Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Stanley Milgram

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Versuchsaufbau des Milgram-
Experimentes: V = Versuchsleiter,
L = Lehrer, S = Schüler

Stanley Milgram (geb. 15. August 1933 in New York City; gest. 20. Dezember 1984 ebenda) war ein US-amerikanischer Psychologe.

Leben

Stanley Milgram wurde am 15. August 1933 in New York City geboren. Im Jahre 1950 machte er zusammen mit seinem Schulfreund Philip Zimbardo an der James Moroe High School seinen Highschool-Abschluss.[1] Vier Jahre später erhielt er am Queens College den Bachelor–Abschluss. Seinen Doktortitel erwarb Milgram unter Gordon Allport an der Harvard Universität. Anschließend wurde er ordentlicher Professor am Graduate Center der City University of New York.[2] 1984 starb Milgram im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt. Er hinterließ Frau und zwei Kinder.

Arbeit

Gehorsam gegen Autoritäten

Stanley Milgram wurde bekannt durch seine Arbeit zum Gehorsam gegenüber Autoritäten. In seinen heute als Milgram-Experiment bezeichneten Versuchen zeigte er, dass die Mehrzahl der Durchschnittsmenschen sich von angeblichen Autoritäten dazu bewegen lässt, andere Menschen systematisch (in diesem Fall durch Stromstöße) zu misshandeln.

Seine Arbeit wird als besonders wichtig angesehen, um zu verstehen, wie bislang unauffällige Menschen Grausamkeiten begehen können. Sie löste aber auch Widerspruch aus, weil sie implizierte, dass ein Großteil der Menschen potentiell grausam sei. Vertreter von Ideologien, die das „Gute im Menschen“ postulieren, zeigten sich besonders angegriffen.

Milgram nennt zum besseren Verständnis seiner Arbeit einige wichtige Voraussetzungen des Verhaltens von Menschen unter autoritärem Einfluss, denn

a) bringen sie von Geburt an wichtige Faktoren für Gehorsamsbereitschaft mit und erfahren im Umgang mit den Eltern erste wichtige Bedingungen für das Fortbestehen in einer Gesellschaft, die ein gewisses Maß an Gehorsam erfordert,
b) haben sie in der Ausbildung die Notwendigkeit des Gehorsams weiter ins Bewusstsein aufgenommen,
c) werden sie im Beruf weiter darauf getrimmt, dass Gehorsam zum Erfolg führt und
d) bringt sie Gehorsam im Beruf weiter (Belohnung als positive Verstärkung durch Aufstieg).

Gehorsam ist demnach ein normaler Vorgang, der Gesellschaften prägt. Einschränkend muss man jedoch fragen, inwieweit Gehorsam in bestimmten Situationen noch angemessen ist. Hier setzt Milgrams Untersuchung an. Die Ergebnisse des Milgram-Experimentes gelten als gut abgesichert und konnten in zahlreichen Nachfolgeexperimenten reproduziert werden.

Das Kleine-Welt-Phänomen

Milgram prägte nach einem anderen Versuch, in dem er u. a. die Post zu Zwecken der Sozialforschung nutzbar machte, den Begriff des Kleine-Welt-Phänomens (small world phenomenon).

Bevor er das Kleine-Welt-Phänomen untersuchen konnte, entwickelte Milgram 1960 die sog. "lost letter technique". Diese nicht-reaktive Methode dient dazu, die Einstellung einer Bevölkerung in einem bestimmten Testgebiet zu erforschen, ohne dass sich wie bei herkömmlichen Methoden soziale Einflüsse wie etwa die erwartete soziale Erwünschtheit in den Antworten auf die Befragung niederschlagen. Dazu dienten Briefe, die vollständig adressiert und frankiert im Testgebiet zurückgelassen wurden und den Eindruck erweckten, verloren worden zu sein. Sie waren (neben Privatpersonen) an Menschen adressiert, die erkennbar einer Gruppierung oder Institution angehörten, etwa einer medizinischen Forschungseinrichtung, der kommunistischen Partei oder den Nationalsozialisten. Aus der Anzahl der Briefe, die die Bewohner hilfsbereit an die Adresse weiterleiteten, also etwa in den Briefkasten warfen, schloss der Experimentator auf die Einstellung der Bevölkerung zu den Gruppierungen.

Auch zur Erforschung des Kleine-Welt-Phänomens dienten Briefe. 160 Briefe wurden mit der Bitte verteilt, sie an einen mit Milgram befreundeten Aktienhändler weiterzuleiten. Dessen genaue Anschrift jedoch, gab der Hilfesuchende vor, sei ihm unbekannt. Wie sich zeigte, passierten von den Briefen, die den Aktienhändler erreichten, alle durchschnittlich nicht mehr als sechs Zwischenadressaten (d. h. der sog. Netzwerkdurchmesser war sechs). Weiterhin wurden dem Aktienhändler fast alle diese Briefe von nur drei seiner Freunde weitergeleitet. Eine Aussage, wie und warum die verlorengegangen Briefe verlorengingen, konnte freilich nicht getroffen werden.

Milgram wiederholte das Experiment 1970 mit Absendern aus der weißen Bevölkerung, und ließ sie einen Brief an eine Person aus der schwarzen Bevölkerung adressieren. Das Ergebnis ließ schließen, dass das Kleine-Welt-Phänomen mit einem Netzwerkdurchmesser von rund sechs nicht nur scheinbar wohlbegrenzte/stark zusammenhängende Teile der Bevölkerung beschreibt.

Urban-Overload-Hypothese

Nach Milgrams Beobachtung leiden Menschen in Großstädten an Reizüberflutung, gegen die sie sich durch sozialen Rückzug abschotten. Dadurch werden zwischenmenschliche Beziehungen oberflächlicher, die Häufigkeit prosozialen Verhaltens nimmt ab usw., siehe Urban-Overload-Hypothese.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Weblinks

  • nzz.ch Wie gehorsam sind die Menschen von heute? Eine Neuauflage des Milgram-Experiments – mit ähnlichen Ergebnissen wie vor 45 Jahren

Einzelnachweis

  1. Uni Jena, Biographie und Bild von Stanley Milgram
  2. Blass, T. (2004). The Man Who Shocked the World: The Life and Legacy of Stanley Milgram. ISBN 0-7382-0399-8
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Stanley Milgram aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.