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Blutdruck

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Der Blutdruck ist der Druck des Blutes in einem Blutgefäß. In der Fachsprache wird auch der Begriff Gefäßdruck verwendet. Er ist die Kraft pro Fläche, die zwischen Blut und Gefäßwänden der Arterien, Kapillaren und Venen ausgeübt wird, wobei beim Blutdruck meist der Druck in den größeren Arterien gemeint ist. Der Blutdruck wird meist in mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) angegeben.[1] Innerhalb der EU ist dies auch die gesetzliche Maßeinheit für den Blutdruck.[2]

Allgemeines

Der Blutdruck sollte unter Normalbedingungen und ohne Berücksichtigung individueller Abweichungen idealerweise bei 120/80 mm Hg liegen.

Ab 140/90 mm Hg spricht man international definiert von Bluthochdruck, der sich nachteilig auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirkt. Dieser Wert wird auch in den gemeinsamen Leitlinien der europäischen Gesellschaften für Hypertonie und Kardiologie in der Fassung von 2013 als Zielwert für fast alle Patienten empfohlen.[3]

In verschiedenen Bereichen des Blutkreislaufs herrschen unterschiedliche Druckverhältnisse. Spricht man ohne näheren Zusatz vom Blutdruck, dann meint man in der Regel den arteriellen Druck in den großen Schlagadern auf Herzhöhe (BD oder BP, gebräuchlich ist auch die Synekdoche RR für Riva-Rocci), der meistens an der Brachialarterie des Oberarmes gemessen wird. Daneben ist auch der zentralvenöse Druck von medizinischem Interesse.

Die Blutdruckmesswerte sind Überdrucke gegenüber der Atmosphäre und werden nicht in der SI-Einheit Pascal (Pa), sondern in der traditionellen Einheit mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule) angegeben, weil früher für die Druckmessung üblicherweise Quecksilbermanometer verwendet wurden.

Die Angabe des arteriellen Drucks erfolgt konventionell als Zahlenpaar aus systolischem (maximaler Wert, ist unter anderem abhängig von der Herzauswurfleistung) und diastolischem Druck (minimaler Wert, in der Herzfüllungsphase und deshalb unter anderem auch abhängig von der Elastizität und dem Füllungszustand der großen Gefäße). Man sagt dann beispielsweise „105 zu 70“.

In Ruhe beträgt der normale systolische arterielle Druck 13,3–17,4 kPa (100–130 mm Hg) und der diastolische Wert 8,0–11,3 kPa (60–85 mm Hg). Darüber hinaus finden der mittlere arterielle Druck und die Pulsamplitude (Differenz zwischen systolischem und diastolischem arteriellen Druckwert) Anwendung. Die mittleren Blutdruckangaben entsprechen denen im Liegen. Im Sitzen und im Stehen ist der Blutdruck aufgrund der Schwerkraft in der unteren Körperhälfte höher als im Liegen, während er oberhalb der hydrostatischen Indifferenzebene niedriger ist als im Liegen.

In der Rettungsmedizin ist die Fingernagelprobe eine Methode zur orientierenden Feststellung der peripheren Durchblutungssituation, welche einen groben Rückschluss auf die Kreislaufsituation zulässt, insbesondere bei wenig Zeit für die Untersuchung eines jeden Verletzten, etwa bei Katastrophen und Unfällen. Dafür drückt der Prüfende kurz das Nagelbett des Betroffenen mit seinem Fingernagel, so dass sich dieses weiß färbt. Ist die Zeit bis zur Wiedereinfärbung länger als eine Sekunde, liegt eine Mangeldurchblutung vor. Jedoch können vorausgegangene Nagelverletzungen oder lackierte Fingernägel dieses Ergebnis verfälschen.

Physiologie des arteriellen Drucks

Der systolische arterielle Druck wird durch die Auswurfkraft des Herzens erzeugt. Der diastolische arterielle Druck entspricht dem Dauerdruck im arteriellen Gefäßsystem. Die Compliance der großen Arterien und ihre Windkesselfunktion begrenzen beim Auswurf den systolischen Wert und sorgen durch ihre Pufferfunktion für einen, wenn auch geringeren, Blutfluss in der Diastole.

Bei körperlicher Anstrengung nehmen Herzminutenvolumen und Durchblutung der Peripherie zu. Der Gefäßwiderstand sinkt. Der systolische arterielle Druck steigt stärker an als der diastolische Wert.

Messung des arteriellen Drucks

Digitales Blutdruckmessgerät
Langzeitblutdruckmessung am Oberarm unter Verwendung eines digitalen Messgerätes mit Klett-Manschette


Man unterscheidet die direkte (invasive, blutige) arterielle Druckmessung mittels eines Druckfühlers in einem Blutgefäß von der indirekten (nichtinvasiven, unblutigen) Messung, die mit Hilfe einer Blutdruckmanschette an einer Extremität durchgeführt wird.

Die direkte arterielle Druckmessung wird vor allem von Anästhesisten zur Überwachung während einer Operation und auf Intensivstationen eingesetzt.

Die indirekte arterielle Druckmessung ist aufgrund der schnellen und ungefährlichen Durchführung heute Mittel der Wahl in den meisten medizinischen Bereichen. Man unterscheidet die manuelle Messung von der automatischen mittels eines digitalen Gerätes (siehe Blutdruckmessgerät). Die manuelle Messung kann auskultatorisch, palpatorisch oder oszillatorisch durchgeführt werden.

systolisch

Bei der Herzarbeit handelt es sich um einen wellenartigen Pumpvorgang: Jedes Mal wenn sich die linke Herzkammer zusammenzieht, wird das Blut stoßartig in die Hauptschlagader (Aorta) gepumpt, was den Blutdruck in den Gefäßen kurz ansteigen lässt. Der dabei erreichte maximale Druck wird als oberer Blutdruckwert oder auch als systolischer Blutdruck bezeichnet. („Systole” = medizinischer Fachbegriff für die Phase des Pumpvorgangs, in der sich das Herz zusammenzieht und Blut auswirft. Systole (griechisch) = das Zusammenziehen)[4]

diastolisch

Nachdem sich die linke Herzkammer beim Pumpvorgang zusammengezogen hat, muss sich die Herzkammer für den nächsten Pumpstoß erst wieder mit Blut füllen. Dafür entspannt sich die Kammer. In dieser Entspannungsphase, in der kein weiteres Blut in die Hauptschlagader gepumpt wird, fällt der Druck in den Blutgefäßen langsam ab (bis der nächste Blutstoß aus dem Herzen kommt). Der dabei erreichte niedrigste Druck wird als unterer Wert oder auch als diastolischer Blutdruck bezeichnet [Diastole (griechisch) = die Ausdehnung]. Bei einem Blutdruck von 120 zu 80 mmHg pulsiert also der Druck ständig wellenförmig zwischen 120 und 80 mmHg hin und her[4].

Bedeutung

Der arterielle Druck ist kein feststehender Wert und schwankt im Tagesablauf, je nachdem, welche Aktivität gerade ausgeübt wird. Bei körperlicher Anstrengung, Stress und Aufregung steigt er an, in körperlichen und seelischen Ruhephasen sinkt er ab.

Leidet ein Mensch hingegen unter arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), bleibt der Druck in den Blutgefäßen auch im Ruhezustand erhöht: Das Herz muss unablässig mit erhöhter Anstrengung pumpen. Dies belastet Herz- und Gefäßwände. Ein arterieller Hochdruck liegt vor, wenn bei wiederholter Messung ein Wert von über 140/90 mm Hg erreicht wird.

Bluthochdruck ist als Risikofaktor für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen anerkannt. Kommen zum Risikofaktor arteriellen Hochdruckes noch Übergewicht bzw. Adipositas (starkes Übergewicht) sowie ein weiterer Risikofaktor, etwa Diabetes (Zuckerkrankheit), Rauchen oder Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin bzw. LDL) hinzu, besteht eine deutlich erhöhte Gefahr, im Laufe des Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Man spricht daher auch von den kardiometabolischen Risikofaktoren.

Einteilung der Blutdruck-Werte nach WHO/ISH

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte 1999 zusammen mit der International Society of Hypertension (ISH) die 2003 überarbeiteten WHO/ISH Hypertension guidelines[5] (deutsch WHO/ISH Leitfaden Bluthochdruck) mit der folgenden Einteilung.

systolisch (mm Hg) diastolisch (mm Hg)
optimal < 120 < 80
normal < 130 < 85
hochnormal 130–139 85–89
Hypertonie Grad 1 140–159 90–99
Hypertonie Grad 2 160–179 100–109
Hypertonie Grad 3 ≥ 180 ≥ 110

Arterielle Druckregulation

Mechanismus der arteriellen Druckregulation

Der arterielle Druck muss sich in gewissen Bandbreiten bewegen, denn sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger arterieller Druck schädigen den Organismus bzw. einzelne Organe. Gleichzeitig muss der arterielle Druck aber auch bei wechselnden Belastungen (z. B. einem anstrengenden Dauerlauf oder Ruhe, Schlaf) angepasst werden.

Grundvoraussetzung jeder arteriellen Drucksteuerung ist, dass der Körper den arteriellen Druck in den Gefäßen selbst messen kann. In Aorta, Halsschlagadern sowie anderen großen Arterien in Brustkorb und Hals messen druckempfindliche Sinneszellen, die Barorezeptoren, die Dehnung der Arterienwand.

Kurzfristige arterielle Druckregulation

Die Mechanismen der kurzfristigen arteriellen Druckregulation greifen innerhalb von Sekunden. Wichtigster Mechanismus dabei ist der Barorezeptorenreflex. Dehnt ein höherer Druck (und damit ein höheres Volumen) die Arterienwand aus, so senden die Barorezeptoren reflektorisch hemmende Impulse an den Sympathikus im Kreislaufzentrum der Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark) aus. Bei zu niedrigen arteriellen Blutdruckwerten nimmt die Zahl der hemmenden Impulse hingegen reflektorisch ab, es kommt also zur Reizung des Sympathikus in der Medulla oblongata. Durch eine Abnahme der Hemmung wird das vom Herzen ausgeworfene Blutvolumen somit gesteigert, zusätzlich kommt es eventuell zur Gefäßverengung in Haut, Nieren und Magen-Darm-Trakt. Im rechten und linken Herzvorhof befinden sich Dehnungsrezeptoren, die auf vergleichbare Weise reagieren.

Mittelfristige arterielle Druckregulation

Hier ist insbesondere das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System zu nennen. Sinkt die Nierendurchblutung ab (z. B. durch einen generalisierten arteriellen Druckabfall oder eine Nierenarterienverengung), führt dies zu erhöhter Renin-Freisetzung in der Niere und damit letztlich zu einer Konzentrationserhöhung des stark gefäßverengenden Angiotensin II.

Langfristige arterielle Druckregulation

Über die Regulation des Blutvolumens und somit des Blutdrucks ist hierbei insbesondere die Niere beteiligt. Bei steigendem arteriellen Mitteldruck wird durch Druckdiurese und vermehrte Flüssigkeitsausscheidung der Druck gesenkt. Bei Abfall des Blutdrucks bzw. des Blutvolumens wird ADH (antidiuretisches Hormon) aus der Neurohypophyse ausgeschüttet, und somit die Wasserrückresorption im distalen Tubulus und Sammelrohr der Niere durch Einbau von Aquaporinen 2 (Wasserkanäle) stimuliert. Über spezielle V1-Rezeptoren wirkt ADH zusätzlich blutgefäßverengend. Weiterhin kommt es über das bereits erwähnte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System letztendlich zur Ausschüttung von Aldosteron, welches durch verstärkte Retention von Wasser und Natrium in der Niere ebenfalls zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks über Volumenerhöhung beiträgt. Wenn das Blutvolumen erhöhten Druck auf die Herzvorhöfe ausübt, werden dort Transmitter wie ANP freigesetzt, die ebenfalls die Flüssigkeitsausscheidung in der Niere erhöhen.

Siehe auch: Nieren-Funktionen

Organspezifische Druckregulation

Um eine gleichmäßige Blutversorgung sicherzustellen, sind einige Organe in der Lage, direkt auf Blutdruckschwankungen zu reagieren. Dieser Mechanismus wird als Bayliss-Effekt oder auch myogene Autoregulation bezeichnet, da die Gefäßmuskulatur selbst dabei die Regulation übernimmt.

Pathologie

Statischer Blutdruck

Unter dem statischen Blutdruck versteht man einen Druck von ca. 6 bis 7 mm Hg, der sich bei einem Stillstand des Herzens im Liegen in den Gefäßen einstellt. Der statische Blutdruck ermöglicht eine Aussage über den Füllungszustand der Gefäße. Er ist abhängig vom Blutvolumen und von der Gefäßkapazität.

Einzelnachweise

  1. Christoff Zalpour (Hrsg.): Anatomie und Physiologie (Für die Physiotherapie). 3.Auflage, 2010, S. 431.
  2. Richtlinie 80/181/EWG
  3. Vera Zylka-Menhorn: Arterielle Hypertonie: Höhere Flexibilität bei der Therapie, stärkere Einbindung der Patienten. In: Deutsches Ärzteblatt 2013; 110(26): A-1316/ B-1152/ C-1139. 28. Juni 2013. Abgerufen am 28. Juni 2013.
  4. 4,0 4,1 Deutsche Herzstiftung
  5. WHO/ISH Hypertension guidelines
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