Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Jean Bastien-Thiry

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jean Bastien-Thiry (geb. 19. Oktober 1927 in Lunéville; gest. 11. März 1963 in Fort d’Ivry, Département Seine, heute Val-de-Marne) war ein Ingenieur, Oberstleutnant der französischen Luftwaffe und Organisator des Attentats von Petit-Clamart auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle im Jahre 1962.

Lebenslauf

Karriere beim Militär

Bastien-Thiry entstammte einer Offiziersfamilie. Er absolvierte Studien an der École polytechnique und der École nationale supérieure de l'Aéronautique und machte seinen Abschluss als Ingenieur für Wehrtechnik. Anschließend trat er der französischen Luftwaffe bei. Dort war er vor allem an der Konstruktion von Boden-Boden-Raketen beteiligt. Er war der Entwickler der Panzerabwehrlenkwaffe SS.10. In dieser Funktion wurde Bastien-Thiry durch de Gaulle persönlich befördert.

OAS

Während des Algerienkrieges unterstützte er die harte Haltung des Militärs, das entgegen der französischen Öffentlichkeit eine Unabhängigkeit Algeriens kategorisch ablehnte. Nach langwierigen Verhandlungen beider Seiten und trotz mehrerer Terroranschläge der rechten Organisation de l’armée secrète (OAS) gab de Gaulle am 13. März 1962 nach und erkannte die Souveränität des algerischen Staates an. Bastien-Thiry, der jegliche Verhandlungen mit der Algerischen Befreiungsfront missbilligte, trat daraufhin der OAS bei und plante in deren Auftrag die Entführung von de Gaulle. Dabei wurde von vornherein auch die Möglichkeit einer Ermordung des Präsidenten nicht ausgeschlossen.

Attentat und Verurteilung

Am 22. August 1962 wurde im Pariser Vorort Petit-Clamart ein Attentat durchgeführt. Obwohl der Wagen des Präsidenten von mehreren Schützen mit automatischen Waffen unter Feuer genommen wurde, konnten de Gaulle und seine Frau unverletzt entkommen.

Bastien-Thiry wurde im September 1962 nach seiner Rückkehr von einer Mission in Großbritannien verhaftet. Nach einem kurzen Militärgerichtsprozess vom 28. Januar bis zum 4. März 1963 wurde er zum Tode verurteilt. Er hatte dabei ein Team von Strafverteidigern: Jacques Isorni, Richard Dupuy, Bernard Le Coroller und den später auch politisch aktiven Jean-Louis Tixier-Vignancour. Seine Verteidigung betonte, dass Bastien-Thiry zum Zeitpunkt der Attentatsplanung nachweislich unter Depressionen litt und deshalb auch in Behandlung war. Von Seiten der Anklage wurde dies jedoch nicht als mildernder Umstand anerkannt. Nach der Urteilsverkündung wandelte de Gaulle die Urteile gegen die übrigen Attentäter in Freiheitsstrafen um, eine Begnadigung Bastien-Thirys lehnte er jedoch ab.

Dabei soll wohl auch eine Rolle gespielt haben, dass Bastien-Thiry als Organisator des Attentats den Tod von de Gaulles Ehefrau billigend in Kauf genommen hatte.[1]

Am 11. März 1963 wurde Jean Bastien-Thiry durch ein Erschießungskommando im Fort d’Ivry hingerichtet. Er ist bis heute die letzte Person, die in Frankreich durch ein Erschießungskommando exekutiert wurde.

Weiteres

Bastien-Thiry war verheiratet und Vater dreier Töchter.

Er gilt einigen rechtsradikalen Franzosen nach wie vor als Held. So wurde im Sommer 2005 auf dem Saint-Laurent-Imbert-Friedhof der südfranzösischen Stadt Marignane ein Denkmal für 113 Todesopfer der Entkolonialisierung Algeriens, darunter auch Bastien-Thiry, errichtet. Die Einweihungsfeierlichkeit wurde schließlich als Störung der öffentlichen Ordnung vom Regionalpräfekten Christian Frémont verboten, worauf die Sympathisanten nur einzeln und ohne Begleitung ihre Kränze niederlegen durften.[2]

Literatur

Biographie der eigenen Tochter

Bastien-Thirys Tochter Agnes veröffentlichte im Jahr 2005 ein Buch, in dem sie die Taten ihres Vaters verteidigt und das Todesurteil gegen ihn als unrechtmäßig darstellt.

  • Agnès Bastien-Thiry: Mon père, le dernier des fusillés. Éditions Michalon, Paris 2005, ISBN 2-84186-266-6 (französisch).

Andere Biographien

  • Gabriel Bastien-Thiry: Plaidoyer pour un frère fusillé. La table ronde, Paris 1966, (französisch).
  • Jean-Pax Méfret: Bastien-Thiry. Jusqu'au bout de l'Algerie française. Pygmalion, Paris 2003, ISBN 2-85704-815-7 (französisch).
  • Gilbert Labadie: Bastien-Thiry, mon camarade. Selbstverlag, 1989, ISBN 2-9504043-0-8 (französisch).

Belletristik

Das von Bastien-Thiry organisierte Attentat bildete die Grundlage für die Handlung von Frederick Forsyths Roman Der Schakal, welcher zweimal verfilmt wurde.

Einzelnachweise

  1. Objective: De Gaulle bei time.com, abgerufen am 23. August 2012
  2. Nostalgische Versammlung der OAS in Marignane (franz.) bei leMonde.fr, abgerufen am 23. August 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jean Bastien-Thiry aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.