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Pergament

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Auf einen Holzrahmen gespanntes Pergament aus Ziegenhaut

Pergament ist eine leicht bearbeitete Tierhaut, die seit dem Altertum als Beschreibstoff verwendet worden ist. Es ist damit ein Vorläufer des Papiers.

Herstellung und Gebrauch

Pergamentmacher in den Nürnberger Hausbüchern um 1425
Pergamentherstellung um 1568
Beispiel eines zirka vier mal vier Zentimeter großen Pergaments mit rauer Oberfläche
Beispiel eines zirka vier mal vier Zentimeter großen Pergaments mit glatter Oberfläche

In den Hochkulturen des Alten Orients und des Mittelmeerraumes wurde seit altersher Leder als Beschreibstoff verwendet. Wie Leder wird auch Pergament aus Tierhäuten hergestellt, die man allerdings ungegerbt in eine Kalklösung legt, bevor Haare, Oberhaut und anhaftende Fleischreste abgeschabt werden. Anschließend wird die Haut gereinigt, gespannt und getrocknet. Die Oberfläche wird mit Bimsstein geglättet und mit Kreide geweißt. Je nach Sorgfalt der Bearbeitung bleibt die unterschiedliche Oberflächenstruktur von Fleisch- und Haarseite deutlicher oder weniger deutlich erhalten: die Fleischseite ist glatt, die Haarseite zeigt die Poren. Die feinste Qualität wurde aus Häuten neugeborener oder ungeborener Ziegen und Lämmer hergestellt. Auf Pergament vom Kalb sind die Haaransätze als feine Punkte sichtbar, das der Ziege weist regelmäßige, etwas gereihte Punkte auf, Pergament vom Schaf ist honigfarben, papierartig, ohne deutliche Haaransätze.

Die Vorzüge des Pergaments gegenüber dem Papyrus bestanden in seiner glatteren Oberfläche, in seiner Festigkeit und Dauerhaftigkeit sowie auch in seiner überwiegend hellen Farbe. Die gute Tilgbarkeit der Beschriftung erleichtert die Wiederverwendung bereits beschriebenen Pergaments. In diesem Fall spricht man von einem Palimpsest (griech. palimpsestos „wieder abgekratzt“) oder einem codex rescriptus (lat. „wiederbeschriebener Kodex“).

Die Qualität des Pergaments und die Sorgfalt bei der Herstellung waren ein Maßstab für das Niveau eines Skriptoriums. Das Können der Schreiber und der Maler zeigte sich im Umgang mit dem äußerst feuchtigkeitsempfindlichen Beschreibstoff. Auch dafür haben sich Empfehlungen überliefert, beispielsweise in der anonymen Handschrift Compendium artis picturae des 12. Jahrhunderts.

Der Richtwert für die Aufbewahrung von Pergament ist eine konstante Luftfeuchtigkeit von nicht unter 40 % bei Temperaturen um 20 °C.

Geschichte

Antike

Die Bezeichnung Pergament (griech. περγαμηνή pergamené) leitet sich von dem Ortsnamen Pergamon (an der Westküste der Türkei, heute Bergama) ab: griechisch membrana pergamena bedeutet „pergamenische Häute“. Nach einer Notiz des älteren Plinius hätte der in Ägypten herrschende König Ptolemaios (offenbar Ptolemaios VI., 180–145 v. Chr.) den Papyrusexport nach Pergamon verboten, wo König Eumenes II. (197–159 v. Chr.) eine mit dem ägyptischen Alexandria konkurrierende Bibliothek betrieb; gewissermaßen aus Not hätten daraufhin die Pergamener das Pergament erfunden. Die Geschichte gilt heute weithin als legendär. Es wird vermutet, dass in Pergamon lediglich eine qualitative Verbesserung des Beschreibstoffs entwickelt wurde, auf welche die Namengebung zurückgeht.

Die ältesten datierbaren Dokumente griechischer Sprache auf Pergament stammen aus dem 2. Jh. v. Chr. Im 1. Jh. n. Chr. ist Pergament als Träger literarischer Werke indirekt bezeugt, datierbare Originale reichen bis in das 2. Jh. n. Chr. zurück. Seit dem 4. Jh. n. Chr. begann man, Papyrusrollen in Pergamentkodices umzuschreiben, denen als Buchform die Zukunft gehören sollte. Pergamentkodices sind die großen Meisterwerke der spätantiken Buchmalerei wie der Wiener Dioskurides oder der Vergilius Vaticanus. Weitere Zeugnisse des spätantiken Bücherluxus sind die sogenannten Purpurhandschriften, deren Pergamentseiten mit Purpur eingefärbt und mit Silber- oder Goldtinte beschrieben sind, wie z. B. die ebenfalls illuminierte Wiener Genesis.[1] Als ein besonders kostbares Dokument auf sogenanntem Purpurpergament gilt die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu aus dem 10. Jahrhundert, deren Färbung durch Mennige und Färberkrapp erreicht wurde.

Nachantike

Da Pergament lichtdurchlässig ist, wurden auch Lampen und Fenster mit Pergament verkleidet.

Pergament diente daneben auch zur Verstärkung von Holzoberflächen. So wurden seit der Antike Holzschilde u. a. mit Pergament beklebt, um das Spalten des Holzes bei Hieben zu verhindern. Im Holzprothesenbau diente Pergament bis in die Gegenwart dazu, die hohlen Holzschäfte von Arm- und Beinprothesen zu verfestigen. Das spröde Pappelholz wäre ohne den aufgeschrumpften Pergamentüberzug auf Dauer gerissen.

Gegen Ende des Mittelalters wurde das Pergament zunehmend vom Papier verdrängt. Zum einen wurde Papier in der Herstellung deutlich billiger, zum anderen benötigte der sich immer weiter verbreitende Buchdruck Papier, weil es die Farbe besser aufsaugt. Im Zuge des Aufstiegs der Buchdruckerkunst wurden die auf Pergament geschriebenen mittelalterlichen Handschriften auch zur Makulatur.

Pergamentpapier

Torah aus Pergament hergestellt

Echtpergament (engl. vegetable parchment) ist ein mit Hilfe von Chemikalien dauerhaft fettdicht und nassfest gemachtes Zellstoffpapier.

Seine Erfindung fand in der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen europäischen Ländern gleichzeitig statt. Der aus Frankreich stammende Louis Plaidy und später auch sein Sohn Heinrich stellten in Wermsdorf bereits ab 1810 ein mit Graphit-Quarzschiefer und Natriumsilikatlösung gefertigtes Steinpergament her. Die Plaidys behielten ihre Herstellungstechnik jedoch für sich, so dass das Verfahren keine industrielle Anwendung fand. Die Franzosen I. A. Poumarède und Louis Figuer veröffentlichten 1847 ein Verfahren zur Herstellung von Papyrin mit Schwefelsäure, dem der Wiener Papierforscher Bartsch etwa 20 Jahre später zur Fabrikationsreife verhalf. Ein nahezu gleiches Verfahren wurde 1853 auch durch den englischen Chemiker E. Gaine beschrieben. Industriell konnte Pergamentpapier dann erstmals 1861 in England hergestellt werden.[2]

Pergamentpapier entsteht in mehreren getrennten Arbeitsgängen. In einem ersten Schritt werden die Zellstofffasern stark zermahlen, um Fettdichtheit zu erzeugen. Nachdem der Zellstoff im zweiten Schritt zu Papier verarbeitet wurde, folgt der für die Pergamentierung relevante Schritt der Behandlung mit Schwefelsäure. Hierbei werden die Papierfasern an der Oberfläche des Papieres angelöst, so dass sich diese dauerhaft zu einer geschlossenen Oberfläche verbinden. Dadurch wird eine hundertprozentige Fettdichtheit erreicht. Anschließend wird die überschüssige Säure in mehreren Wasserbädern ausgewaschen. Im letzten Prozessschritt wird das Papier getrocknet. Pergamentpapier ist im Gegensatz zum Pergamentersatzpapier (ohne Schwefelsäurebehandlung) hochnassfest und nicht kompostierbar.

Das heutige Transparentpapier als Träger für von Hand angefertigte technische Zeichnungen wird ebenfalls als Pergament bezeichnet.

Siehe auch

Quellen zur Antike

  • Horst Blanck: Das Buch in der Antike. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36686-4
  • Otto Mazal: Griechisch-römische Antike. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1999, ISBN 3-201-01716-7 (Geschichte der Buchkultur; Bd. 1)
  • Severin Corsten, Stephan Füssel und Günther Pflug (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 5. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Hiersemann, Stuttgart 1999, ISBN 3-7772-9904-9
  • Hubert Cancik und Helmuth Schneider (Hrsg.): Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Bd. 9. Metzler, Stuttgart u. Weimar 2000, ISBN 3-476-01479-7
  • Helmut Hiller und Stephan Füssel: Wörterbuch des Buches. Sechste, grundlegend überarbeitete Auflage. Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-465-03220-9

Literatur

  • Peter Rück (Hrsg.) [in memoriam Ronald Reed † 23. März 1990]: Pergament. Geschichte – Struktur – Restaurierung – Herstellung. Jan Torbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4202-7 (Historische Hilfswissenschaften 2).
  • Sylvie Fournier: Brève histoire du parchemin et de l'enluminure. Editions Fragile, Gavaudun 1995, ISBN 2-910685-08-X (Collection Brève Histoire).
  • Erika Eisenlohr: Die Kunst, Pergament zu machen. In: Uta Lindgren (Hg.): Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation. Ein Handbuch. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1996. S. 419-434 ISBN 3-7861-1748-9

Weblinks

 Commons: Parchment – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Vera Trost: Gold- und Silbertinten. Technologische Untersuchung zur abendländischen Chrysographie und Argyrographie von der Spätantike bis zum hohen Mittelalter, Wiesbaden 1991
  2. Siegfried Fiedler: War Plaidy der erste?, in: Sächsische Heimatblätter 2/1970, S. 85–87.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pergament aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.