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Comedian Harmonists (Film)

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Dieser Artikel behandelt die Band Comedian Harmonists, zum gleichnamigen Film siehe Comedian Harmonists (Film).
Comedian Harmonists (Film)
Gründung 1928
Auflösung 1935
Genre Vokalmusik
Letzte Besetzung
1. Tenor Ari Leschnikoff
2. Tenor Erich A. Collin (ab 1929)
3. Tenor Harry Frommermann
Bariton Roman Cycowski
Bass Robert Biberti
Pianist Erwin Bootz
Frühe Mitglieder
2. Tenor Walter Nußbaum (bis 1929)
Spätere Mitglieder
Pianist Rudolf Zeller (nach 1935)
Tenor Hans Rexeis (nach 1935)
Bass Rudolf Mayreder (nach 1935)
Pianist Ernst Engel (nach 1935)

Die Comedian Harmonists waren ein international bekanntes Berliner Vokalensemble der Jahre 1927 bis 1935. Es gab zwei direkte Nachfolgegruppen, das Meister-Sextett in Deutschland und die Comedy Harmonists im europäischen und weiteren Ausland.

Geschichte

Besetzung

Die Mitglieder der Gruppe waren:

Ari Leschnikoff (1897–1978) 1. Tenor
Erich A. Collin (1899–1961) 2. Tenor
Harry Frommermann (1906–1975) 3. Tenor
Roman Cycowski (1901–1998) Bariton
Robert Biberti (1902–1985) Bass
Erwin Bootz (1907–1982) Pianist
Gedenktafel: Gründung der Comedian Harmonists in Berlin-Friedenau, Stubenrauchstraße 47

Gründung

Die Comedian Harmonists wurden in Berlin-Friedenau in der Wohnung von Harry Frommermann (Stubenrauchstraße 47) gegründet. Dort erinnert eine Gedenktafel an diese Gesangsgruppe.

Inspiriert von den Aufnahmen der US-amerikanischen Gruppe The Revelers erschien am 18. Dezember 1927 im Berliner Lokal-Anzeiger eine Anzeige, in der Harry Frommermann Sänger für eine neue Gruppe suchte:

„Achtung. Selten. Tenor, Bass (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht. Ej. 25 Scherlfiliale, Friedrichstr. 136.“

Der gerade volljährig gewordene Frommermann hatte keinerlei akademische Gesangs- und Musikausbildung. Auf seine Annonce meldeten sich in der damaligen Wirtschaftskrise mindestens 70 Männer. Darunter befand sich auch Robert Biberti, der als einziger beim Vorsingen von Frommermann akzeptiert wurde. Er hatte nicht nur eine außergewöhnlich wirkende Bassstimme, sondern teilte auch Frommermanns Begeisterung für die Revelers.

Nur wenige Tage später brachte Biberti zwei Chorkollegen aus dem Großen Schauspielhaus mit, den Bulgaren Ari Leschnikoff und den Polen Roman Cycowski. In der Anfangsformation sang noch Walter Nußbaum als zweiter Tenor, der jedoch im März 1929 durch Erich Collin ersetzt wurde. Im März 1928 brachte Ari Leschnikoff dann noch seinen Piano spielenden Freund Erwin Bootz mit. Der fertige Musikstudent Bootz war als Einziger der Sechs mit einem guten Einkommen ausgestattet. Die Gruppe nannte sich ab 1. April 1928 vertraglich die Melody Makers.

Die erste Probe dieser Formation fand am 16. Januar 1928 in Frommermanns Mansardenwohnung statt. Später stellte die Stummfilmschauspielerin Asta Nielsen den Musiksalon ihrer Wohnung in der damaligen Kaiserallee als Probenraum zur Verfügung.[1] Es stellte sich heraus, dass viele Monate harten Probens bevorstanden, für die es keinerlei Einnahmen gab. Chorsingen oder sonstige Gelegenheitsarbeiten waren stattdessen die Einnahmequelle.

Im Juni 1928 durften die sechs Sänger in der Berliner Scala erstmals vorsingen. Das misslang, weil ihr Stil nicht den Musikvorstellungen dieses Vergnügungslokals entsprach. Schließlich fand im Spätsommer bei dem Agenten Bruno Levy, mit dem Frommermann verwandt war, ein zweites Vorsingen statt. Levy hörte sich den Vortrag an, griff zum Telefonhörer und rief den Berliner Varietékönig Erik Charell an, bei dem das Sextett sein gesamtes Repertoire noch ein zweites Mal vortrug. Charell machte ein Angebot, das Levy zur Überraschung der jungen Männer ablehnte. Er ging mit ihnen zu Charells größtem Konkurrenten, dem Operettenregisseur Herman Haller, der seit 1923 Direktor im Admiralspalast war. Schließlich landeten sie doch bei Charell, der eine Abendgage von 16 Reichsmark zahlte und bald den Namen Comedian Harmonists vorschlug.

Erste Auftritte

Am 28. September 1928 war der erste Auftritt in der Revue-Operette Casanova in Hallers „Großem Schauspielhaus“, mit einer Zuschauerkapazität von 3000 Sitzplätzen. Die Revue-Operette war bis Ende Februar 1929 geplant. Wenige Wochen später hatten die Comedians mehrere Engagements, und bald engagierten alle renommierten Veranstalter in Berlin die Gruppe. Am 1. März 1929 folgte das erste Gastspiel außerhalb Berlins im Hamburger Hansa-Theater, bald darauf ging es auch in andere deutsche Städte, nach Köln und Ende 1929 nach Leipzig. Hier erlebte das Sextett seinen Durchbruch, denn die ausverkauften Abende fanden vor einem begeisterten Publikum statt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Harmonists lediglich Teil eines größeren Revueprogramms. Ein erster Radioauftritt fand am 18. Dezember 1929 in der Funk-Stunde Berlin statt.

Bei aller Popularität, die durch Grammophonplatten und zahlreiche Rundfunkauftritte gefördert wurde, waren sie doch noch nicht landesweit bekannt. Deshalb bedeutete eine eigene Konzerttournee ein größeres Risiko für die Veranstalter, sodass das Ensemble Säle für die Auftritte selbst mieten und sämtliche Veranstalter-Risiken zu tragen hatte. Als erster Auftrittsort für die eigene Vorstellung wurde Leipzig festgelegt, weil man vier Wochen zuvor hier gefeiert worden war. Das wiederholte sich auch bei der Premiere am 26. Januar 1930. Die Popularität hatte rasch zugenommen, und ab 1930 genügte eine Zeitungsnotiz, dass die Comedian Harmonists auftreten würden; aufwendige Werbung war nicht mehr nötig, meistens waren die Säle ausverkauft.

Konzerte, Schallplattenverkäufe und die Auftritte im noch jungen Tonfilm (siehe unten) erbrachten endlich für alle ein hohes Einkommensniveau. In ihren besten Jahren, so erinnert sich Roman Cycowski später, hatte jedes einzelne Mitglied 40.000 bis 60.000 Mark Jahreseinkommen zu versteuern. Lange vor dem ersten Auftritt, hatten die Mitglieder des Ensembles einen Vertrag abgeschlossen, der jedem die gleichen Anteile an den Einnahmen sicherte.

1932 traten die Harmonists in der Berliner Philharmonie auf, die nicht gerade für Unterhaltungsmusik konzipiert war. Das eher konservative Musikpublikum schien mit dieser „Entweihung“ keine Schwierigkeiten zu haben, denn 2700 Besucher applaudierten enthusiastisch. Von nun an galten die Konzerte der Gruppe als Kunst: Von den Einnahmen war nun keine Vergnügungsteuer mehr an die lokalen Behörden abzuführen.

Erste Plattenaufnahmen und Durchbruch

Bereits wenige Monate nach Gründung der Gruppe entstanden am 10. Mai 1928 erste Schallplattenaufnahmen bei der Deutschen Grammophon, die jedoch unveröffentlicht blieben.[2] Die nächsten Plattenaufnahmen wurden für die Electrola, Tochtergesellschaft der Gramophone Company, im August 1928 im Rahmen der Casanova-Operetten-Bühnenrevue für Charell gemacht. Danach erhielt das Quintett am 28. Oktober 1928 einen Einjahres-Plattenvertrag bei Odeon, dem Mutterlabel des Carl-Lindström-Konzerns, der jedoch nach 15 Schallplatten im Oktober 1929 nicht mehr verlängert wurde.

Im Anschluss hieran schlossen sie bereits am 31. Oktober 1929 einen sehr günstigen Exklusiv-Vertrag mit der Electrola über garantierte 30 Titel pro Jahr ab. Außerdem traten sie im Rundfunk auf und machten Gastspielreisen mit dem Programm „Tempo-Varieté“. Im Januar 1930 gastierten sie damit am Leipziger Schauspielhaus. Dort gelang ihnen der endgültige Durchbruch – ausverkaufte Vorstellungen, begeisterte Kritiken, auch auf der folgenden Deutschlandtour. Sie wurden zur Attraktion.

Insgesamt entstanden bei Electrola 69 Platten bis zur Trennung im Frühjahr 1935. Erste offizielle Plattenaufnahme – wenn man von den Casanova-Aufnahmen absieht – war bei Electrola die am 11. November 1929 eingespielte Single Puppenhochzeit / Musketiermarsch (EG #1647),[3] die noch im November 1929 erschien. Es folgten am 16. Dezember 1929 die Aufnahmen zu dem Schlager-Potpourri Hallo, bestehend aus den Titeln Armes kleines Mädel vom Chor / Schöner Gigolo / Einmal im Leben erblüht uns die Liebe / Ich hab’ kein Auto, die als EG #1685 im Januar 1930 auf den Markt kam. Der Klassiker Ein Freund, ein guter Freund / Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen (EG #2032) wurde am 22. August 1930 aufgenommen und erschien im September 1930. Bei diesem Aufnahmetermin entstanden auch die Klassiker Veronika, der Lenz ist da / Wochenend und Sonnenschein (EG #2033), die ebenfalls im September 1930 erschienen.

Dabei war Wochenend und Sonnenschein ihre erste Coverversion, und zwar vom Titel Happy Days Are Here Again, bei dem zur Musik von Milton Ager der deutsche Text von Charles Amberg geschrieben wurde. Die Harmonists schrieben ihre Lieder selten selbst, eine Ausnahme hiervon ist die Hof-Serenade als B-Seite von Marie, Marie (EG #2204), aufgenommen am 19. Januar 1931 und veröffentlicht im Februar 1931. Fast alle Aufnahmen fanden in Berlin statt, einige jedoch auch in Paris wie die französische Fassung von Das ist die Liebe der Matrosen (EG #2382), veröffentlicht in Deutschland im September 1931. Als Les Gars de la Marine wurde die französische Fassung am 24. August 1931 in Paris eingespielt. Alles wurde a cappella vorgetragen. Ihr Repertoire entwickelte sich von reinen Revue-Songs und Tagesschlagern über witzig getextete Lieder und klassische Adaptationen bis hin zu deutschen und europäischen Volksliedern und Goethes Sah’ ein Knab’ ein Röslein stehn’ (EG #2483), das am 29. Januar 1932 eingespielt wurde. Am 17. September 1932 wurde das humorvolle Maskenball im Gänsestall / Eins, Zwei, Drei, Vier (EG #2642) aufgenommen, das im Oktober 1932 auf den Markt gebracht wurde.

Die Comedian Harmonists waren nun auf dem Höhepunkt ihrer Karriere – ihr Vokalstil war voll ausgeprägt; sie sangen ihre großen Hits mehrsprachig und konnten so auch im Ausland große Erfolge feiern. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde am 4. September 1933 die Coverversion von Harold Arlens Stormy Weather unter dem deutschen Titel Ohne Dich zusammen mit der B-Seite Tag und Nacht (deutsche Fassung von Cole Porters Night And Day) aufgenommen (EG #2848), das im September 1933 erschien. Im Mai 1934 wurde das am 5. Mai 1934 aufgenommene Komm’ im Traum / Das alte Spinnrad (EG #3047) veröffentlicht. Einer der Klassiker, Mein kleiner grüner Kaktus / Lebe wohl, gute Reise (EG #3204), entstand am 15. November 1934 und wurde im Dezember 1934 herausgebracht.

Zeit des Nationalsozialismus

Mit 150 Konzerten jährlich hatte die musikalische Karriere der Harmonists 1933 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zunächst schien sich daran auch nichts zu ändern. Da jedoch drei der sechs Mitglieder der Comedian Harmonists (Collin, Frommermann, Cycowski) Juden bzw. „Nichtarier“ waren, kam es bereits 1933 zu ersten Absagen vertraglich vereinbarter Konzerte. Erste rechtliche Behinderungen brachte die am 1. November 1933 erlassene „Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes“, die in § 10 forderte, dass jeder Künstler Mitglied der Reichskulturkammer sein müsse, wenn er weiter arbeiten wolle.[4] Da hieraus nicht unmittelbar ein Berufsverbot für „Nichtarier“ interpretiert werden konnte, machte Joseph Goebbels am 5. März 1934 unmissverständlich klar, dass Juden nicht Kammermitglied werden und deshalb nicht mehr öffentlich auftreten durften, was faktisch einem Auftrittsverbot gleichkam. Bis zum 1. Mai 1934 durften die Harmonists noch die eingegangenen Konzertverpflichtungen erfüllen, nach dieser Übergangsfrist wirkte das Auftrittsverbot.

Konzertplakat der Comedian Harmonists für das Abschiedskonzert in der Universitätsaula Oslo, 25. April 1934

Als einzige Möglichkeit blieben die Konzerte im Ausland. Sie reisten in den letzten Monaten ihres Bestehens ab April 1934 nach Dänemark, Norwegen und in die USA, wo die Gruppe im Hafen von New York vor der versammelten Atlantik- und Pazifikflotte auf dem Flugzeugträger „USS Saratoga“ sowie mehr als 30-mal im Rundfunk auftrat. Teilweise traten sie gemeinsam mit den Boswell Sisters und dem damals führenden Orchester von Paul Whiteman auf. Auf die Rückkehr nach Berlin im August 1934 und weitere Schallplattenaufnahmen folgte im November eine Tournee durch das faschistische, aber nicht antisemitische Italien. Im Februar 1935 kam es in Norwegen zum letzten öffentlichen Auftritt der Comedian Harmonists. Am 13. Februar 1935 nahmen sie im Electrola-Studio in Berlin den viel sagenden Titel Morgen muss ich fort von hier / Am Brunnen vor dem Tore (EG #3282) auf – ihre letzte legale gemeinsame Plattenproduktion. Am 1. März 1935 folgte noch eine weitere, bereits illegale, Studiosession mit Jacques Offenbachs Barcarole und BrahmsUngarischem Tanz Nr. 5 (EG #3303).

Kurz zuvor wurden die „Arier“ Biberti, Bootz und Leschnikoff durch ein Schreiben der Reichsmusikkammer vom 22. Februar 1935 in die Reichsmusikkammer aufgenommen. Allerdings wurde ihnen verboten, „noch weiterhin mit diesen Nichtariern zu musizieren.“ Ihnen wird zugestanden, ihre musikalische Tätigkeit „mit anderen arischen Musikern nach Zulegung eines deutschen Namens“ anstelle von Comedian Harmonists fortzusetzen. Zugleich wurde mit diesem Schreiben den drei „Nichtariern“ Collin, Frommermann und Cykowski ausdrücklich Berufsverbot erteilt.[5]

Kurze Zeit später einigte sich die Gruppe darauf, dass aus den beiden Teilen jeweils wieder eine neue Gruppe gebildet werden sollte. So trennte sich die Gruppe, die drei „Arier“ blieben in Deutschland, die „Nichtarier“ gingen ins Ausland.

Das Meistersextett (1935–1941)

Mit Datum vom 21. November 1935 wurde den in Deutschland gebliebenen Sängern von der Reichsmusikkammer gestattet, sich vorläufig „Meistersextett, früher Comedian Harmonists“ zu nennen. Am 17. Dezember 1937 verbot jedoch eine erlassene Schallplatten-Anordnung den Weitervertrieb aller bisherigen Platten der Comedian Harmonists,[6] was auch eine bedeutsame Honorareinbuße mit sich brachte.

Bekannt wurde ihre Fassung von Ich wollt’ ich wär’ ein Huhn (EG #3723), die am 28. August 1936 aufgenommen und ab September 1936 vermarktet wurde. Es handelte sich um eine Cover-Version des UFA-Filmschlagers aus dem Film Glückskinder (1936).

Ende 1938 verließ nach künstlerischen Differenzen, insbesondere mit Biberti, der Pianist und musikalische Leiter Bootz die Gruppe und wechselte als Komponist/Texter und musikalischer Leiter zum Berliner Kabarett der Komiker. Rudolf Zeller wurde neuer Pianist, als Arrangeur fungierte insbesondere Bruno Seidler-Winkler, der später als Dirigent beim Soldatenlied Lili Marleen von Lale Andersen tätig war.

Der Niedergang des Sextetts war nicht mehr aufzuhalten. Nach einer letzten Tournee durch Italien lehnte am 26. Mai 1939 die Electrola die Veröffentlichung der Lieder Bel ami und Penny-Serenade mit der Begründung ab: „Es fehlt diesen Aufnahmen an der Lebendigkeit und vortragsmäßigen Differenzierung und Ausgeglichenheit“.[7] Als Biberti sich immer stärker als „Gründer und künstlerischer Leiter“ artikulierte, wuchsen die Konflikte mit dem einzig verbliebenen Original-Harmonisten Ari Leschnikoff und den neuen Mitgliedern (kurzzeitig Hans von Bachmayr-Heyda). Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Situation der Gruppe immer unübersichtlicher, und letztlich hatte Biberti alle Verträge gekündigt. Diese verworrene Situation wurde durch ein Auftrittsverbot der Reichsmusikkammer vom 24. November 1941 besiegelt und beendete die Existenz des Meistersextetts.

Die Comedy Harmonists (1935–1941)

Diese „Wiener Exilgruppe“ bestand seit Mai 1935 aus den ins Ausland gegangenen Collin, Cycowski und Frommermann, die noch Hans Rexeis (Tenor), Rudolf Mayreder (Bass) und Ernst Engel (Piano) zur Komplettierung engagierten. Zunächst führte sie den Namen Comedian Harmonists weiter, ab 1937 nannte sie sich Comedy Harmonists. Erste Plattenaufnahmen entstanden bei Electrola am 20. August 1935, von denen Tausendmal war ich im Traum bei Dir / Drüben in der Heimat (EG #3417) als erste veröffentlicht wurde.[8] Nach sehr erfolgreichen Tourneen in Europa (ohne Deutschland), Australien und Südamerika zerfiel die Gruppe im Jahr 1941 und löste sich auf.

Die amerikanische Nachfolgegruppe (1948–1949)

Collin gründete im Frühjahr 1948 eine neue Gruppe mit amerikanischen Mitgliedern unter dem Namen Comedian Harmonists, bei denen er nunmehr als Bariton fungierte. Eine Europatournee folgte im Sommer 1948, ab September 1948 wirkte Harry Frommermann (als Harry Frohman) wieder mit.

Alle sechs Mitglieder der Comedian Harmonists überlebten den Zweiten Weltkrieg, traten aber nicht mehr gemeinsam auf. 1998 erhielten sie postum den Musikpreis Echo für ihr Lebenswerk.

Gesangsstil und Repertoire

Die Comedian Harmonists gehörten zur Kategorie der a-cappella-Vokalgruppen, die bis auf Pianobegleitung ohne Instrumente auskamen und deren Gesang auf Close-Harmony-Effekte abgestimmt waren. Ihr Vorbild waren die US-amerikanischen Revelers. Zum stets wachsenden Repertoire der Comedian Harmonists zählten neben einigen von Bootz nach Texten von Gerd Karlick komponierten Titeln (Ich hab’ für dich 'nen Blumentopf bestellt, Guten Tag, gnädige Frau, Schöne Isabella aus Kastilien), umarrangierten Jazztiteln (Hallo, was machst Du heut’, Daisy ist das Cover von You’re Driving Me Crazy; Ohne Dich stammt vom Original Stormy Weather, Tag und Nacht entstammt von Night and Day) und Varieté- und Operetten-Schlagern (Veronika, der Lenz ist da, Wochenend und Sonnenschein, Blume von Hawaii) auch zahlreiche populäre Lieder aus Filmen, in denen sie nicht mitgewirkt haben bzw. auf der Leinwand von anderen Interpreten gesungen werden (Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt aus Der blaue Engel; Ein Freund, ein guter Freund aus Die Drei von der Tankstelle oder Baby aus Das Lied vom Leben). So verband sie eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten Werner Richard Heymann. Zum musikalischen Stil der Comedian Harmonists – vor allem im Vergleich zu ihren Vorbildern, den Revelers – schrieben ihre Biografen Peter Czada und Günter Große: „Hot- und Swingelemente treten bei den Comedian Harmonists gegenüber einer an Wohlklang und Melodik orientierten Stimmführung zurück. Dies erlaubte es ihnen, auch Volkslieder und sogar Weihnachtslieder ganz schlicht in vollendeter, inniger Harmonie zu singen. Ihre Interpretation von Schlagern und Tanzmusik war äußerst flott, rhythmisch präzise und vielfach von parodistischem Witz geprägt, zugleich aber stets so gehalten, dass selbst banale Melodien ›veredelt‹ wurden.“[9]

Filme mit den Comedian Harmonists als Mitwirkende

Die Comedian Harmonists standen erstmals am 19. Juli 1930 gemeinsam vor der Filmkamera. Für die zeitnahe UFA-Filmoperette Die Drei von der Tankstelle spielen sie Barmixer und singen – begleitet von der Lewis Ruth-Band – Ein Freund, ein guter Freund und bei einem Nachtclub-Auftritt den Schlager Liebling, mein Herz lässt dich grüßen. Ihre Tagesgage betrug 1500 Mark. Am 4. März 1931 kam der Film Ihre Hoheit befiehlt in die Kinos.

Weitere Filme:

  • Gassenhauer, 2. April 1931
  • Der ungetreue Eckehardt, 21. September 1931
  • Bomben auf Monte Carlo, 31. August 1931
  • Der Sieger, 21. März 1932
  • Die Galavorstellung der Fratelinis (Spione im Savoy-Hotel), 4. November 1932
  • Ich bei Tag und du bei Nacht, 29. November 1932
  • Kleiner Mann, was nun?, Juni 1933[10]

Diskografie (Auswahl), Katalog-Nr. und Aufnahmedatum in Klammern

Comedian Harmonists:

  • Puppenhochzeit / Musketiermarsch (EG #1647, 11. November 1929), November 1929
  • Schlager-Potpourri Hallo: Armes kleines Mädel vom Chor / Schöner Gigolo / Einmal im Leben erblüht uns die Liebe / Ich hab’ kein Auto (EG #1685, 16. Dezember 1929), Januar 1930
  • Ich hab’ für Dich 'nen Blumentopf bestellt / Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt (EG #1911, 23. Mai 1930), Juni 1930
  • Ein Freund, ein guter Freund / Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen (EG #2032, 22. August 1930), September 1930
  • Veronika, der Lenz ist da / Wochenend und Sonnenschein (EG #2033, 22. August 1930), September 1930
  • Marie, Marie / Hof-Serenade (EG #2204, 19. Januar 1931), Februar 1931
  • Leichte Kavallerie / Was schenkst Du mir denn (EG #2328, 11. Juni 1931), Juli 1931
  • Das ist die Liebe der Matrosen / Wenn der Wind weht (EG #2382, 14. August 1931), September 1931
  • Mein lieber Schatz, bist Du aus Spanien? / Hunderttausendmal (EG #2405, 18. September 1931), Oktober 1931
  • In einem kühlen Grunde / Sah’ ein Knab’ ein Röslein stehn (EG #2483, 7. Januar 1932), Februar 1932
  • Schöne Isabella aus Kastilien / Der Onkel Bumba aus Kalumba (EG #2554, 1. Juni 1932), Juli 1932
  • Heute Nacht oder nie / Auf Wiedersehn, my Dear (EG #2606, 6. September 1932), September 1932
  • Irgendwo auf der Welt / Einmal schaffts jeder (EG #2607, 8. September 1932), September 1932
  • Maskenball im Gänsestall / Eins, zwei, drei, vier (EG #2642, 17. September 1932), Oktober 1932
  • Ach wie ist’s möglich denn / Muß i denn, muß i denn zum Städtle hinaus (EG #2724, 9. Januar 1933), Januar 1933
  • Kleiner Mann, was nun? / Was Dein roter Mund im Frühling sagt (EG #2830, 11. Mai 1933), Mai 1933
  • Ohne Dich / Tag und Nacht (EG #2848, 4. September 1933), September 1933
  • Das Wirtshaus an der Lahn / So ein Kuß kommt von allein (EG #2875, 5. Oktober 1933), Oktober 1933
  • Der alte Cowboy / Mein Herz ruft immer nur nach Dir (EG #3038, 19. April 1934), Mai 1934
  • Komm im Traum / Das alte Spinnrad (EG #3047, 5. Mai 1934), Mai 1934
  • In der Bar zum Krokodil / Wie wär’s mit Lissabon? (EG #3117, 28. August 1934), September 1934
  • Mein kleiner grüner Kaktus / Lebe wohl, gute Reise (EG #3204, 15. November 1934), Dezember 1934
  • Gitarren spielt auf / Schöne Lisa (EG #3224, 10. Dezember 1934), Dezember 1934
  • Am Brunnen vor dem Tore / Morgen muss ich fort von hier (EG #3282, 13. Februar 1935), März 1935
  • Ungarischer Tanz Nr. 5 / Barcarole (EG #3303, 28. Februar 1935), März 1935

Meistersextett:

  • Tausendmal war ich im Traum bei Dir / Drüben in der Heimat (EG #3417, 16. September 1935), September 1935
  • In Mexico / Ich wollt’ ich wär ein Huhn (EG #3723, 28. August 1936), September 1936
  • Ich sing mein Lied heut’ nur für Dich / Drunt’ in der Lobau (EG #3768, 12. November 1936), Dezember 1936
  • Was nicht ist, kann noch werden / Die Juliska aus Budapest (EG #6072, 15. September 1937), September 1937
  • Oh, ich glaub’ ich hab’ mich verliebt / Ich hab’ für Dich 'nen Blumentopf bestellt (EG #6431, 5. Mai 1938), Mai 1938

Literatur

  • Ulrich Etscheit, Julian Metzger (Hrsg.): Comedian Harmonists. Das Original. (Originalarrangements.) Gustav Bosse, Kassel 1997–2001
    Band 1: Gustav Bosse, Kassel 1997, ISBN 3-7649-0433-X, ISMN M-2011-0433-1
    Band 2: Gustav Bosse, Kassel 1999, ISBN 3-7649-0437-2, ISMN M-2011-0437-9
    Band 3: Gustav Bosse, Kassel 2000, ISBN 3-7649-0443-7, ISMN M-2011-0443-0
    Band 4: Gustav Bosse, Kassel 2001, ISMN M-2011-0450-8
  • Eberhard Fechner: Die Comedian Harmonists. Quadriga, Weinheim 1988, ISBN 3-88679-174-2 (Taschenbuchausgabe: Heyne, München 1998, ISBN 3-453-87315-7)
  • Douglas A. Friedman: The Comedian Harmonists. The Last Great Jewish Performers in Nazi Germany.

HarmonySongs Publications, West Long Branch/NJ 2010, ISBN: 978-0-9713979-1-0

  • Andreas Schmauder: Irgendwo auf der Welt. Die Schallplatten der Comedian Harmonists und ihrer Nachfolgegruppen. Selbstverlag, Freiburg 1999

Comedian Harmonists im Film und auf der Bühne

  • Der Dokumentarfilmer Eberhard Fechner hatte 1976 Gelegenheit, die vier damals noch lebenden Mitglieder der Comedian Harmonists zu interviewen. Das Ergebnis war die viel beachtete zweiteilige Dokumentation Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe, die viel zur Renaissance der Comedian Harmonists beitrug.
  • 1997 drehte Joseph Vilsmaier den Spielfilm Comedian Harmonists, der die Geschichte der Gesangsgruppe frei zum Vorbild nahm.
  • 1997 schrieben Franz Wittenbrink (Musik) und Gottfried Greiffenhagen (Text) das musikalische Schauspiel Die Comedian Harmonists Teil 1 - Veronika der Lenz ist da über den Aufstieg und Zerfall des Ensembles.
  • 2005 schrieben Jörg Daniel Heinzmann (Musik) und Gottfried Greiffenhagen (Text) das musikalische Schauspiel Die Comedian Harmonists Teil 2 - Jetzt oder Nie vom Zerfall des Ensembles 1934 über die Nachfolgegruppen Comedy Harmonists und Meistersextett u.a. und der weiteren Lebensläufe der sechs Gründungsmitglieder bis zu deren Lebensende.
  • Seit dem 28. September 2012 wird ein Bühnenstück zum Wirken der Comedian Harmonists im Wiener Volkstheater aufgeführt. Darin werden auch etliche Lieder der Gruppe live mit Klavierbegleitung vorgetragen.

Weblinks

 Commons: Comedian Harmonists – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Eberhard Fechner: Die Comedian Harmonists. Heyne, München 1998, ISBN 3-453-87315-7, S. 156.
  2. Andreas Schmauder: Irgendwo auf der Welt. Freiburg 1999, S. 5.
  3. Andreas Schmauder, wie oben, S. 35 ff.
  4. „[…] wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, daß die in Frage kommende Person die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt“.
  5. Brief der Reichsmusikkammer vom 22. Februar 1935, Az: 3539/34.
  6. Die Electrola hatte fast einhundert Aufnahmen der Original-Harmonists im Katalog archiviert.
  7. Horst H. Lange: Comedian Harmonists. In: Die deutsche „78er“ Discographie der Hot-Dance- und Jazz-Musik 1903–1958, 1992, S. 215–223.
  8. Andreas Schmauder, wie oben, S. 64 ff.
  9. Peter Czada, Günter Große: Comedian Harmonists. Ein Vokalensemble erobert die Welt. Berlin 1993, S. 183 ff.
  10. Die Szenen mit den Comedian Harmonists wurden nicht gezeigt. Sie singen hierin auch den Titelsong Kleiner Mann, was nun?, den sie zuvor am 11. Mai 1933 aufgenommen hatten.
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