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Harry Elmer Barnes

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Harry Elmer Barnes (* 15. Juni 1889 in Auburn; † 25. August 1968 in Malibu) war ein US-amerikanischer Soziologe und Kulturhistoriker. Barnes erwarb 1918 seinen Doktorgrad im Fach Soziologie an der Columbia University. Danach lehrte er unter anderem an der New School for Social Research im Smith College Historische Soziologie. Von 1922 bis 1925 war Barnes als Redakteur für Buchkritiken bei der Zeitschrift Foreign Affairs des Council on Foreign Relations tätig. Er gilt als Begründer des akademischen Geschichtsrevisionismus, wobei er eine Relativierung der deutschen Verantwortung im Ersten und besonders im Zweiten Weltkrieg vertrat und das Ausmaß des Holocausts leugnete.

Thesen

Der Historiker Barnes stellte in der Zwischenkriegszeit unter anderem die These auf, dass die Alliierten Deutschland bewusst in den Ersten Weltkrieg getrieben hätten. Dazu hätten sie nach dem Ende des Krieges Deutschland die Schuld am Kriegsbeginn zugeschoben und einen für Deutschland sehr nachteiligen Diktatfrieden erzwungen. Bezüglich des Zweiten Weltkriegs behauptet Barnes, dass Adolf Hitler den Krieg nicht gewollt hätte und eine Hauptschuld der Eskalation bei Franklin Delano Roosevelt gelegen hätte. Bezüglich des Holocausts war Barnes anfänglich noch zurückhaltend. Er ging zuerst davon aus, dass Opferzahlen und Ausmaß von der Geschichtswissenschaft zu hoch angesetzt worden waren. Später entwickelte er sich unter dem Einfluss des Holocaustleugners Paul Rassinier auch zu einem solchen.[1][2] Nach 1945 ermunterte er David L. Hoggan zur Publikation seiner Arbeiten, in denen die Schuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geleugnet wurde. In seinen eigenen Arbeiten unterstützte Barnes die Thesen Hoggans. Das Lexikon der Vergangenheitsbewältigung zählt Barnes und Hoggan zu in den USA beheimateten Geschichtsfälschern und Holocaustleugnern. [3]

Holocostleugnung und Relativierung der Kriegsschuld der Deutschen

Barnes geschichtsrevisionistische Thesen zu den beiden Weltkriegen werden von Extremismusforschern wie Armin Pfahl-Traughber unter anderem damit begründet, dass er vor allem aus der politischen Einstellung eines amerikanischen Isolationisten heraus[4] die deutsche Mitverantwortung für den Ersten Weltkrieg und die deutsche Hauptschuld für den Zweiten Weltkrieg verharmloste und stattdessen die US-amerikanische Regierung als eigentlichen Schuldigen sah. Mit der Förderung des Geschichtsrevisionisten David Leslie Hoggan, dem die Historiker Hermann Graml, Walther Hofer und Gotthardt Jasper in verschiedenen Fachveröffentlichungen umfangreiche Quellenfälschungen nachgewiesen haben,[5] habe sich Barnes zudem von den Standards seines Fachs entfernt.[6] Barnes gilt als eine „Schlüsselfigur der Holocaust-Leugner“.[7] In einem Aufsatz mit dem Titel Zionist Fraud, der das Buch The Drama of the European Jews von Paul Rassinier behandelte, schrieb er:

„But the courageous author lays the chief blame for misrepresentation on thos2 [sic!] whom we must call the swindlers of the crematoria, the Israeli politicians who derive billions of marks from non-existent, mythical and imaginary cadavers, whose numbers have been reckoned in an unusually distorted and dishonest manner.“

„Doch der mutige Autor sieht die Hauptschuld der Falschdarstellungen bei denjenigen, die wir die Schwindler der Krematorien nennen müssen, israelische Politiker, die Milliarden von D-Mark erhalten für nicht-existente, erfundene und eingebildete Leichen, deren Zahlen auf eine ungewöhnlich verzerrte und unehrliche Art errechnet wurden.“

Barnes bestritt zudem die systematische Vernichtung in den Konzentrationslagern Dachau, Belsen, Buchenwald, Sachsenhausen und Dora:

„These camps were first presented as those in Germany, such as Dachau, Belsen, Buchenwald, Sachsenhausen, and Dora, but it was demonstrated that there had been no systematic extermination in those camps.“

Schriften

  • Genesis of the World War and Introduction to the Problem of War Guilt (1926) ISBN 0403001404
  • Die Entstehung des Weltkrieges : eine Einführung in das Kriegsschuldproblem, Stuttgart 1928
  • In Quest of Truth and Justice. Debunking the War Guilty Myth (1928)
  • World Politics in Modern Civilisation. The Contribution of Nationalism, Capitalism and Militarism to Human Culture and International Anarchy (1930)
  • The Struggle Against Historical Blackout (1947)
  • Was Roosevelt Pushed Into War by Popular Demand in 1941? (1952)
  • Pearl Harbor After a Quarter Century (Left and Right) ISBN 0911038957
  • Blasting the Historical Blackout. Professor A.J.P. Taylor's "The Origin of The Second World War". Its Nature, Reliability, Shortcomings and Implications (1962)
  • Revisionism and Brainwashing (1963)
  • Die deutsche Kriegsschuldfrage Eine Rechtfertigung David L. Hoggans
  • Perpetual War for Perpetual Peace: A Critical Examination of the Foreign Policy on Franklin Delano Roosevelt ISBN 0939484013
  • Revisionism : A Key to Peace and Other Essays (Cato Paper Ser., No. 12) ISBN 0932790186
  • Learned Cruisader. Pearl Harbor after a Quarter of Century (1968).

Einzelnachweise

  1. Stephen E. Atkins: Holocaust Denial as an International Movement, S. 146, ABC-CLIO 2009, ISBN 978-0-313-34538-8
  2. Peter Knight: Conspiracy Theories in American History: An Encyclopedia, S. 322, ABC-CLIO 2003, ISBN 978-1-57607-812-9
  3. Torben Fischer, Matthias N. Lorenz: Lexikon der "Vergangenheitsbewältigung" in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, transcript Verlag, Bielefeld, 2., unveränd. Aufl. 2009, ISBN 978-3-89942-773-8, S. 88.
  4. Armin Pfahl-Traughber: Die Apologeten der „Auschwitz-Lüge“ - Bedeutung und Entwicklung der Holocaust-Leugnung im Rechtsextremismus, in: Jahrbuch für Extremismus & Demokratie 8 (1996), S. 75–101, hier S. 81f.
  5. Hermann Graml: David L. Hoggan und die Dokumente, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 14 (1963), S. 492–514, Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Eine Studie über die internationalen Beziehungen im Sommer 1939, Frankfurt a. M. 1964, S. 451ff., Gotthard Jasper: Über die Ursachen des Zweiten Weltkriegs. Zu den Büchern von A. J. P. Taylor und David L. Hoggan, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 10 (1962), S. 311–340
  6. Armin Pfahl-Traughber: Die Apologeten der „Auschwitz-Lüge“ - Bedeutung und Entwicklung der Holocaust-Leugnung im Rechtsextremismus, in: Jahrbuch für Extremismus & Demokratie 8 (1996), S. 75–101, hier S. 82.
  7. Jürgen Zarusky: Leugnung des Holocaust. Die antisemitische Strategie nach Auschwitz. Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften Aktuell – Amtliches Mitteilungsblatt. Jahrestagung, Marburg, 9./10. November 1999, S. 7 (PDF).

Weblink

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