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Luise Schottroff

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Luise Schottroff (* 11. April 1934 in Berlin; † 8. Februar 2015 in Kassel) war eine deutsche evangelische feministische Theologin, die als Herausgeberin und Übersetzerin an dem Projekt Bibel in gerechter Sprache mitwirkte.

Biografie

Schottroff promovierte 1960 an der Georg-August-Universität in Göttingen bei Otto Weber und Ernst Wolf mit der Arbeit: Die Bereitung zum Sterben: Studien zu den frühen reformatorischen Sterbebüchern. Sie habilitierte sich 1969 mit dem Thema: Der Glaubende und die feindliche Welt: Beobachtungen zum gnostischen Dualismus und seiner Bedeutung für Paulus und das Johannesevangelium.

1971 wurde sie nach der Emeritierung Herbert Brauns zur außerplanmäßigen Professorin, 1973 zur Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz berufen. Ihre Berufung war sehr umstritten. Die Professoren legten ihr Veto ein. Daraufhin besetzten diejenigen Studenten, bei denen sie sehr beliebt war, das Dekanat. Der Rheinische Präses Joachim Beckmann bezeichnete die Mainzer Theologie als antichristlich. Höhepunkt war die Anfrage Helmut Kohls im Landtag, ob die theologische Fakultät eine rote Zelle sei. In Mainz lehrte und forschte Schottroff bis 1986 als außerplanmäßige Professorin. Es war eine Zeit, „die sie als faktisches Publikationsverbot, massive Diskriminierung und Marginalisierung erlebte“.[1]

Von 1986 bis 1999 hatte sie einen Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Kassel inne.

Ab 2001 lehrte sie an der School of Religion der University of California, Berkeley, bei San Francisco in Kalifornien. Ihre Arbeitsschwerpunkte waren die Sozialgeschichte des frühen Christentums, die feministische Theologie bzw. die Feministische Befreiungstheologie in Westeuropa sowie der jüdisch-christliche Dialog.

Während ihrer Zeit an der Gesamthochschule/Universität Kassel (bis 1999) prägte Luise Schottroff gemeinsam mit Christine Schaumberger als eine der Mitinitiatorinnen die feministisch-befreiungstheologischen Sommeruniversitäten in Hofgeismar (siehe ihre Beiträge in den Readern zur feministischen-befreiungstheologischen Sommeruniversität 1987, 1988, 1989 und 1990: Schuld und Macht, Patriarchatsanalyse I + II und Geld regiert die Welt). Sie gründete das „feministisch-befreiungsthologische Archiv“ in Kassel und förderte forschende Frauen und die Frauenforschung an vielen Universitäten erheblich, wie sich anhand der großen Zahl von ihr betreuter Dissertationen ablesen lässt[2]. Sie verfasste viele Artikel mit sozialgeschichtlich-feministischen Schwerpunkten und war als Vortragsreisende an vielen Universitäten eine Vorreiterin der feministisch-theologischen Forschung.

Einem größeren Publikum wurde Luise Schottroff dadurch bekannt, dass sie auf den Deutschen Evangelischen Kirchentagen Bibelarbeiten und Diskussionen gemeinsam mit Dorothee Sölle durchführte, mit der sie auch mehrere Bücher herausgab. Nach deren Tod arbeitete sie gemeinsam mit Claudia Janssen.

Luise Schottroff war mit Willy Schottroff (1931–1997), Professor für Bibelwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, verheiratet. Seine sozialgeschichtlichen Forschungen und sein Interesse an Archäologie beeinflussten das Werk Luise Schottroffs stark.[3]

Luise Schottroff starb nach langer Krankheit am 8. Februar 2015 in einem Hospiz in Kassel.[4]

Ehrungen

Luise Schottroff wurde 1990 mit dem Sexauer Gemeindepreis für Theologie geehrt. 2007 erhielt Luise Schottroff die Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität Marburg im Fachbereich Evangelische Theologie. Diese wurde ihr für ihre Verdienste um die sozialgeschichtliche Exegese, den christlich-jüdischen Dialog und vor allem um die Feministische Theologie verliehen. Sie wirkte als Herausgeberin und Übersetzerin an dem Projekt Bibel in gerechter Sprache mit.[5] 2013 erhielt sie den Sonderpreis des Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preises für ihr Lebenswerk.

Eine Auswahl der Werke

  • Luise Schottroff: Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth (= Theologischer Kommentar zum Neuen Testament (ThKNT), Band 7)=. Kohlhammer, Stuttgart 2013
  • Luise Schottroff, Andrea Bieler: Das Abendmahl. Essen, um zu leben. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-08017-8.
  • Luise Schottroff, Marie-Theres Wacker (Hrsg.): Kompendium Feministische Bibelauslegung. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh, 3. Auflage 2007.
  • Luise Schottroff u. a. (Hrsg.): Bibel in gerechter Sprache. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2006, ISBN 3-579-05500-3.
  • Luise Schottroff: Die Gleichnisse Jesu. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2005, ISBN 978-3-579-05200-7.
  • Luise Schottroff, Dorothee Sölle: Jesus von Nazareth. München, 4. Auflage 2002.
  • Luise Schottroff: Lydias ungeduldige Schwestern. Feministische Sozialgeschichte des frühen Christentums. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 1994.
  • Herlind Pissarek-Hudelist, Luise Schottroff, Elisabeth Moltmann-Wendel: Mit allen Sinnen glauben. Feministische Theologie unterwegs (= Festschrift zum 65. Geburtstag von Elisabeth Moltmann-Wendel). Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 1991.
  • Luise Schottroff, Wolfgang Stegemann: Jesus von Nazareth: Hoffnung der Armen. Stuttgart, 3. Auflage 1990.
  • Luise Schottroff: Befreiungserfahrungen: Studien zur Sozialgeschichte des Neuen Testaments (= ThB 82). Chr. Kaiser Verlag, München 1990.
  • Christine Schaumberger, Schottroff Luise: Schuld und Macht: Studien zu einer feministischen Befreiungstheologie. München 1988, ISBN 3-459-01758-9.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Johnsen: Das Christuskind mit dem Bade ausschütten. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 22/2007 vom 3. Juni 2007, S. 22. Auf der Webseite von: Gemeindenetzwerk – Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes; abgerufen am 9. Februar 2015.
  2. Feministisch-Befreiungstheologisches Archiv
  3. Claudia Janssen: „Meine inneren Adressat/innen sitzen nicht auf Lehrstühlen“. Luise Schottroff im Gespräch. GrenzgängerIn. Verein zur Förderung feministischer Theologie e.V. (pdf; 672 kB)
  4. Claudia Janssen: Leben für eine gerechte Theologie. Nachruf in der taz vom 9. Februar 2015 (abgerufen am 9. Februar 2015).
  5. Ehrendoktorwürde für Luise Schottroff
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Luise Schottroff aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.