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Hans Killian

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Hans Franz Edmund Killian (* 5. August 1892 in Freiburg im Breisgau; † 7. März 1982 ebenda) war deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Schriftsteller.

Leben

Nach der Reifeprüfung und dem Militärdienst absolvierte er ein Studium der Medizin an der Universitäten Freiburg und München, das er von 1914 bis 1918 wegen seiner Teilnahme als Minenwerferoffizier am Ersten Weltkrieg unterbrach. Im November 1918 wurde er mehrfach ausgezeichnet aus der Armee entlassen. Danach schloss er sich einer Bürgerwehr in seiner Heimatstadt an.[1] Nach Weiterführung des Studiums legte er 1921 in Freiburg das medizinische Staatsexamen ab und wurde dort noch im selben Jahr zum Dr. med. promoviert. Nach dem Medizinalpraktikum erhielt er 1922 die Approbation. Seine Assistenzarztzeit verbrachte er am Robert-Koch-Institut, am Pharmakologischen Institut der Universität München sowie zuletzt an der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf und wechselte 1928 nach Freiburg. In Freiburg habilitierte er sich 1930 für Chirurgie und Orthopädie und wirkte dort anschließend als Privatdozent sowie ab 1931 als Oberarzt unter dem Direktor Eduard Rehn an der Chirurgischen Universitätsklinik. Er wurde in Freiburg 1935 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1939 verbeamtet.[2]

Im Zuge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten schloss er sich im Frühjahr 1933 dem Stahlhelm an, der im Jahr darauf in die SA überführt wurde. Bei der SA wurde er Sanitätstruppenführer. Zudem wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 3.459.170) und des NS-Dozentenbundes.[1] Sein 1934 erschienenes Buch "Facies Dolorosa" wurde aufgrund der darin enthaltenen Fotografien mit schmerzverzerrten Gesichtern von Seiten einiger NS-Ärzte kritisiert. Er soll auch vorübergehend von der Gestapo überwacht worden sein. Ihm wurde 1938 die Reise zum Ärzte-Kongress nach Chicago verwehrt, weswegen ihm von dort für seine Verdienste um die Narkoseforschung eine Auszeichnung nach Freiburg zugesandt wurde. Da er das von ihm beforschte und u.a. als wirksam gegen Schlafmittelvergiftungen erachtete Coramin gegenüber heimischen Präparaten favorisierte wurde ihm vorgeworfen, dass die dieses Mittel produzierende Ciba-Basel durch „jüdisches Kapital“ finanziert sei.[3] Geplante Berufungen auf Lehrstühle für Chirurgie an die Universität Kiel und später an die Reichsuniversität Straßburg kamen nicht zustande.[1]

Während des Zweiten Weltkrieges baute er zunächst die chirurgische Abteilung des Reservelazaretts in Straßburg auf. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion war er ab Anfang Juli 1941 Beratender Chirurg der 16. Armee.[4] Er wurde bis zum Oberstabsarzt befördert. Ende 1942 nahm Killian laut Erwin Ding-Schuler an einer Sitzung zur todbringenden Wirkung von Gasbrand in der Militärärztlichen Akademie in Berlin teil „auf der Ding-Schuler mit der Tötung von Häftlingen mit Phenol beauftragt wurde, um Gasbrandsera zu testen“.[5] Killian wurde 1943 auf den Lehrstuhl für Chirurgie an die Universität Breslau berufen, wo er bis Anfang 1945 als Professor und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik wirkte.[5] Zudem war er beratender Chirurg für Niederschlesien.[2] Bei dem Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt war er 1944 Angehöriger des wissenschaftlichen Beirates.[5] Vor der Schlacht um Breslau verließ Killian im Zuge der Räumung die Stadt unter Zurücklassung seiner persönlichen Habe sowie des wissenschaftlichen Materials und gelangte nach Halle (Saale).[3] In Halle wirkte er ab 1945 als beratender Chirurg und Chefarzt am einem Lazarett.[2] Nach einer Phase der Arbeitslosigkeit erhielt er einen Forschungsauftrag von der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen Berlin.

Im Zuge des Nürnberger Ärzteprozesses gab er zwei Eidesstattliche Erklärungen zugunsten des Angeklagten Joachim Mrugowsky ab. Er wurde im Mai 1947 Direktor des Krankenhauses Baden-Baden und praktizierte ab 1949 als freier Chirurg. Als Angehöriger des Freiburger Lehrkörpers wurde er 1957 emeritiert.[6]

Familie

Hans Killian war ein Sohn des Geheimrates, HNO-Arztes und Hochschullehrers Gustav Killian.[7] In erster Ehe war er mit der Tänzerin Luise Impekoven, genannt Niddy Impekoven, verheiratet. Die 1923 geschlossene Ehe wurde 1929 geschieden.[8] Ab 1939 war er in zweiter Ehe mit der HNO-Ärztin Trude Bornhauser verheiratet. Das Paar bekam zwei Söhne.[9]

Wirken

Seine Forschungsschwerpunkte waren die allgemeine Chirurgie sowie die Herz- und Unfallchirurgie. Darüber hinaus widmete sich Killian auch insbesondere Fragestellungen zur Anästhesie.[10] Killian war Mitglied in vielen Ärzteverbänden sowie korrespondierendes Mitglied ausländischer wissenschaftlicher Vereinigungen und wurde für sein Engagement mehrfach geehrt. So wurde ihm infolge seiner seit den 1920er Jahren währenden Bemühungen zur Professionalisierung des Narkosewesens bei Gründung der Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. mit zwei weiteren Arztkollegen die Ehrenmitgliedschaft zuerkannt.[11] Er war 1960/61 erster Vorsitzender des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen.[12] Killian wurde 1969 mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse geehrt.[13] Er war Autor zahlreicher medizinischer Fachveröffentlichungen und Romancier, dessen Bücher größtenteils mehrfach aufgelegt und in mehreren Sprachen publiziert wurden. Seine in dem Buch Hinter uns steht nur der Herrgott veröffentlichten Erinnerungen waren Vorlage für die 1972 erstmals in der ARD ausgestrahlte fünfteilige Arztserie Ein Chirurg erinnert sich.[14] Er war zudem passionierter Geiger und Maler. Seine im medizinischen Kontext stehenden Bilder tragen Titel wie Nächtliche Operation, Die Prognose, Narkose, Das Experiment oder auch Martyrium der Frau.[3]

Schriften (Auswahl)

  • Narkose zu operativen Zwecken, Springer, Berlin 1934
  • Facies dolorosa: Das schmerzensreiche Antlitz, Thieme, Leipzig 1934
  • Pneumatopathien: Erkrankungen durch physik. Gaswirkg (Pneumatozelen, Gasemphyseme u. zyst. Pneumatosen), Enke, Stuttgart 1939 (gehört zu: Neue deutsche Chirurgie ; Bd. 60)
  • Meister der Chirurgie und die Chirurgenschulen im deutschen Raum: Deutschland, Österreich, Deutsche Schweiz, Thieme, Stuttgart 1951 (zusammen mit Gertrud Krämer)
  • Wiederbelebung, Thieme, Stuttgart 1955 (zusammen mit Axel Dörnhardt)
  • Hinter uns steht nur der Herrgott: Sub umbra dei. Aufzeichn. eines Chirurgen, Kindler, München 1957
  • Gustav Killian, sein Leben, sein Werk: Zugl. e. Beitr. zur Geschichte d. Bronchologie u. Laryngologie, Dustri, Remscheid-Lennep 1958
  • Im Schatten der Siege: Chirurg am Ilmensee 1941 - 1942 – 1943, Ehrenwirth, München 1964
  • 40 Jahre Narkoseforschung: Erfahrungen u. Erlebnisse, Verl. d. Dt. Hochschullehrer-Zeitung, Tübingen 1964
  • Der Kälte-Unfall: Allgemeine Unterkühlung, Dustri, Deisenhofen / München 1966
  • Solange das Herz schlägt: Aufzeichnungen e. Chirurgen, Kindler, München 1967
  • Totentanz auf dem Hartmannsweiler Kopf: 1914 – 1917, Vowinckel, Neckargemünd 1971
  • Auf Leben und Tod: vita somnium breve, Kindler, München 1973
  • Über aller Nacht ist Licht: d. Kampf gegen d. Sepsis, Kindler, München 1976
  • Wir stürmten durchs Friaul, Vowinckel, Neckargemünd 1978
  • Die heitere Diagnose: Anekdoten um berühmte Mediziner, Kindler, München 1982

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Gerd Simon: Chronologie Hans Killian auf http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/
  2. 2,0 2,1 2,2 Heinrich Bürkle de la Camp: Chirurgenverzeichnis, Berlin/Heidelberg 1969, S. 454
  3. 3,0 3,1 3,2 Gift vom Amazonas. Früher tödlich, heute heilsam. In: Der Spiegel, Ausgabe 30/1949 vom 21. Juli 1949, S. 27
  4. Ernst Gerber: Im Dienst des Roten Kreuzes: ein Tagebuch 1941/1942, F. Wuensche, Berlin 2002, S. 11
  5. 5,0 5,1 5,2 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 308
  6. Erschließungsband zur Mikrofiche-Edition: Mit einer Einleitung von Angelika Ebbinghaus zur Geschichte des Prozesses und Kurzbiographien der Prozeßbeteiligten. S. 112. Karsten Linne (Hrsg.): Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, Quellen zum Umfeld. Im Auftrag der Hamburger Stiftung Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts herausgegeben von Klaus Dörner, Deutsche Ausgabe, Mikrofiche-Edition, München 1999
  7. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. 16. Ausgabe, Arani Verlag, Berlin 1970, ISBN 3-7605-2007-3, S. 622
  8. http://www.sk-kultur.de/tanz/impekoven-b.htm
  9. Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 21. Ausgabe, Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1981, ISBN 3-7950-2002-6, S. 599
  10. Hans Nolte: In Memoriam: Hans Franz Edmund Killian(1892-1982). In: Regional Anesthesia, July/August/September 1985, Volume 10, Issue 3, S. 152-153
  11. J. Schulte am Esch/M. Goerig: Die Entwicklung der Anästhesie nach 1945. In: Jürgen Schüttler (Hrsg.): 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Tradition und Innovation., 584 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-00057-7, S. 188
  12. http://www.bdc.de/index_level3.jsp?documentid=0B261C4BCADAC0ABC12577040035CF47&form=Dokumente
  13. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/MLPU5BDHTUZSJWCYAQZRI3UMQB63YJ5L
  14. http://www.fernsehserien.de/ein-chirurg-erinnert-sich
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