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Brigitte Reimann

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Brigitte Reimann (1966)
Herbert Warnke (links) verleiht den Kunstpreis des FDGB für Literatur an Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann (1961)

Brigitte Reimann (* 21. Juli 1933 in Burg (bei Magdeburg); † 20. Februar 1973 in Ost-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin.

Leben

Brigitte Reimann wurde am 21. Juli 1933 in Burg (bei Magdeburg) geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie zunächst als Lehrerin, 1955 begann sie zu schreiben. Als Schriftstellerin war sie in ihrem Frühwerk dem Bitterfelder Weg verpflichtet, nach dessen Leitlinien Autoren versuchen sollten, durch die Arbeit in industriellen Betrieben einen engeren Kontakt zum Volk herzustellen. Auch der vom DDR-Regime propagierten Stilrichtung des Sozialistischen Realismus stand Reimann anfangs positiv gegenüber, und Walter Ulbricht berief die Autorin in die Jugendkommission beim Zentralkomitee der SED.[1] Mit der Zeit veränderte sich jedoch nicht nur ihre politische Haltung, sondern auch der literarische Anspruch Brigitte Reimanns, die insbesondere in ihrem postum veröffentlichten umfangreichen Romanfragment Franziska Linkerhand (1974) verstärkt mit Formen des assoziativen und subjektiven Erzählens experimentierte.

Gedenktafel an Reimanns Wohnhaus in Hoyerswerda

1960 zog sie nach Hoyerswerda, wo sie bis 1968 wohnte. Während der Jahre in Hoyerswerda arbeitete sie im Kombinat Schwarze Pumpe. Aus dieser Tätigkeit heraus schrieb sie 1961 den Kurzroman Ankunft im Alltag, der sich mit den Erlebnissen dreier Abiturienten in einer Arbeiterbrigade beschäftigt. Das Buch hatte großen Erfolg und gab der so genannten Ankunftsliteratur den Namen. Reimann war in dieser Zeit (1959 bis 1964) in zweiter Ehe mit dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann verheiratet, mit dem sie mehrere gemeinsame Werke schuf.[2] Für ihre Erzählung Die Geschwister (1963), die sich mit dem Thema der Flucht in den Westen beschäftigt, erhielt Reimann 1965 den renommierten Heinrich-Mann-Preis. Ab 1968 wohnte sie in Neubrandenburg und arbeitete dort an ihrem Hauptwerk Franziska Linkerhand, obwohl sie in ihren letzten Lebensjahren stark durch eine Krebserkrankung beeinträchtigt war, an der sie im Februar 1973 schließlich starb. Matthias Biskupek charakterisierte die Autorin, die insgesamt viermal verheiratet war, wie folgt: „Reimann war eine liebende Frau, die mit viel Sprachverstand, Phantasie und Selbstzweifeln gesegnet war, die nicht halb so emanzipiert war, wie Feministen wünschen, die von der Sowjetunion schwärmte und dem jeweiligen Liebhaber, die nicht sonderlich mit Geld umgehen konnte und das kleine Glück in der DDR durchaus zu schätzen wusste: gute Beziehungen, reichlich Alkohol, eingeweihte Freundeskreise.“[3]

Postume Ehrungen

Skulptur „Die große Liegende“ von Thomas Reimann als Hommage im Stadtpark Hoyerswerda

Brigitte Reimann erfuhr postum zahlreiche Ehrungen anlässlich ihres 70. Geburtstags im Jahr 2003. Unter anderem wurde in Hoyerswerda die Stadtbibliothek nach ihr benannt und in Neubrandenburg eine Brigitte-Reimann-Gedenkstätte eingerichtet. Die Stadtbibliothek ihrer Geburtsstadt Burg trägt seit dem 20. Februar 1986 ihren Namen. 2004 wurde Reimanns Leben in der Fernsehproduktion Hunger auf Leben mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt. Am 21. Februar 2013 begann in Burg das Brigitte-Reimann-Jahr, im Zuge dessen auch die Skulptur „Die große Liegende“ für sie geschaffen und am 21. Juli 2013 anlässlich ihres 80. Geburtstags im Hoyerswerdaer Zentralpark eingeweiht wurde.[4][5]

Auszeichnungen

Werke

Veröffentlichungen zu Lebzeiten

Postum veröffentlicht

Der Roman Franziska Linkerhand

Den Roman Franziska Linkerhand hinterließ Brigitte Reimann unvollendet.[11] Einige Literaturwissenschaftler hegten den Verdacht, dass dieses Werk vor der Veröffentlichung 1974 im Auftrag von SED-Funktionären teilweise verändert und einzelne Teile gestrichen worden waren. Dabei wird allerdings verschwiegen, dass im Nachsatz der DDR-Ausgabe auf einige vorsichtige Kürzungen[12] hingewiesen wurde. Im Jahre 1981 wurde der DEFA-Film Unser kurzes Leben nach Motiven des Romans gedreht und aufgeführt. Eine nach dem überlieferten Typoskript herausgegebene vollständige Ausgabe des Buches erschien 1998. Das Nachwort von Withold Bonner beschäftigt sich detailliert mit den Abweichungen zwischen dem Typoskript und der Ausgabe von 1974. Tatsächlich waren etwa 4 % des Gesamttextes gestrichen worden, darunter viele Passagen, die sich kritisch mit der DDR auseinandersetzten.

Hörbücher

  • 1999: „Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon“: Siegfried Pitschmann über Leben, Lieben und Arbeiten mit Brigitte Reimann Feature von Sabine Ranzinger, Hörbuch-CD, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898130141
  • 2000: Ich bedaure nichts - Tagebücher 1955–1963, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898130660.[13]
  • 2000: Alles schmeckt nach Abschied – Tagebücher 1964–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, 2 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898131100.
  • 2004: Tagebücher 1955–1970, gelesen von Jutta Hoffmann, 4 Audio-CDs, MDR/ Der Audio Verlag, ISBN 9783898133623.
  • 2004: Ich bin so gierig nach Leben – akustisches Porträt. (Tagebuchauszüge und Passagen aus Franziska Linkerhand.)
  • 2006: Franziska Linkerhand. (Gelesen von Johanna Wokalek)

Verfilmungen

Hörspiel-Bearbeitung

  • 1985: Franziska Linkerhand, Architektin oder Szenen aus einem Frauenleben Eine zweiteilige Folge (55 Min. u. 48 Min.), Hörspielbearbeitung: Hans Bräunlich, Regie: Walter Niklaus (Rundfunk der DDR)

Vertonungen

  • 2009: Linkerhand. Oper nach Motiven des Romans Franziska Linkerhand. Von Andrea Heuser (Libretto) und Moritz Eggert (Musik). UA Hoyerswerda/Görlitz (Regie: Sebastian Ritschel), Mai 2009.

Literatur

  • Margrid Bircken und Heide Hampel (Hrsg.): Brigitte Reimann – Eine Biographie in Bildern. Berlin 2004.
  • Heide Hampel: Reimann, Brigitte. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 334 f. (Onlinefassung).
  • Heide Hampel (Hrsg.): Wer schrieb Franziska Linkerhand? – Brigitte Reimann 1933–1973 – Fragen zu Person und Werk. Literaturzentrum Neubrandenburg e. V., Neubrandenburg 1998.
  • Dorothea von Törne: Brigitte Reimann – Einfach wirklich leben. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-1652-2.
  • Sabine Ranzinger: Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon. Siegfried Pitschmann über Leben, Lieben und Arbeiten mit Brigitte Reimann. Hörbuch. 1998.
  • Kunstverein Hoyerswerda: Brigitte Reimann – Spaziergang durch Hoyerswerda. 2003, ISBN 3-9808957-1-8.
  • Matthias Braun: Bücher waren ihr Alltag, Schreiben war ihr Leben. Brigitte Reimann im Spiegel der Stasi-Akten. In: Deutschland-Archiv, Bd. 38, 2005, 4, S. 625–633, ISSN 0012-1428, Deutschland-Archiv online
  • Hunger auf Leben – Das Leben der Brigitte Reimann. Fernsehfilm. MDR 2003. (Regie: Markus Imboden, mit Martina Gedeck als Brigitte Reimann.)
  • Barbara Wiesener: Von der bleichen Prinzessin, die ein purpurrotes Pferd über den Himmel entführte – das Utopische im Werk Brigitte Reimanns. Univ. Diss. Dr. phil., Potsdam 2003.
  • Helene und Martin Schmidt: Brigitte Reimann – Begegnungen und Erinnerungen. 2006.
  • Kunstverein Hoyerswerda, Helene und Martin Schmidt: Was ich auf dem Herzen habe – Begegnungen mit Brigitte Reimann – Zeitzeugen berichten. 2008, ISBN 978-3-9808957-2-9.
  • Christina Müller: Der Schritt durch den Rahmen. Bild und Weiblichkeitsmythos im Werk Brigitte Reimanns. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89528-920-0.
  • Leonore Krenzlin, Bernd-Rainer Barth: Reimann, Brigitte. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
  • Christina Onnasch und Angelika Fischer: Lebenswege der Brigitte Reimann. Edition A. B. Fischer, Berlin 2012, ISBN 978-3-937434-48-3.
  • Kristina Stella (Hrsg.): „Wär’ schön gewesen!“ Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2. Auflage 2013, ISBN 978-3-89528-975-0.
  • Kristina Stella: Brigitte Reimann. Kommentierte Bibliografie und Werkverzeichnis. Zwei Bände. Teil A: Primärliteratur ( = Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichte, Band 22). Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8498-1080-1.[14]

Weblinks

 Commons: Brigitte Reimann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angela Drescher in der Neuausgabe 1998 der Franziska Linkerhand, S. 633, 15. Z.v.o.
  2. siehe dazu: Wär schön gewesen. Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann, hg.v. K. Stella, Bielefeld 2013
  3. Matthias Biskupek: Von Annies, Nannys und anderen Familien-Verhältnissen, Rezensionen u. a. zum Briefband Jede Sorte von Glück. In: Eulenspiegel, 55./63. Jg., Nr. 9/08, ISSN 0423-5975, S. 60.
  4. Volksstimme Burg
  5. Brigitte-Reimann-Zeichen in Hoyerswerda enthüllt. In: sz-online.de. 21. Juli 2013, abgerufen am 22. September 2014.
  6. Wiesener, S. 117, 15. Z.v.o.
  7. Wiesener, S. 128, 6. Z.v.u.
  8. Ursendung: 3. August 1960, Radio DDR I; Abdruck in: Die Reihe, Nr. 50; 60 Seiten, Aufbau-Verlag Berlin 1960
  9. Ursendung: 17. November 1960, Berliner Rundfunk; Abdruck in: hörspieljahrbuch 1, Henschel-Verlag Berlin 1960, S. 65-93
  10. Leben, schreiben, streiten, lieben in FAZ vom 19. Juli 2013, Seite 36
  11. Inhaltsangabe bei Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (zum)
  12. Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand Verlag Neues Berlin 1974, 7. Auflage 1981, o.pag. (S. 584)
  13. Jochen Hieber: Ausflüge in die Anarchie. Hörbuch des Monats April: Brigitte Reimanns Tagebücher, FAZ vom 10. April 2000, S. 57
  14. Christel Berger: Sehnsüchte, Enttäuschungen. (Rezension) In: neues deutschland vom 15. Januar 2015, S. 16
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