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Georg Kaiser

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Friedrich Carl Georg Kaiser (geb. 25. November 1878 in Magdeburg; gest. 4. Juni 1945 in Ascona) war ein deutscher Schriftsteller. Georg Kaiser war der erfolgreichste Dramatiker der expressionistischen Generation. Aus seinem Wirken als Autor gingen 60 Dramen hervor, von denen aber viele in Vergessenheit geraten sind.

Leben

Kaiser wurde als fünfter von sechs Söhnen eines Kaufmanns geboren. Er besuchte das Pädagogium des Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Nach der Mittleren Reife nahm er eine Lehre in einer Buchhandlung und einem Ex- und Import-Geschäft auf, brach diese jedoch ab. Von 1898 bis 1901 arbeitete er für die AEG in Buenos Aires. Zurückgekehrt nach Deutschland lebte er bei verschiedenen Familienmitgliedern, nachdem er mehrere Monate in einer Nervenklinik in Berlin verbracht hatte.

1908 heiratete er Margarethe Habenicht, eine vermögende Kaufmannstochter. Nun finanziell unabhängig ließ er sich in Seeheim an der Bergstraße nieder. Künstlerisch war Kaiser in dieser Zeit sehr aktiv, ohne jedoch öffentliche Anerkennung zu finden.

1912 entstand Kaisers erstes gesellschaftskritisches Werk „Von morgens bis mitternachts“. Hier zeigte er den im Selbstmord endenden Helden als Vorbild auf. Dieses Werk wurde später von Karlheinz Martin auf der Bühne inszeniert und 1920 auch verfilmt.

Mit seinem 1917 in Frankfurt am Main aufgeführten Drama „Die Bürger von Calais“ (1912/13) erringt Kaiser einen ersten großen Erfolg. In diesem Stück geht es um die moralische Haltung, „den Hass ... durch Menschenliebe und stellvertretendes Opfer zu überwinden“. (Königs Erläuterungen). In den nächsten Jahren wurden die Werke Kaisers in ganz Deutschland aufgeführt.

Gedenktafel am Haus Luisenplatz 3, in Berlin-Charlottenburg

Kaiser geriet jedoch ab 1918 in finanzielle Schwierigkeiten, die 1920 zu einer Verhaftung wegen Unterschlagung und 1921 zu einer entsprechenden Verurteilung führten. Der Gustav-Kiepenheuer-Verlag übernahm 1921 für Kaiser eine Bürgschaft und ermöglichte ihm so ein Wohnen in Grünheide (Mark) bei Berlin. Er unterhielt Kontakte zu Ernst Toller, Kurt Weill, Lotte Lenya und Bertolt Brecht. Kaiser war zwischen 1921 und 1933 der meistgespielte Dramatiker in Deutschland. Seine Stücke wurden darüber hinaus unter anderem auch in New York, London und Rom aufgeführt.

Am 18. Februar 1933 wurde sein Stück „Der Silbersee“ an drei deutschen Bühnen Erfurt, Magdeburg und Leipzig uraufgeführt. Alle drei Inszenierungen mussten wegen Protestdemonstrationen und Boykottdrohungen abgesetzt werden, die Intendanten der Theater wurden in der Folge im Frühjahr entlassen. Kein Stück Kaisers wurde danach noch in Deutschland gespielt. Obwohl Kaiser noch am 22. März 1933 eine Loyalitätserklärung der Abteilung Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste unterzeichnet hatte, wurde er am 5. Mai 1933 ausgeschlossen.[1] Seine Werke wurden ein Opfer der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933.[1] Trotzdem versuchte Kaiser noch in Deutschland zu bleiben. Er schloss sich Widerstandskreisen an und verfasste Flugblätter. [2]Erst kurz vor einer Gestapo-Hausdurchsuchung flüchtete er 1938 über Amsterdam in die Schweiz, wobei seine Frau und Kinder in Deutschland blieben. Gemeinsam mit Maria von Mühlfeld und der gemeinsamen Tochter Olivia ging Kaiser 1938 in die Schweiz ins Exil. Kaiser musste glücklicherweise in der Schweiz nicht im Emigrantenlager leben, wie seine meisten Freunde. Das verdankte er der Unterstützung reicher Freunde, die ihm zeitweise den Hotel-Aufenthalt an verschiedenen Orten der Schweiz ermöglichten.

Am 2. November 1940 wurde am Zürcher Schauspielhaus sein, von der Zensur genehmigtes, Stück „Der Soldat Tanaka“ unter Regie von Franz Schnyder mit Karl Paryla in der Titelrolle uraufgeführt. Das Stück, das den japanischen Militarismus entlarvte, erhielt gute Kritiken. Auf Druck des japanischen Gesandten in Bern Yutaka Konagaya wurde von der Schweizer Bundesregierung auf das Schauspielhaus eingewirkt, das Stück abzusetzen. Am 9. November sagte die Direktion dies zu, jedoch konnten die Vorstellungen am 10. und 12. kurzfristig nicht mehr abgesagt werden. Kaiser war über die Absetzung äußerst verbittert. Die Erstaufführung des - heute vergessenen - Stückes in Deutschland fand nach Kaisers Tod am 13. Februar 1946 im Berliner Hebbel-Theater statt.[3]. Sein letztes Werk war eine mythologische Trilogie von Versdramen, „Zweimal Amphitryon“, „Pygmalion“, und „Bellerophon“ (1948).

Kaiser, der sich seit November 1944 auf dem Monte Verità in Ascona aufhielt, starb dort am 4. Juni 1945 an einer Embolie. Am selben Tage brachte sein Freund und Bevollmächtigter Julius Marx in Zürich einen Vertrag mit dem Artemis-Verlag zustande, der Kaiser gegen Übertragung sämtlicher Rechte auch an künftigen Werken finanziell absichern sollte. Beigesetzt wurde Kaiser auf dem Friedhof von Morcote bei Lugano.

Ehrungen

Die Stadt Magdeburg hat eine Straße (Georg-Kaiser-Straße) nach ihm benannt. Das Bundesland Sachsen-Anhalt verleiht seit 1996 einen Literaturförderpreis nach ihm, den Georg-Kaiser-Förderpreis. Die Gemeinde Seeheim-Jugenheim hat ihren Rathausplatz nach ihm benannt.

Werke

Schauspiele (Auswahl)

  • Schellenkönig (1895/96;1902/03)
  • Von morgens bis mitternachts (1912)
  • Die Bürger von Calais (1912/13; 1923)
  • König Hahnrei (1913)
  • Der Fall des Schülers Vehgesack (1914)
  • Rektor Kleist (1914)
  • Die Koralle (1917)
  • Gas (1918)
  • Die Dornfelds
  • Der Protagonist. Ein Theaterstück (1920). Derselbe Text wurde als Libretto in der gleichnamigen Oper Der Protagonist von Kurt Weill verwendet (UA 1926)
  • Gas II. 1920. Die Koralle, Gas I und Gas II bilden eine Trilogie.
  • Die jüdische Witwe (1920)
  • David und Goliath (1920er Jahre); Komödie in drei Akten
  • Kanzlist Krehler, Tragikomödie in drei Akten, veröffentlicht 1922, G. Kiepenheuer (Potsdam)
  • Der Zar lässt sich photographieren (1927). Opera buffa. Musik (1927/28): Kurt Weill. UA 1928
  • Der Silbersee (1933). Stück mit Musik (Musical). Musik (1932/33): Kurt Weill. UA 1933
  • Rosamunde Floris (1936/37). Opernfassung von Gerhart von Westermann mit Musik von Boris Blacher 1960.
  • Alain und Elise (1937/38).
  • Der Gärtner von Toulouse. Amsterdam Querido Verlag, 1938
  • Der Soldat Tanaka (Zürich, New York 1940, Oprecht Verlag) Theaterstück
  • Die Spieldose, 1942
  • Das Floß der Medusa (1940–1943). EA 1945

Weitere Werke

  • Gesa M. Valk, Hrsg.: Georg Kaiser in Sachen Georg Kaiser: Briefe 1916–1933. Leipzig 1989

Literatur

  • Johanna Braun, Günter Braun: Georg Kaiser. Eine biographische Skizze, Verlag Rat der Stadt, Abteilung Kultur, Magdeburg 1990 (Magdeburger Schriftenreihe)
  • Karl Brinkmann: "Amphitryon"...(Georg) Kaiser Reihe: Königs Erläuterungen zu den Klassikern - Stoffe der Weltliteratur, Band 18. Bange, Hollfeld 1967 (Neuauflage: ISBN 3-8044-0375-1) zu Kaiser S. 69–74
  • Reto Caluori: Georg Kaiser. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 955 f.
  • Frank Krause: Georg Kaiser and Modernity. Göttingen 2005, ISBN 3-89971-245-5
  • Gerhard Krebs: Georg Kaisers Drama „Der Soldat Tanaka“ ...; in Yoroppa Bungaku Kenkyū Vol 32 (1985), S 122-38
  • Julius Marx: Georg Kaiser, ich und die anderen. Alles in einem Leben. Ein Bericht in Tagebuchform. Bertelsmann Gütersloh 1970
  • Peter K. Tyson: The Reception of Georg Kaiser (1915-45). Text and Analysis; Frankfurt 1984, 2 Bde.
  • Gisela Zander: Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 282.
  2. Werner Mittenzwei, Exil in der Schweiz, Frankfurt 1979
  3. Krebs, Gerhard; Tennō-Beleidigungen während des dritten Reiches; Tokio 1992 (OAG), S 15ff
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Georg Kaiser aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.