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Giorgio Vasari

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Porträt 1571–1574 in den Uffizien

Giorgio Vasari (* 30. Juli 1511 in Arezzo; † 27. Juni 1574 in Florenz) war ein italienischer Architekt, Hofmaler der Medici und Biograph italienischer Künstler, darunter Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo. Er gilt durch seine Schriften über das Leben und Werk zeitgenössischer Meister als einer der ersten Kunsthistoriker. Vasari führte den Begriff der Gotik ein, allerdings abwertend: Als Verehrer der Ästhetik der antiken Kunst empfand er diesen mittelalterlichen Kunststil als fremdartig, barbarisch, wirr (italienisch gotico). Auch die Stilbezeichnung Manierismus geht auf ihn zurück. In seinen Beschreibungen der italienischen Künstler verwendete Vasari 1550 zudem als Erster das Wort rinascita (Renaissance).

Leben

Vasaris Familie kam aus der Tradition der Töpferkunst von Arezzo (ital. vasaio – Töpfer). Nach einer Ausbildung durch Pollastra und den Glasmaler Guglielmo de Marcillat in Arezzo gelang es dem Vater, seinen Sohn Giorgio unter die Obhut der Medici zu stellen, wo er gemeinsam mit den Medici-Söhnen Ippolito und Alessandro ausgebildet wurde. Neben seinen literarischen Fähigkeiten erweiterte Vasari sein Wissen um die Malerei in den Werkstätten Andrea del Sartos und Baccio Bandinellis.

Der Prophet Elieser

1527, als die Medici erneut aus Florenz vertrieben wurden, zertrümmerte eine Bank, die aus einem Fenster geworfen wurde, den linken Arm der Statue des David. Der junge Vasari soll die Bruchstücke eingesammelt und aufbewahrt haben.[1] Nachdem die Herrschaft der Medici endgültig gesichert war, übergab er sie 1543 Cosimo I., der die Figur restaurieren ließ.

Mit dem republikanischen Umsturz von 1527 floh Vasari aus Florenz in seine Heimatstadt Arezzo, wo er erste Aufträge erhielt. 1530 war er erstmals in Rom, ab 1531 arbeitete er wieder im Auftrag der Medici. Nach der Ermordung des Florentiner Regenten Alessandro de’ Medici durch seinen Vetter Lorenzino de’ Medici im Januar 1537 wurde Vasari Maler des Ordens der Olivetaner. In dieser Funktion konnte Vasari auf seinen Reisen Informationen zu den Kunstwerken Italiens sammeln, die er später in seinem Buch Le Vite de’ più eccellenti pittori scultori ed architettori (Lebensbeschreibungen; erschienen 1550, zweite, stark veränderte Auflage 1568) verarbeitete. Dieses Werk, in dem über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten insgesamt 108 Künstlerbiographien, angefangen von Giovanni Cimabue (* 1240) bis Michelangelo dargestellt werden (viele hatten im Auftrag der Medici gearbeitet), gilt als die wichtigste Informationsquelle über die Künstler der italienischen Renaissance. „Für die Idee, die Geschichte der Kunst als Heroengeschichte, als Abfolge herausragender Individuen zu erzählen, bedeuten Giorgio Vasaris erstmals 1550 im Druck erschienene Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten ein wirkungsmächtiges Ereignis“,[2] stellt Andreas Dorschel fest; zuvor hatte man nur Herrscher, Feldherrn, Philosophen, Heilige, nicht aber Künstler einer solchen Darstellung gewürdigt.

Vasari freskierte 1546 einen Saal der Cancelleria in Rom mit Szenen aus dem Leben von Papst Paul III. Es gilt als ungesichert, dass sein Großvater in Rom Kontakt zu Michelangelos Mutter hatte und die beiden ein Verhältnis hatten. 1540 erwarb er die Casa Vasari in Arezzo und stattete Räume des ersten Stockwerkes mit Malereien aus. In den Öl- und Temperagemälden der Kassettendecke der Sala del Camino ist der Lebensweg zwischen Tugenden und Lastern und der Einfluss der Himmelskörper dargestellt. Im Mittelpunkt steht das achteckige Bild: Die Tugend, die das Glück schlägt und zu ihren Füßen den Neid hält. An den Seiten sind mit den vier Jahreszeiten die Lebensalter des Menschen abgebildet. Am Rand befinden sich die Planeten mit den Tierkreiszeichen.[3] In Florenz arbeitete er nach dem großen Arno-Hochwasser im Jahre 1557 an der Wiederherstellung vieler Gebäude (Palazzo Vecchio, Uffizien). In seiner Heimatstadt Arezzo gestaltete er die Pieve Santa Maria, in der sich heute sein Grab befindet, die Badia delle Sante Flora e Lucilla baute er grundlegend um.

Zitate

„Michelangelo stellte Herrn Tommaso in einem großen Karton nach der Natur dar, er, der weder vorher noch nachher jemals ein Bildnis fertigte, da es ihm ein Greul war, etwas nach dem Leben zu machen, wenn es nicht von höchster Schönheit war.“

Vasari, 1568

„Die reichsten und manchmal übernatürlichsten Gaben sehen wir häufig auf natürliche Weise mit Hilfe der himmlischen Einflüsse über menschliche Geschöpfe ausgegossen; wir sehen in ungeheuerlicher Weise in einem einzigen Körper Schönheit, Liebenswürdigkeit und Tugend sich so vereinigt, dass, wohin auch jener sich wendet, jede seiner Handlungen so göttlich ist, dass alle Menschen hinter ihm zurückbleiben und es sich deutlich offenbart: Was er leistet, ist von Gott gespendet, nicht durch menschliches Können erzwungen. Das hat die Welt an Leonardo da Vinci gesehen. Denn, von seiner nie genug gepriesenen Schönheit abgesehen, erfüllt göttliche Anmut all sein Tun.“

Die Einleitung Vasaris zu seiner Leonardo-Biographie

Biographien

Titel der zweiten Ausgabe von Le Vite (Holzschnitt von Giorgio Vasari), Florenz (Giunti) 1568.

Folgende italienische Künstler „von Cimabue bis in unsere Zeit“ bedachte Vasari in drei Bänden mit Biographien (Le vite dei più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani da Cimabue insino a' tempi nostri). Diese gelten trotz ihrer historischen „Ungenauigkeiten“ für die Kenntnis der beschrieben Künstler als unerlässlich.[4][5]

Entgegen dem Titel schildert Vasari nicht die Leben sämtlicher bedeutender italienischen Künstler „von Cimabue bis in unsere Zeit“, d. h. circa zwischen 1280 und 1550, sondern legt den Schwerpunkt auf toskanische und umbrische Künstler, unter Vernachlässigung anderer Regionen Italiens. Insbesondere fehlen bei Vasari viele herausragende Künster aus der Lombardei (z. B. Filarete) und aus Venedig (z. B. Carpaccio).

Die Liste der Künstler, geordnet nach den drei Teilen (Ausgabe von 1568):

Erster Teil

Zweiter Teil

Dritter Teil

Werke

Schriften

  • Le Vite de’ più eccellenti architetti, pittori, et scultori italiani, da Cimabue infino a’ tempi nostri: descritte in lingua toscana da Giorgio Vasari, pittore arentino – Con una sua utile et necessaria introduzione a le arti loro. L. Torrentino, Florenz 1550, 2 Bde.

1568 erschien eine neue, erweiterte Ausgabe mit einem leicht veränderten Titel:

  • Le Vite de’ più eccellenti pittori, scultori et architettori, scritte e di nuovo ampliate da Giorgio Vasari con i ritratti loro e con l'aggiunta delle vite de’ vivi e de’ morti dall’anno 1550 infino al 1567. Giunti, Florenz 1568, 3 Bde.

Bauwerke

Malerei

  • Gemälde in der Kirche Sankt Donnino und Ilario des Klosters Camaldoli, 1537–1540.
  • Fresken und Deckengemälde in der Casa di Giorgio Vasari in Arezzo, ca. 1541–1546 und erneut um 1568.
  • Fresken in der Sala dei Cento Giorni im Palazzo della Cancelleria in Rom, 1546/47.
  • Fresken und Deckengemälde im Palazzo Vecchio in Florenz (Quartiere di Leone X, Quartiere degli Elementi, Quartiere di Eleonora und Sala dei Cinquecento), 1555–1565.
  • Gemälde Die Toilette der Venus (für Luca Torrigiani), 1558, Staatsgalerie, Stuttgart.[7]
  • Entwürfe für das Studierzimmer des Großherzogs Francesco I. im Palazzo Vecchio in Florenz, ca. 1568–1570.
  • Fresken in der Casa di Giorgio Vasari in Florenz, Borgo S. Croce, ca. 1569–1573.
  • Fresken in der Sala Regia des Vatikanpalastes in Rom, 1572.
  • Kuppel des Doms in Florenz, Fresko Das jüngste Gericht, 1572–1574, vollendet von Federico Zuccaro 1574–1579[8]

Archiv

Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass das in Arezzo befindliche Archiv des Künstlers für 150 Mio. Euro an eine russische Holding verkauft wurde.[9]

Übersetzungen und Nachdrucke der Lebensbeschreibungen

In deutscher Übersetzung

Kommentierte Gesamtausgabe der Ausgabe von 1568

Weitere Ausgaben

  • Fritz Schillmann (Hrsg.): Giorgio Vasari – Künstler der Renaissance – Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten der Renaissance, Transmare Verlag, Berlin 1948. (kurz. Online-Text, Projekt Gutenberg-DE.)
  • Sabine Feser (Hrsg.): Giorgio Vasari. Mein Leben. Neu übersetzt von Victoria Lorini, kommentiert und herausgegeben von Sabine Feser. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2005, ISBN 978-3-8031-5026-4.
  • Künstler der Renaissance – Lebensbeschreibungen der ausgezeichneten italienischen Baumeister, Maler und Bildhauer. Mit einem Vorwort von Ernst Jaffé und nach der Übersetzung von Schorn und Förster, Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86820-076-8.

Italienische kritische Gesamtausgabe

  • Gaetano Milanesi, Carlo Milanesi, Vincenzo Marchese, Carol Pini: Giorgio Vasari: Le vite de' più eccellenti pittori, scultori e architetti. Società di Amatori delle Arti belle/F. Le Monnier, Florenz 1846–1857 (Kritische Ausgabe).
    • 2. Auflage als: Le vite de'più eccelenti pittori, scultori ed architettori seritte da Giorgio Vasari. 9 Bände, Florenz: G. C. Sansoni, 1878–1885.

Literatur

Über Vasari

  • Gerd Blum: Giorgio Vasari. Der Erfinder der Renaissance. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61455-2.
  • Georges Didi-Huberman: Die Kunst als Neugeburt und die Unsterblichkeit des idealen Menschen. In: Georges Didi-Huberman: Vor einem Bild. Hanser Verlag, München u. a. 2000, ISBN 3-446-16589-4, S. 61–92.
  • Fabian Jonietz, Alessandro Nova (Hrsg.): Vasari als Paradigma. Rezeption, Kritik, Perspektiven – The Paradigm of Vasari. Reception, Criticism, Perspectives (= Collana del Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut. Vol. 20). Tagungsakten, 14.–16. Februar 2014, Florenz, Kunsthistorisches Institut, Max-Planck-Institut. Marsilio, Venedig 2016, ISBN 978-88-317-2661-0.
  • Alessandro Nova, Katja Burzer, Charles Davis, Sabine Feser (Hrsg.): Le Vite del Vasari. Genesi, topoi, ricezione. = Die Vite Vasaris. Entstehung, Topoi, Rezeption (= Collana del Kunsthistorisches Institut in Florenz Max-Planck-Institut. Vol. 14). Atti del convegno, 13–17 febbraio 2008, Firenze, Kunsthistorisches Institut, Max-Planck-Institut. Marsilio, Venedig 2010, ISBN 978-88-317-0829-6.
  • Erwin Panofsky: Das erste Blatt aus dem Libro Giorgio Vasaris. Eine Studie über die Beurteilung der Gotik in der italienischen Renaissance. (1930). In: Erwin Panofsky: Sinn und Deutung in der bildenden Kunst. = (Meaning in the visual arts) (= DuMont-Taschenbücher 33). DuMont Schauberg, Köln 1975, ISBN 3-7701-0801-9, S. 192–273.
  • Einar Rud: Giorgio Vasari. Vater der europäischen Kunstgeschichte (= Urban-Bücher. Bd. 77). Kohlhammer, Stuttgart 1964, ZDB-ID 995319-x.
  • Julius von Schlosser: Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte. Schroll, Wien 1924 (Unveränderter Nachdruck. ebenda 1985, ISBN 3-7031-0604-2).
  • Giorgio Vasari: Künstler der Renaissance. Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten der Renaissance. Herausgegeben und zusammengestellt von Fritz Schillmann. Mit 30 Portraitzeichnungen von Herbert Thannhaeuser. Vollmer Verlag, Wiesbaden-Berlin 1959.
  • Andreas Kamp: Vom Paläolithikum zur Postmoderne – Die Genese unseres Epochen-Systems, Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, Amsterdam/Philadelphia 2010, S. 77–89 (zu Vasaris innovativer Geschichtsordnung)

Elektronische Ressource der Lebensbeschreibungen

  • Daniel Kupper (Hrsg.) Giorgio Vasari: Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, Directmedia Publishing, Berlin 2007, ISBN 978-3-89853-621-9
  • Ludwig Schorn (Hrsg.) Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567, Stuttgart u. Tübingen, Cotta 1832–1849 Digitalisat
  • Das Leben Raphaels von Urbino, Übersetzung Hermann Grimm Digitalisat

Weblinks

 Commons: Giorgio Vasari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Giorgio Vasari – Quellen und Volltexte

Nachweise

  1. Pontecommedia
  2. Andreas Dorschel: Frische des Anfangs. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 26. Oktober 2004, S. 18.
  3. Klaus Zimmermanns: Toscana. Dumont, Köln 1989, ISBN 3-7701-1050-1, S. 236
  4. Georges Didi-Huberman: Die Kunst als Neugeburt und die Unsterblichkeit des idealen Menschen. In: Vor einem Bild. Hanser Verlag, München 2000, S. 63.
  5. Julius von Schlosser: Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte. (Nachdruck der Ausgabe von 1924), Schroll, Wien/München 1985, S. 293.
  6. Klaus Zimmermanns: Toscana. Dumont, Köln 1989, ISBN 3-7701-1050-1, S. 187
  7. Ina Conzen: Staatsgalerie Stuttgart, die Sammlung: Meisterwerke vom 14. bis zum 21. Jahrhundert, Hirmer, München 2008, ISBN 978-3-7774-7065-8.
  8. Klaus Zimmermanns: Toscana. Dumont, Köln 1989, ISBN 3-7701-1050-1, S. 182
  9. http://www.thehistoryblog.com/archives/3715
  10. Siehe dazu: Gerd Blum: Künstlerviten. Eine neue Sicht auf Vasaris Gesamtwerk zum Abschluss der Berliner Edition. In: Neue Zürcher Zeitung, 28. Oktober 2015, S. 41.
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