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Werner Haftmann

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Werner Haftmann (* 28. April 1912 in Glowno, Weichselland, Russisches Kaiserreich; † 28. Juli 1999 in Gmund am Tegernsee) war ein deutscher Kunsthistoriker.

Leben

Nach dem Studium in Berlin und Göttingen, wo er 1936 über das italienische Säulenmonument promovierte, war er Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz und hatte dort neben seiner Beschäftigung mit der italienischen Kunst der Renaissance auch die Gelegenheit, in Kontakt mit der Kunst der Klassischen Moderne zu bleiben. Haftmann trat der NSDAP im Jahr 1937 bei, wie seine im Bundesarchiv befindliche Mitgliedskarte belegt; deren Entdeckung wurde im Oktober 2019 auf einer Tagung des Deutschen Historischen Museums bekannt gegeben.[1] Anlässlich seiner Überlegung, eine Assistentenstelle in Wien bei Hans Sedlmayr zu bekommen, wurde er 1939 von Friedrich Kriegbaum, dem Direktor des Florentiner Instituts, als linientreuer Nationalsozialist, SA-Mann und Parteianwärter angepriesen.[2] Haftmann trat die Stelle dann nicht an, um lieber freischaffend tätig zu sein.

Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat. Er fungierte von Juli 1940 bis Januar 1941 als Sekretär und Dolmetscher bei der deutschen Verbindungsdelegation zur italienischen Waffenstillstandskommission mit Frankreich in Turin, anschließend bis 1944 als Verbindungsoffizier. Im Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft geraten, wurde er 1946 entlassen und zog nach Bremen.[3]

Seit 1950 war er Dozent an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und veröffentlichte 1954 ein Standardwerk zur Malerei im 20. Jahrhundert. 1955, 1959 und 1964 war er unter der organisatorischen Leitung in Club 53 Arnold Bodes für die kunsthistorische Oberleitung und Thesenfindung der documenta I, documenta II und documenta III verantwortlich. Hier wurde zum ersten Mal ein Überblick über die Klassische Moderne und die aufkommende Pop Art (1964) gegeben. Heftige Kontroversen während der Vorbereitungen zur 4. documenta führten zum Rücktritt Haftmanns. 1967 wurde er erster Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, die ein Jahr später in den Neubau von Mies van der Rohe einzog. Haftmann ging daran, aus den beiden Rumpfsammlungen der Nationalgalerie und der Galerie des 20. Jahrhunderts eine geschlossene Sammlung zu machen. Diese sollte an die berühmte Neue Abteilung im Kronprinzenpalais anknüpfen, die ab 1919 von Ludwig Justi aufgebaut und 1937 durch die Aktion Entartete Kunst zerstört worden war. In den Bau zogen zunächst alle Werke der Nationalgalerie (West) und die der städtischen Galerie des 20. Jahrhunderts. Der Ankaufetat der Neuen Nationalgalerie war von Anfang an eher gering. Ende der 60er betrug er etwa 200.000 DM. Viele Bilder konnten aber mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und ab 1977 durch die Unterstützung der Freunde der Nationalgalerie erworben werden. Die Museumskonzeption und die Ankaufspolitik waren auch jetzt oft von heftiger öffentlicher Anteilnahme geprägt. Haftmann gelang es, der immer noch rudimentären Sammlung eine profilierte Kontur zu geben und sie in einen internationalen Kontext zu stellen. Nach 1968 gab es trotzdem schwere Auseinandersetzungen, als sich Haftmann gegen grenzüberschreitende Happenings und Installationen wandte. In der aufgeheizten Lage wurden teilweise die Glasscheiben des Mies-Baus eingeschlagen und sogar zerschossen. Seit 1970 war Haftmann auch Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Im Oktober 1974 legte Haftmann aus gesundheitlichen Gründen seine Ämter nieder, publizierte aber weiterhin maßgebliche Bücher und Essays zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Von 1967 bis 1970 war Werner Haftmann mit Roswitha Viollet verheiratet. 1987 heiratete er die Kunsthistorikerin Evelyn Gutbrod (* 1952).[4]

Werke (Auswahl)

  • Paul Klee. Prestel Verlag, München 1950.
  • Deutsche Abstrakte Maler. Verlag Woldemar Klein, Baden-Baden 1953.
  • Malerei im Zwanzigsten Jahrhundert. Prestel Verlag, München 1954 (9. Auflage. 2000, ISBN 3-7913-0491-7).
  • Verfemte Kunst. DuMont Buchverlag, Köln 1986, ISBN 3-7701-1940-1.
  • Der Bildhauer Martin Mayer. Callwey, München 1988, ISBN 3-7667-0900-3.

Literatur

  • Hanno Rauterberg: Werner Haftmann: Hüter des falschen Friedens. Ausgerechnet die fortschrittliche Kunstwelt tut sich schwer mit der Erinnerung, sobald es um ihre eigene Verstrickung in der NS-Zeit geht. Der Fall des Documenta-Übervaters Werner Haftmann zeigt, woran das liegen mag. In: Die Zeit. Nr. 7/2020, 6. Februar 2020 (zeit.de [abgerufen am 5. Februar 2020; eingeschränkte Vorschau]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ingo Arend: Braune Schatten über der documenta in Kassel. In: dw.com. 23. Februar 2020, abgerufen am 1. März 2020.
  2. Hans H. Aurenhammer: Hans Sedlmayr und die Kunstgeschichte an der Universität Wien 1938–1945. In: Kunst und Politik. Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft. Band 5: Kunstgeschichte an den Universitäten im Nationalsozialismus. Hrsg. von Jutta Held und Martin Papenbrock. Göttingen 2003, S. 167.
  3. Lebenslauf. 1940–1946: Kriegsdienst und Gefangenschaft. In: werner-haftmann.de, abgerufen am 1. März 2020.
  4. Siehe GND 172119847.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Werner Haftmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.