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Paul Wunderlich

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Datei:Paul-wunderlich-ebw-01.jpg
Paul Wunderlich (2007)

Paul Wunderlich (* 10. März 1927 in Eberswalde; † 6. Juni 2010 in Saint-Pierre-de-Vassols, Kanton Mormoiron, Provence) war ein deutscher Maler, Zeichner, Bildhauer und Grafiker. Er gestaltete in seinen neusurrealistischen Bildern und Skulpturen überwiegend erotische Themen. Dabei bezog er sich häufig auf mythologische Sagen.

Leben und Werk

Wunderlich wurde als zweites Kind der Eheleute Horst und Gertrude Wunderlich (geb. Arendt) geboren. Nach einer Zeit als Flakhelfer und Kriegsgefangener zog er zu seiner Mutter nach Eutin, absolvierte dort am Johann-Heinrich-Voß-Gymnasium das Abitur und besuchte anschließend die Schloßkunstschule in der Orangerie des Eutiner Schlosses. 1947 wurde er Student an der Kunstschule in Hamburg, wo er sich in der Klasse Freie Graphik bei Willi Tietze einschrieb. Seine Mitschüler waren unter anderen Horst Janssen und Reinhard Drenkhahn. Nach einer Unterbrechung nahm er das Studium 1950 wieder auf, das er 1951 bei Willem Grimm abschloss. Anschließend wirkte er als Lehrbeauftragter an der Hochschule für bildende Künste Hamburg für die Techniken der Lithografie und Radierung. Ebenfalls 1951 druckte er für Emil Nolde („Der König und seine Mannen“, Radierung) und 1952 für Oskar Kokoschka die Grafik-Suite „Ann Eliza Reed“ mit elf Lithografien. Mit dem Verdienst verbrachte er drei Monate auf Ibiza. 1955 erhielt er ein Stipendium des Kulturkreises der Deutschen Industrie.

Datei:Skulptur-weidendamm.jpg
Vogel im Weidendamm Eberswalde

Nach einer frühen, im Wesentlichen realistischen Schaffensphase entwickelt er ab etwa 1959 den für ihn charakteristischen Stil. Seine frühen Werke zeigen zerstückelte, disproportionierte Körper vor leerem Hintergrund. In den sechziger Jahren vor allem nimmt Wunderlich immer wieder Impulse aus verschiedenen Kunstrichtungen, hierbei vorzüglich Elemente aus Art Déco und Jugendstil, in sein Werk auf und verarbeitet sie seinem Stil gemäß.

1960 kam es zur Beschlagnahmung des Lithographie-Zyklus „qui s'explique“ durch die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen unsittlicher Darstellungen. Die Rückgabe erfolgt 1985 ohne Kommentar durch die Staatsanwaltschaft. 1961 erhält Wunderlich den Kunstpreis der Jugend für Graphik, mit dem Preisgeld verlegte er seinen Wirkungskreis nach Paris. 1962 arbeitete er in der Werkstatt Desjobert in Paris, erstmals konnte er vom Verkauf seiner Lithografien leben.

1963 kehrte er nach Hamburg zurück und wurde (bis 1968) – als Nachfolger von Georg GreskoProfessor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und begann 1969 unter dem Einfluss von Salvador Dalí mit der Erstellung von Skulpturen und Plastiken aus Bronze.

1970 setzte sich der Künstler eingehend mit dem Werk Dürers auseinander und es entstand eine Serie, in der er Dürer-Motive surrealistisch verfremdete. Den größten Teil seines Werkes umfassen Lithografien – ab 1968 schuf Wunderlich aber auch Plastiken als dreidimensionale Abbilder seiner gemalten und gezeichneten Gegenstände und Figuren.

Am Eberswalder Marktplatz steht das neue Kreishaus, das den Namen Paul-Wunderlich-Haus trägt und im Juni 2007 von der Kreisverwaltung Barnim bezogen wurde. In diesem Kreishaus befindet sich eine ständige Ausstellung mit zeitgenössischen Werken Paul Wunderlichs. Somit wird das kulturelle Engagement Wunderlichs gegenüber seiner Geburtsstadt Eberswalde gewürdigt. Zur Eröffnung am 1. Juli 2007 gab es ein großes Fest, bei welchem neben dem Duo P.O.N.D. auch Tangerine Dream ein Paul Wunderlich gewidmetes Konzert gaben.

Paul Wunderlich war seit 1971 mit der Fotografin Karin Székessy verheiratet und hat mit ihr gemeinsam einige Kunstprojekte realisiert. Fritz J. Raddatz hat diese Zusammenarbeit in dem Buch Correspondenzen dokumentiert und kommentiert.[1] Er lebte und arbeitete in Hamburg und Saint-Pierre-de-Vassols (Provence), wo er nach kurzer schwerer Krankheit 2010 verstarb.

Zitate

  • S.R.: Kann der Mensch, kann die Gesellschaft ohne Kunst leben? P.W.: Ja, aber es lohnt sich kaum. (Paul Wunderlich im Gespräch mit Stephan Richter)[2]

Werke

In Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen:

  • Portrait Jim Hughes, 1959 (Wkvz. 19), Öl aus Hartfaserplatte, 62 x 100 cm
  • Gehängte (zum 20. Juli '44), 1959/60 (Wkvz. 42), Öl aus Hartfaserplatte, 120 x 90 cm
  • 20. Juli 1944, 1959 (Wkvz. 80-87), 8 Lithografien, jeweils 61 x 43 cm, Auflage 10
  • qui s'explique, 1959 (Wkvz 95-106), 12 Lithografien, jeweils 61 x 43 cm, Auflage 5
  • Fructidor, 1989 (WVZ-Nr. 776), Farblithografie, 100 x 137 cm, Auflage 50

In Eberswalde:

  • Tanzende Frau II, 1998 (Wkvz. 336), Skulptur in Bronze, Höhe 230 cm, Auflage 6
  • Sitzender Mann II, 1998(Wkvz. 337), Skulptur in Bronze, Höhe 195 cm, Auflage 6
  • Vogel (Park im Weidendamm), 1998, Skulptur in Bronze, Höhe 2 m, Länge 4 m

Ehrungen (Auswahl)

  • 1960 Deutscher Kunstpreis der Jugend für Grafik, Mannheim
  • 1962 M.-S. Collins-Preis für Lithografie, Philadelphia (USA)
  • 1964 Japan Cultural Forum Award, Tokio (Japan)
  • 1965 Edwin-Scharff-Preis, Freie und Hansestadt Hamburg
  • 1967 Premio Marzotto, Valdagno, Vicenza (Italien)
  • 1981 Korrespondierendes Mitglied der Académie des Beaux-Arts, Paris
  • 1986 Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein
  • 2008 Ehrenbürgerschaft der Stadt Eberswalde

Wichtige Ausstellungen

Literatur

  • Paul Wunderlich und Karin Szèkessy: Correspondenzen. Hrsg. Fritz J. Raddatz, Verlag Belser, 1982, ISBN 978-3763016617
  • Paul Wunderlich: Werkverzeichnis der Druckgraphik 1948–1982. Carsten Riediger, Verlag Huber, 1998, ISBN 978-3921785355
  • Paul Wunderlich: Eine Werkmonographie von Jens Chr. Jensen, Max Bense, Philippe Roberts-Jones. Verlag Huber, 1998, ISBN 978-3921785140
  • Heinz L. Arnold, Paul Wunderlich, Karin Szèkessy: Allerleilust. Hundert erotische Gedichte. Verlag C.H. Beck, 2000, ISBN 978-3406315084
  • Paul Wunderlich: Werksverzeichnis der Gemälde, Gouachen und Zeichnungen 1957–1978. Jens Chr. Jensen, Verlag Huber, 2001, ISBN 978-3921785133
  • Horst Janssen: Paul, eine Laudatio. Verlag St. Gertrude, Hamburg, 1987, ISBN 3-923848-16-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Wunderlich: Eine Werkmonographie von Jens Chr. Jensen, Max Bense, Philippe Roberts-Jones1998, S. 248 ff
  2. Paul Wunderlich, Poesie und Präzision, Braus-Verlag, 2006, S. 24
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Wunderlich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.