Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Mahdi

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt die Person des Islam; für Namensträger siehe Mahdi (Begriffsklärung).

Der Mahdi (arabisch المهدي, Partizip Passiv mit der Bedeutung „geführt“, „geleitet“ bzw. „der Rechtgeleitete“; im Persischen und einigen arabischen Dialekten auch als Mehdi ausgesprochen) ist nach traditionell islamischer Glaubensauffassung der von Gott gesandte Messias, der in der Endzeit das Unrecht auf der Welt beseitigen wird. Im Koran finden sich keine klaren Aussagen über einen Messias, der am jüngsten Tag auftreten soll. Dennoch ist der Glaube an die Wiederkunft des Mahdi sowohl ein zentraler Bestandteil der schiitischen Konfession, als auch in den chiliastischen Erwartungen im sunnitischen Islam verbreitet und wird entsprechend in den kanonischen Traditionssammlungen in Form von Hadithen dargestellt.

Entstehung und Bedeutung des Begriffes

Al-Mahdi war im 7. Jahrhundert zur Zeit der Umayyaden-Dynastie ein ehrenvoller Titel für einen gerechten oder frommen Herrscher; Anfang des 8. Jahrhunderts begann der Begriff, zusätzlich zu seiner politischen, eine zunächst geringe religiös-messianische Bedeutung zu erhalten.[1]

Es gibt die auf Hadithen beruhende Auffassung, dass der Mahdi die Menschen erfolgreich zum Glauben an Gott führen wird, gegen Dadschal kämpfen und diesen töten wird. Unter „Dadschal“ wird das personifizierte Böse verstanden und weist Ähnlichkeit mit dem „Antichristen“ oder „Verführer“ und anderen für die „Endzeit“ in der Bibel, Offenbarung des Johannes beschriebene Personen auf. So soll der Dadschal z. B. auch Wunderzeichen tun.

Ein Mahdi ist eine Person, die direkt von Allah geleitet wird. Dies sind in hohem Maße nur Propheten. Während Ahmadi-Muslime glauben, dass der Mahdi einen spirituellen und intellektuellen Dschihad führen wird, erwarten andere islamische Gruppen einen Mahdi, der den Islam im bewaffneten Kampf wieder erstarken lässt.

Erscheinungsformen

Isa Sohn der Maria (Jesus von Nazareth)

Im Koran erhielt Isa (d.h. Jesus von Nazaret) den Titel Messias, aber nicht Mahdi. (z. B. Sure 3:44-49, 4:170-174) Die Ahmadiyya setzt ihn dennoch auch mit dem erwarteten Mahdi gleich, während Sunniten und Schiiten dies ablehnen und sich auf anders lautende Überlieferungen beziehen.

Nachkomme Mohammeds

Allgemein herrscht Einigkeit, dass es sich beim Mahdi nicht um Mohammed, den Stifter des Islams, handeln wird, nach schiitischer Auffassung jedoch, über seine Tochter Fatima und ihren Ehemann Ali, zumindest um einen seiner Nachkommen.

Verborgener Imam - Muhammad al-Mahdi

Den Imamiten oder Zwölfer-Schiiten, der größten Gruppe der Schiiten gilt der Verborgene Imam als Mahdi. Dieser soll dereinst zurückkommen, wenn die Menschheit aus ärgster Not nach Erlösung ruft, und die Welt retten, denn er ist die messianische Gestalt. Bei den Imamiten steht der Mahdi nicht isoliert da. Es hat elf Generationen von Imamen gegeben, die nach mündlichen Überlieferungen alle schließlich von den Machthabern ihrer Zeit aus Staatsräson ermordet worden sind. Diesem Schicksal hat sich der 12. Imam, - der Mahdi, durch Flucht im Kindesalter entzogen. Daher ist Muhammad al-Mahdi der lebende Imam und lebt bis heute im Verborgenen weiter. Er soll anfänglich noch über vier Generationen hinweg (etwa 70 Jahre lang) mittels Botschaftern (hohen Gelehrten) schriftlich mit der Gemeinde Kontakt gehalten haben - diese Zeit nennen die Schiiten die "kleine Abwesenheit" (al-ghaibat as-sughra). Im Jahre 941 christlicher Zeitrechnung habe er auch diese Art der Kommunikation unterbrochen, ist aber stets über jeden seiner Anhänger im Bilde. Dies ist die Periode der "großen Abwesenheit" (al-ghaibat al-kubra), die solange andauern soll, bis Gott sein Wiedererscheinen befehlen wird. Die Schiiten warten daher sehnsüchtig auf seine Wiederkunft. Folgerichtig bezeichnet die Verfassung des schiitischen Iran von 1979 daher auch den Zwölften Imam als eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in seiner Stellvertretung bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit (das nennt man Wilayate-Faqih).

Personen, die für sich in Anspruch nahmen, der Mahdi zu sein

Ein Talisman aus der Feder des Bab

In der Vergangenheit gab es eine Reihe von Personen, die von sich behaupteten, der Mahdi zu sein und als solcher anerkannt wurden.

Abdallah al-Mahdi

Abdallah al-Mahdi war nach seiner Übersiedlung nach Nordafrika 909–934 der erste Kalif aus der ismailitischen Fatimiden-Dynastie.

Kadu ibn Muarik al-Mawati

Unterstützt von rebellierenden Kutama trat al-Mawati, ein junger Mann aus dem Clan der Banu Mawatan vom Stamm der Urisa, im Jahre 912 als „Gegen-Mahdi“ zum ersten Fatimidenkalifen auf. Zwar gelang es seinen Kriegern, von Ikdschan aus Mila und Constantine zu erobern, doch wurde er alsbald von einem fatimidischen Heer unter Führung al-Qaims geschlagen, gefangengenommen und, nachdem man ihn in Kairuan zur Schau gestellt hatte, in Raqqada hingerichtet.

Ibn Tumart

Ibn Tumart (1077–1130) begründete im heutigen Marokko die Almohaden-Dynastie.

Der Bab

Der Bab, mit bürgerlichen Namen Sayyid Ali Muhammad – Religionsstifter des Babismus – interpretierte die Mahdi-Vorstellung der Schiiten insofern um, als er im erwarteten Zwölften Imam einen rein sprirituellen Erneuerer ohne weltlichen Machtanspruch sah. Ab 1844 beanspruchte er selbst dieser Erneuerer zu sein und begründete damit eine neue Zeitrechnung. Der Bab lehrte das unmittelbar bevorstehende Kommen eines „noch größeren“ Gottesgesandten, den „Gott offenbaren“ würde. Die meisten seiner Anhänger sahen diese Prophezeiungen in Baha’u’llah erfüllt, wurden ab 1863 dessen Anhänger und bezeichneten sich fortan nach ihm als Bahai.

Muhammad Ahmad

Als Mahdi bezeichnete sich auch Muhammad Ahmad, der Führer des Mahdi-Aufstandes in Sudan. Muhammad Ahmad stellte sich 1881 an die Spitze einer Aufstandsbewegung gegen die ägyptische Besetzung Sudans. Die Wirren in Ägypten im Zuge der Urabi-Bewegung begünstigten die Ausbreitung seiner Idee. Nach der Niederschlagung der Urabi-Bewegung strömten ihm neue Anhänger zu. Von 1881 bis 1898 schufen diese in Sudan einen eigenen Staat. Berühmt wurde dieser Mahdi durch die Eroberung Khartums am 26. Januar 1885. Dabei kam Charles George Gordon ums Leben. Wenige Monate nach der Eroberung Khartoums starb Muhammad Ahmad. Seinem Nachfolger und engsten Vertrauten Abdallahi ibn Muhammad, mit dem Titel Kalif, gelang es, das gesamte Gebiet Sudans zwischen den Provinzen Darfur im Westen, Suakin im Osten (ohne die Stadt), Dongola im Norden und Bahr al-Ghazal im Süden zu erobern. Gegen ihn wurde ein britisch-ägyptisches Expeditionskorps unter Horatio Herbert Kitchener in Marsch gesetzt, das die Sudanesen am 2. September 1898 in der Schlacht von Omdurman besiegte.

Mirza Ghulam Ahmad

Mirza Ghulam Ahmad, der Begründer der Ahmadiyya, hat sich 1890 als der prophezeite Mahdi und Messias bezeichnet. Mirza Ghulam Ahmad erklärte den (religiös motivierten) Dschihad für abgeschafft, worin sich die pazifistische Haltung der Ahmadiyya begründet. Daraus begründete er sein Amt als Messias und Mahdi des Islams, des Christentums, des Judentums sowie alle anderen Weltreligionen (z.B. Hinduismus als Avatara des Krishna). Durch diesen Anspruch wurde er von vielen sunnitischen Gelehrten zum Apostaten erklärt. Außerdem soll Gott ihm mitgeteilt haben, dass Jesus lange nach der Kreuzigung, die er überlebte, eines natürlichen Todes starb und in Kaschmir, Indien, begraben sei.

Wallace Fard Muhammad

Wallace Fard Muhammad, Führer des Nation of Islam, erklärte sich im Juli 1930 zum Mahdi.

Weitere

In der osmanischen Provinz Tunesien kam bei einem Bürgerkrieg 1702 Ibrahim al-Sharif als ein erklärter Mahdi an die Macht, bevor er 1705 von Husain I. ibn Ali abgelöst wurde.

Zum Widerstand gegen die französische Herrschaft in Algerien zählte in den 1830er Jahren der islamische Theologe Emir Abd al-Qadir, der sich gegen die Franzosen wenig durchsetzen konnte, da die Moslems unter sich zerstritten waren. Sein Hauptgegner war Muhammad ben Abd Allah al-Baghdadi, ein erklärter Mahdi, der als Protest gegen Steuerzahlungen einen Aufstand gegen den Emir anführte.[2]

Siehe auch

Literatur

  • David Cook: Studies In Muslim Apocalyptic. In: Studies in Late Antiquity and Early Islam. 21, Darwin Press, Princeton 2002, ISBN 978-0-87850-142-7.
  • Mariella Ourghi: Schiitischer Messianismus und Mahdī-Glaube in der Neuzeit. Ergon-Verlag, Würzburg 2008, ISBN 978-3-89913-659-3.
  • Denis MacEoin: The Messiah of Shiraz. Studies in Early and Middle Babism. In: Iran Studies. 3, Brill, Leiden 2009, ISBN 978-9-00417-035-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barre, S. 2
  2. Mervyn Hiskett: The Course of Islam in Africa. Edinburgh University Press, 1994, S. 17, 26
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mahdi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.