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Nacht

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Nacht (Begriffsklärung) aufgeführt.
Die Erde bei Nacht (Fotomontage)

Als Nacht wird allgemein der Teil eines Tages zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang bezeichnet, also den Zeitraum, in dem die Sonne für den Standort eines Beobachters unter dem Horizont steht.

Im streng astronomischen Sinn ist die Nacht die Zeit völliger Dunkelheit, also zwischen dem Ende der astronomischen Dämmerung am Abend (etwa 1½ Stunden nach Sonnenuntergang) und deren Beginn am Morgen. Der Übergang zwischen Tag- und Nachtseite der Erde oder von Planeten heißt Terminator (Tag-Nacht-Grenze); er verbreitert sich zu einer Dämmerungszone, wenn der Himmelskörper eine merkliche Atmosphäre besitzt.

Nachthimmel ist eine Bezeichnung für den Anblick des Himmels bei Nacht. Am Nachthimmel zeigen sich zumindest in klaren Nächten die Sterne, die tagsüber von der Sonne überstrahlt werden (siehe Sternhimmel).

Für die meisten Menschen ist die Nacht die Zeit des Schlafes, hingegen für nachtaktive Tiere wie Eulen, Fledermäuse, viele Insekten usw. die Zeit der Aktivität. Die meisten Länder haben eine Reihe von Lärm- und anderen Schutzbestimmungen für die Nachtzeit und für notwendige Nachtdienste, meist auch für Früh- und Schichtdienste.

Dunkelheit am Nachthimmel

Zodiakallicht am Abendhimmel (orig. Zeichnung Étienne Léopold Trouvelot)

Die wichtigste Eigenschaft der Nacht ist die Dunkelheit und damit zusammenhängende biologische Vorgänge wie Nachtruhe, Stille und die Einschränkung des menschlichen Sehens auf die Wahrnehmung von Schwarz-Weiß. Zur Farbwahrnehmung kommt es nur bei Flächenhelligkeiten über einigen hundertstel Lux und bei den hellsten Sternen (siehe auch photopisches Sehen).

Selbst bei klarem, mondlosem Nachthimmel ohne Fremdbeleuchtung ist der Himmel nicht vollständig schwarz. Verantwortlich für die Aufhellung ist das Rekombinationsleuchten der Moleküle der Atmosphäre, die tagsüber von der Sonne ionisiert wurden. Dies tritt insbesondere bei Sauerstoff, Stickstoff und Natrium auf. Weitere natürliche Lichtquellen sind das Zodiakallicht und die Streuung von terrestrischem und Sternenlicht in niedrigen Atmosphärenschichten (Troposphäre). Die Helligkeit des Nachthimmels ist dadurch vergleichbar der eines Sterns der scheinbaren Helligkeit von 22m, weshalb lichtschwächere Sterne von der Erde aus nicht beobachtet werden können.

Eine wesentliche Frage für die Fortentwicklung der Astronomie war die von Heinrich Wilhelm Olbers: Warum ist der Nachthimmel dunkel? Sie führt zum Olbersschen Paradoxon. Der dunkle Nachthimmel ist mit der newtonschen Physik nicht oder nur sehr schwer zu erklären, da man bei einem unendlich großen Universum in jeder Richtung irgendwann auf einen Stern stoßen müsste, die insgesamt einen taghellen Nachthimmel ergäben.

Die Angst vor der Nacht oder Dunkelheit bezeichnet man als Nyktophobie; sie wird auch durch Schutzmaßnahmen wie Nachtwächter oder sonstige Überwachung kaum geringer. Im übertragenen Sinn spricht man auch von Nacht, wenn jemand durch eine Phase seelischer Dunkelheit hindurch muss.

Beleuchtung

Der Mond bei Nacht (mit Halo)

Natürliche Beleuchtung

Am Nachthimmel ist eine Reihe von natürlichen Lichtquellen – ständig oder zeitweise – sichtbar. Dazu gehören neben dem bereits erwähnten Zodiakallicht:

die je nach Standort, Zustand der Atmosphäre und Bewölkung unterschiedliche Lichtstärken entfalten können.

AS Lehrte an der A2 bei Nacht (Richtung Berlin)

Das Sternenlicht ist heute durch die zunehmende Luft- und Lichtverschmutzung stellenweise stark eingeschränkt. In unseren Breiten liegt dessen Lichtstärke in der Regel unter 0,03 Lux, das heißt, die Grenze wird unterschritten, bei der das menschliche Auge noch Einzelheiten unterscheiden und Farben sehen kann. Das Mondlicht hat eine Stärke zwischen 0,2 und 1,0 Lux, zum Vergleich: ein sonniger Tag erreicht 32.000 bis 100.000 Lux. In den Bereichen um die beiden Pole, seltener auch bis in mittlere Breiten, sorgt in manchen Nächten das Polarlicht für eine Lichtstärke, die 1,0 Lux deutlich überschreiten kann.

Künstliche Beleuchtung

Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurden künstliche Lichtquellen entwickelt, um die Dunkelheit der Nacht aufzuheben. Zuerst wurde die Dunkelheit mit Feuern, dann mit Kienspänen, Fackeln, Talg- und Öllampen erhellt, schließlich mit Kerzen und Laternen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Petroleumlampe erfunden, Ende des 19. Jahrhunderts der Gasstrumpf und die Glühlampe, im 20. Jahrhundert folgten Leuchtstofflampen und für den Außenbereich die bläuliche Quecksilberdampflampe oder Natriumdampflampen mit ihrem charakteristischen, gelblichen Licht. Quecksilber- und Natriumdampflampen sind auf dem nebenstehenden Bild gut zu erkennen. Derzeit geht die Entwicklung zu Energiesparlampen.

Dresden bei Nacht

Diese Entwicklung veränderte viele Lebensbereiche der Menschen. Sie gingen nicht mehr mit Anbruch der Dunkelheit schlafen, sondern konnten mit dem Licht bis spät in die Nacht aktiv bleiben.


Außenbereiche werden mit Laternen beleuchtet, damit sich der Verkehr auch nachts ungehindert bewegen kann, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln oder aus dekorativen Gründen. Die ersten Städte, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine künstliche Straßenbeleuchtung mit Gaslampen einführten, waren London, Amsterdam und Paris. Mittlerweile handelt es sich bereits um „Lichtverschmutzung“: durch viel Beleuchtung macht der Mensch die Nacht zum Tag. Die Reflexionen aller Lichtquellen am Boden erhellen den Himmel so stark, dass in größeren Städten die Sterne kaum mehr sichtbar sind. Ein weiteres Problem der Lichtverschmutzung ist der störende Einfluss auf nachtaktive Tiere, insbesondere auf Insekten, die von den Lichtquellen angezogen werden.

Hinderlich ist der aufgehellte Himmel auch für Astronomen, weil er trotz größer werdender Teleskope immer mehr Sterne und insbesondere flächenhafte Himmelsobjekte überstrahlt. Hobbyastronomen müssen sich entlegene Winkel suchen, und moderne Observatorien können nur noch fernab der Zivilisation errichtet werden.

Siehe auch: Lichtverschmutzung

Meteorologie

Aus Sicht der Meteorologie ist die Nacht vor allem mit der Ausstrahlung der Erdoberfläche und der damit einhergehenden Erniedrigung der Boden- und Lufttemperatur verbunden. Es kommt daher in der Nacht bei ausreichender Luftfeuchtigkeit zu Phänomenen wie Tau, Nebel, Frost oder Reif. Am frühen Morgen, also wenn all diese Phänomene mit zunehmender Helligkeit auch für den Menschen sichtbar werden, hat sich i. a. das 24-stündige Temperaturminimum eingestellt. Es tritt meist knapp vor Sonnenaufgang ein und lässt sich annähernd über die Taupunktregel errechnen.

Nacht in der Jagd

Für bestimmte Wildarten gilt in Deutschland zur Nacht ein Jagdverbot, hierfür wird die Nacht folgendermaßen definiert: der Zeitraum 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang bis 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang. (§19 BJagdG)

Nacht in der Luftfahrt

Aufgrund erhöhter Anforderungen an den Luftfahrzeugführer während eines Nachtfluges bedarf es zum Führen eines Luftfahrzeuges bei Nacht einer besonderen Einweisung zum Erwerb der sogenannten Nachtflugqualifikation (NFQ).

In Europa (im Zuständigkeitsbereich der europäischen Luftfahrtbehörde JAA) wird die Nacht für die Luftfahrt durch die Joint Aviation Requirements in JAR-FCL 1.001 deutsch wie folgt definiert: „Der Zeitraum zwischen dem Ende der bürgerlichen Abenddämmerung und dem Beginn der bürgerlichen Morgendämmerung oder jeder andere Zeitraum zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, der von der zuständigen Behörde festgelegt wird.“ In der Bundesrepublik Deutschland gilt nach der LuftVO als Nacht „der Zeitraum zwischen einer halben Stunde nach Sonnenuntergang und einer halben Stunde vor Sonnenaufgang“.

Nacht in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Félix Vallotton, Die Nacht
Nott, in der germanischen Mythologie die Personifikation der Nacht (Gem. von Peter Nicolai Arbo)

Neben der Astronomie befassen sich zahlreiche Wissenschaften mit der Nacht, etwa die Physik und Meteorologie (u. a. wegen der nächtlichen Abkühlung). In der Psychologie haben Dunkelheit und Nacht einen Konnex mit Erlebnis, Angst oder Neugier. In der Literaturwissenschaft und Musik ist die Nacht ein bedeutendes Motiv der Dichtung und im Liedgut. Die Nacht ist eines der wichtigsten Motive der Romantik, da nur diese es schafft, das Irrationale hervorzuheben und darüber die Geheimnisse des Seins zu erschließen. Sie verlieh dieser Epoche eine mystische und magische Weihe und erhob sie zum Medium der neu entdeckten Transzendenz.[1]

Das Thema „Soziologie der Nacht“ wurde unter anderem von Hans-Werner Prahl bearbeitet. In der Jugendkultur, Politik und beim Militär spielt das Erleben der Nacht u. a. eine Rolle bei Lagerfeuern, bei Fackelzügen oder bei Orientierungs- und Nachtübungen.

Ein Nachtgedicht

Um Mitternacht von Eduard Mörike

Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtets nicht, sie ist es müd;
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flüchtgen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Mythen

Die Nacht war im Volksglauben seit alters die Zeit der Geister, Teufel und Gespenster. Zwischen Mitternacht und Morgengrauen hatten die dunklen Wesen besondere Macht. Im Englischen heißt diese Periode „dead of night“ oder „death hour“ (Todesstunde), im Lateinischen „intempesta“ (ohne Zeit) und man nahm an, dass zu dieser Zeit der Tod besonders viele Menschen zu sich nähme. Nach der Überlieferung trieben gerade in dieser Zeitspanne Dämonen und Hexen ihr Unwesen und die Herrschaft des Teufels auf Erden dauerte, wie zahlreichen Märchen und Sagen zu berichten wissen, von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei bzw. bis zum ersten Glockenschlag um ein Uhr. Dabei galten bestimmte Nächte als besonders gefahrvoll, zum Beispiel die Nächte vor Johannis und Allerheiligen. Es gab auch besonders gefürchtete Orte, die man gerade nachts zu meiden versuchte, zum Beispiel Kreuzwege, Galgen und Friedhöfe.

Siehe auch

Literatur

  • Elisabeth Bronfen: Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht. Hanser, München 2008, ISBN 978-3-446-23723-0.
  • Heinz-Gerhard Friese: Die Ästhetik der Nacht. Eine Kulturgeschichte. Bd. 1, Leib und Raum, Rowohlt Verlag, Reinbek 2011, ISBN 3-498-02057-9.
  • A. Roger Ekirch: In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit. Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 978-3-7857-2246-6.
  • Gudrun Schwibbe, Regina Bendix: Nachts – Wege in andere Welten. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung im Historischen Museum Hannover, Schmerse, Göttingen 2004, ISBN 3-926920-35-1.

Weblinks

 Commons: Nacht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Nacht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: nachts – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Nacht – Zitate
 Wikisource: Nacht – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Manfred Wacker: Die Bedeutung der Nacht in der Romantik. Nachwort zur Reclam-Ausgabe von E. T. A. Hoffmann, Der Sandmann. Das öde Haus, Stuttgart 1989, S. 88–90
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