Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Rudolf Kaulla

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:Rudolf Kaulla.jpg
Zeichnung von Rudolf Kaulla

Rudolf Benedikt Kaulla (geboren 12. Dezember 1872 in Stuttgart; gestorben 22. September 1954 Oberstdorf) war ein deutsch-jüdischer Hochschullehrer, Buchautor und Teilhaber bei der Bank Jacob S.H. Stern.

Leben

Datei:20180416 Stuttgart - Mörikestr 14 - 3BEA.jpg
Haus von Rudolf Kaulla in der Mörikestraße 14, Stuttgart

Rudolf Kaulla wurde am 12. Dezember 1872 in Stuttgart geboren und besuchte dort das Karls-Gymnasium. Er studierte Rechtswissenschaft in Lausanne, Straßburg, Leipzig, Tübingen und München. In München promovierte Kaulla 1897 zum Dr. jur. mit der Dissertation „Die rechtliche Natur der Defraudation öffentlicher Abgaben“. Anschließend studierte er dort Nationalökonomie an der „Ludwig-Maximilians-Universität“. Dort promovierte Rudolf Kaulla 1902 bei Professor Lujo Brentano zum Dr. oec. publ. mit der Dissertation „Wertbegriff im römischen Recht“.

1903 habilitierte Kaulla sich an der „Technische Hochschule Stuttgart“ mit der Arbeit „Lehre vom gerechten Preis in der Scholastik“, begann dort 1904 als Privatdozent für Nationalökonomie zu lehren und war von 1910 bis 1919 außerordentlicher Professor für spezielle Volkswirtschaftslehre. Er gehörte in Stuttgart auch dem Aufsichtsrat der Königlich Württembergischen Hofbank an, welche von seiner Vorfahrin, der Hoffaktorin Karoline Kaulla (1739–1809) mitbegründet und von Mitgliedern der Familie Kaulla bis 1915 geführt wurde.

1920 zog Kaulla mit seiner Familie nach Frankfurt am Main und wurde Mitinhaber des Bankhauses Jacob S.H. Stern. Zugleich war er Mitglied des Aufsichtsrats der Deutsche Effekten- und Wechselbank, der Deutsch-Asiatische Bank und der Schantung-Eisenbahngesellschaft.

Angesichts der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Rudolf Kaulla 1933 zunächst nach London (Großbritannien) und im folgenden Jahr nach Lausanne (Schweiz), wo er für den Rest seines Lebens wohnhaft blieb und uns sich als Privatgelehrter und Buchautor betätigte. 1954 starb Rudolf Kaulla während einer Reise in Oberstdorf (Deutschland).

Familie und Privates

Rudolf Kaulla war der Sohn des Stuttgarter Juristen Dr. jur. Max Kaulla (1829–1906) und seiner Frau Jeanette Goldschmidt (1833–1920, Mitglied der Frankfurter Bankiersfamilie Goldschmidt) und Nichte von Benedikt Hayum Goldschmidt (1798–1873), Gründer der Frankfurter Bank B.H. Goldschmidt und Konsul des Großherzogtums Toskana. Über seinen Vater war Rudolf Kaulla ein Nachkomme der Hoffaktorin Karoline Kaulla (1739–1809) und mit dem Bankier, Genossenschaftler und Sozialreformer Eduard Pfeiffer (1835–1921) verwandt. Rudolf Kaullas Schwester, Lucie Kaulla (1866–1955, genannt Luz), war mit Georges Gabriel Siegmund Warburg (1871–1923) verheiratet. Er gehörte der deutsch-jüdischen Bankiersfamilie Warburg an und war Mitinhaber des Hamburger Bankhauses M. M. Warburg & Co.. Ihr Sohn war der deutsch-britische Bankier Siegmund G. Warburg, Gründer der britischen Bank S. G. Warburg & Co.

Am 20. März 1907 heiratete Rudolf Kaulla in Frankfurt am Main Louise Maria Stern (1874–1933), eine Tochter des Frankfurter Bankiers Theodor Stern (1839–1900). Mit ihr hatte er eine Tochter, Margareta Wilhelmine (1913–?, verheiratet mit Dr. Paul Ossipow in Lausanne). In zweiter Ehe heiratete Kaulla 1933 Anne Marie Clara Ganz (1898–1988), zuvor bis 1921 mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer verheiratet.

Im „Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre“ aus dem Jahr 1914 wird Rudolf Kallas Vermögen mit 9 Millionen Mark angegeben.

1910 beauftragte Rudolf Kaulla die Architekten Hugo Schlösser und Johann Weirether in Stuttgart für sich und seine Familie eine repräsentative Villa in der Mörike Straße 14 zu errichten. Diese Architekten hatten zur gleichen Zeit auch den Auftrag zum Bau der Stuttgarter Villa Reitzenstein, seit 1952 Dienstsitz der Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Während seines Exils in der Schweiz, lebte Kaulla in der Avenue d’Ouchy 18 in Lausanne.

1898 trat Rudolf Kaulla dem Deutschen Alpenverein (Sektion Schwaben) bei, wurde aber von diesem wegen seines jüdischen Glaubens 1935 zum Austritt gezwungen.

Werke

  • „Die geschichtliche Entwicklung der modernen Werttheorien“, Laupp, Tübingen 1906
  • „Organisation des Bankenwesens in Württemberg in ihrer geschichtlichen Entwicklung“, Enke, Stuttgart 1908
  • „Das Objekt des Tauschwerts, Festschrift für Lujo Brentano zum 70. Geburtstag“, München und Leipzig 1916 (Volltext online)
  • „Über das Verhältnis der Volkswirtschaftslehre zur Rechtswissenschaft und zur Politik“, Rothschild, Berlin 1919
  • „Die Grundlagen des Geldwerts“, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1920
  • „Der Liberalismus und die deutschen Juden“, Duncker & Humblot, München 1928
  • „Staat, Stände und der gerechte Preis“, Springer, Wien 1936
  • „Theory of the just price“, George Allen and Unwin, London 1940
  • „Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Geldes“, Francke, Bern 1945
  • „Rechtsstaat und Währung“, Kohlhammer, Stuttgart 1949

Siehe auch

Literatur

  • Spitaler, Armin: Der Nationalökonom Rudolf Kaulla: Zu seinem 75. Geburtstag In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd. 105, H. 1. 1948, Verlag Mohr Siebeck, ISSN 0044-2550 S. 169–175
  • Vierhaus, Rudolf (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. Ausgabe, Band 5, K-G-Saur, München 2006, ISBN 3-598-25035-5, S. 544
  • Kurzbiographie von Rudolf Kaulla in: Werner Röder/ Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Band I, Verlag K.G Saur, München 1980, S. 357 (Vorschau in der Google Buchsuche)
  • Gerhard J. Mauch: Kaulla, Rudolf. In: Harald Hagemann, Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Band 1: Adler–Lehmann. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 315f.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 357

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rudolf Kaulla aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.