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Louise Aston

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Louise Franziska Aston, geb. Hoche (* 26. November 1814 in Gröningen; † 21. Dezember 1871 in Wangen im Allgäu) war eine deutsche Schriftstellerin und Vorkämpferin für die demokratische Revolution und Frauenbewegung.

Louise Aston
Louise Franziska Aston, Stich um 1885
Grab auf dem Alten Friedhof in Wangen im Allgäu

Leben

Louise Aston war die jüngste Tochter des evangelischen Theologen und Konsistorialrats Johann Gottfried Hoche. Mit 17 Jahren wurde sie zur Konvenienzehe mit dem 23 Jahre älteren Samuel Aston, einem englischen Fabrikanten in Magdeburg, gezwungen. Samuel Aston hatte vor seiner Heirat bereits mit drei Frauen vier uneheliche Kinder, die er alle adoptierte. Aus der Ehe mit Louise Aston gingen drei Töchter hervor.

Louise Aston führte ein extravagantes Leben und provozierte in Magdeburg und Göttingen, wo sie sich zeitweilig aufhielt, wiederholt Skandale. 1839 wurde die Ehe auf Betreiben Samuel Astons geschieden, doch das Paar versöhnte sich und heiratete erneut; 1844 trennte man sich endgültig. Mit ihrer zweiten Tochter Jenny Louise kehrte Louise Aston nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder, wo sie zeitweilig mit Rudolf Gottschall zusammenlebte, der ihr seine die freie Liebe propagierenden Gedichte „Madonna“ und „Magdalena“ widmete.

Da sie eine literarisch-intellektuelle Laufbahn anstrebte, suchte sie Zugang zu entsprechenden Zirkeln. Sie schloss sich einer Gruppe Junghegelianer an (u.a. Otto von Corvin und Max Stirner). Anonyme Beschwerden über sie führten dazu, dass die Polizei sie überwachte. 1846 wurde sie wegen ihres Nonkonformismus (sie veröffentlichte erotische Gedichte, trug wie George Sand Männerkleidung und rauchte auf der Straße) und ihrer offenen Verneinung jeder Form von organisierter Religiosität als „staatsgefährliche Person“ aus Berlin ausgewiesen. In ihrem wenig später veröffentlichten Buch Meine Emanzipation, Verweisung und Rechtfertigung schilderte sie ihren Fall und formulierte radikale Forderungen nach Geschlechtergleichheit und dem Recht der Frau auf freie Persönlichkeitsentfaltung.

1848 schloss sie sich als freiwillige Pflegerin den Freikorps von Ludwig von der Tann an und nahm am Schleswig-Holsteinischen Feldzug teil. Während dieses Feldzugs lernte sie ihren zweiten Mann, den Arzt Daniel Eduard Meier, kennen. Mit ihm kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie ihren Roman Lydia veröffentlichte und während der Märzrevolution einige Nummern der Zeitschrift Der Freischärler herausgab sowie den Club Emanzipierter Frauen gründete. Ihr Mann wurde als radikaler Demokrat verhaftet, sie wurde endgültig aus Berlin abgeschoben und zog nach Bremen, wo sie ihren Roman Revolution und Conterrevolution schrieb. 1849 erschien ihre letzte Veröffentlichung, die Gedichtsammlung Freischärler-Reminiscenzen. Die radikalen Texte trugen ihr heftige Kritik aus den Reihen der Frauenbewegung (u.a. von Louise Otto) ein.[1][2] Es wird vermutet, dass das Gemälde "Die Emanzipierte" von Johann Baptist Reiter, das sich im Schlossmuseum Linz befindet, Louise Aston zeigt.

Louise Astons Mann wurde 1855 aus dem Gefängnis entlassen; das ständig überwachte Paar verließ Deutschland, um im Krimkrieg auf russischer Seite als Arzt und Pflegerin in der freiwilligen Krankenpflege zu arbeiten. Anschließend lebten sie in der Ukraine, in Siebenbürgen, Ungarn und Österreich, bis sie 1871 wieder nach Deutschland zurückkehrten. Bald darauf starb Louise Aston verarmt, politisch resigniert und von ihren Schriftstellerkollegen isoliert im Alter von 57 Jahren.

Sie wurde auf dem Alten Friedhof in Wangen im Allgäu begraben; ihre Grabtafel (an der Nordwand des Alten Gottesackers) ziert der Spruch „Nach Kampf Frieden“. Im selben Grab liegt auch ihr Ehemann Daniel Eduard Meier begraben, der 1873 starb. Auch seine Grabtafel ist mit einem Spruch versehen: „Der mitleidsvolle Tod gönnt Ruh und Rasten. / Dem mitleidslos gehetzten Einfuß Meier-Aston.“

Werkbeispiel

Ein Beispiel für Louise Astons Gedichtstil:

Lebensmotto (erste Strophe)
Fromme Seelen, fromme Herzen,
Himmelssehnend, lebenssatt;
Euch ist rings ein Thal der Schmerzen,
Eine finst're Schädelstatt!
Mag in schreckenden Gesichten
Bang vor mir das Schicksal steh'n;
Nie soll mich der Schmerz vernichten,
Nie zerknirscht und reuig seh'n!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer treu geblieben![3]

Werke (Auswahl)

Gedenktage

Am 21. Dezember 2011 jährte sich der Todestag der deutschen Schriftstellerin und kompromisslosen Kritikerin der Gesellschaft Louise Aston zum 140. Mal.

Zum 200. Geburtstag Louises Astons am 26. November 2014 führte das Stadttheater Freiburg im Breisgau im Juni 2014 das Theaterstück „Mag der Thron in Flammen glühn“ von Jenny Warnecke auf.

Literatur

unsortiert

  • Karlheinz Fingerhut (Hrsg.): Louise Aston. Ein Lesebuch. Gedichte, Romane, Schriften in Auswahl (1846–1849), Stuttgart 1983.
  • Karlheinz Fingerhut (Hrsg.): Louise Aston. Aus dem Leben einer Frau. Roman 1847, Stuttgart 1985.
  • Ludwig Julius Fränkel: Meier, Luise. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 294–296.
  • Marion Freund: „Mag der Thron in Flammen glühn!“ Schriftstellerinnen und die Revolution von 1848/49. Königstein im Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2004
  • Germaine Goetzinger: Für die Selbstverwirklichung der Frau: Louise Aston. Frankfurt: Fischer Verlag, 1983.
  • Heinrich Groß: „Deutsche Dichterinen und Schriftstellerinen in Wort und Bild.“ Fr. Thiel, Berlin 1885, „Portrait der deutschen Schriftstellerin Luise Aston“, S. 378. Lizenz: gemeinfrei
  • Guido Heinrich: Louise Aston. In Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert. Scriptum, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1.
  • Elisabeth Heimpel: Aston, Luise. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 423 (Onlinefassung).
  • Michaela Karl: Die Geschichte der Frauenbewegung, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2011, darin: Getrennt marschieren, vereint schlagen, Deutschland: Bürgerliche und Proletarische Frauenbewegung, 78-100, Louise Aston: S. 79.
  • Roland Schurig (Hrsg.) Mit den muth'gen will ich's halten. Autorinnen-Autoren des Vormärz. S.24-30 (Aalen 1998)
  • Barbara Sichtermann: Kurze Geschichte der Frauenemanzipation. Verlag Jacoby & Stuart, Berlin 2009, Louise Aston S. 53ff.
  • Barbara Sichtermann: Ich rauche Zigarren und glaube nicht an Gott, edition ebersbach: Berlin, Dortmund 2014, ISBN 978-3-86915-094-9
  • Barbara Sichtermann: „Die Freischärlerin.“ DIE ZEIT, Nr. 48, 20. November 2014
  • Jenny Warnecke: Frauen im Strudel gewaltiger Thaten. Louise Astons Roman Revolution und Contrerevolution (1849) Sulzbach im Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2011.
  • Jenny Warnecke: „Louise Aston: Revolution und Contrerevolution.“ Herausgegeben von Jenny Warnecke. Edition Klassikerinnen. Sulzbach im Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2011.
  • Jenny Warnecke und Walter Wehner: Louise Franziska Aston (1814–1871) Radikale Schriftstellerin des Vormärz und Vorkämpferin der Frauenemanzipation. Lexikonbeitrag. In: Walter Schmidt (u.a. Hg.) Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848 / 49. Bd. IV. Berlin: Fides. S. 61-117.
  • Jenny Warnecke „Louise Aston: Drehbuch der Revolution.“ In: Kerstin Wiedemann / Elisa Müller-Adams (Hg.) „Wege aus der Marginalisierung. Geschlecht und Erzählweise in deutschsprachigen Romanen von Frauen 1780–1914“ Échapper á la marginalisation. Genre et récit dans le roman fèminin allemand 1780–1914“. Nancy: PuN (Presses Universitaires de Nancy – Éditions Universitaires de Lorraine). S. 81-119.
  • Jenny Warnecke: Die Eisenbahn: eine zugkräftige Metapher der Revolution von 1848 in Louise Astons Roman "Revolution und Contrerevolution", in: Christina Ujma: Wege in die Moderne. Reiseliteratur von Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vormärz. Bielefeld, 2009. ISBN 978-3-89528-728-2
  • Björn Weyand: Gespenster und Intrigennetze. Alternative Geschichtsnarration, Zeitkonstruktion und revolutionärer Geister-Diskurs in Louise Astons "Revolution und Contrerevolution" (1849). In: Robert Seidel u. Bernd Zegowitz (Hg.): Literatur im Umfeld der Frankfurter Paulskirche 1848/49. Aisthesis, Bielefeld 2013, S. 191-210.
  • Barbara Wimmer: Die Vormärzschriftstellerin Louise Aston. Selbst- und Zeiterfahrug. (Frankfurt/M. 1993)
  • Horst-Peter Wolff: ASTON, Luise In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history.“ Band 2. Urban & Fischer in Elsevier / Hpsmedia, Hungen 2001, ISBN 978-3-437-26670-6, S. 6

Einzelnachweise

  1. Gisela Bock: Frauen in der europäischen Geschichte. C. H. Beck, 2005, ISBN 978-3-406-52795-1, S. 155 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. Gisela Bock: Geschlechtergeschichten der Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, ISBN 978-3-525-37033-9, S. 112 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3. Aston, Louise, Gedichte, Wilde Rosen, 8. Lebensmotto. In: zeno.org. Abgerufen am 20. Januar 2015.

Weblinks

 Commons: Louise Aston – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Louise Aston – Quellen und Volltexte
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Louise Aston aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.