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Philip Zimbardo

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Philip Zimbardo

Philip George „Phil“ Zimbardo (* 23. März 1933 in New York City) ist ein US-amerikanischer emeritierter Professor für Psychologie an der Stanford University (USA). Der 1959 an der Yale University promovierte Psychologe hat mit seiner 1971 als Stanford-Prison-Experiment bekannt gewordenen Studie, die Machtmissbrauch und Gewaltverhalten von Menschen in bestimmten Positionen untersucht, eines der klassischen Experimente der Psychologie geleitet.

Biografie

Zimbardo, Sohn sizilianischer Eltern, wuchs in der Bronx in New York City auf und besuchte die Monroe High School zusammen mit Stanley Milgram. Seinen Bachelor machte er auf dem Brooklyn College, den Master und Doktorgrad erwarb er auf der Yale University.

Nachdem er mehrere Jahre an der New York University unterrichtet hatte, trat er 1968 eine Professorenstelle für Psychologie an der Stanford-Universität in Palo Alto an. Dort führte er das berühmte Stanford-Prison-Experiment (SPE) durch, das später auch verfilmt wurde, in dem 24 College-Studenten zufällig als Gefängniswärter oder Gefangene in einem „Gefängnis“ ausgewählt wurden, das im Keller des Psychologiegebäudes in Stanford als Attrappe aufgebaut worden war. Die Studenten lebten sich dort mehr und mehr in ihre Rollen ein, die „Wärter“ wurden immer sadistischer und die Gefangenen wurden immer passiver und zeigten Anzeichen extremer Depressionen. Das Experiment sollte zwei Wochen andauern, wurde aber auf Initiative von Christina Maslach, seiner späteren Frau, bereits nach sechs Tagen abgebrochen. Es führte zu Theorien über die Wichtigkeit der sozialen Umgebung in der individuellen Psychologie, die auch durch das Milgram-Experiment, das Konformitätsexperiment von Asch und Experimente von Muzaffer Şerif gestützt werden.[1]

Nach dem Experiment suchte Zimbardo nach Mitteln, wie er die Psychologie nutzen konnte, um Menschen zu helfen. Er gründete die Shyness Clinic in Kalifornien,[2] die Schüchternheit bei Kindern und Erwachsenen behandelt. Seine Forschung über dieses Thema führte auch zu mehreren Büchern.

2004 sagte Zimbardo vor Gericht im Fall von „Chip“ Frederick, einer Wache im Abu-Ghraib-Gefängnis, aus. Er argumentierte, dass Fredericks Strafe gemindert werden sollte, da sein Experiment gezeigt habe, dass nur wenige der Atmosphäre in einem Gefängnis widerstehen können. Als Systemkritiker, der sich mit dem Einfluss „toxischer Situationen“ auf menschliches Verhalten beschäftigt, reagierte Zimbardo voller Zorn auf die Behauptung der Bush-Regierung, „ein paar faule Äpfel“ seien für den Skandal verantwortlich, mit der Äußerung: „Nicht die Äpfel sind faul, sondern das Feld.“ Der Richter schien anderer Meinung zu sein, er verurteilte Frederick zur Höchststrafe. Dies führte Zimbardo in einem Interview in der New York Times aus und wurde u. a. in der Welt und Der Tagesspiegel behandelt.[3][4] Sein Lehrbuch Psychology and Life (deutsch: Psychologie und Leben) bietet einen Überblick über das Fachgebiet der Psychologie.

Anlässlich der Vernissage seines Buchs Man (Dis)connected sagte er 2015 in London, dass Videospiele und Pornofilme junge Männer von der Realität entfremde und deren Entwicklung beschädige. Die Schüchternheit, soziale und sprachliche Unbeholfenheit unter Männern habe von 1970 bis 2007 von 40 auf 84 Prozent zugenommen. Das manifestiere sich dann in besseren Schulleistungen der Mädchen, mehr Ausbildungen und größeren Verdienstmöglichkeiten der Frauen.[5]

Seit 1972 ist Zimbardo mit Christina Maslach verheiratet, die ebenfalls eine Professur in Psychologie innehatte.[6]

Ehrungen

Auszeichnungen

Seit 2003 ist Philip Zimbardo Träger des satirischen Ig-Nobelpreises für seinen Bericht Politicians’ Uniquely Simple Personalities.[7]

Schriften (Auswahl)

  • Nicht so schüchtern! So helfen Sie sich aus Ihrer Verlegenheit. 8. Auflage. mvg-Verlag, München [u. a.] 1994, ISBN 3-478-02500-1.
  • Das Stanford Gefängnis Experiment. Eine Simulationsstudie über die Sozialpsychologie der Haft. 3. Auflage, Santiago Verlag, Goch 2005, ISBN 3-9806468-1-5.
  • mit Richard J. Gerrig (deutsche Bearbeitung Ralf Graf): Psychologie. 18. Auflage. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7275-8.
  • The Lucifer Effect: How Good People Turn Evil. Rider, London 2007
  • Der Luzifer-Effekt. Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-1990-3
  • „Auch ich war ein Teufel“, Rezension von Claudia Steinberg in Cicero, 29. August 2007
  • mit John Boyd: Die neue Psychologie der Zeit und wie sie Ihr Leben verändern wird. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2103-6.
  • mit Nikita D. Coulombe: Man (Dis)connected. Rider 2015, ISBN 978-1-8460-4484-7

Weblinks

Fußnoten

  1. Zimbardo: The Lucifer Effect. S. 262–296.
  2. The Shyness Clinic und The Shyness Institute: The Shyness Homepage
  3. Claudia Dreifus: A Conversation With Philip G. Zimbardo: Finding Hope in Knowing the Universal Capacity for Evil. In: The New York Times. 3. April 2007.
  4. Verena Friederike Hasel: Psychologie: Das Experiment vor Abu Ghraib. In: Der Tagesspiegel. 24. Juli 2008.
  5. Michael Hugentobler: Vom Verschwinden der Männlichkeit. Das Magazin, Tamedia Zürich 6. Juni 2015, Seiten 28–31
  6. Professor Emerita Christina Maslach recalls famous prison study, now a movie, psychology.berkeley.edu, abgerufen am 11. April 2016
  7. Nature. Vol. 385, Februar 1997, S. 493.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Philip Zimbardo aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.