Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

László Csatáry

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
László Csatáry

László Csatáry [ˈlaːsloː ˈtʃɒtaːri] (auch Ladislaus Czizsik-Csatáry [ˈtsiʒik ˈtʃɒtaːri]; geb. 4. März 1915 in Mány, Kleingebiet Bicske, Österreich-Ungarn[1]; gest. 10. August 2013 in Budapest [2][3]) war ein 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilter NS-Kriegsverbrecher. Im Jahre 2012 setzte das Simon Wiesenthal Center ihn auf Platz eins seiner Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher.[4] Im Juli 2012 wurde er in Ungarn aufgespürt und verhaftet.

Leben

Csatáry war Polizist und während des Zweiten Weltkriegs 1941 in Kecskemet, 1942 in Subotica und ab 1943 in Kassa[5] eingesetzt.

Im April 1944 war Csatáry als Kommandant der Königlichen Ungarischen Gendarmerie in Kaschau (slowakisch: Košice, ungarisch: Kassa) für das in einer Ziegelfabrik eingerichtete Ghetto zuständig, in das die Juden aus den ländlichen Regionen des Komitats Abaúj-Torna gewaltsam verschleppt wurden.[6] Kassa ist eine Stadt in der Ostslowakei nahe der Grenze zu Ungarn und gehörte vor 1918 und seit dem Ersten Wiener Schiedsspruch 1938 wieder zu Ungarn. Die Ghettoisierung der Juden der Stadt Kassa und der Region wurde unter dem Befehl des Bürgermeisters von Kassa, Sándor Pohl, dem Polizeichef Györgyi Horváth und dessen Stellvertreter Csatáry durchgeführt.[7] Csatáry wird als willfähriger Helfer Adolf Eichmanns für die Deportation von 15.700 Juden nach Auschwitz verantwortlich gemacht.[4] Nach der militärischen Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen hatte das Eichmann-Kommando mit Unterstützung der ungarischen Verwaltung und Gendarmerie unter der Regierung von Döme Sztójay und dem Staatsoberhaupt und Reichsverweser Miklós Horthy ab April 1944 über 400.000 Juden in der ungarischen Provinz ghettoisiert und in deutsche Konzentrationslager deportiert.

1948 wurde Csatáry in der Tschechoslowakei von einem Kriegsgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die Tschechoslowakei schaffte 1990 die Todesstrafe ab, was von den Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei übernommen wurde.[8]

Csatáry floh 1949 mit einem jugoslawischen Pass nach Kanada, wo er sich in Montreal als Kunsthändler betätigte. 1955 wurde er eingebürgert.[9] 1997 wurde ihm die Staatsbürgerschaft wieder entzogen, da er in seinem Antrag auf Einbürgerung falsche Angaben gemacht hatte.[10] Daraufhin verließ er das Land, und es wurde ein Einreiseverbot verhängt. Im Juli 2012 berichtete die britische Tageszeitung Sun, dass er in Budapest aufgespürt worden sei.[11] Am 18. Juli 2012 wurde Csatáry in Budapest verhaftet und zunächst unter Hausarrest gestellt, da keine Fluchtgefahr bestand.[12] Am 18. Juni 2013 erhob die ungarische Justiz Anklage wegen Beihilfe zur Tötung Tausender Juden im Zweiten Weltkrieg.[13][14]

Csatáry stand auf der Suchliste der Operation Last Chance des Simon Wiesenthal Centers und der Targum Shlishi Foundation.

Literatur

  • Robert Rozett: Košice. In: Encyclopedia of the Holocaust. Band II, 1990, S. 820-821.
  • Kassa. In: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Band 1. Jerusalem 2009, ISBN 978-965-308-345-5, S. 289-290
  • Gábor Kádár; Zoltán Vági: Ungarn, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9. Beck, München 2005, ISBN 3-406-57238-3.
  • Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary. Columbia University Press, New York 1981, ISBN 0-231-05208-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Csatáry László – egy kőszívű kassai rendőrtiszt. In: Felvidék.ma. 18. Mai 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.
  2. Laszlo Csatary, Hungarian man charged with Nazi-era war crimes, dies at 98. Washington Post. Abgerufen am 12. August 2013.
  3. http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/mutmasslicher-nazi-kriegsverbrecher-csatary-laut-anwalt-gestorben-a-916011.html
  4. 4,0 4,1 Three new names on Wiesenthal Center’s most-wanted Nazi list have Canadian links. In: The Times of Israel. 22. April 2012, abgerufen am 15. Juli 2012.
  5. diese Einsatzorte nennt der in Szeged lehrende ungarische Historiker László Karsai. Siehe Nick Thorpe:Laszlo Csatary: Is Hungary's Nazi suspect worth pursuing?, BBC news, 17. Juli 2012
  6. Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Band 1, S. 290
  7. Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary., S. 546. Bei Braham kommt Csatáry nur an dieser Stelle vor.
  8. Liste der Staaten mit und ohne Todesstrafe (Stand: September 2004). In: Amnesty International. 2004, abgerufen am 21. Juli 2012.
  9. David Vienneau: Ottawa launches court bid to deport 2 new alleged Nazis. In: Toronto Star. 1. November 1996, abgerufen am 15. Juli 2012.
  10. FEDERAL GOVERNMENT NAMES NEW ALLEGED NAZI WAR CRIMINALS. In: B'nai Brith Canada (press release). 31. Oktober 1996, abgerufen am 15. Juli 2012.
  11. Brian Flynn, Ryan Perry: The Sun finds Nazi who sent 15,700 to die In: The Sun, 15. Juli 2012, englisch, abgerufen am 16. Juli 2012
  12. DPA-Meldung in Die Zeit: Mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher Csatary festgenommen In: Die Zeit, 18. Juli 2012, abgerufen am 18. Juli 2012
  13. Ungarischer NS-Polizeichef wegen Kriegsverbrechen angeklagt, Zeit Online, 18. Juni 2013
  14. Laszlo Csatary: 98-Jähriger in Ungarn wegen Nazi-Kriegsverbrechen angeklagt
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel László Csatáry aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.