Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Gedeon Richter

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gedeon Richter

Gedeon Richter (geb. 23. September 1872 in Ecséd (Ungarn); gest. 30. Dezember 1944 in Budapest) war ein jüdisch-ungarischer Apotheker und Begründer der modernen ungarischen Pharmaindustrie.[1]

Leben

Richter wurde in Ecséd geboren, wuchs aber wegen des frühen Todes seiner Eltern ab 1873 in Gyöngyös auf. Ab 1890 arbeitete er dort als Apothekenpraktikant. Im Jahre 1895 beendete Richter sein Studium in Pharmakologie mit Auszeichnung an der Péter Pázmány Universität in Budapest. Zwei Jahre später reiste er zu mehreren europäischen Apotheken und Pharmaunternehmen und machte sich deren Arzneimittelherstellungsmethoden zu eigen. Im Jahr 1901 kaufte er eine Apotheke Ecke Üllői Straße und Márton Straße in Budapest, namens „Goldener Adler“ und erhielt die Genehmigung zur Herstellung von Medikamenten.

Unternehmerische Tätigkeit

1906 kaufte er ein 3.252 m2 grosses Areal in Budapest und errichtete die erste Produktionsstätte im Stadtteil Kőbánya in der Cserkesz-Straße 63. Die Fabrik hatte ihre ersten großen Erfolge mit einem Acetylsalicylsäure-Derivat namens Kalmopyrin und dem Desinfektionsmittel Wasserstoffperoxid in Tablettenform namens Hyperol, die im Jahre 1912 patentiert wurden und eine wichtige Rolle im Ersten Weltkrieg spielten. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs produzierte das Unternehmen über 100 Medikamente und hatte weltweit an die 40 Auslandsvertretungen. Im Jahre 1923 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die Aktienmehrheit und Unternehmensführung verblieb jedoch bei der Familie Richter. Das Unternehmen gehörte zu den ersten Pharmakonzernen Europas, das Insulin herstellte. Die erste ausländische Filiale wurde im selben Jahr in Zagreb eröffnet. Des Weiteren wurden zwischen 1931 und 1935 zehn Filialen im Ausland gegründet. Vor dem Krieg hielt er bereits 24 pharmazeutische Patente. Mit dem Beginn der Ära der Planwirtschaft 1948 wurde das Unternehmen verstaatlicht.

Zweiter Weltkrieg

Gedenktafel Richters an seinem ehemaligen Wohnhaus

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte sein Pharma-Netzwerk Vertretungen in fünf Kontinenten mit 10 Tochtergesellschaften und Zweigstellen in 34 Staaten. 1942 wurde er von seiner Position als Direktor durch die antisemitischen Gesetze enthoben. Er führte jedoch seine Fabrik von seinem Privathaus mit einem Teil des Personals, dem er vertraute, weiter. Im Herbst 1944 war die Fabrik fast vollständig lahmgelähmt.

Obwohl er die Gelegenheit hatte Budapest zu verlassen und in die Schweiz zu fliehen, wollte er sein Unternehmen nicht im Stich lassen. Er und seine Frau wurden von Raoul Wallenberg mit mehr als tausend weiteren Juden eine Zeitlang versteckt. Nachdem er gefangen genommen worden war, wurde Richter zusammen mit einer Gruppe von 50 Personen im Dezember 1944 von den Pfeilkreuzlern hingerichtet, und in die Donau geworfen.

Folgen

Richter entwickelte die ersten Arzneimittel zur Erhöhung des Blutdrucks, eines Nebennierenhormonextrakts (Adrenalin), einem fiebersenkenden Schmerzmittels Kalmopyrin, einem Calciumacetylsalicylat.[2] und Tonogen (Cardura), das zur Behandlung von Bluthochdruck oder Symptomen der benignen Prostatahyperplasie (BPH) verwendet wird.

Nach dem Krieg wurde die Fabrik unter dem Namen Richter Pharmazeutische Fabrik in Kőbánya wieder aufgebaut. 1972 wurde zum 100. Jahrestag der Geburt Richters eine Gedenktafel angebracht und eine Gedenkstätte an der Apotheke „Goldener Adler" errichtet.

Die Gedeon Richter AG ist heute das einzige unabhängige ungarische, multinational aufgestellte Pharmaunternehmen.[3]

In seinem Geburtshaus wird eine Schule unter dem Namen „Richter Gedeon Grundschule in Ecséd“ betrieben. Der Raum, in dem er geboren wurde, fungiert heute als Turnhalle.

Quellen

  • Pillich, Lajos: Richter Gedeon. In: Magyar tudóslexikon A-tól Zs-ig. Chefredakteur: Nagy Ferenc. Budapest: Besser; MTESZ; OMIKK 1997, S. 679-680. ISBN 963-85433-5-3
  • Reményi Gyenes, István: Ismerjük őket? Zsidó származású nevezetes magyarok, Ex Libris Kiadó, Budapest (2000) ISBN 963-85530-3-0

Einzelnachweise

  1. Website der Richter AG. Abgerufen am 14. März 2017.
  2. Kalmopyrin Abgerufen am 19. März 2017.
  3. Gedeon Richter setzt auf deutschen Markt, Ärztezeitung, 11. Dezember 2012. Abgerufen am 19. März 2017.


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Gedeon Richter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.