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Bodo Zeuner

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Bodo Zeuner 2010 bei einer Podiumsdiskussion der FAU Berlin

Bodo Zeuner (* 1942 in Königsberg; † 30. November 2021) war ein deutscher Politikwissenschaftler und Hochschullehrer. Von 1978 bis zur Emeritierung 2006 lehrte er an der Freien Universität Berlin Politische Erwachsenenbildung, Regulierung der Arbeitsbeziehungen sowie Grundlagen der Politikwissenschaft und war zuletzt Professor am dortigen Otto-Suhr-Institut (OSI) für Politikwissenschaft. Zu diesen Themen und zur Parteienforschung veröffentlichte er zahlreiche Publikationen.

Schwerpunkte seiner Tätigkeit

Gewerkschaftsarbeit und politische Tätigkeit

Unter anderem ist Zeuner im Bereich der Gewerkschaftsarbeit aktiv. Bereits 1991 veröffentlichte Zeuner über die später unter dem Schlagwort Union Busting bekannt gewordene Bekämpfung von Betriebsräten durch die Arbeitgeberseite. Im März 2004 hielt er bei einer Konferenz der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft in Freiburg im Breisgau ein Referat mit dem Titel Verteilungsgerechtigkeit gehört zur Demokratie, dessen Manuskript er später auch publizierte.

In dem Text Ungleichheit ist geil, den er in der blz, der Mitgliederzeitschrift der GEW, veröffentlichte, befasst sich Zeuner mit den Plänen der damaligen Rot-Grünen Bundesregierung einigen wenigen Universitäten den Status einer Elite-Universität zu geben und somit die Ausbildung eines geringen Teiles der Studentenschaft auf ein höheres Niveau zu bringen.

Für ihn seien die Elite-Pläne der Bundesregierung, die einen vollen PR-Erfolg darstellen würden, die Ausdehnung der „ideologischen Ungleichheitsoffensive – die Leute sollen glauben, dass mehr Gesellschaftsspaltung allen nützt“, auf das Bildungswesen. Dabei würde der Elite-Begriff als Selbstrechtfertigung für die Gewinner fungieren, ganz nach dem Motto „Die Besserverdienenden verdienen es auch besser“.[1]

Seit 1980, also dem Gründungsjahr der Partei, war Bodo Zeuner Mitglied der Grünen. „Aus Protest gegen den Jugoslawienkrieg und die neoliberale Politik“ trat er aber nach 18-jähriger Mitgliedschaft aus und engagierte sich nun zunächst bei der WASG und später bei der Partei Die Linke. Außerdem war er Mitunterzeichner des Aufrufs Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wählen links!.[2]

Forschungsgruppe Rechtsextremismus

Zeuner war Sprecher einer Forschungsgruppe, die sich mit Rechtsextremismus in den Gewerkschaften befasste. Hier arbeitete er mit Richard Stöss und Michael Fichter zusammen.

Diese Forschungsarbeit war mit 200.000 Euro von der Hans-Böckler-Stiftung und der Otto-Brenner-Stiftung gefördert worden und die Ergebnisse der Studie wurden auf einer Diskussionsveranstaltung im DGB-Haus des Bezirks Berlin-Brandenburg am 1. Juni 2005 präsentiert. Die empirische Untersuchung war mit der Befragung von über 4.000 Personen das bisher größte Forschungsvorhaben zu rechtsextremen Einstellungen in der Bundesrepublik.[3] Das Ergebnis dieser Prüfung wurde von den Auftraggebern als schockierend eingestuft. Es hat sich herausgestellt, dass gerade ausgebildete Facharbeiter (rund ein Viertel der Gewerkschaftsmitglieder) überproportional zu rechtsextremen Überzeugungen tendieren.

Insgesamt wurde festgestellt, dass 20 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder eine rechtsextreme Einstellung besitzen, was prozentual den Schnitt der restlichen Gesellschaft widerspiegelt. Unter rechtsextremen Einstellungen subsumierten die Forscher in ihrer Untersuchung eine positive Haltung zu „extremem Nationalismus“, „Staatsautoritarismus“, „Verharmlosung des Nationalsozialismus“, „Sozialdarwinismus“, „Fremdenfeindlichkeit“ und „Antisemitismus“.[3]

Rot-Grün in den Kommunen

Im Jahr 1992 führte Zeuner zusammen mit Jörg Wischermann eine Erhebung zu dem Thema „Rot-Grün in den Kommunen“ durch, in der er unter anderem auf die Schwankungen im Verhältnis der beiden Parteien einging. Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden 1995 in dem Buch Rot-Grün in den Kommunen: Konfliktpotentiale und Reformperspektiven; Ergebnisse einer Befragung von Kommunalpolitikern veröffentlicht.

In diesem Buch wird folgendes postuliert: Seit der Gründung der Grünen würden beide Parteien über einen gewissen Erfahrungsschatz im Umgang miteinander verfügen, der sich sowohl aus Ablehnung, wie auch aus Koalitionsverhandlungen speisen würde. Als Hauptziel der Erhebung wurde formuliert, „Diesen Bestand auf der sich als Experimentier- und Beobachtungsfeld anbietenden kommunalen Ebene zu sichten, die Vielfalt der Formen des Verhältnisses von SPD und Grünen, seiner Bedingungen und der von den Akteuren für ihr Handeln angegebenen Gründ systematisch zu beschreiben“.[4] Hintergrund seien unter anderem die Probleme, die sich auf der kommunalen Ebene ergeben hätten, z. B. „fehlende politische Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten“.[4] Neu an dieser Untersuchung ist, dass sie die erste Totalerhebung bei sozialdemokratischen und grünen Kommunalpolitikern darstellt.

Politik an der Hochschule

Zeuner äußerte sich auch an der Hochschule oft politisch. So wandte er sich 2005 als Geschäftsführer des OSI in einem offenen Brief an den Kollegen Bernd Rabehl, der zuvor auf seiner langen Reise vom Sozialistischen Deutscher Studentenbund nach rechts bei der der NPD-Zeitung Deutschen Stimme angelangt war und dieser ein Interview gegeben hatte. Zeuner verurteilte darin Rabehl für seine rechtspopulistischen Aussagen und verdeutlichte ihm, dass er damit außerhalb des Konsenses und Selbstverständnisses des Fachbereichsrates des Otto-Suhr-Institutes stehe. Auch in seiner Abschiedsvorlesung von 2007 ließ Zeuner es sich nicht nehmen, über die Durchsetzung von Partikularinteressen und Zitierkartellen innerhalb von Universitäten zu referieren.[5]

Andere Aktivitäten

Seine Tochter Katharina Zeuner war neben anderen Personen von einem Polizeieinsatz auf die Armando-Diaz-Schule am 22. Juli 2001 während des G8-Gipfels in Genua betroffen. Vater Bodo Zeuner und Mutter Gundula Bölke-Zeuner (1941–2012) traten deshalb in regen Briefkontakt mit dem deutschen Innenministerium und gaben auch diverse Zeitungsinterviews hierzu.

Bibliografie

  • Arbeitsunrecht: Geschichten über Bürgerrechte im Betrieb. Rasch und Röhring, Hamburg 1991.
  • Linke und Demokratie: Wohnungsbau, Sozialgeschichte. Westfälischen Dampfboot Verlag, Münster 1985, ISBN 3-89136-425-3.
  • Genossen, was nun? Bilanz und Perspektiven sozialdemokratischer Politik. mit Beiträger von Volker Grans. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1983.
  • Veto gegen Augstein: der Kampf in der Spiegel-Redaktion um Mitbestimmung. Hoffmann und Campe, Hamburg 1972.
  • Kandidatenaufstellung zur Bundestagswahl 1965: Untersuchungen zur innerparteilichen Willensbildung und zur politischen Führungsauslese. Nijhoff Verlag, Den Haag 1970.
  • Innerparteiliche Demokratie. Colloquium Verlag, Berlin 1970. (Neuauflage)
  • Rot-Grün in den Kommunen. Vs Verlag, 1998, ISBN 3-8100-1312-9.
  • mit Günter Polach und Jörg Wischermann: Ein nachhaltig anderes Parteiensystem: Profile und Beziehungen von Parteien in ostdeutschen Kommunen. Ergebnisse einer Befragung von Kommunalpolitikern. Leske + Budrich Verlag, Opladen 2000, ISBN 3-8100-2738-3.
  • Kritik + Hoffnung. Politische und politikwissenschaftliche Texte aus 50 Jahren. Die Buchmacherei, Berlin 2019, ISBN 978-3-9819243-8-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. blz: Ungleichheit ist geil: Elite als neuer Leitbegriff der SPD-Bildungspolitik. (Memento vom 11. Januar 2006 im Internet Archive) blz Nr. 3–4, 2004.
  2. Aufruf der Initiative „Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wählen links!“ (Memento vom 23. Februar 2007 im Internet Archive) Aufruf zur Bundestagswahl 2005.
  3. 3,0 3,1 Jungle World. Nr. 26, 29. Juni 2005.
  4. 4,0 4,1 Rot-Grün in den Kommunen: Konfliktpotentiale und Reformperspektiven; Ergebnisse einer Befragung von Kommunalpolitikern. S. 1 ff.
  5. Jessica Hoffmann (Herausgeberin), Geschichte der Freien Universität Berlin: Ereignisse – Orte – Personen, Frank & Timme, Berlin 2008, ISBN 978-3865962058, S. 133
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bodo Zeuner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.