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Interview
Ein Interview ('ɪntɐvjuː) ist eine Befragung durch Fragesteller (so genannte Interviewer) mit dem Ziel, persönliche Informationen oder Sachverhalte zu ermitteln. Für einige Interviewformen ist eine Schulung der Interviewer üblich (etwa wenn die Ergebnisse mehrerer Interviewer vergleichbar sein sollen).
Etymologie
Ableitbar vom lateinisch: inter-, französisch entre- sowie lat. -videre, frz. -voir, dann daraus frz. entrevue bzw. s'entrevoir. Frei übersetzt: sich gegenseitig (kurz) sehen.
Interview im Journalismus
Die bekannteste Form ist das journalistische Interview, das für Textbeiträge, den Rundfunk und das Fernsehen mit einer Person der Zeitgeschichte (Politiker und andere Persönlichkeiten, die ein öffentliches Interesse betreffen) durchgeführt wird. Es taucht sowohl als Journalistische Darstellungsform, aber auch als Recherchemittel auf. Journalistische Interviews werden nach Walther von La Roche unterschieden nach:
- Interview zur Person,
- Interview zur Sache,
- Interview zur Meinung.
Während in der Presse- und Radioberichterstattung mit Interviews vor allem journalistische Ziele verfolgt werden, nehmen in den Fernsehprogrammen außerhalb der speziellen Berichterstattungssendungen vorwiegend unterhaltende Spielformen des Interviews breiten Raum ein. Medienwissenschaftler nehmen an, dass sowohl von den Zuschaueranteilen als auch vom öffentlichen Ansehen etwa die Talkshow mit Sabine Christiansen die klassischen TV-journalistischen Formate („Im Kreuzfeuer“) in den Schatten gestellt haben. Bekannte Interviewer im Deutschen Fernsehen waren bzw. sind z. B.: Günter Gaus („Zur Person“), Sandra Maischberger, Johannes B. Kerner.
In einigen Wissensgebieten haben sich journalistische Sonderformen zunehmend Geltung und Sendeplätze erobert, namentlich Wissenschaftsjournalisten und Medizinjournalisten, deren Arbeitsmittel neben der Durchforstung der aktuellen Forschungsergebnisse und deren allgemeinverständliche mediengerechte Aufbereitung das Experteninterview ist.
Wissenschaft
→ Hauptartikel: Befragung
Einen großen Stellenwert als Basis für die Analyse- und Dokumentationsarbeit haben Interviews wissenschaftlich in der Sprachwissenschaft (Sprachatlas, Mundartforschung), in der Volkskunde (Gewährsleute, Oral History), in der Geschichtswissenschaft (Zeitzeugen, Technikgeschichte, Sozialgeschichte) sowie in der empirischen Sozialforschung.
Andere Arten der Befragung
Eine spezielle Art ist das strukturierte Einstellungsinterview, ggf. in Gestalt eines umfangreichen standardisierten Fragebogens. Ähnlich verhält es sich mit dem Erstgespräch mit einem Kandidaten im Executive Search.
In der medizinischen Diagnostik nennt man das Interview durch den behandelnden oder in der Klinik stationär aufnehmenden Arzt die Anamnese.
In der psychologischen und psychologisch-pädagogischen Diagnostik dienen diagnostische Interviews dazu, über einzelne Individuen möglichst umfangreiche, aussagekräftige Informationen zutage zu fördern. In qualitativen Interviews soll durch gezieltes Hinterfragen von Antworten und durch freies Erzählen sowie themenzentrierte Ausführungen der Probanden ein möglichst vorurteilsfreies und nicht von normengestützten Vergleichsinteressen geleitetes Bild der Persönlichkeit oder der individuellen Denkleistungen erzeugt werden. So können z. B. Aussagen über das individuelle, inhaltlich-mathematische Denken (siehe auch: Qualitative Diagnostik) oder andere Sachgebiete gemacht werden.
Weitere Abwandlungen des Interviews sind das polizeiliche Verhör und die gerichtliche Befragung.
Bei der Pressekonferenz werden eher Stellungnahmen verbreitet und nur vereinzelte Fragen gestellt.
Eine Form des Interviews ist die Straßenumfrage, die als Meinungsumfrage beschränkt repräsentativ ist.
Siehe auch
Literatur
- Hanko Bommert / Ralf Kleyböcker / Andrea Voß-Frick:TV-Interviews im Urteil der Zuschauer. LIT-Verlag, 2002, ISBN 3-8258-4897-3
- Hanko Bommert / Andrea Voß-Frick:Fakten und Images- TV-Interviews im dualen System des deutschen Fernsehens. LIT, 2005,ISBN 3-8258-8366-3
- Jürgen Friedrichs / Ulrich Schwinges: Das journalistische Interview. VS Verlag, 2005, ISBN 3-531-33425-5
- Viola Falkenberg: Interviews meistern. Ein Ratgeber für Führungskräfte, Öffentlichkeitsarbeiter und Medien-Laien. FAZ-Institut, 1999, ISBN 3-927282-80-4
- Michael Haller: Das Interview. Uvk, 2001, ISBN 3-89669-304-2
- Walther von La Roche/ Axel Buchholz: Radiojournalismus. 9. Auflage. Berlin: Econ, 2009, ISBN 978-3-430-20076-9
- Mario Müller-Dofel: Interviews führen. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. Econ 2009, ISBN 978-3-430-20077-6, Website zum Buch
- Christian Thiele: Interviews führen. UVK 2009, ISBN 978-3-86764-175-3, Blog zum Buch
- Andreas Klug: Grundlagen der Interviewführung, Materialien für Aus- und Fortbildung in Bürgermedien (pdf, 18 Seiten; 127 kB)
Weblinks
- http://www.rhetorik.ch/Interviewtechnik/Interviewtechnik.html Interviewtechnik
- Das flexible Interview (heilpädagog.) - Eine vielfältige Methode für Forschung und für modernes, dialogisches Unterrichten
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