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Ulrich A. Boschwitz

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Stolperstein am Haus Hohenzollerndamm 81 in Berlin-Schmargendorf

Ulrich Alexander Boschwitz, Pseudonym John Grane (geboren 19. April 1915 in Berlin; gestorben 29. Oktober 1942), war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Boschwitz wurde 1915 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren, der noch im selben Jahr als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel. Seine Mutter Martha Wolgast Boschwitz stammte aus einer Lübecker Senatorenfamilie.[1] Durch die Mutter erhielt Boschwitz eine streng protestantische Erziehung.

In der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte Boschwitz 1935, als er den Musterungsbefehl der Wehrmacht erhielt, gemeinsam mit seiner Mutter nach Schweden; seine Schwester war bereits 1933 geflohen. Von Schweden zog er weiter nach Norwegen und 1936 nach Frankreich. 1937/38 hielt er sich in Luxemburg auf, wo er polizeilich ausgewiesen wurde und nach Belgien zog. Von dort gingen er und seine Mutter 1939 weiter nach England. Nach Kriegsausbruch wurden sie als „feindliche Ausländer“ in einem Lager auf der Isle of Man interniert. Nachdem die britische Regierung beschlossen hatte, alle männlichen Internierten nach Übersee zu deportieren, wurde er im Sommer 1940 auf der HMT Dunera nach Sydney verschifft. Von dort kam er in ein Lager in Hay in New South Wales, unter anderen zusammen mit Peter Stadlen und Albin Stübs.[2] Im Rahmen seiner Rückreise nach England befand er sich 1942 auf der M.V. Abosso, welche im Atlantik vom deutschen U-Boot U 575 torpediert[3] wurde und unterging. Boschwitz starb im Alter von 27 Jahren, sein letztes Manuskript sank wohl mit ihm.[4]

Sein Roman Menschen neben dem Leben wurde 1937 in einer schwedischen Übersetzung (Människor utanför)[5] verlegt. Sein zweites Buch Der Reisende erschien unter dem Pseudonym John Grane 1939 in London in englischer Sprache, The man who took trains, bzw. 1940 dieselbe Fassung in den USA unter dem Titel The fugitive. Eine postume Ausgabe in der Übersetzung von Maurice Rémon erschien 1945 in Frankreich unter dem Titel Le fugitif.

Von seinen beiden Büchern wurde 2018 zunächst der Roman Der Reisende in der deutschen Originalsprache verlegt;[6] 2019 folgte auch der Debütroman Menschen neben dem Leben.

Am 13. Juli 2019 wurden an seinem ehemaligen Wohnort in Berlin-Schmargendorf, Hohenzollerndamm 81, Stolpersteine für ihn und seine Familie verlegt.

Romane

  • Menschen neben dem Leben, herausgegeben von Peter Graf, Klett-Cotta, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-608-96409-7.
    • John Grane: Människor utanför. Bonnier, Stockholm 1937
    • John Grane: Människor utanför. Hörbuch. Sprecher Bo Green. TPB, Enskede 2004 (1 CD; 9 h 26 min.)
  • Der Reisende, herausgegeben von Peter Graf, Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-98123-0.
    • John Grane: The man who took trains, aus dem Deutschen von Trevor & Phyllis Blewitt. Hamilton, London 1939
    • John Grane: Le fugitif. Übersetzung Maurice Rémon. Michel, Paris 1945
    • Ulrich A. Boschwitz: De reiziger. Übersetzung Izaak Hilhorst, Irene Dirkes. Lebowski, Amsterdam 2018
    • 2019/20 wurde das Buch im Auftrag des Goethe-Instituts in acht Sprachen übersetzt.[7]

Literatur

  • Wilhelm Sternfeld, Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933–1945. Eine Bio-Bibliographie. Vorwort von Hanns Wilhelm Eppelsheimer, Schneider, Heidelberg/Darmstadt 1962, S. 36
  • Mechthild Hahner (Red.): Deutsches Exilarchiv 1933–1945. Katalog der Bücher und Broschüren. Stuttgart: Metzler, 1989 ISBN 3-476-00657-3, S. 197
  • Martin Doerry: Am falschen Ort zur falschen Zeit. In: Der Spiegel 6/2018, S. 116ff

Weblinks

 Commons: Ulrich A. Boschwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alex Rühle: Es gibt so viele Züge. In: sueddeutsche.de. 2018-02-13 ISSN 0174-4917, S. 12 (dort auch eine Fotografie, http://www.sueddeutsche.de/kultur/exilliteratur-es-gibt-so-viele-zuege-1.3865408?reduced=true).
  2. Lagerliste des „Hay Internment Camp“
  3. Leo Baeck Institut Ulrich Boschwitz Collection AR 25553
  4. Ulrich Alexander Boschwitz beim Verlag Klett-Cotta
  5. Der Buchumschlag ist im Internet verfügbar, aber er ist urheberrechtlich problematisch, solange der Grafiker nicht bekannt ist.
  6. Andrej Klahn: Die lange, schwierige Geburt eines literarischen Schmerzenskinds, Deutschlandfunk, 13. Februar 2018
  7. Jahrbuch 2019/20 des Goethe-Instituts, S. 48
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ulrich A. Boschwitz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.