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Qassam-Rakete

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Überreste verschiedener Qassam-Raketen, die vom Gaza-Streifen auf Israel gefeuert wurden
Überreste einer explodierten Qassam-Rakete. Man beachte die einfachen Schweißpunkte.
Überreste verschiedener Qassam-Raketen

Die Qassam-Rakete oder Kassam-Rakete (arabisch صاروخ القسام, DMG Ṣārūḫ al-Qassām) ist eine von der palästinensischen Hamas entwickelte Boden-Boden-Rakete. Sie ist nach Scheich Izz ad-Din al-Qassam (18821935, عزّ الدين القسّام), einem radikal-islamischen Geistlichen und arabischen Partisanen, der bereits gegen die Franzosen und Briten kämpfte, benannt. Auch der Name des militärisch-terroristischen Flügels von Hamas – die Qassam-Brigaden – bezieht sich auf ihn.

Entwicklung

Nach Angaben der Hamas soll die erste Qassam-Rakete von Nidal Fathi Rabah Farahat entwickelt und unter der Leitung von Adnan al-Ghul hergestellt worden sein. Dieser gilt als „Vater der Qassam“ und wurde im Oktober 2004 bei einem Angriff des israelischen Militärs getötet.

Die ersten Qassam-Flugkörper wurden im Januar 2001 gegen Juden in Gaza abgefeuert,[1] am 16. April 2001 wurde der erste Einschlag auf dem Territorium des Staates Israel verzeichnet[2].

Technik

Graph des Kassam-Raketenbeschusses nach Zahl und Zeitraum

Alle drei bisherigen Modelle sind einfache, mit Sprengstoff und Splitter gefüllte Stahlkonstruktionen ohne Leitsystem. Die Herstellung erfolgt in Handarbeit mit einer Präzision, die deutlich hinter der industriell gefertigter Typen zurückbleibt (s. a. Foto). Die Treffgenauigkeit, Zuverlässigkeit und Wirkung ist dementsprechend unpräzise.

Als Feststoffantrieb wird ein Gemisch aus einem Chlorat oder Kaliumnitrat (teils aus israelischen Düngerlieferungen)[3] und Saccharose (Zucker) verwendet. Der Feststofftreibstoff wird oft trotz seines hohen Gefahrenpotenzials mit einfachen Geräten in Wohnungen, Hütten oder Waffenwerkstätten hergestellt. Die Flugzelle aus Stahl wird zusammengeschweißt. Die Treibstoffmischung aus Zucker und Kalisalpeter (KNO3) oder Ammonsalpeter (NH4NO3), die als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet werden, wurde und wird u.a. auch von Amateurraketenbauern in Österreich und der Schweiz eingesetzt. Das Gemisch muss unter ständigem Rühren angeschmolzen werden, bis der Zucker hellbraun karamellisiert ist. Sobald dunklere Färbung auftritt, besteht die Gefahr der Selbstentzündung. Der heiße Brei verbrennt dann wie Schießpulver, explodiert aber nicht. Bei der Treibsatzherstellung wird die heiße Masse in eine geeignete Form oder direkt in die Raketenbrennkammer gegossen und muss geformt (z. B. mit einer kegeligen „Seele“ versehen) werden, solange sie heiß und plastisch ist. Der Treibstoff ist nach dem Erkalten steinhart wie ein Zuckerhut, je nach Zusammensetzung ist er aber mehr oder weniger hygroskopisch, weswegen die Düsen luftdicht verschlossen werden müssen.

Der Sprengkopf enthält je nach Variante 0,5 bis 10 kg TNT und wird meist über Schmuggelrouten, z.B. durch Tunnel unter der Grenze zu Ägypten, in Umgehung der ägyptischen Blockade, importiert. Meist ist der Sprengkopf als Splitterbombe gebaut und wird damit zur Personenbekämpfung eingesetzt, denn für Personen in der Umgebung der Explosion besteht eine hohe Gefahr für schwere Mehrfachverletzungen zum Teil mit Todesfolge.

Nach der Endfertigung werden die Raketen in mutmaßlich geheime Lager verbracht, auf welche dann Hamas-Raketen-Terrortrupps bei Bedarf zugreifen oder durch Israelische Terrorbekämpfungsgruppen oder unbemannte Drohnen vernichtet werden.

Einsatz

Reichweiten von Raketen aus dem Gazastreifen

Die Raketen werden für terroristische Angriffe gegen israelische Städte und Siedlungen eingesetzt. Die meisten Abschüsse erfolgten von der Stadt Bait Hanun im Gazastreifen aus. Ziele waren meist Sderot, Aschkelon und die umliegenden Kibbuzim. Am 28. Juni 2003 gab es die ersten zwei israelischen Todesopfer, bis Mai 2008 stieg die Zahl der durch Qassam-Raketen getöteten Israelis auf 15.[4] Bis November 2008 trafen über 3700 Raketen israelisches Territorium.[5]

Gegenmaßnahmen

Trotz der extrem einfachen Bauweise der Qassam-Raketen ist deren Abwehr mit aktuell verfügbaren Systemen nur mit hohem Aufwand möglich. Hauptprobleme sind vor allem die geringe Größe und die kurze Flugzeit der Raketen, was einen hochmodernen und damit teuren Abwehrkomplex erfordert.

Aktuell ist lediglich ein Frühwarnsystem namens Red Color (ursprünglich Red Dawn) verfügbar,[6] welches in einigen Städten im Süden Israels installiert wurde. In Sderot ergibt sich dadurch eine Vorwarnzeit von etwa 15 Sekunden.[7] Ein Prototyp eines Laser-basierten Systems Tactical High Energy Laser wurde von den USA und Israel als Abwehr gegen die Katjuscha-Raketen der Hisbollah und andere Projektile entwickelt, aber nach 10 Jahren Entwicklungszeit trotz einiger positiver, insgesamt aber unbefriedigender Testergebnisse wieder aufgegeben. Israel hat sich für die Entwicklung eines Abwehrsystems auf der Basis von Anti-Raketen-Raketen entschieden. Es firmiert unter dem Namen Iron Dome (dt. „eiserne Kuppel“) und hat eine Reichweite von 70 km. Am 19. Juli 2010 meldeten die israelischen Streitkräfte das System als einsatzbereit, die ersten beiden Batterien sollen im November 2010 bei Sderot an der Grenze zum Gazastreifen stationiert werden. [8]

Varianten

Qassam 1 Qassam 2 Qassam 3
Länge (cm) 79 180 200+
Durchmesser (cm) 6 15 17
Masse (kg) 5,5 32 90
Sprengstoffladung (kg) 0,5 5–7 10
Reichweite (km) 3 8–10 10

Andere Quellen[9] berichten, dass neuere Qassam-Raketen eine höhere Reichweite von 16,5 km bis zu 40 km haben.

Weblinks

Referenzen

  1. Liste der Kassamraketen-Attacken in der Englischen Wikipedia
  2. Israel (Außenministerium): „The Hamas terror war against Israel“ (engl: Der Hamasterrorkrieg gegen Israel), 30. November 2008, gesehen 3. Januar 2009.
  3. In der Raketenwerkstatt des Dschihad, 28. Januar 2008
  4. Victims of Palestinian Violence and Terrorism since September 2000, Zugriff am 29. Dezember 2008
  5. The Hamas terror war against Israel, Zugriff am 29. Dezember 2008
  6. Palestinian Weapons Production and Smuggling: Red Dawn (Shachar Adom). In: weaponsurvey.com. Archiviert vom Original am 23. Mai 2009; abgerufen am 9. Januar 2009 (englisch).
  7. Living at Gaza's edge grows perilous, again. In: Christian Science Monitor. 15. Juni 2006, abgerufen am 9. Januar 2009 (englisch).
  8. Jerusalem Post: Iron Dome system passes final tests Zugriff am 21. Januar 2011
  9. Palestinian Weapons Production and Smuggling: Missiles, Rockets & Mortars. In: weaponsurvey.com. Archiviert vom Original am 18. März 2009; abgerufen am 9. Januar 2009 (englisch).
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