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Kommandant in Auschwitz (Buch von Martin Broszat)

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Im Buch Kommandant in Auschwitz präsentierte der Historiker Martin Broszat 1963 (in der ersten Auflage) autobiografische Aufzeichnungen von 1945/1946 des mehrjährigen Auschwitzer Lagerkommandanten Rudolf Höss. Nachstehend einige Zitate daraus, nötigenfalls mit einem Kommentar ergänzt.

Aus der Jugend-Zeit:

  • Besonders die Pferde hatten es mir angetan.
  • Ich beichtete auch diesen Vorfall treu und brav (Beichte zur Sünden-Vergebung in der röm.-kath. Kirche)
  • Das Beicht-Geheimnis war von meinem Beichtvater verletzt worden, mein Vertrauen zum geheiligten Priesterstand war zerbrochen.
  • Im folgenden Jahr starb plötzlich mein Vater. Ich kann mich nicht entsinnen, dass dieser Verlust mir besonders nahe ging.

Als Kriegsfreiwillger 1916 bis 1918:

  • ...lernte ich, dass die eiskalte, durch nichts zu erschütternde Ruhe des Führenden entscheidend ist.

Als 23-Jähriger war Höss (er war damals bereits NSDAP-Mitglied) erstmals an einem brutalen Totschlag beteiligt. Broszat schreibt, dessen diesbezügliche Aufzeichnungen seien "stark zu seinen Gunsten stilisiert". 1934 sodann wurde Höss in die SS aufgenommen.

Erste KZ-Station war Dachau, dann wurde Höss ins Konzentrationslager Sachsenhausen versetzt. Von dort stammt folgende zynisch anmutende Beschreibung der Erschiessungen:

  • Wie verschieden war doch das In-den-Tod-Gehen: Die Zeugen Jehovas in einer eigenartig zufriedenen - man kann sagen verklärten - Stimmung, in dem festen Bewusstsein, nun in das Reich Jehovas eingehen zu dürfen. Die Kriegsdienstverweigerer und Saboteure fest, gefasst und ruhig sich in ihr Schicksal fügend. Die Berufsverbrecher entweder zynisch frech, aber innerlich doch zitternd vor dem Ungewissen, oder dann tobend, sich wehrend, oder dann auch jammernd.

1940 bis 1943 war Höss Lager-Kommandant von Auschwitz und ab 1941 parallel mit der Vorbereitung der Vergasungen betraut. So berichtet er etwa von einer Art Test-Vergasung mit dem danach verwendeten Zyklon B an 900 russischen Kriegsgefangenen:

  • Der Tod erfolgte in den vollgepfropften Zellen sofort nach Einwurf. Nur ein kurzes, schon fast ersticktes Schreien, und schon war es vorüber.... Die Russen gingen zuvor alle ganz ruhig in den Raum, da ihnen gesagt wurde, sie würden da entlaust...Beim Einwerfen schrien einige "Gas!", darauf ging ein mächtiges Brüllen los und ein Drängen nach den beiden Türen. Diese hielten aber den Druck aus....Die Leichen waren durchwegs ohne jegliche Verkrampfung....Es war befohlen, ich hatte es durchzuführen. Doch ich muss offen sagen, auf mich wirkte die Vergasung beruhigend.

Allgemein zu den (vorab jüdischen) Häftlingen:

  • Dazu die schwere, ungewohnte Arbeit und die immer weniger werdende Verpflegung. Hätte man die Häftlinge in Auschwitz gleich in die Gaskammern gebracht, wäre ihnen viele Qual erspart geblieben.
  • ...Krankheiten und Seuchen....Schuld daran trägt einzig und allein Himmler, der alle herangetragenen Berichte ablehnte und keinerlei Abhilfe schaffte.

'Privates' nahe Auschwitz:

  • Meine Frau hatte ihr Blumenparadies.
  • Es wird wohl auch kein ehemaliger Häftling sagen können, das er je in unserem Haus irgendwie schlecht behandelt worden sei.

Nach der Beförderung 1943 zum KZ-Inspektionschef:

  • Zwar war mir im ersten Moment die Losreissung von Auschwitz schmerzlich, weil ich durch die vielen schweren Aufgaben damit verwachsen war. Aber ich war dann doch froh, dass ich so von all dem befreit wurde.

Rudolf Höss wurde am 2. April 1947 vom Obersten Volksgericht Polens zum Tod verurteilt, das Urteil wurde dann am 16. April im Areal des KZ durch Erhängen vollstreckt.

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kommandant in Auschwitz (Buch von Martin Broszat) aus der freien Enzyklopädie PlusPedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der PlusPedia ist eine Liste der ursprünglichen PlusPedia-Autoren verfügbar.