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Walther Flechtheim

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Walther Flechtheim (geb. 12. Juli 1881 in Warburg; gest. 6. März 1949 in London) war ein deutscher Varietékünstler. Mit seiner Frau wurde er unter den Künstlernamen „Monroe & Molly“ überregional bekannt.

Familie

Walther Flechtheim entstammte der jüdischen Kaufmannsfamilie Flechtheim aus Brakel, die dort im Landwarenhandel tätig war. Sein Vater Salomon „Sally“ Flechtheim (1847–1908) war das zweite von sieben Kindern des Kaufmanns Abraham Soistmann Flechtheim (1806–1872), der die aus Hofgeismar stammende Fanni Wertheim (1821–1893) geheiratet hatte und bis zu seinem Tode in Brakel lebte. Walthers Flechtheims Großonkel Jacob Flechtheim (1798–1853) hatte von seinem Onkel Schaft Ostmann in Warburg ein großes Ackerbürgerhaus in der Bernhardistraße 23 geerbt, in dem er ebenfalls einen Landwarenhandel und eine Privatbank betrieb. Nach Jacobs Tod wurden Haus und Geschäft zunächst von Jacobs Kompagnon und Schwager Ruben Sternau weitergeführt und später von Walthers Vater Sally übernommen.

Parallel dazu erweiterte Walthers Flechtheims jüngerer Großonkel Moses Flechtheim das Brakeler Geschäft und gründete dort die Getreidehandelsfirma M. Flechtheim, die 1870 nach Münster verlagert wurde.

Leben

Walther Flechtheim wuchs in der Warburger Altstadt auf. Nach einer Militärdienst als Leutnant im Ersten Weltkrieg wandte er sich, wie sein berühmter Cousin Alfred Flechtheim, der Kunst zu. Mit der aus einer protestantischen Arbeiterfamilie im Vogtland stammenden 20 Jahre jüngeren Tänzerin Hedwig Jordan entwickelte er ein Varieté-Programm, das unter dem Namen „Monroe & Molly“ zunächst in Berlin und später deutschlandweit bekannt wurde. Die beiden liebten Jazz und begeisterten mit aufregenden Nummern wie dem Apachen- oder dem Pyjamatanz. 1920 heiratete er seine Partnerin und legte den jüdischen Glauben ab. Danach galt er als das „schwarze Schaf“ der Familie.[1] Im selben Jahr führte ein Engagement im Hotel „Vier Jahreszeiten“ am Ostkorso 8 das Paar nach Bad Oeynhausen. Dort nahm es seinen Hauptwohnsitz und unterhielt während der Sommermonate die Kurgäste mit modernen Tanzaufführungen zu Jazzmusik in selbstgenähten Kostümen. Im Winter gingen sie auf Tournee, traten in Varietés u. a. in Berlin, Halle an der Saale, Gera und Krefeld auf und unterstützten andere Veranstalter bei der Konzeption neuer Shows. Als das Hotel Vier Jahreszeiten 1925 sein Unterhaltungsprogramm einstellte, baute das Paar sich eine eigene Veranstaltungsreihe im Kurhaus Bad Oynhausen auf und leitete 1926 bis 1932 im Hotel Hohenzollernhof die „HOZO-Künstlerspiele“.

1933 wurde Walther Flechtheim Direktor des Varieté-Theaters „Der Seidenfaden“ in Krefeld, das der Färbereibesitzer Fritz Kress in einem ehemaligen Hotel am Ostwall 103–105 eingerichtet hatte. Ein Schreiben seines dortigen Stellvertreters mit dem Inhalt „Wir wollen mit einem Nichtarier nicht mehr zusammenarbeiten“ führte jedoch kurze Zeit später zu seiner Entlassung auf Grund der Gesetze der Reichskulturkammer. Das Ehepaar erhielt Berufsverbot und flüchtete 1935 nach London. Dort blieb es der Varieté-Kunst treu und leitete eine Künstleragentur mit Unterkunft. 1949 starb Walther Flechtheim in London. Danach lebte Hedwig Flechtheim vorübergehend wieder in Bad Oeynhausen, kehrte aber nach England zurück, wo sie 1972 starb. Das Paar wurde auf dem Friedhof am Schwarzen Weg in Bad Oeynhausen bestattet.

Erinnerungskultur

  • 2003 Ausstellung im Stadtmuseum Brakel

Literatur

  • Rico Quaschny: Monroe & Molly. Die Varietéstars Walther und Hedwig Flechtheim zwischen Erfolg und Verfolgung. Bielefeld 2001, ISBN 3-89534-401-X.
  • Martina Schäfer: Zwei Variétestars zwischen Erfolg und Verfolgung. In: Welt am Sonntag. Hamburg, 16. November 2003.
  • Anna Pia Möller: Zeitzeugengespräch: Erinnerung an die goldenen Zwanziger, Gerda Piasta (103) berichtet von Künstlerpaar »Monroe & Molly«. In: Westfalenblatt. Bielefeld, 8. August 2017.

Einzelnachweise

  1. Martina Schäfer: Zwei Variétestars zwischen Erfolg und Verfolgung. In: Welt am Sonntag. Hamburg, 16. November 2003.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Walther Flechtheim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.