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Entartete Kunst

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Die Beschreibung der Münchner Ausstellung von 1937 findet sich unter Entartete Kunst (Ausstellung)
„Entartete Kunst“: Blaues Pferd I Gemälde von Franz Marc, 1911
… und Hafenkneipe von Joachim Ringelnatz, 1933.

„Entartete Kunst“ war während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland der offiziell propagierte Begriff für mit rassentheoretischen Begründungen diffamierte Moderne Kunst. Der Begriff Entartung wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Medizin auf die Kunst übertragen. Die Nationalsozialisten entwickelten ein gesondertes Kunstideal und verfolgten dem entgegenstehende Kunst, die auch als „Verfallskunst“ und „artfremd“ bezeichnet wurde, weil sie von Pessimismus und Pazifismus geprägt sei. Künstler, deren Werke nicht den nationalsozialistischen Idealen entsprachen, die Kommunisten oder Juden waren, wurden verfolgt. Die Nationalsozialisten belegten sie mit Berufs- und Malverboten, ließen ihre Kunstwerke aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernen, konfiszierten „Entartete Kunst“, zwangen Künstler zur Emigration oder ermordeten sie.

Als „Entartete Kunst“ galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit dem Kunstverständnis und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten nicht in Einklang zu bringen waren: Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus oder Fauvismus. Als „entartet“ galten unter anderem die Werke von Ernst Barlach, Willi Baumeister, Max Beckmann, Karl Caspar, Maria Caspar-Filser, Otto Dix, Max Ernst, Otto Freundlich, Wilhelm Geyer, Otto Griebel, George Grosz, Karl Hofer, Karl Hubbuch, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Elfriede Lohse-Wächtler, Gerhard Marcks, Paula Modersohn-Becker, Rudolf Möller, Otto Pankok, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff.

Vorgeschichte

Entstehung des Begriffs „Entartete Kunst“

Das Wort „Entartung“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen, wo es die Bedeutung „aus der Art schlagen“ hatte. Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff erstmals im abwertenden Zusammenhang benutzt, als der Romantiker Friedrich Schlegel in Bezug auf die Dichtung der Spätantike von „entarteter Kunst“ schrieb. Rassisch abwertend wurde der Begriff zuerst von Joseph Arthur Comte de Gobineau, einem französischen Diplomaten, Autoren und Archäologen, in seinem 1853 bis 1855 veröffentlichten Werk Essai sur l’inegalité des races humaines verwendet. Dieses wurde von Karl Ludwig Schemann, einem Mitglied des Alldeutschen Verbandes, ins Deutsche übersetzt und erschien zwischen 1898 und 1901.

Richard Wagner veröffentlichte 1850 den Artikel „Das Judentum in der Musik“, in dem er den Einfluss des Judentums in der Musik anprangerte und die Emanzipation von den Juden forderte. Wagner veröffentlichte weitere theoretische Schriften, in denen er sich auch mit anderen Kunstgattungen befasste und die zum Teil kontrovers aufgenommen wurden. 1892/93 publizierte der jüdische Kulturkritiker Max Nordau sein Werk „Entartung“, in dem er versuchte nachzuweisen, dass die Entartung der Kunst auf die Entartung der Künstler zurückgeführt werden kann. Seine Thesen wurden später von den Nationalsozialisten aufgegriffen, von Hitler zum Teil sogar fast wortwörtlich übernommen. Auch Kaiser Wilhelm II. äußerte sich in seiner berüchtigten Rinnsteinrede anlässlich der Eröffnung der Siegesallee am 18. Dezember 1901 abfällig über modernistische Kunstströmungen. Siehe Rinnsteinkunst.

Die Feindschaft der Nationalsozialisten zur Modernen Kunst

Der vom nationalsozialistischen Volksbildungsminister Thüringens Wilhelm Frick bewirkte Erlass „Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“ (5. April 1930), der sich gegen die moderne Kunst richtete, war der Ausgangspunkt des Angriffes auf als „undeutsch“ definierte Einflüsse in der Kunst. Dies führte im Oktober 1930 zur Überstreichung von Oskar Schlemmers Wandgestaltung der Weimarer Werkstattgebäude. Weiter betrieb Frick die Auflösung der Weimarer Bauhausschule und entließ die Lehrerschaft. Er berief Paul Schultze-Naumburg, einen führenden Vertreter einer rechtskonservativen Bau- und Kulturideologie, zum Direktor der neugegründeten „Vereinigten Kunstlehranstalten Weimar“. Unter dessen Leitung wurde das Weimarer Schlossmuseum von Werken von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und anderen „bereinigt“. Zwar wurde Minister Frick am 1. April 1931 das Vertrauen des Thüringischen Landtages entzogen, doch die Landtagswahlen vom 31. Juli 1932 brachten der nationalsozialistischen Fraktion die absolute Mehrheit und öffneten den Zugriff von Weimar auf Berlin, was konsequenterweise dazu führte, dass exemplarisch die gerade zum Goethejahr 1932 mit Wandmalereien von Charles Crodel erneuerten Kuranlagen von Bad Lauchstädt im Sommer 1933 teils verbrannt, teils überstrichen wurden, während in Berlin ein erbitterter Richtungskampf geführt wurde, den Alfred Rosenberg im Winter 1934–1935 für sich entschied und nach den Olympischen Spielen in Berlin 1936 umsetzte.

Georg Meistermann berichtet, dass schon Anfang 1933, nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, Breker und Radziwill auf den Fluren der Kunstakademie Düsseldorf Grafik des Expressionismus einträchtig beurteilten, die dort in herabsetzender Ansicht in einer kleinen Schau von „Entarteter Kunst“ ausgestellt worden war.

Gedenktafel in der Köpenicker Straße in Berlin vor einem ehemaligen Depot für „Entartete Kunst“

Auftakt der neuerlichen Verfolgungswelle war die Schließung der Neuen Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais am 30. Oktober 1936 und der Erlass vom 30. Juni 1937, der den neuen Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigte, „die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiete der Malerei und der Bildhauerei zum Zwecke einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen“.

Es gab drei konsequente Diffamierungs-Maßnahmen der NS-Kulturpolitik: „Bücherverbrennung“ im Mai 1933 in Berlin und 21 weiteren Städten sowie nach dem Anschluss Österreichs 1938 auch dort, Verfolgung der Maler und ihrer „entarteten Kunst“ und Verfolgung der „entarteten Musik“ an den Reichsmusiktagen 1938 in Düsseldorf.

Mit der Einführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, mit dessen Hilfe jüdische, kommunistische und weitere unerwünschte Künstler aus öffentlichen Ämtern gewaltsam entfernt wurden, sowie der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 mit dem Höhepunkt auf dem Berliner Opernplatz, wurde bereits in den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deutlich, dass die Vielfalt des Kunstschaffens der Weimarer Republik unwiderruflich zu Ende war.

Der Vernichtungsangriff auf die Moderne und ihre Protagonisten betraf alle Sparten der Kultur wie Literatur, Filmkunst, Theater, Architektur oder Musik. Moderne Musik wie der Swing oder der Jazz wurde auf der am 24. Mai 1938 eröffneten Ausstellung „Entartete Musik“ ebenso rücksichtslos diffamiert wie der „Musikbolschewismus“ von international bekannten Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Hindemith oder Arnold Schönberg, von denen die meisten überdies auch jüdischer Herkunft waren. In der Folge erschien ab 1940 das berüchtigte „Lexikon der Juden in der Musik“.

1936 erging ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. Hunderte Kunstwerke, vor allem aus dem Bereich der Malerei, wurden aus den Museen entfernt und entweder für die Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder zerstört. Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht ins Ausland emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot. Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nicht-arische und moderne Kunstwerke wurde verschärft. Die schrittweise Entrechtung der jüdischen Bevölkerung hatte zur Folge, dass auch zahlreiche Kunstwerke aus jüdischem Privatbesitz in die Hand des Staates fielen und, sofern sie als „entartet“ galten, vernichtet oder ins Ausland verkauft wurden.

Die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München 1937

Handzettel zur Ausstellung
Joseph Goebbels in der Ausstellung „Entartete Kunst“, 1938 in Berlin. Links zwei Gemälde von Emil Nolde: Christus und die Sünderin und Die klugen und die törichten Jungfrauen, rechts eine Skulptur von Gerhard Marcks: Heiliger Georg

Die Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde am 19. Juli 1937 in München in den Hofgarten-Arkaden eröffnet und zeigte 650 konfiszierte Kunstwerke aus 32 deutschen Museen. Sie zog über 2 Millionen Besucher an und damit weit mehr als die zeitgleich stattfindende „Große Deutsche Kunstausstellung“ im Haus der Deutschen Kunst, die nur von 420.000 Menschen gesehen wurde. Das Interesse an der verspotteten Kunst war also viel größer als das an der offiziell gefeierten. Die Ausstellung wurde von Joseph Goebbels initiiert und von Adolf Ziegler, dem Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, geleitet. Gleichzeitig setzte mit der Beschlagnahmung von insgesamt rund 16.000 modernen Kunstwerken, die zum Teil ins Ausland verkauft oder zerstört wurden, die „Säuberung“ der deutschen Kunstsammlungen ein.

Werbung für die Ausstellung in Salzburg, August 1938

Die Ausstellung ging als Wanderausstellung durch die Großstädte des Reichs. Nach Berlin wurde sie, nach dem am 13. März 1938 verkündeten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, vom 7. Mai bis 18. Juni im Wiener Künstlerhaus, vom 4. bis zum 25. August im Salzburger Festspielhaus und in Hamburg vom 11. November bis 31. Dezember 1938 gezeigt. Von Februar 1938 bis April 1941 wurde sie in den (bisher bekannten) Städten gezeigt: Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt am Main, Wien, Salzburg, Stettin, Halle.

In der Ausstellung „Entartete Kunst“ wurden die Exponate mit Zeichnungen von geistig Behinderten gleichgesetzt und mit Fotos verkrüppelter Menschen kombiniert, die bei den Besuchern Abscheu und Beklemmungen erregen sollten. So sollte der Kunstbegriff der avantgardistischen Moderne ad absurdum geführt und moderne Kunst als „entartet“ und als Verfallserscheinung verstanden werden. Diese Präsentation „kranker“, „jüdisch-bolschewistischer“ Kunst diente auch zur Legitimierung der Verfolgung „rassisch Minderwertiger“ und „politischer Gegner“.

Verfemung von Künstlern

Unmittelbar nach der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten gaben diese in aggressiver Weise mit polizeilich erzwungenen Ausstellungsschließungen und verbalen wie tätlichen Angriffen auf Künstler und kulturelle Vereine die Linie vor, die sie hinsichtlich der Kulturpolitik in den Folgejahren durchzusetzen gedachten. Als Reaktion darauf flohen viele Künstler direkt nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in die Nachbarstaaten Deutschlands. Weitere Fluchtwellen wurden durch die Nürnberger Gesetze 1935 ausgelöst, sowie durch die Diffamierung als „Entartete“ Kunst und die Novemberpogrome 1938. Beispielsweise flohen 64 Hamburger Künstler in 23 unterschiedliche Länder.

Beschlagnahmung von Kunstwerken aus öffentlichen Sammlungen

Hitler ordnete am 24. Juli 1937 an, dass alle Museen und öffentlichen Ausstellungen Werke herausgeben mussten, die Ausdruck des „Kulturverfalls“ waren. Im Juli 1937 beschlagnahmte die Reichskammer der Bildenden Künste z. B. aus der Hamburger Kunsthalle 72 Gemälde, 296 Aquarelle, Pastelle und Handzeichnungen, 926 Radierungen, Holzschnitte und Lithografien sowie acht Skulpturen. Einige Werke aus dieser Beschlagnahmungswelle wurden in die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in München (ab Juli 1937), Berlin (ab Februar 1938) und 10 weitere Städte im Deutschen Reich aufgenommen. In weiteren Beschlagnahmeaktionen ab August 1937 wurden insgesamt etwa 20.000 Kunstwerke von 1.400 Künstlern aus über 100 Museen entfernt.[1] Darunter befanden sich auch Leihgaben aus Privatbesitz, wie zum Beispiel 13 Gemälde aus der Sammlung von Sophie Lissitzky-Küppers, die im Provinzialmuseum Hannover konfisziert wurden.

Verwertung „Entarteter Kunst“

Die eingezogenen Werke wurden in einem Berliner Depot untergebracht. Die Enteignung der Museen wurde durch das Gesetz über die Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst nachträglich am 31. Mai 1938 legitimiert. Göring verkaufte einzelne Kunstwerke, Hitler tauschte einige gegen „alte Meister“, im Hof der Hauptfeuerwache in Berlin-Kreuzberg wurden am 20. März 1939 nach offizieller Verlautbarung 1004 Gemälde und 3825 Grafiken verbrannt,[2] manche sollen beiseite geschafft worden sein. 125 Werke wurden am 30. Juni 1939 in Luzern versteigert. Der Verkauf von enteigneten Werken geschah, im Auftrag des Reiches, größtenteils durch Bernhard A. Böhmer, Karl Buchholz, Hildebrand Gurlitt und Ferdinand Möller.

„Nach dem Abschlußbericht, den Goebbels Hitler am 4. Juli 1939 gab, sollen die meisten Kunstwerke vernichtet oder magaziniert, ein Teil von 300 Gemälden und Plastiken sowie 3000 Graphiken ins Ausland verkauft worden sein“.[3]

Nachwirkungen

Endgültige Verluste für die Museen

Viele deutsche Museen hatten zwischen den Weltkriegen durch Ankauf und Schenkungen bedeutende Sammlungen Moderner Kunst erworben. Durch die Beschlagnahmungen im Rahmen der Propaganda-Aktion „Entartete Kunst“ im Sommer 1937 wurden den Museen ein großer Teil ihres Bestandes entschädigungslos entzogen. So beklagte etwa der frühere Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Hentzen, den großen künstlerischen wie materiellen Verlust: „Der Ausbau [der Sammlung, d. Verf.] geht nur langsam vorwärts, immer langsamer, je mehr unseren unzulänglichen Mitteln die Kunstmarkt-Preise davonlaufen, und es ist heute schon zu befürchten, daß manche schwere Lücke nicht mehr geschlossen werden kann. […] Die Erklärung für diese Mängel und Lücken ist die gleiche, die alle deutschen Museen geben müssen. Der Grundstock der zeitgenössischen Sammlung, den Gustav Pauli von 1914 bis 1933 sorgsam wägend aufgebaut hatte, ist 1937 durch Beschlagnahme und Verkauf vernichtet worden – in einem Ausmaße, daß in dieser Auswahl nur fünf Erwerbungen aus seiner Zeit auftauchen. […] Alles, was Pauli an Werken jüngerer Zeitgenossen erworben hatte, Hauptwerke von Munch, Nolde, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel, Kokoschka, Franz Marc, ja sogar ein Frühwerk der blauen Periode von Picasso, fiel dem Bildersturm zum Opfer und befindet sich heute in Museen und Privatsammlungen des Auslands. Der Verlust wird nie wieder ganz wettzumachen sein.“

Vergessene Kunst

Viele der als entartet diffamierten Maler werden heute zu den „vergessenen Künstlern“ gezählt, weil sie selber in Armut starben, zur Selbsttötung getrieben oder ermordet wurden und ihre Werke als „entartet“ konfisziert und größtenteils vernichtet wurden. Selbst denen, die überlebten, gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg oftmals nicht mehr, wieder Anerkennung zu erlangen, weil sie sich in ihrem Stil zwar weiterentwickelt hatten, sich aber nicht mit den neuen Kunstrichtungen identifizieren wollten. Zu den „vergessenen Künstlern“ gehören u. a. Jankel Adler, Walter Gramatté, Richard Haizmann, Fritz Heinsheimer, Kasia von Szadurska und Anita Rée.

Zufallsfund von Ausstellungsstücken in Berlin

Bei archäologischen Untersuchungen, als Folge von Grabungsarbeiten für eine U-Bahn-Erweiterung in Berlin in der Rathausstraße gegenüber dem Roten Rathaus, wurden elf Skulpturen entdeckt, die 1937 für die Ausstellungen „Entartete Kunst“ beschlagnahmt worden waren. Es handelt sich nach Angaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz unter anderem um Bronzen von Edwin Scharff, Otto Baum, Marg Moll, Gustav Heinrich Wolff, Naum Slutzky und Karl Knappe sowie um Teile von Keramikarbeiten von Otto Freundlich und Emy Roeder. Sie werden seit dem 9. November 2010 in einer Ausstellung mit dem Titel Der Berliner Skulpturenfund. ‚Entartete Kunst‘ im Bombenschutt im Griechischen Hof des Neuen Museums auf der Museumsinsel gezeigt. Wie die Werke an den Fundort gelangten, ist noch nicht geklärt.[4]

Siehe auch

Quellen

  • Fritz Kaiser (Hrsg.): Entartete „Kunst“. Ausstellungsführer. Zusammengestellt von der Reichspropagandaleitung der NSDAP, Amtsleitung Kultur. Verlag für Kultur- und Wirtschaftswerbung, Berlin 1937. 32, Seiten, 56 Abbildungen; wahrscheinlich erst ab 1938 in Berlin als Ausstellungsführer eingesetzt.
  • Jürgen Claus (Katalog, Text, Dokumentation): „Entartete Kunst.“ Bildersturm vor 25 Jahren. Ausstellungskatalog Haus der Kunst München, 25. Oktober – 16. Dezember 1962.
  • Entartete Kunst. Ausstellungsführer, München-Berlin 1937. Reprint des Originals von 1937. König, Köln ISBN 3-88375-086-7. (Teildruck der Ausgabe Stationen der Moderne. Kataloge epochaler Kunstausstellungen in Deutschland 1910–1962, ISBN 3-88375-082-4)
  • Weiterer Reprint der Originalbroschüre: 1969 im Verlag Y. Fongi, München, mit getrennt beigefügten Zitaten von NS-Ideologen zur Kunst, von NS-Zeitschriften der 1960er Jahre und von Personen, die im Streit um die Münchener Kunstakademie 1969 eine Rolle spielten (Hermann Kaspar, F. J. Strauß, u. a.).
  • Wien 1938. Katalog zur 110. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien vom 11. März – 30. Juni 1988. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3-215-07022-7.

Literatur

  • Norbert Berghof (Red.): Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst (Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele. Neckar, Villingen 1998.
    • Begleitheft: Lebensdaten und Selbstzeugnisse (der Künstler). ebd. 1998, ohne ISBN
  • Sabine Brantl: Haus der Kunst München. Ein Ort und seine Geschichte im Nationalsozialismus. Allitera, München 2007, ISBN 3-86520-242-X
  • Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Rowohlts deutsche Enzyklopädie 167/168. Rowohlt, Reinbek 1963
  • Uwe Fleckner (Hrsg.): Angriff auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Akademie, Berlin 2007, ISBN 3-05-004062-9
  • Boris T. Grell: "Entartete Kunst". Rechtsprobleme der Erfassung und des späteren Schicksals der sogenannten entarteten Kunst. Dissertation, Universität Zürich 1999
  • Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus. Kunst und Konterrevolution. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-01906-7
  • Dina Kashapova: Kunst, Diskurs und Nationalsozialismus. Semantische und pragmatische Studien. Reihe Germanistische Linguistik, 266. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-31266-1.
  • Hans-Peter Lühr: Die Ausstellung „Entartete Kunst“ und der Beginn der NS-Barbarei in Dresden. Geschichtsverein, Dresden 2004, ISBN 3-910055-70-2
  • Beate Marks-Hanssen: Innere Emigration?: Verfemte Künstlerinnen und Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus. dissertation.de, 2006, ISBN 3-86624-169-0
  • Franz Roh: Entartete Kunst. Kunstbarbarei im Dritten Reich. Fackelträger, Hannover 1962[5]
  • Christian Saehrendt: Die Kunst der „Brücke“ zwischen Staatskunst und Verfemung. Expressionistische Kunst als Politikum in der Weimarer Republik, im „Dritten Reich“ und im Kalten Krieg. Stuttgart 2005.(Reihe Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Hrsg. Rüdiger vom Bruch und Eckart Henning. Band 13.).
  • Matthias Wemhoff: Der Berliner Skulpturenfund: „Entartete Kunst“ im Bombenschutt, Schnell + Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2463-3.
  • Rainer Zimmermann: Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation. 2. Auflage. Hirmer, 1994, ISBN 3-7774-6420-1. (Kurzbiographien von etwa 400 Künstlern)
  • Christoph Zuschlag: Entartete Kunst. Ausstellungsstrategien im Nazi-Deutschland. Werner, Worms 1995, ISBN 3-88462-096-7.
  • Georg Kreis et al.: "Entartete" Kunst für Basel. Die Herausforderung von 1939. Wiese Verlag, Basel 1990, ISBN 3-909158-31-5. (Die 21 Ankäufe aus Deutschland und wie es dazu kam.)

Weblinks

 Commons: Entartete Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beschlagnahmeinventar: geschkult.fu-berlin.de, abgerufen am 18. April 2009
  2. Augsburger Allgemeine vom 20. März 2009: Das Datum, siehe auch: Paul Ortwin Rave: Kunstdiktatur im Dritten Reich (1949), Nachdruck, herausgegeben von Uwe M. Schneede, Berlin o.D., S. 124
  3. zitiert aus: Gabriele Franke: Fabeltier oder „Judengeschöpf“. Chronik einer Recherche. Hamburg 1990. S. 107
  4. spiegel.de, Verschollene Skulpturen wiederentdeckt, abgerufen am 8. November 2010
  5. enthält auch die sonst schwer erhältliche originale NS-Broschüre zur Ausstellung „Entartete Kunst“, für München u. a. Orte, genannt „Ausstellungsführer“ (Cover) bzw. „Führer durch die Ausstellung“ (Titel) als Nachdruck
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