Sie ist am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz gekommen und dort verschollen.[7][8] | Mai 2013 | 27.|
Günther Bähr | Rathausplatz 1(1) Lage51.4532826.626641 |
Feb. 1922 Düsseldorf |
25. Feb. 1945 Landeshut |
21. Günther Bähr wurde am 25. Februar 1922 als Sohn von Dr. Hermann und Helene Bähr geboren. Er besuchte die jüdische Volksschule und das Gymnasium Adolfinum. Er galt früh als intellektuell und leitete auch die letzte jüdische Gruppe von Jugendlichen in Moers. 1939 verließ er den Niederrhein und ging nach Berlin. Am 19. April 1943 wurde er von dort nach Auschwitz-Buna deportiert. Er verstarb in der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1945 in einer Kohlengrube nahe dem nordschlesischen Landeshut.[7][9] | Mai 2013 | 27.|
Moritz Chaim | Kirchstraße 17 Lage51.452646.626596 |
Juli 1887 Tarnów |
5. unbekannt Riga |
Moritz Chaim (auch Chajm geschrieben) wurde 1887 im südpolnischen Tarnów geboren und legte seine polnische Staatsbürgerschaft nie ab. Nach seinem Umzug nach Homberg blieb er schuldfrei, weswegen ihm im Nationalsozialismus seine Aufenthaltsgenehmigung nicht entzogen wurde. Zusammen mit seiner Frau Golda und seinen – bis dahin – drei Kindern zog er 1928 nach Moers. 1919 wurde sein viertes Kind, ein Mädchen, geboren. Am 17. Oktober 1938 zog die Familie Chaim in die Kirchstraße. Von hier mussten sie am 10. Dezember 1941 mit mehreren anderen Juden in die Uerdinger Straße 11 ziehen. Von hier wurde Moritz Chaim einen Tag später in das Ghetto nach Riga deportiert, wo er anschließend auch ermordet wurde.[10] | Mai 2013 | 27.|
(geb. Teitelbaum) |
Golda ChaimKirchstraße 17 Lage51.4526376.626598 |
Aug. 1895 Tarnów |
24. unbekannt Riga |
Golda Teitelbaum war polnische Staatsbürgerin. Sie heiratete Moritz Chaim, mit dem sie vier Kinder hatte. 1928 zog die Familie nach Moers, wo sie seit 1938 zog in die Kirchstraße lebten. Im Dezember 1941 musste Familie Chaim in das Judenhaus Uerdinger Straße 11 ziehen. Von dort wurde Golda Chaim nach Riga deportiert und später ermordet.[10] | Mai 2013 | 27.|
Leopold Moses | Neustraße 36 Lage51.452146.62283 |
Apr. 1877 Moers[11] |
27. unbekannt Riga |
Leopold Moses war Sohn des Metzgers Moses Moses und mit Helene Moses (geborene Osser) verheiratet, mit der ihr sieben Kinder, darunter auch Hildegard Moses (verheiratete Bachrach), hatte. Er arbeitete als Polster- und Sattlermeister und war stellvertretender Obermeister der Moerser Polstererinnung. Des Weiteren engagierte sich in einem vaterländischen Kriegerverein, im Schützenverein und in der Freiwilligen Feuerwehr. Er wurde 1941 deportiert und starb im Konzentrationslager Kaiserwald. | Mai 2013 | 27.|
(geb. Moses) |
Hildegard BachrachNeustraße 36 Lage51.452146.622835 |
Nov. 1907 Moers[12] |
14. unbekannt Riga |
Hildegard Bachrach war eines von sieben Kindern von Leopold und Helene Moses und wurde 1941 deportiert. | Mai 2013 | 27.|
Dr. Julius Coppel | Neustraße 33 Lage51.4521756.623 |
Jan. 1880 Homberg |
9. unbekannt Riga |
Der Tierarzt Dr. Julius Coppel lebte seit 1908 in Moers, war von hoher Bildung und erfuhr merkliches Ansehen aus der Bevölkerung. Er heiratete Sofie Meyerhoff und erwarb 1919 das Haus in der Neustraße 33a. Um 1938/1939 wurde das Ehepaar Coppel verpflichtet, andere Moerser Juden bei sich aufzunehmen. Die am 15. Dezember 1938 bei der Behörde in Moers beantragte Kennkarte unterschrieb Julius Coppel ohne den vorgeschrieben Zwangsvornamen „Israel“ und zeigte so Widerstand gegen den Nationalsozialmus. Er wurde mit dem ersten großen Transport am 10. Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort später auch ermordet.[13] | Mai 2013 | 27.|
(geb. Meyerhoff) |
Sofie CoppelNeustraße 33 Lage51.4521756.62301 |
Apr. 1884 | 23.unbekannt Moers |
Sofie Coppel war die Ehefrau des Tierarztes Dr. Julius Coppel und beging vor ihrer Deportation Suizid. | Mai 2013 | 27.|
(geb. Chwirot) |
Theodora LeissAugustastraße 2 Lage51.449756.634685 |
Jan. 1917 | 22.Feb. 1943 Sachsenhausen |
4. Theodora Chwirot wurde 1917 geboren und heiratete 1939 Wenzeslaus „Wenzel“ Leiss. Am 14. Dezember 1942 lief dieser als Panzergrenadier der 6. Deutschen Armee bei einem Angriff auf Stalingrad zur Ostfront über. Die Krefelder Kriminalpolizei überwachte daraufhin heimlich seine Familie.
Am 2. Februar 1943 wurde die hochschwangere Theodora, ihre zweijährige Tochter Marianne sowie die Familie ihres Mannes (Mutter Josefa, Brüder Felix und Josef, Schwester Hanna (ebenfalls hochschwanger) und deren Schweizer Mann Wilhelm Christen) verhaftet (Sippenhaftung), in das KZ Sachsenhausen deportiert und dort zwei Tage nach ihrer Ankunft ohne ein richterliches Urteil ermordet. 1949 kehrte Wenzel aus russischer Gefangenschaft zurück und kam zunächst bei der Mutter seines Schwagers unter. Er bestritt zu Lebzeiten ein Überlaufen, da er seine Familie nicht gefährden wollte.[14] Er starb 1983 ohne zu erfahren, was wirklich mit seiner Familie geschah. Elf Tage nach dem Tod von Theodora und Marianne Leiss sprach die Presse von einer „polnischen Verräterfamilie“, während in der vollständig erhaltenen Gestapo-Akte steht, dass gegen die Familie Leiss „in krimineller und politischer Sicht […] nichts Nachteiliges bekannt oder zu ermitteln“ war.[14] |
Mai 2013 | 27.|
Marianne Leiss | Augustastraße 2 Lage51.4497476.63468 |
Juli 1940 | 21.Feb. 1943 Sachsenhausen |
4. Die Tochter von Wenzel und Theodora Leiss wurde zusammen mit ihrer Mutter verhaftet und im Alter von zwei Jahren im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. | Mai 2013 | 27.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Christian Schroeder: Stolpersteine vorerst gestoppt. Rheinische Post, 26. September 2011, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ Gabriele Kaenders: Stolpersteine. Die Linke. Fraktion Moers, 25. September 2011, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ "Stolpersteine" in Moers. Bündnis 90/Die Grünen Moers, 20. Oktober 2011, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ Barbara Grofe: Erste Stolpersteine in Moers Ende Mai. Rheinische Post, 16. Februar 2013, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ Stolpersteine | Chronik. Stolpersteine.com, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ 6,0 6,1 Bundesarchiv: Eintrag: Bähr, Hermann Hirsch. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 11. Juni 2013.
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Brigitte Wirsbitzki: Geschichte der Moerser Juden nach 1933. S. 117–119.
- ↑ 8,0 8,1 Bundesarchiv: Eintrag: Bähr, Helene Hella. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 11. Juni 2013.
- ↑ Bundesarchiv: Eintrag: Bähr, Günter. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 11. Juni 2013.
- ↑ 10,0 10,1 Brigitte Wirsbitzki: Geschichte der Moerser Juden nach 1933. S. 130.
- ↑ Bundesarchiv: Eintrag: Moses, Leopold. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 1. Juli 2013.
- ↑ Bundesarchiv: Eintrag: Bachrach, Hildegard. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945, abgerufen am 1. Juli 2013.
- ↑ Brigitte Wirsbitzki: Geschichte der Moerser Juden nach 1933. S. 132.
- ↑ 14,0 14,1 Bernhard Schmidt, Fritz Burger: Tatort Moers. 2. Auflage. Aragon Verlag, Moers 1995, ISBN 978-3-89535-701-5, S. 327–333.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Liste der Stolpersteine in Moers aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |