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Sebastian Lüning

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Sebastian Lüning (* 1970) ist Geologe. Er war Afrikaexperte beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea und arbeitet derzeit für Galp Energia. Mediale Rezeption erfuhr er durch die Veröffentlichung des Buches Die kalte Sonne, in dem er zusammen mit Fritz Vahrenholt eine Reihe grundlegender Erkenntnisse der Klimaforschung bestreitet und u. a. behauptet, eine Veränderung der Sonnenaktivität und nicht die menschlichen Einflüsse seien die Hauptursache für die globale Erwärmung.

Leben und Wirken

Lüning absolvierte sein Studium an der Universität Göttingen, das er 1994 mit dem Diplom abschloss. Für seine Doktorarbeit an der Universität Bremen untersuchte er die Oberkreide und das Alttertiär der Sinai-Halbinsel in Ägypten. Von 1997 bis 2000 war er als Postdoc in London und arbeitete an paläozoischen Sedimentbecken der Sahara mit Schwerpunkten im Bereich Schwarzschiefer und Erdölgeologie.

Im Anschluss kehrte er nach Bremen zurück, wo er ein Projekt zu Cenoman-Turon-Schwarzschiefern Nordafrikas bearbeitete und sich dazu habilitierte. Im Wintersemester 2005/2006 war Lüning Gastdozent am Institut für Geologische Wissenschaften der Universität Wien.

2007 wurde Lüning von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden mit dem Hanns-Bruno-Geinitz-Preis ausgezeichnet.[1] Der Preis wird für die Bereiche Dissertation/Habilitation sowie Diplom vergeben. Von 2007 bis 2012 war er als Afrikaexperte beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea beschäftigt. Seit 2012 ist er Chefgeologe für den Bereich New Ventures beim portugiesischen Öl- und Gaskonzern Galp Energia, dem größten Unternehmen des Landes.

Messdaten der globalen Temperatur der NASA (gleitendes Mittel über 12 Monate) im Vergleich zur Prognose für die globale Temperatur bis 2030 von Vahrenholt und Lüning (nach Die kalte Sonne, Abb. 73.), Stand September 2016.

Öffentliche Bekanntheit erlangte Lüning, als er Anfang 2012 zusammen mit dem Shell- und RWE-Manager Fritz Vahrenholt das Buch Die kalte Sonne mit klima"skeptischen" Thesen veröffentlichte.[2][3] Die Bild-Zeitung veröffentlichte im Vorfeld Auszüge aus dem Buch unter dem Titel Die CO2-Lüge.[4][5] Kernthese des Buches ist, dass nicht CO2, sondern vor allem Änderungen der Meeresströmungen und der Sonnenaktivität zur globalen Erwärmung geführt hätten und dass durch abnehmende Sonnenaktivität die zukünftige Erwärmung sehr viel geringer ausfalle als z. B. vom IPCC prognostiziert.[6][7] Zudem wird die verschwörungstheoretische Position vertreten, die globale Erwärmung sei ein Mittel, um Klimaforschern Arbeitsplätze, Prestige und Forschungsgelder zu verschaffen und über Gesetze die Freiheit der Bürger einzuschränken.[8] Zahlreiche Journalisten sowie Energie- und Klima-Experten widersprachen den wissenschaftlichen Thesen des Buches und seiner politischen Forderung, sich „mehr Zeit“ beim Umbau des Energiesystems zu lassen.[7][9]

In der Fachwelt wurden die im Buch aufgestellten Thesen einhellig verworfen. Zudem äußerten sich mehrere Wissenschaftler, die im Buch zitiert wurden, sie seien falsch wiedergegeben worden. Unter anderem kritisierte der zitierte Statistiker Manfred Mudelsee, dass Vahrenholt und Lüning selbst nach seinem Hinweis, dass seine Arbeit keine Sonnenzyklen belege, dies weiterhin auf ihrem Blog behaupteten. Er fühle sich deshalb von Vahrenholt und Lüning bewusst instrumentalisiert.[10] Der Klimaforscher Hans von Storch, selbst ein Kritiker einer zu „alarmistischen“ Deutung der Klimawissenschaft, urteilte: „Es scheint, dass Fritz Vahrenholt und sein Koautor Sebastian Lüning einfach Rosinenpickerei betrieben haben – also das, was sie ihren Gegnern vorwerfen.“[11]

Laut NZZ am Sonntag ist Lüning "überall" zu finden: "An Heartland-Konferenzen, an Eike-Konferenzen, bei der AfD-Fraktion im Bundestag, in der fossilen Industrie." Zudem sei er Privatforscher am sog. Institut für Hydrographie, Geoökologie und Klimawissenschaften, einem aus Lüning und einer weiteren Person bestehenden Verein, dessen Ziel im Finden eines Beweises bestehe, dass Kohlendioxid nicht zwangsläufig der Haupttreiber der gegenwärtigen globalen Erwärmung sei. Die NZZ-Autoren attestieren ihm, eloquent und kritisch zu sein, weisen jedoch ebenfalls auf Widersprüche in seiner Argumentation hin. So nenne er sich einerseits unabhängig, andererseits sei er beruflich auf der Suche nach Öl- und Gasvorkommen für die fossile Energieindustrie. Ebenso nenne er sich selbst einen "gemäßigten Skeptiker", publiziere zugleich aber auch zusammen mit EIKE-Pressesprecher und Klimaleugner Horst-Joachim Lüdecke. Zudem kritisieren sie den rauen Ton auf dem gemeinsam von Lüning und Fritz Vahrenholt betriebenen Kalte-Sonne-Blog, der "der an die Männer vom Klimamanifest" erinnere. So würde dort unter anderem Klimaforscher und IPCC-Leitautor Reto Knutti als "Klima-Aktivist" bezeichnet und ihm vorgeworfen er neige zu "antiwissenschaftlicher" Hybris und leide an "Kritikunfähigkeit".[12]

2013 war er einer der Autoren eines vom Heartland Institute herausgegebenen Berichts des NIPCC, einer von Fred Singer gegründeten Gruppe, die den menschengemachten Klimawandel bestreitet und als Gegenorganisation zum Weltklimarat IPCC konzipiert wurde.[13]

Veröffentlichungen (Auszug)

  • Lüning, S., M. Gałka, F. P. Bamonte, F. G. Rodríguez, F. Vahrenholt (2018): The Medieval Climate Anomaly in South America. Quaternary International, doi: 10.1016/j.quaint.2018.10.041.
  • Lüning, S., M. Gałka, I. B. Danladi, T. A. Adagunodo, F. Vahrenholt (2018): Hydroclimate in Africa during the Medieval Climate Anomaly. Palaeogeogr., Palaeoclimatol., Palaeoecol., 495: 309-322, doi: 10.1016/j.palaeo.2018.01.025.
  • Lüning, S., M. Gałka, F. Vahrenholt (2017): Warming and cooling: The Medieval Climate Anomaly in Africa and Arabia. Paleoceanography 32 (11): 1219-1235, doi: 10.1002/2017PA003237.
  • Laurenz, L., H-J. Lüdecke, S. Lüning (2019): Influence of solar activity on European rainfall. Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics, 185:29-42, doi: 10.1016/j.jastp.2019.01.012 (englisch)

Buch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=13392. Vgl. bildungsklick.de, Hanns-Bruno-Geinitz-Preis in Dresden verliehen
  2. Fritz Vahrenholt: SPD-Rebell hält Klimaprognosen für übertrieben. In: Frankfurter Rundschau. 6. Februar 2012.
  3. Christopher Schrader: Klimawandel – Welche Rolle spielt die Sonne wirklich? In: Süddeutsche Zeitung. 8. Februar 2012.
  4. Fritz Vahrenholt & Sebastian Lüning: Die CO2-Lüge: „Seit 12 Jahren ist die Erd-Erwärmung gestoppt!“. In: Bild. 7. Februar 2012
  5. Frank Drieschner, Christiane Grefe & Christian Tenbrock: Fritz Vahrenholt: Störenfritz des Klimafriedens. In: Die Zeit. Nr. 7, 9. Februar 2012.
  6. Stefan Schmitt und Christian Tenbrock: Kälte aus dem All? In: Die Zeit. 26. Januar 2012, abgerufen am 1. August 2018 (Bezahlschranke auf der Internetseite).
  7. 7,0 7,1 Umstrittenes Buch „Die kalte Sonne“: Halbwahrheiten über die CO2-Lüge. In: Focus Online. 30. Juli 2012, abgerufen am 18. März 2016.
  8. Jens Soentgen, Helena Bilandzic: Die Struktur klimaskeptischer Argumente. Verschwörungstheorie als Wissenschaftskritik. In: GAIA. 23, Nr. 1, 2014 S. 40–47, doi:10.14512/gaia.23.1.10.
  9. Skeptiker im Faktencheck, ZEIT Online vom 8. Februar 2012.
  10. Forscher fühlen sich von Klimaskeptiker Vahrenholt instrumentalisiert. In: Die Zeit, 10. August 2012. Abgerufen am 23. Juni 2016.
  11. Hans von Storch: A skeptic lacking skepticism: Fritz Vahrenholt. Die Klimazwiebel, 8. Februar 2012, abgerufen am 25. März 2016.
  12. Carole Koch und Boas Ruh: Der Klimakrieg: Ein internationales Netz von Klimaskeptikern greift Forscher an. In: NZZ am Sonntag, 9. März 2019. Abgerufen am 10. März 2019.
  13. Klimaschäden, Bäumchenspiel, Alternativ-Klimabibel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Oktober 2013. Abgerufen am 8. Juli 2019.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sebastian Lüning aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.