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Eberhard Fechner

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Eberhard Fechner (* 21. Oktober 1926 in Liegnitz, Schlesien; † 7. August 1992 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.

Das Grab von Eberhard Fechner und seiner dritten Ehefrau Janett geborene Geffken (später Zwirner) auf dem Riensberger Friedhof in Bremen
Stern, signiert

Leben

Der Sohn des Lehrers Paul Fechner und seiner Ehefrau Charlotte geb. Sternsdorff wuchs nach der Scheidung der Eltern bei seiner Mutter in Berlin auf. Nach der Mittleren Reife begann er 1943 eine kaufmännische Lehre. Am 1. März 1944 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet im April 1945 verwundet in Krummau in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

1946 bis 1948 studierte er an der Schauspielschule des Deutschen Theaters. Am 3. April 1947 debütierte er in dessen Kammerspielen. 1948 war er in Bremen engagiert, 1949 bis 1952 an der Freien Volksbühne[1]. 1951 gründete er einen eigenen Theaterclub. Als Gast spielte er an verschiedenen Theatern in Berlin sowie in Hamburg, Hannover und Celle. Ab 1961 war er zwei Jahre lang als Regieassistent am Piccolo Teatro in Mailand tätig. Nach 1963 war er wieder in der Bundesrepublik und wirkte als Schauspieler und Regisseur in Konstanz, Bremen und Hamburg.

Seit 1953 übernahm Eberhard Fechner auch Rollen im Film und vor allem im Fernsehen. 1965 wurde er beim NDR als Redaktionsassistent engagiert. Dies gab ihm die Möglichkeit, eigene Filme zu drehen. Sein Spezialgebiet wurde der Dokumentarfilm, bei welchem er immer wieder mit Rudolf Körösi zusammenarbeitete, wie auch 1969 bei der Nachrede auf Klara Heydebreck, einer minutiösen Rekonstruktion des Lebens einer eher zufällig ausgewählten Frau, die im hohen Alter Selbstmord begangen hatte. Ähnlich akribisch verfolgte er in Klassenphoto den Werdegang einiger Schüler des Lessing-Gymnasiums im Berliner Bezirk Wedding.[2] 1975 entstand sein dreistündiger Film Tadellöser & Wolff, 1979 der sechsstündige Ein Kapitel für sich. Der Roman Die Bertinis sollte ursprünglich von Eberhard Fechner in einer fünfteiligen Serie verfilmt werden, wurde dann aber als Krankheitsvertretung 1988 von Egon Monk verfilmt.

Als „begnadeter Interviewer“[3] interviewte er um 1975 die vier damals noch lebenden Mitglieder der Comedian Harmonists und um 1979–81 für seine Dokumentation Der Prozeß mehrere Zeugen und Angeklagte des Majdanek-Prozesses. Ähnlich wie Claude Lanzmann verstand er es, durch geduldiges Zuhören und Nachfragen auch sehr persönliche, kontroverse und tief verborgene Erinnerungen seiner Interviewpartner hervorzulocken. Daneben übernahm er immer wieder auch Aufgaben als Schauspieler in Fernsehfilmen.

Ab 1977 war er Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[4]

Eberhard Fechner war ab 1949 mit Margot Krell verheiratet. Mitte der 1950er Jahre wurde Ingrid Fechner seine zweite Ehefrau († 1965). 1967 schloss er seine dritte Ehe mit Jannet Gefken, die ihm bei seinen Filmen assistierte. Sein Grab liegt auf dem Riensberger Friedhof im Bremer Stadtteil Schwachhausen.

Filmografie

  • 1953: Gefährlicher Urlaub (The Man Between)
  • 1954: Frau Holle
  • 1955: Straßenknotenpunkt (TV)
  • 1956: Ein Mädchen aus Flandern
  • 1956: Zehn Jahre und drei Tage
  • 1957: Ein Ausgangstag (TV)
  • 1957: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
  • 1962: Der Schlaf der Gerechten (TV)
  • 1965: Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 (TV)
  • 1965: Im Schlaraffenland (TV)
  • 1965: Stahlnetz: Nacht zum Ostersonntag
  • 1966: Der Nerz (TV-Serie Hafenpolizei)
  • 1966: Preis der Freiheit (TV)
  • 1966: Das Märchen (TV; Regieassistenz)
  • 1967: Selbstbedienung (TV; Buch und Regie)
  • 1967: Zuchthaus (TV)
  • 1967: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats (TV)
  • 1968: Vier Stunden von Elbe 1 (TV; Regie)
  • 1968: Über den Gehorsam (TV)
  • 1969: Damenquartett (TV; Buch und Regie)
  • 1969: Das Fenster zum Garten (TV-Serie Dem Täter auf der Spur)
  • 1969: Der Versager (TV; Buch und Regie)
  • 1969: Altersgenossen (TV)
  • 1969: Nachrede auf Klara Heydebreck (TV-Dokumentation, Buch und Regie)
  • 1970: Gezeiten (TV; Buch und Regie)
  • 1970: Klassenphoto (TV-Dokumentation; Buch und Regie)
  • 1971: Tatort: Frankfurter Gold (Fernsehreihe)
  • 1971: Zwei Briefe an Pospischiel (TV)
  • 1971: Geheimagenten (TV; Buch und Regie)
  • 1973: Bauern, Bonzen und Bomben (TV-Serie)
  • 1973: Aus nichtigem Anlaß (TV; Buch und Regie)
  • 1975: Tadellöser & Wolff (Fernsehfilm, 2 Teile; Buch und Regie)
  • 1976: Lebensdaten (TV; Buch und Regie)
  • 1976: Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe (TV-Dokumentarfilm, 2 Teile; Buch und Regie)
  • 1977: Winterspelt 1944 (Spielfilm; Buch und Regie)
  • 1979: Ein Kapitel für sich (Fernsehfilm, 3 Teile; Buch und Regie)
  • 1981: Die Knapp-Familie (TV-Serie, Mitwirkung in 3 Episoden)
  • 1983: Die Geschwister Oppermann (TV-Zweiteiler)
  • 1983: Die Knapp-Familie (TV-Serie, Mitwirkung in 2 Folgen)
  • 1984: Der Prozeß (TV-Dokumentarfilm; Buch und Regie)
  • 1984: Im Damenstift (TV-Dokumentarfilm; Buch und Regie)
  • 1986: Abschiedsvorstellung (TV)
  • 1988: La Paloma (TV-Dokumentation; Buch, Regie und Produktion)
  • 1988: Ödipussi (Nebenrolle)
  • 1990: Wolfskinder (TV-Dokumentarfilm; Buch, Regie und Produktion)

Theater

Auszeichnungen

Literatur

  • Rolf Aurich, Torsten Musial (Hrsg.): Eberhard Fechner. Chronist des Alltäglichen, Fernsehen – Geschichte – Ästhetik (Band 4). Deutsche Kinemathek / Akademie der Künste, Edition text + kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-868-5.
  • Jan-Pieter Barbian, Werner Ruzicka (Hrsg.): Eberhard Fechner – ein deutscher Erzähler. Klartext-Verlag, Essen 2018, ISBN 978-3-8375-1993-8.
  • Hans-Michael Bock: Eberhard Fechner – Regisseur, Autor, Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 11, 1988.
  • Simone Emmelius: Fechners Methode. Studien zu seinen Gesprächsfilmen. Gardez! Verlag, 1996.
  • Christian Hißnauer: Hamburger Schule – Klaus Wildenhahn – Eberhard Fechner. Fernsehdokumentarismus der zweiten Generation. In: Becker, Andreas R. et al. (Hrsg.): Medien – Diskurse – Deutungen. Dokumentation des 20. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums. Marburg: Schüren-Verlag 2007, S. 118–126.
  • Christian Hißnauer: Psychomontage und oral history: Eine Skizze zur Entwicklungsgeschichte des Interviewdokumentarismus in der Bundesrepublik Deutschland. In: Rundfunk und Geschichte, 1–2/2010, S. 19–25.
  • Christian Hißnauer: Aus-Sagen vom Holocaust. Erlebte Erinnerung in den Gesprächsfilmen Eberhard Fechners und den Interviewfilmen Hans-Dieter Grabes. In: Weber, Thomas et al. (Hrsg.): Mediale Transformationen des Holocaust.
  • Christian Hißnauer, Bernd Schmidt: Wegmarken des Fernsehdokumentarismus: Die Hamburger Schulen. Konstanz: UVK 2013.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 232.
  • Egon Netenjakob: Eberhard Fechner. Lebensläufe dieses Jahrhunderts im Film. Berlin: Quadriga 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf Eberhard Fechner. (Nicht mehr online verfügbar.) In: eberhardfechner.de. Archiviert vom Original am 20. September 2017;.
  2. Klassenphoto – Ein zweiteiliger Film von Eberhard Fechner. (Nicht mehr online verfügbar.) In: eberhardfechner.de. Jannet Fechner, archiviert vom Original am 29. Oktober 2008; abgerufen am 7. Februar 2009.
  3. Gunda Bartels: Zuhören heißt erzählen. In: Der Tagesspiegel. 29. November 2017, abgerufen am 10. Juli 2019.
  4. Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Fechner, Eberhard, S. 109 f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Eberhard Fechner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.