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Hans Bender (Schriftsteller)

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Hans Bender, Porträt von Eva Zippel (2000), von ihm signiert

Hans Friedrich Bender (* 1. Juli 1919 in Mühlhausen, Baden; † 28. Mai 2015 in Köln) war ein deutscher Schriftsteller, Lyriker und Herausgeber.

Leben und Werk

Hans Bender wurde als Sohn eines Gastwirtes in Mühlhausen geboren. Seine Schulzeit absolvierte er in den Internatsschulen Bruchsal und Sasbach bei Achern. Hier legte er auch 1939 seine Abiturprüfungen ab. Immer wieder unterbrochen von Arbeits- und Kriegsdienst begann er im gleichen Jahr ein Studium der Germanistik, Publizistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität. in Erlangen. Von 1940 bis 1945 war er in der deutschen Wehrmacht hauptsächlich im Bereich der Ostfront eingesetzt. Hier geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und war bis 1949 in der Sowjetunion in Gefangenschaft. Anschließend setzte er sein Studium fort.

Schon während des Studiums begann Hans Bender seinen literarischen Weg mit dem Verfassen von Gedichten und Kurzgeschichten (die sich unter anderem mit den Erfahrungen des Kriegs auseinandersetzten) sowie der Herausgabe der Literaturzeitschrift Konturen in Heidelberg von 1952 bis 1953. Diese Zeitschrift forderte vor allem junge Dichter heraus, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. 1953 gründete er gemeinsam mit Walter Höllerer die Zeitschrift Akzente, die schnell zu einer der bedeutendsten Literaturzeitschriften im deutschen Sprachraum wurde. Bis 1980 war er Herausgeber des im Carl Hanser Verlag erscheinenden Periodikums. Von 1962 bis 1964 war Bender Redakteur und Leiter des Feuilletons der Zeitschrift magnum und von 1960 bis 1962 des Feuilletons der Deutschen Zeitung.[1] Von 1969 bis 1979 war er Gastdozent an der Universität of Texas in Austin, wo er zum außerordentlichen Professor ernannt wurde.[2]

Seinen ersten Roman legte Hans Bender 1954 mit dem Titel Eine Sache wie Liebe vor. Er war vor allem seiner Heimatregion gewidmet. Sein vielbeachteter Roman Wunschkost kam 1959 als authentische Darstellung seiner Zeit in russischer Gefangenschaft heraus. Nach etwas längerer Pause in dem Bereich gab er 1979 unter dem Titel Einer von ihnen seine Tagebuchaufzeichnungen und 1987 sein Buch Bruderherz heraus. Die Liebe eines jungen Studenten zu einem Flüchtlingsmädchen thematisierte er 1991 in dem Band Eine Sache wie die Liebe.

Neben Romanen und Prosaanthologien hat Bender vor allem repräsentative Lyrik-Sammelbände herausgegeben, deren dokumentarischer Charakter sie zu unverzichtbaren Nachschlagewerken für den Lyrikleser machen. Als Autor prägte Hans Bender in erster Linie die deutschsprachige Kurzgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mit. Die Wölfe kommen zurück, Der Brotholer, Iljas Tauben, Die Wallfahrt und Das Gasthaus gehören bis heute zum literarischen Kanon im deutschen Schulbuch und sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.

1957 erhielt Bender den Kurzgeschichtenpreis der Süddeutschen Zeitung. Weitere Ehrungen für sein literarisches Fördern, Schaffen und Wirken folgten. Im Jahr 2006 erhielt er die Christian Ferber-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. Bender war Mitglied im PEN-Club (ab 1962) und später auch der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Freien Akademie der Künste Mannheim sowie der Akademie der Künste Berlin, Sektion Literatur. Das Land Nordrhein-Westfalen verlieh ihm 1969 den Professorentitel.

Weniger bekannt ist der Lyriker Hans Bender. Bereits in den 1950er Jahren fasste er seine Gedichte in den Bänden Fremde soll vorüber sein und Lyrische Biographie zusammen. Ergänzt wurde diese Reihe 1955 mit der Gedichtsanthologe Mein Gedicht ist mein Messer. Im Alter waren es dann in erster Linie die Vierzeiler, in denen Bender (wie in den Aufzeichnungen) die Fähigkeit unter Beweis stellte, (selbst-)ironisch, lakonisch und pointiert zugleich einprägsame Bilder, Gedanken und Situationen in wenigen Zeilen zur Geltung zu bringen. Die ausgewählten Werke erschienen seit 2002 im Rimbaud Verlag. Hans Bender hat den Frankfurter Appell unterzeichnet, der die Wiederherstellung der „einheitlichen und bewährten Orthographie“ fordert.

Hans Bender gehörte mit bedeutenden Briefkonvoluten zu den Leihgebern des 2009 versunkenen Historischen Archivs der Stadt Köln („Womöglich der größte literarische Verlust des Einsturzes“, FAZ 29. Juni 2009). Die in diesen Konvoluten enthaltenen Briefe von und an Elias Canetti sind durch einen Abdruck in der Zeitschrift Sinn und Form überliefert.

Bender lebte und arbeitete seit 1959 in Köln, wo er auch 2015 im Alter von 95 Jahren starb.[3] Bestattet ist er in einem Ehrengrab auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Mülhausen.[4]

Rezeption

Im Lexikon der Weltliteratur wird Bender charakterisiert als „unpathetischer Lyriker und zuchtvoll verhaltener Erzähler einer mit knappsten Mitteln arbeitenden, subtilen Prosa von klarer Ehrlichkeit und verschwiegener Herzlichkeit“.[5]

Einzeltitel

  • Fremde soll vorüber sein. Gedichte, Augsburg 1951.
  • Die Hostie. Vier Stories, Erzählungen, Frankfurt/Main 1953.
  • Eine Sache wie die Liebe. Roman, Hamburg 1954, München 1959, Frankfurt/Main 1994.
  • Lyrische Biographie. Gedichte, Wuppertal 1957.
  • Wölfe und Tauben. Erzählungen, München 1957.
  • Der Brotholer. Erzählung, Hamburg 1957.
  • Wunschkost. Roman, München 1959 und Aachen 2004.
  • Fondue oder Der Freitisch. Kurzgeschichte, Basel 1961.
  • Das wiegende Haus. Erzählungen und autobiographisches Nachwort, Stuttgart 1961.
  • Mit dem Postschiff. 24 Geschichten, München 1962.
  • Die Wölfe kommen zurück. Sieben Kurzgeschichten. Hamburg 1965.
  • Programm und Prosa der jungen deutschen Schriftsteller. Mainz 1967.
  • Die halbe Sonne. Geschichten und Reisebilder, Baden-Baden 1968.
  • Der Hund von Torcello. 32 Geschichten, Frankfurt/Main 1969 und Aachen 2007.
  • Worte, Bilder, Menschen. Geschichten, Roman, Berichte, Aufsätze. München 1969.
  • Wunschkost und Geschichten, 1971.
  • Aufzeichnungen einiger Tage. Aufzeichnungen, Berlin 1971.
  • Einer von ihnen. Aufzeichnungen einiger Tage, München und Wien 1979.
  • Das Herbstbuch. Gedichte und Prosa 1982.
  • Bruderherz. Erzählungen, München 1987.
  • Drei Geschichten. Weilheim 1989.
  • Postkarten aus Rom. Autobiographische Texte, München und Wien 1989.
  • Gedichte und Prosa. Karlsruhe 1990.
  • Eine Sache wie die Liebe. Roman, überarbeitete Fassung, Frankfurt/Main 1991.
  • Die Orte, die Stunden. Aufzeichnungen, Hauzenberg 1992.
  • Hier bleiben wir. 11 Gedichte. Köln 1992.
  • Ich schreibe kurz. Aufzeichnungen 1994/95, Köln 1995.
  • Geschichten aus dem Kraichgau. Erzählungen, Heidelberg 1995.
  • Briefe 1955–1983. mit Rainer Brambach, Frankfurt/Main 1997.
  • schwarz auf weiß. Vierzeiler, Warmbronn 1998.
  • Wie die Linien meiner Hand. Aufzeichnungen, Hanser 1999.
  • Ausgewählte Aufzeichnungen. Erzählungen und Gedichte, zusammengestellt von Hugo Dittberner, Darmstadt 1999.
  • Nachmittag, Ende September. Vierzeiler, Köln 2000.
  • Jene Trauben des Zeuxis. Aufzeichnungen, Aachen 2002.
  • Verweilen, gehen. Gedichte in vier Zeilen, Aachen 2003.
  • Ritus der Wiederkehr. Vierzeiler, mit Linolschnitten von Zoppe Voskuhl, Berlin 2006.
  • Am Ufer sitzen. Aufzeichnungen, mit einer Rede von Hugo Dittberner, Hauzenberg 2006.
  • Die Wallfahrt – Erzählungen aus der Zeit zwischen Weltkrieg und Wunderjahren. Hörbuch. Es liest Hans Bender. Dillenburg 2009, ISBN 978-3-9813197-0-5.
  • Wie es kommen wird. Meine Vierzeiler. Hanser, München 2009.
  • Rose Ausländer – Hans Bender: Briefe und Dokumente 1958-1995, 2009.
  • O Abendstunde. Ausgewählte Gedichte. Nachwort von Arnold Stadler. Ulrich Keicher, Warmbronn 2011
  • Auf meine Art. Gedichte in vier Zeilen. Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-23869-5.
  • Aufzeichnungen 2000–2007. Ausgewählte Werke Bd. 6, Aachen 2014.

Herausgabe (Auswahl)

  • Widerspiel. Deutsche Lyrik seit 1945. Darmstadt 1961
  • Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten. München 1961, List 1964
  • Jahresring. Beiträge zur deutschen Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1962–1989
  • In diesem Lande leben wir. Deutsche Gedichte der Gegenwart. München 1978
  • Deutsche Gedichte 1930–1960. Stuttgart 1983
  • Geschichten aus dem 2. Weltkrieg. München u. Zürich 1983
  • Was sind das für Zeiten. Deutschsprachige Gedichte der achtziger Jahre. München u. Wien 1988

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Theo Breuer: Neunzig werden. Hans Bender zum Geburtstag am 1. Juli 2009. Eine Laudatio.[7]
  • Theo Breuer: „Hans Bender“, in: T.B., Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000. Edition YE, Sistig/Eifel 2005, ISBN 3-87512-186-4.
  • Michael Ertz: Der Schriftsteller Hans Bender und der Kraichgau. In: Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, Folge 14, 1995, S. 253–264.
  • Hans-Rüdiger Schwab (Hrsg.): Literatur als Heimat. Hans Bender zu Ehren. Braun, Karlsruhe 1994, ISBN 3-7650-8138-8.
  • Wolfgang Bittner/Hans Bender: Gastwirtssöhne sind im Vorteil. Ein Gespräch. In: Akzente, Heft 1/2010, S. 62–72.
  • Biografie über Hans Bender, Munzinger Archiv, Verlag Ravensburg, in: https://www.munzinger.de/document/000000006805.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Krüger: Er wollte lieber hinten stehen als vorne sitzen. Die deutsche Literatur hat ihm viel zu verdanken: Zum Tod des Schriftstellers und Herausgebers Hans Bender. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Mai 2015, S. 13.
  2. Biografie über Hans Bender, Munzinger Archiv, Ravensburg, in: http://www.munzinger.de/document/000000006805
  3. Gestorben: Hans Bender, BuchMarkt.de vom 28. Mai 2015.
  4. Nachruf Süddeutsche vom 28. Mai 2015 (Zugriff am 27. September 2015).
  5. Gero von Wilpert (Hrsg.): Lexikon der Weltliteratur. Bd. 1: Biographisch-bibliographisches Handwörterbuch nach Autoren und anonymen Werken. dtv, München 1997 ISBN 3-423-59050-5, S. 143.
  6. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 11. März 2017.
  7. Theo Breuer: Neunzig werden. Hans Bender zum Geburtstag am 1. Juli 2009
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Bender (Schriftsteller) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.