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Michael Rutschky
Michael Rutschky (* 25. Mai 1943 in Berlin; 17. März 2018 ebenda[1]) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Michael Rutschky wuchs in Spangenberg/Hessen auf. Von 1963 bis 1971 studierte er Soziologie, Literaturwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main (u. a. bei Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas), Göttingen und FU Berlin.
Von 1969 bis 1978 wirkte er als Sozialforscher an der Freien Universität Berlin; 1978 wurde er dort zum Doktor der Philosophie promoviert. Von 1979 bis 1984 lebte er in München. Dort gehörte er 1979/1980 der Redaktion der Zeitschrift Merkur an und 1980/1981 der Redaktion der Transatlantik. Seit 1985 lebte und arbeitete er wieder in Berlin. Von 1985 bis 1997 war er Redakteur der Zeitschrift Der Alltag. Die Sensationen des Gewöhnlichen.
Als Autor entwickelte Michael Rutschky in den 1980er und 1990er Jahren eine originelle Variante des Essays: „Als Essayist fand er geradezu einen eigenen Stil, indem er fiktive, aber sehr plausibel angelegte Figuren zum Reden brachte.“[2] Auch legte er für den Essay aufschlussreiche gattungstheoretische Reflexionen vor.[3]
In Rutschkys Texten gehen erzählerische Passagen und soziologische Interpretationen des Gegenwartsalltags eine Verbindung ein – nicht selten mit durchaus komischer Wirkung.
Michael Rutschky war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 1997 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis; 1999 hatte er die Poetik-Dozentur der Universität Heidelberg inne. 2008/2009 war er Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg.
Rutschky war mit der Pädagogin und Publizistin Katharina Rutschky (1941–2010; „Schwarze Pädagogik“) verheiratet. Er starb im März 2018 mit 74 Jahren nach längerer Krankheit im Klinikum am Urban in Berlin-Kreuzberg.
Werke
- Schüler im Literaturunterricht. (Zusammen mit Hartmut Eggert und Hans Christoph Berg.) Kiepenheuer & Witsch, Köln 1975, ISBN 3-462-01081-6.
- Studien zur psychoanalytischen Interpretation von Literatur. Freie Universität Berlin, Germanistik, Dissertation, 1978.
- Erfahrungshunger. Ein Essay über die siebziger Jahre. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1980, ISBN 3-462-01381-5.
- Lektüre der Seele. Eine historische Studie über die Psychoanalyse der Literatur. Ullstein, Frankfurt am Main [u. a.] 1981, ISBN 3-548-35106-9.
- Wartezeit. Ein Sittenbild. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1983, ISBN 3-462-01582-6.
- Zur Ethnographie des Inlands. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-37525-3.
- Auf Reisen. Ein Fotoalbum. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-518-37768-X. (Bildband.)
- Was man zum Leben wissen muß. Ein Vademecum. Haffmans, Zürich 1987, ISBN 3-251-00108-6. (Mit 25 Zeichnungen von F. W. Bernstein.)
- Thomas – mach ein Bild von uns! (Zusammen mit Thomas Karsten und Peter Brasch.) Bucher, München [u. a.] 1988, ISBN 3-7658-0578-5. (Aktfotografie, Bildband.)
- Reise durch das Ungeschick und andere Meisterstücke. Haffmans, Zürich 1990, ISBN 3-251-00157-4.
- Mit Dr. Siebert in Amerika. Der Alltag, Zürich [u. a.] 1991, ISBN 3-905080-12-5. (Bildband.)
- Traumnachrichten. Hersbrucker Bücherwerkstätte, Hersbruck 1991.
- Unterwegs im Beitrittsgebiet. Steidl, Göttingen 1994, ISBN 3-88243-297-7.
- Die Meinungsfreude. Anthropologische Feuilletons. Steidl, Göttingen 1997, ISBN 3-88243-460-0. (Essays.)
- Der verborgene Brecht. Ein Berliner Stadtrundgang. (Zusammen mit Juergen Teller.) Scalo, Zürich [u. a.] 1997, ISBN 3-931141-71-3. (Begleitband zur Ausstellung.)
- Lebensromane. Zehn Kapitel über das Phantasieren. Steidl, Göttingen 1998, ISBN 3-88243-606-9.
- Berlin. Die Stadt als Roman. Ullstein, Berlin 2001, ISBN 3-89834-040-6.
- Wie wir Amerikaner wurden. Eine deutsche Entwicklungsgeschichte. Ullstein, München 2004, ISBN 3-550-07586-3.
- Das Merkbuch. Eine Vatergeschichte. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-42265-6.
- Mitgeschrieben. Die Sensationen des Gewöhnlichen. Berenberg, Berlin 2015, ISBN 978-3-937834-82-5.
- In die neue Zeit. Aufzeichnungen 1988–1992. Berenberg, Berlin 2017, ISBN 978-3-946334-23-1.[4]
Herausgeberschaft
- Errungenschaften. Eine Kasuistik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-11101-9.
- 1982. Ein Jahresbericht. Suhrkamp, 1983, ISBN 3-518-37371-4.
- 1983. Tag für Tag. Der Jahresbericht. Suhrkamp, 1984, ISBN 3-518-37474-5.
- Die andere Chronik. 1987. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987, ISBN 3-462-01851-5.
Literatur
- Harry Nutt: Lob des Lesekreises. Das System Rutschky feiert Geburtstag. Eine Anleitung. In: Frankfurter Rundschau, 24. Mai 2003, Nr. 120, S. 10.
- Erhard Schütz: Planet Rutschky und andere Trabanten. Neue Feuilletons: Nachrichten aus der anderen Welt der Literatur. In: Echte Falsche Pracht. Kleine Schriften zur Literatur. Hrsg. von Jörg Döring, David Oels. Verbrecher, Berlin 2011, ISBN 978-3-940426-93-2, S. 262–272.
- Georg Stanitzek: Essay – BRD. Vorwerk 8, Berlin 2011, ISBN 978-3-940384-33-1, S. 122–153.
- Florian Wolfrum: Michael Rutschky. In: Dietz-Rüdiger Moser (Hrsg.): Neues Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur seit 1945. Begründet von Hermann Kunisch. Nymphenburger, München 1990, ISBN 3-485-03550-5, S. 538–540.
- Rüdiger Zymner: Poetischer Journalismus. In: Urs Meyer, Roberto Simanowski, Christoph Zeller (Hrsg.): Transmedialität. Zur Ästhetik paraliterarischer Verfahren. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0087-3, S. 224–233.
Weblinks
- Literatur von und über Michael Rutschky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Betr.: Michael Rutschky. In: tageszeitung, 9. Oktober 2004
- Michael Rutschky: Der junge Mann / der alte Mann. In: das-schema.com. Archiviert vom Original am 11. Januar 2012; abgerufen am 18. März 2018 (Selbstdarstellung).
- Christian Schröder: Michael Rutschky. Der Mann, der das Soziotop erfand. In: Der Tagesspiegel, 24. Mai 2013
- Harry Nutt: Taktgeber, Entdecker, Inlandsethnograf Nachruf auf Michael Rutschky in der Frankfurter Rundschau, 18. März 2018.
- Christian Schröder: Hungrig nach Erfahrungen Nachruf auf Michael Rutschky im Tagesspiegel, 18. März 2018.
- Jan Feddersen: Hilfe gegen die Irren. In Erinnerung an Michael Rutschky Nachruf in der taz, 19. März 2018.
Einzelnachweise
- ↑ Berliner Autor und Fotograf Michael Rutschky ist tot. Kleinezeitung.at, 18. März 2018, abgerufen am 18. März 2018.
- ↑ Lorenz Jäger: Habe nun, ach ja … Alltagsethnologie als Königsweg der Zeitdiagnose. (Memento vom 30. Juni 2013 im Webarchiv archive.is) In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Mai 2013, Nr. 115, S. 36, Artikelanfang.
- ↑ Michael Rutschky: Wir Essayisten. Eine Selbstkritik. In: Reise durch das Ungeschick. Und andere Meisterstücke. Haffmans, Zürich 1990, ISBN 3-251-00157-4, S. 199–220; als Rutschkys „essaypoetologischen Essay“ hat Stephan Wackwitz diesen Text charakterisiert (Stephan Wackwitz: Über Unverständlichkeit. In: Neue Rundschau 122,3 (2011), S. 190–205, Zitat S. 194).
- ↑ Erhard Schütz: Michael Rutschky: Auch im Westen wurde es zugig. Rezension auf zeit.de, 3. Oktober 2017, abgerufen am 18. März 2018.
Personendaten | |
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NAME | Rutschky, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 25. Mai 1943 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | März 2018 |
STERBEORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Michael Rutschky aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |