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Urban VI.

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Urban VI.

Urban VI. (eigentlich Bartolomeo Prignano; * ca. 1318 in Neapel; † 15. Oktober 1389 in Rom) war von 1378 bis 1389 Papst.

Ausbildung

Prignano promovierte zum Dr. iur. utr. und war anschließend Professor in Neapel, wo er ein angesehener Kanonist war.

Klerikale Karriere

Nachdem Bartolomeo Prignano 1363 Erzbischof von Acerenza geworden war, wurde er 1377 zum Erzbischof von Bari ernannt. Er besaß bereits eine langjährige Erfahrung in der Kurie, als ihn Papst Gregor XI. nach seiner Rückkehr nach Rom 1377 zum Leiter der päpstlichen Kanzlei ernannte.

Die Rückkehr des Papstes war sowohl Schein als auch Wirklichkeit. Die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums allein beweist schon diese Tatsache. Achtzehn französische Kardinäle standen vier italienischen und einem spanischen gegenüber. Von den achtzehn Franzosen hatten sich sechs überhaupt geweigert, Avignon zu verlassen. Ein weiterer Kardinal war Legat in der Toskana. Von den restlichen elf Kardinälen stammten dank der Ernennungen der letzten Päpste allein sieben aus dem Limousin. Für die Limousiner Kardinäle war nur ihre Heimatprovinz wichtig und nicht die Weltkirche. Am nun ausbrechenden Abendländischen Schisma trug der Nepotismus und Provinzialismus der Päpste von Avignon eine indirekte Mitschuld. Das Schisma dauerte 39 Jahre. In dieser Zeit wurden sechs Gegenpäpste ernannt.

Pontifikat und Schisma

Wappen von Papst Urban VI.

Das Konklave nach dem Tode Gregors XI. stand unter dem starken Druck der römischen Bevölkerung, die ausdrücklich einen Papst aus Rom als Nachfolger Gregors forderten. Inmitten der Tumulte der römischen Bürger wählte das Kardinalskollegium am 8. April 1378 trotzdem keinen Römer, sondern Bartolomeo Prignano zum Papst, der außerdem auch kein Kardinal war. Nach seiner Wahl nahm er den Papstnamen Urban VI. an und blieb bis heute der letzte Papst, der zum Zeitpunkt seiner Wahl nicht dem Kardinalskollegium angehörte. Von Anfang an zeigte sich, dass der neue Papst ein rücksichtsloser Tyrann war. Sein offenkundiger Despotismus löste das große Abendländische Schisma aus.

Schon vorher existierte im Kardinalskollegium der Drang zur Rückkehr nach Avignon. Auch hatten die Kardinäle geglaubt, dass der neue Papst wie die Päpste zuvor weiterhin vor allem französische Interessen vertreten werde, da er aus dem Reich Johannas I., die Angehörige des französischen Hauses Anjou war, stammte. Doch Urban lehnte die Rückkehr nach Avignon kategorisch ab und maßregelte die Kardinäle sogar öffentlich. Als Urban VI. mit der Ernennung von neunundzwanzig neuen Kardinälen, von denen nur drei Franzosen waren, die französische Dominanz im Kardinalskollegium gebrochen hatte, verließen dreizehn Kardinäle erbost Rom und reisten nach Fondi. Zusammen mit dem aragonesischen Kardinal Pedro de Luna und unterstützt vom französischen König Karl V. wählten sie am 28. September 1378 den „Henker von Cesena“ Robert von Genf zum Gegenpapst Clemens VII., womit das Schisma vollzogen war. Außerdem verfassten die Kardinäle eine Erklärung, in der es hieß, dass sie seinerzeit zur Wahl Papst Urbans VI. genötigt worden seien. Danach reisten die vierzehn Kardinäle nach Avignon und begannen dort von Neuem ihr luxuriöses Leben auf Kosten der mittels rücksichtsloser Steuern ausgepressten französischen Bevölkerung zu führen. Nach dem Verlust der Engelsburg floh auch Papst Clemens ins sichere Avignon.

Die päpstliche Bulle der Gründung der späteren Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg wurde von Papst Urban VI. in Genua am 23. Oktober 1385 unterschrieben. Die Gründungsurkunde für die mittelalterliche städtische Universität zu Köln unterzeichnete er am 21. Mai 1388 in Perugia.

Ursprünglich persönlich sparsam und tatkräftig, hierbei von geradezu skrupulöser Gewissenhaftigkeit, verkehrten sich diese Züge Urbans VI. mit der Zeit immer mehr ins Gegenteil. Autoritäres Verhalten, Rechthaberei und Starrsinn bestimmten sein Bild. Nepotismus und die Zerrüttung der Finanzen verdüsterten es. Seine starre Haltung vertiefte zudem das westliche Schisma, das bis 1417 andauern sollte. Dieses nahm also seinen Lauf und spaltete nicht nur Päpste, Kardinäle, Orden und Völker, sondern auch Heilige. Katharina von Siena stand auf der Seite Papst Urbans VI. Trotzdem hörte sie nicht auf, ihm die Leviten zu lesen. Sie schrieb ihm: „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit würde mehr Ungerechtigkeit sein als Gerechtigkeit“. Auf der Seite von Papst Clemens stand dagegen Vinzenz Ferrer, ein Prediger des Dominikanerordens.

Auf der Seite Roms standen: das Deutsche Reich, das nördliche Italien, England, Ungarn, Polen, die Grafschaft Flandern und die nordischen Königreiche. Dagegen unterstützten Frankreich, Sizilien, Schottland, die Grafschaft Savoyen, Aragon, Kastilien, Navarra, Portugal, Zypern und Teile Deutschlands Papst Clemens in Avignon. Johanna I. von Neapel war eine schwache Herrscherin und pendelte haltlos zwischen Papst und Gegenpapst. Sie wurde schließlich auf Betreiben Papst Urbans VI. von Karl von Durazzo, seinem Nepoten, ermordet. Karl von Durazzo wurde ihr Nachfolger und nannte sich als König von Neapel Karl III. Danach wollte sich Papst Urban VI. die schönsten Provinzen des Königreichs Neapel für den Kirchenstaat sichern, wohl als Gegenleistung für seine Unterstützung bei dem Mord an Königin Johanna, und forderte diese Provinzen von dem neuen König. Als Papst Urban VI. mit seinen Forderung bei ihm auf taube Ohren stieß, zog der Papst mit einer Armee zunächst persönlich nach Neapel. Nachdem er Neapel nicht einnehmen konnte, zog er sich auf seine Festung Nocera zurück. Dort bannte er den König von Neapel in Zeremonien mit einer übertriebenen schauspielerischen Gespreiztheit (Theatralik), die schon damals auf seinen ausbrechenden Irrsinn hinwies. Nachdem sich sechs Kardinäle deshalb gegen ihn verschworen hatten, ließ er diese gefangen nehmen, in eine Zisterne versenken, foltern und fast verhungern. Auf der Flucht aus der von dem König von Neapel belagerten Festung per Schiff schleppte er die Unglücklichen mit sich nach Genua.

Dort angekommen, ließ Urban VI. fünf von ihnen am 15. Dezember 1386 am Meeresstrand auf bestialische Weise hinrichten. In Otto von Corvins kirchenkritischem Werk Pfaffenspiegel findet das besondere Erwähnung:

„Ein schönes Prachtexemplar war Urban VI. (1378–1389), doch war er mehr Tiger als Affe. Seine Grausamkeit war empörend. Fünf Kardinäle, die nicht für ihn gestimmt hatten, und mehrere Prälaten, ließ er fürchterlich foltern und dann teils in Säcke stecken und ins Meer werfen, teils lebendig verbrennen, erdrosseln oder enthaupten. Einen sechsten Kardinal, der von der Tortur so elend war, daß er nicht fort konnte, ließ er unterwegs erwürgen. Als die Kardinäle zur Tortur abgeführt wurden, sagte der Statthalter Gottes zum Henker: ‚Martere so, daß ich Geschrei höre.‘ Dabei ging er im Garten spazieren und las in seinem Brevier. Die Leichen von zwei Kardinälen ließ dieser Henkerspapst in Öfen austrocknen und dann zu Staub zerstoßen. Dieser Staub wurde auf seinen Befehl in Säcke getan und nebst den roten Hüten der Kardinäle auf seinen Reisen auf Maulesel vor ihm hergeführt, anderen als schreckliches Exempel!“

Das Grab von Urban VI. im Petersdom

Interventionen des Dogen von Genua, Antoniotto Adorno, und zahlreicher angesehenen weltlichen und geistlichen Bürger der Stadt blieben erfolglos und konnten die Hinrichtungen nicht verhindern. Den sechsten Kardinal, einen Engländer, verschonte Urban VI. aus Furcht vor König Richard II. von England. Auch die römische Bevölkerung revoltierte gegen ihn, so dass er nur mittels Kirchenbann und Interdikt nach Rom zurückkehren konnte.

Sein Tod

Bereits ein Jahr nach seiner Rückkehr starb Urban VI. in Rom, möglicherweise von seinen Feinden vergiftet. Sein Tod löste im Vatikan jedenfalls allgemeine Freude aus.

Besonderheit

Urban VI. ist bis heute der letzte Papst, der dem Konklave, das zu seiner Wahl führte, nicht angehört hatte.

Literatur

Weblinks

 Commons: Urban VI. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Gregor XI. Papst
1378–1389
Bonifatius IX.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Urban VI. aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.