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Sekundärbahn

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Lokalbahn ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Siehe auch: Die Lokalbahn, Theaterstück.

Unter einer Sekundärbahn oder Lokalbahn (ursprünglich Secundärbahn, Secundairbahn beziehungsweise Localbahn geschrieben) versteht man eine in erster Linie dem Nahverkehr dienende Bahnlinie zur Verkehrsanbindung des ländlichen Raumes. Lokalbahnen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts, also vor Verbreitung des Automobils.

Definition

Da der Bahnbau und die entsprechende Gesetzgebung für den Betrieb im 19. Jahrhundert noch vielfach Länderhoheit waren und es sich hier um historische Begriffe handelt, gab es im deutschsprachigen Raum verschiedene Verwendungen der Begriffe. So waren in Preußen Sekundärbahnen allgemeine Nebenbahnen. Für einen vereinfachten Betrieb wurde später das Kleinbahngesetz geschaffen. Dieses betraf aber vor allem private Gesellschaften. In Sachsen bezeichnete man als Sekundärbahnen dagegen (staatliche) Nebenbahnen untergeordneter Bedeutung. Die Lokalbahnen in Bayern waren offiziell neugeschaffene staatliche oder private Strecken, die nach den Grundsätzen analog dem preußischen Kleinbahngesetz betrieben wurden. Da diese weit verbreitet waren, bürgerte sich dort in der Bevölkerung der Begriff Lokalbahn als Synonym für Nebenbahn ein. Ähnlich war es in Österreich-Ungarn.

Entwicklung

Bauzug auf der Weißeritztalbahn, um 1900
Eröffnung der Stammersdorfer Lokalbahn (1903)

Weil der Bau und Betrieb der Hauptbahnen nicht immer durch die Erträge gedeckt wurden, begann man nach Vereinfachungen zu suchen. Mit vergleichbaren rechtlichen Rahmenbedingungen, die Finanzierung, Bau und Betrieb regelten, wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren europäischen Staaten die Grundlagen für die Erschließung der Fläche durch kostengünstige Schienennetze geschaffen.

Bereits 1865 hatte die Techniker-Versammlung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen Grundsätze für sekundäre Bahnen aufgestellt. Diese wurden 1878 mit der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung in rechtliche Grundsätze umgesetzt. Die mit diesen darin geregelten Erleichterungen geschaffenen Strecken wurden bei der Sächsischen Staatseisenbahn Sekundärbahnen genannt. 26 Strecken mit einer Gesamtlänge von 453 Kilometern wurden ab sofort als Sekundärbahnen betrieben. 1879 ging mit der Leipziger Vorortstrecke PlagwitzLindenauGaschwitz die erste neugebaute sächsische Sekundärbahn in Betrieb.

Da auch die Sekundärbahnen nicht in jedem Fall die gewünschten Einsparungen erbrachten, begann man 1881 mit dem Bau der ersten sächsischen Schmalspurbahn, zumal die schmale Spur noch weiteres Sparpotential hat. Auch wenn für sie anfangs allgemein ein Sekundärbahnbetrieb vorgesehen war, musste man doch auf vielen Strecken schon bald hinsichtlich Fahrzeugpark und Betriebsführung deutlich davon abweichen.

Elektrischer Triebwagen der Lokalbahn Murnau–Oberammergau

Im Königreich Bayern entstanden erste Nebenstrecken dagegen unter dem am 29. April 1869 verabschiedenden Gesetz über den Bau sogenannter Vicinalbahnen. Auch sie wurden gegenüber den bisher gebauten Hauptbahnen in vereinfachter Ausführung erstellt. Innerhalb von zehn Jahren eröffneten in dieser Form 15 Nebenstrecken. Da aber, ähnlich wie in Sachsen, auch die Vicinalbahnen noch als zu kostenintensiv angesehen wurden, man in Bayern jedoch dem Bau von Schmalspurbahnen skeptisch gegenüber stand, wurde am 28. April 1882 das Gesetz über den Bau von Secundärbahnen verabschiedet, welches die Ausführung einfachster regelspuriger Nebenbahnen ermöglichte. Unter dieser Bezeichnung wurde allerdings lediglich die Strecke Erlangen–Gräfenberg in Betrieb genommen, die später im Volksmund auch den Namen »Seku« oder »Seekuh« erhielt. Alle weiteren, ab 1884 in Bayern geschaffenen Nebenstrecken wurden dagegen offiziell als Lokalbahnen errichtet. Diese Bezeichnung bürgerte sich bald für alle Bahnlinien lokaler Bedeutung ein. Neben den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen errichtete auch die private Lokalbahn Aktien-Gesellschaft München (LAG) zahlreiche Lokalbahnen in Bayern.

In Österreich-Ungarn war dieses das ursprünglich zeitlich beschränkte Lokalbahngesetz für die österreichische Hälfte der Doppelmonarchie vom 25. Mai 1880, welches mehrmals verlängert wurde. Diese Gesetzesvorlage führte zum Bau zahlreicher Lokalbahnen, welche zumeist von eigens gegründeten privaten Aktiengesellschaften finanziert wurden. Ab dem Jahr 1889 (Eröffnung der Steyrtalbahn) wurden vermehrt Schmalspurbahnen in der für Österreich typischen Bosnischen Spurweite errichtet. Zu den bekanntesten Strecken dieser Art zählte die Salzkammergut-Lokalbahn. Ganze Lokomotivfabriken wie Krauss & Comp. in Linz spezialisierten sich auf den Bau von Lokalbahn-Lokomotiven für Normal- und Schmalspur. Darüber hinaus wurde den Kronländern gestattet, eigene Landesbahn-Organisationen zu schaffen, wie etwa die Niederösterreichischen Landesbahnen und die heute noch existierenden Steiermärkischen Landesbahnen. Als Bau- und Betriebsunternehmen von kostengünstig betriebenen Lokalbahnen machte sich zudem die oberösterreichische Firma Stern & Hafferl einen Namen.

Im Vereinigten Königreich wurde 1896 mit dem Light Railways Act ein Gesetz verabschiedet, das den Bau und Betrieb von Bahnen vereinfachter Bauart regelte.

Einige Lokalbahnen wurden bereits früh elektrisch betrieben, die Lokalbahn Mödling-Hinterbrühl war beispielsweise 1883 die erste elektrische Bahn der Welt für dauerhaften Betrieb. Die Straßenbahn Gmunden (1894) war rechtlich als Lokalbahnen konzessioniert, da sie die Stadt mit dem außerhalb gelegenen Bahnhof verband. Die als Lokalbahn erbaute Mittenwaldbahn war zudem 1912 die erste elektrisch betriebene Vollbahn Österreich-Ungarns.

Charakteristika

Moderner Betrieb auf der Pinzgauer Lokalbahn

Typischerweise beginnt die Sekundärbahnstrecke an einem Bahnhof der Hauptbahn und führt als Nebenbahn zum nächstgrößeren Ort. Im Flächenland Bayern wurden beispielsweise viele Marktflecken und Städte durch Lokalbahnen in Form von Stichbahnen an das Eisenbahnnetz angebunden. Dieses ist aber ein Hauptgrund dafür, weshalb die ehemaligen Lokalbahnen heute weitgehend aus den Streckenkarten wieder verschwunden sind. Eine Ortschaft musste froh sein, wenn sie überhaupt einen Bahnanschluss erhalten hatte; einigen bayerischen Städten ist dieses nie gelungen. Ein durchgehendes Nebenbahnnetz hätte dagegen Konkurrenz für die eigenen Hauptstrecken bedeutet und dieses wollte man unbedingt vermeiden. Damals konnte man es sich noch erlauben, dass sich die Kunden nach dem Angebot des Unternehmens richteten, in dem man ihnen auch große Umwege zumutete und sich diese auch gut bezahlen ließ, denn es gab kaum Alternativen.

Mitunter beeinflussten Gemeinden und Großgrundbesitzer die Streckenführung von Lokalbahnen, beispielsweise führten in Niederösterreich viele Strecken teilweise in größerer Entfernung an den Ortschaften vorbei, da die Fuhrwerker Sorge um ihr wegzufallen drohendes Einkommen hatten. Dies war aber auch der Grund für das frühe Ende so mancher Strecke, welche nun weit von den Orten gelegen war und dementsprechend zu wenige Fahrgäste akquirieren konnten.

Entsprechend der Sekundärbahnordnung und vergleichbaren Vorschriften wurden zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit folgende Vereinfachungen gegenüber den Hauptbahnen zugelassen:

Während im flachen Osten Österreichs typische Lokalbahnen anzutreffen sind, mussten einige Strecken wie die Mariazellerbahn (1907) oder die Mittenwaldbahn (1912) als aufwändige Gebirgsbahnen trassiert werden. Hier halfen engere Bogenradien bzw. die Schmalspur bei der Senkung der Baukosten.

Der zunehmende Omnibus- und Autoverkehr führte ab den 1950er Jahren zur Einstellung von Nebenbahnen, darunter zahlreiche der als Lokalbahnen errichteten Trassen. Einige Strecken werden heute als Museumsbahnen weitergeführt. Mitunter wurden aber auch Strecken, die heute noch die Bezeichnung „Lokalbahn“ tragen, zu modernen Verkehrsträgern und Nahverkehrsverbindungen ausgebaut. Beispiele sind die Lokalbahn Wien–Baden, die Salzburger Lokalbahn oder die Linzer Lokalbahn.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Ledig, Ferdinand Ulbricht: Die Sekundär-Eisenbahnen des Königreichs Sachsen, Berlin 1887 (Digitalisat).
  • Th. Sorge: Die Secundärbahnen in ihrer Bedeutung und Anwendung für das Königreich Sachsen, Dresden 1875 (Digitalisat).
  • Wolf L. Temming: Nebenbahnen: eine Epoche deutscher Eisenbahngeschichte, Transpress, Berlin 1993.
  • Aloys Freiherr Czedik von Bründlsberg: Der Weg von und zu den österreichischen Staatsbahnen. 3 Bände. Verlagsbuchhandlung Karl Prochaska, Teschen/Wien/Leipzig 1913.
  • Horst Weigelt: Bayerische Eisenbahnen: Vom Saumpfad zum Intercity. Motorbuch Stuttgart, 1A 182 ISBN 3-87943-899-4, S. 215ff.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sekundärbahn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.