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Esther Carlebach

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Esther Carlebach geborene Esther Adler (geb. 12. Juni 1853 in Lübeck; gest. 14. Februar 1920 ebenda) war eine deutsche Rabbiner-Ehefrau und Mutter von zwölf Kindern. Sie ist die Stammmutter des Geschlechts Carlebach, das bedeutende Rabbiner, Wissenschaftler und Journalisten in Deutschland, Großbritannien, Israel und den USA hervorgebracht hat. Außerdem schrieb sie Gedichte und veröffentlichte einen Ratgeber für jüdische Familien.

Biografie

Carlebach war die Tochter des Lübecker Rabbiners Alexander Sussmann Adler (1816–1869) und seiner Frau Hanna Fischl Joel (1820–1889). Sie wurde in Lübeck-Moisling geboren, wo ihr Großvater Ephraim Fischl Joel (1795–1851) bereits Rabbiner gewesen war. Esther besuchte ab 1858 die jüdische Elementarschule in Moisling und anschließend bis 1868 das Lyzeum Ernestinenschule in Lübeck. Bereits als 14-Jährige veröffentlichte sie unter Pseudonym Artikel in jüdischen Zeitungen wie Jeschurun, in denen sie sich mit den Beschränkungen jüdischer Frauen in religiösen Studien beschäftigte. Ihre Tochter Bella schrieb dazu: „[...] sie konnte nicht verstehen, warum nur Knaben lernen konnten und mußten. Daß ihr das jüdische Lernen nicht ermöglicht wurde, grämte sie bis auf ihren letzten Tag.“[1] An der Ernestinenschule erteilte sie ab 1869 als 16-Jährige Unterricht. Diese Aufgabe hatte sie drei Jahre lang bis 1872 inne.

Im Oktober 1871 verlobte sie sich mit Salomon Carlebach, der 1870 die Nachfolge ihres Vaters als Rabbiner in Lübeck angetreten hatte. Das Paar heiratete am 10. Januar 1872, getraut vom Hamburger Oberrabbiner Anschel Stern. Sie brachte zwölf Kinder zur Welt, vier Töchter und acht Söhne. Neben ihren Aufgaben als Hausfrau und Mutter übernahm sie Aufgaben im Beerdigungs-Schwestern-Verein, im Jüdischen Frauenverein und nahm ab 1878 Jungen als Pensionsgäste in den Haushalt auf. 1880 zog die Familie in die Amtswohnung in der Lübecker St. Annenstraße im Obergeschoss der neugebauten Lübecker Synagoge. Als ihre Tochter Bella 1895 den Rabbiner Leopold Rosenak heiratete, nahm sie das Ereignis zum Anlass, den Gedichtband Der Tochter Zions Liebe und Leben zu veröffentlichen. 1908 veröffentlichte sie den Ratgeber Für das Jüdische Haus – Vorträge und Aufführungen für Purim, Chanuka, Gedichte für Hochzeiten, Bar-Mizwah u. dergl. Er erschien in zwei Bänden. Als ihr Ehemann den 70. Geburtstag feierte, widmete sie ihm eine Festschrift. Ihr Gedichtband Der Tochter Zions Liebe und Leben war so erfolgreich, dass 1915 eine zweite Auflage erschien. Ihr Mann Salomon Carlebach starb 1919. Carlebach, deren Gesundheit seit 1916 durch ein Herzleiden beeinträchtigt war, starb elf Monate nach ihm. Sie wurde wie ihr Mann und auf dem jüdischen Friedhof in Lübeck-Moisling beigesetzt.

Die Wochenzeitschrift Der Israelit würdigte Carlebachs Verdienste 1920 in Heft 8 mit einem ausführlichen Nachruf. Darin heißt es: Wie sie durch eigene Tätigkeit über den Rahmen unserer Gemeinde hinaus wirkte, ist der Welt bekannt. In allen jüdischen Häusern finden sich ihre gemütvollen Dichtungen „für’s jüdische Haus“ und „der Tochter Zions Liebe und Leben“. Ihr Wirken innerhalb unserer Gemeinde war ein reiches und von Gott gesegnetes. Sei es, daß sie als Lehrerin an der jüdischen Schule die Kinder unterrichtete, im Israelitischen Frauenverein in erster Reihe humanitär wirkte, in der Frauen-Chewra als hilfreiche Schwester uns zur Seite stand, sei es, daß sie auf allen andern Gebieten des sozialen und Gemeindelebens in frohen und glücklichen Stunden uns Führerin wurde und zu jeder Zeit Stütze und Halt gab, überall sind die Spuren ihrer gottbegnadeten Wirksamkeit anzutreffen, sie werden uns und unseren Kindern unvergesslich bleiben.[2] Die Stadt Lübeck würdigte Carlebach 2005 in einer Wanderausstellung unter dem Titel Frauen in der Lübecker Geschichte unter der Schirmherrschaft von Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter. In Lübeck erinnert der Carlebach-Park im Hochschulstadtteil an die Mitglieder der Familie Carlebach.

Nachkommen

Kinder

  • Alexander Carlebach (1872–1925), Bankier in Lübeck
  • Emanuel Carlebach (1874–1927), Rabbiner in Memel und Köln
  • Simson Carlebach (1875–1942; Konzentrationslager Jungfernhof), Bankier
  • Bella Carlebach (1876–1960), verheiratet mit dem Bremer Rabbiner Leopold Rosenak
  • Ephraim Carlebach (1879–1936), Rabbiner und Gründer der Höheren Israelitischen Schule in Leipzig
  • Sara Carlebach (1880–1928), verheiratet mit dem Schuldirektor und Oberbibliothekar in Berlin, Moritz Stern (1864–1939)
  • Moses Carlebach (1881–1936), Fabrikant in Leipzig
  • Joseph Zwi Carlebach (1883–1942), Rabbiner in Lübeck, Altona und Hamburg
  • Cilly Carlebach (1884–1968), verheiratet mit dem Rabbiner Leopold Neuhaus
  • David Carlebach (1886–1913), Rabbiner
  • Mirjam Carlebach (1886–1962), verheiratet mit dem Bankier Zeev Wilhelm Cohn (1883–1980)
  • Hartwig Naphtali Carlebach (1889–1967), Rabbiner in Berlin, Baden bei Wien und New York

Enkelkinder

Werke

  • Der Tochter Zions Liebe und Leben. Gedichtband, Lübeck 1895.
  • Für das Jüdische Haus – Vorträge und Aufführungen für Purim, Chanuka, Gedichte für Hochzeiten, Bar-Mizwah u. dergl. Zwei Hefte, 1908.
  • Meinem lieben Mann zum 70. Geburtstag – Daten von Amts- und Familienerlebnissen. Festschrift, Lübeck 1915.
  • Der Tochter Zions Liebe und Leben. Zweite veränderte Auflage, 1915.

Literatur

  • Christine Lipp: Esther Carlebach – Zwölffache Mutter, Schriftstellerin und aktive Rabbinerfrau. In: Frauen in der Lübecker Geschichte, Frauenbüro der Hansestadt Lübeck (Hrsg.), Lübeck 2005.
  • Sabine Niemann (Redaktion): Die Carlebachs, eine Rabbinerfamilie aus Deutschland. Ephraim-Carlebach-Stiftung (Hrsg), Dölling und Galitz. Hamburg 1995, ISBN 3-926174-99-4.
  • Albrecht Schreiber: „Daß du tust, was recht und gut ist“. Lebensbilder vier jüdischer Frauen aus Lübeck. Esther Carlebach, Charlotte Landau, Johanna Meyer, Bella Rosenak. (= Kleine Hefte zur Stadtgeschichte; Heft 21). Verlag Schmidt-Römhild und Stadtarchiv, Lübeck 2010, ISBN 978-3-7950-3120-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christine Lipp: Esther Carlebach, zwölffache Mutter, Schriftstellerin und aktive Rabbinerfrau in: Frauen in der Lübecker Geschichte Frauenbüro der Stadt Lübeck (Hrsg). Lübeck 2005, Seite 28
  2. Nachruf auf Esther Carlebach
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Esther Carlebach aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.