Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Franz Unikower

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Franz Unikower (ca. 1950)

Franz Siegbert[1] Unikower (geb. 11. Mai 1901 in Breslau; gest. 29. September 1997 in Langen (Hessen)) war ein deutscher Jurist. Unikower war der Mitbegründer der Jüdischen Gemeinde in Mecklenburg, Oberlandesgerichtspräsident und Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Leben

Franz Unikower stammte aus einer Schneiderfamilie. Das Gymnasium beendete er mit dem Notabitur und nahm noch von Juni bis November 1918 als Landsturmmann am Ersten Weltkrieg teil.

Unikower wurde 1919 Sekretär der Jüdischen Arbeiterfürsorge. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaft an den Universitäten Berlin und Breslau und promovierte im Dezember 1922 mit der Dissertation Das Delikt § 327 Str.-Ges.-B. (Seuchengesetz). Seine Referendarszeit absolvierte er an den Gerichten in Oels sowie Breslau.

1921 wurde er Mitglied der SPD und engagierte sich bei der Vereinigung sozialistischer Juristen, der Sozialistischen Arbeiterjugend sowie Gewerkschaftsorganisationen. Ab 1926 war Unikower als Amts- und Landrichter tätig, von 1929 bis 1933 als Rechtsanwalt.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt er 1933 Berufsverbot und wurde am 11. November 1938 inhaftiert, zuerst bis zum 6. Januar 1939 im KZ Buchenwald. Danach arbeitete er als Vertreter und leistete ab 1940 Zwangsarbeit bei der städtischen Müllabfuhr in Breslau. Von Sommer 1941 bis Februar 1943 arbeitete er bei der Fahrzeug und Motorenwerke (FAMO) GmbH in Breslau.

Von März 1943 bis Januar 1945 war Unikower Häftling im KZ Auschwitz und wurde im Herbst 1943 als Häftlingsschreiber der Politischen Abteilung des Auschwitz-Monowitz zugeteilt.[2] Nach der Evakuierung des KZ Auschwitz im Januar 1945 kam Unikower als Häftling am 2. Februar 1945 in das Außenlager Boelcke-Kaserne und wenige Tage danach in das KZ Mittelbau, wo er wieder Häftlingsschreiber bei der Politischen Abteilung wurde. Mitte April 1945 wurde er in das KZ Ravensbrück überstellt und von dort nach Wöbbelin (Mecklenburg), wo er Anfang Mai 1945 durch US-Truppen befreit wurde.

Bereits im September 1945 wurde er als Präsident des Oberlandesgerichts Schwerin eingesetzt. Dieses Amt hatte er bis zum November 1946 inne. Mit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD im April 1946 wurde Unikower Mitglied der SED. Von September 1946 bis Dezember 1946 leitete er einen Volksrichterlehrgangs in Schwerin. Ende 1946 wurde Unikower von der Besatzungsmacht verhaftet, im August 1947 aber rehabilitiert entlassen.[3]

1947 war Unikower Mitbegründer der Jüdischen Gemeinde in Mecklenburg und seit 1948 deren Präsident. Von Februar 1948 bis Juli 1952 war Franz Unikower Vorsitzender des Strafsenats am Oberlandesgericht Schwerin und ab September 1952 Oberrichter am Bezirksgericht. Im Februar 1953 erfolgte seine Entlassung aus dem Justizdienst, die eine bis 1956 dauernde Auseinandersetzung mit Staats- und SED-Vertretern nach sich zog. Unikower wurde aufgefordert, öffentlich gegen den „Aggressor Israel“ aufzutreten. Nach seiner Weigerung befürchtete er Repressionen und flüchtete Ende Oktober 1956 nach Westdeutschland. Hier war er wieder Mitglied der SPD.

Franz Unikower arbeitete im Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Er war seit 1958 der Justitiar des Landesverbands Hessen und Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland. Am 29. Januar 1959 sandte Unikower ein „Verzeichnis vom 4.9.1958 betreffend SS-Leute, die in Auschwitz Dienst gemacht hatten“ an Fritz Bauer, die im Rahmen der Ermittlungen bezüglich des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses eine gewichtige Rolle spielten.[4]

Unikower war ab 1931 in erster Ehe mit der Schauspielerin Helene Nowak verheiratet, die 1939 geschieden wurde. Im Januar 1942 heiratete er die Krankenschwester Charlotte, geborene Bremer. Unikower war Vater einer Tochter: Eva (* 15. Oktober 1926).

Ehrungen

Literatur

  • Rolf Bartusel: Franz Unikower, in: Zeitgeschichte Regional, Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. 2. Jg. (1998), Nr. 2, S. 56-61, ISSN 1434-1794
  • Beatrice Vierneisel: Erinnerungszeichen: Franz Siegbert Unikower. Ein Porträt. Hrsg. Förderverein der Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin e.V. Wöbbelin o.D. [2011], ISBN 978-3-934411-55-5.
  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 10273 (nur noch als E-Book/PDF als Download erhältlich).

Weblinks

Referenzen

  1. Beatrice Vierneisel: Erinnerungszeichen: Franz Siegbert Unikower. Ein Porträt, S. 8
  2. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, Berlin Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-54833014-2, S. 304
  3. Beatrice Vierneisel: Erinnerungszeichen: Franz Siegbert Unikower. Ein Porträt, S. 41f.
  4. Werner Renz: Essay: Der 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess - Zwei Vorgeschichten, (PDF-Datei) auch erschienen in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 50, Heft 7, Juli 2002, S. 622–641, Metropol Verlag, Berlin, ISSN 0044–2828
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Franz Unikower aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.