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Franz Alt (Journalist)

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Franz Alt bei der Abschlusskundgebung der Anti-Atom-Menschenkette am 12. März 2011 in Stuttgart
Der Dalai Lama mit Franz Alt nach einem „Report“-Interview 2005

Franz Alt (* 17. Juli 1938 in Untergrombach, Baden, heute zu Bruchsal, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Journalist und Buchautor.

Tätigkeit

Franz Alt studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Theologie an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Heidelberg. 1967 wurde er mit einer Dissertation über Konrad Adenauer promoviert. Von 1968 bis 2003 arbeitete er überwiegend beim Südwestfunk (SWF, heute: SWR), für den er 20 Jahre lang das Politmagazin Report moderierte.[1][2] Die Veröffentlichung des Buchs Frieden ist möglich, in dem Alt Zweifel an der Politik der Nachrüstung anmeldete, führte zu jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen zwischen Alt und seinem Sender. Von 1992 bis 2003 leitete Franz Alt die Zukunftsredaktion im SWR und moderierte außerdem in 3sat die Magazine Querdenker und Grenzenlos. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von über zwei Millionen.

Er plant den Einstieg in eine „solare Weltrevolution“. Alts Arbeiten wurden mehrfach prämiert, u. a. mit dem Adolf-Grimme-Preis, der Goldenen Kamera, dem ersten Deutschen Solarpreis 1994, dem Europäischen Solarpreis 1997, dem Umwelt-Online-Award, dem Menschenrechtspreis AWARD 2003 und dem Umweltpreis der Deutschen Wirtschaft 2004.

Auf seiner Homepage Sonnenseite gibt Franz Alt einen Überblick über die Alternativen der Energieerzeugung – erneuerbare Energien, solares Bauen, solares Wirtschaften – sowie über die Themen Klimawandel, Klimapolitik, Treibhauseffekt, ökologische Verkehrswende, ökologische Wasserwirtschaft, Ökolandbau, ökologische Steuerreform, Frieden und Menschenrechte („Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne“).

Als bekennender Christ begründet Franz Alt sein Engagement für die Ökologie aus seinem Glauben heraus, so in seinem Werk Der ökologische Jesus.

Franz Alt unterstützt die Hilfsorganisation Andheri-Hilfe, mit deren Gründerin Rosi Gollmann hat er das Buch Eine bessere Welt ist möglich geschrieben.

Neben seiner eigenen publizistischen Tätigkeit fungiert Alt auch als Herausgeber, er gab unter anderem Texte von Carl Gustav Jung heraus.

Im Oktober 2006 erscheint der Gesprächsband Du darfst den Kern nicht spalten. Im Gespräch mit zwei Journalistenkollegen blickt Alt darin auf sein Leben, seine Kindheit in einem wohlbehüteten Elternhaus, seine Studienjahre und seine Erfahrungen als Mitarbeiter des öffentlichen Rundfunks und Fernsehens zurück.

Alt ist Mitglied im Magischen Zirkel von Deutschland. Seit 40 Jahren gibt er unter dem Pseudonym Francesco Altini öffentliche Vorstellungen als Hobbyzauberer.

Politisches Engagement

Franz Alt beim Interview mit Helmut Kohl (Bildmitte), Bundestagswahlparty der CDU, 3. Oktober 1976

1963 trat Alt der CDU bei. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vom April 1986 kritisierte er in einem offenen Brief an Helmut Kohl[3] die CDU, weil sie weiterhin an der Kernenergie festhielt.[4] 1988 trat Alt aus der CDU aus. Seitdem hat er die parteipolitische Tätigkeit aufgegeben, steht jedoch vor allem der ödp nahe, deren prominentester Fürsprecher er außerhalb der Partei ist.[5] Bereits Ende der 1970er Jahre hatte ihm der spätere ödp-Bundesvorsitzende Herbert Gruhl seine wachsenden Differenzen zu seiner damaligen Partei, der CDU, anvertraut.[6] Seit der Parteigründung äußerte sich Alt, obwohl bis 1988 Mitglied der CDU, mehrfach positiv über die ödp, so beispielsweise im Vorfeld der Bundestagswahl 2002.[5][7]

Als Alt dem seinerzeitigen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler einen offenen Brief anlässlich seines Parteiaustritts schrieb,[8] empfahl er der Anhängerschaft seiner früheren Partei das Grundsatzprogramm der ödp als Lektüre:

„Doch ich empfehle allen Christdemokraten und Wertorientierten, das Grundsatzprogramm der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Herbert Gruhl zu lesen. Diese Partei verzichtet auf das ‚C‘ im Parteinamen, aber ihr Programm lässt ahnen, was eine christlich-inspirierte heute sein könnte: Konservativ, im wahrsten Sinne des Wortes.“

Franz Alt anlässlich seines Austritts aus der CDU[9]

Auf dem ödp-Bundesparteitag 1992 hielt Alt ein Referat über sein Buch Schilfgras statt Atom (1992). Die Partei zeichnete ihn damals mit der Goldenen Schwalbe aus.[10]

Im Oktober 2000 verfasste Franz Alt einen offenen Brief an Angela Merkel, in dem er sie an ihre frühere Äußerungen zu einer „ökologischen Steuerreform“ erinnerte, als sie 1995 Präsidentin des Weltklimagipfels in Berlin war. Damals äußerte Merkel, dass eine ökologische Steuerreform die Voraussetzung für eine effektive Umweltpolitik sei und sie daher diese Forderungen unterstütze. Als damalige Umweltministerin war sie dankbar für das ökologische Engagement der Bevölkerung. Da sie nun den „ohnehin recht bescheidenen rot-grünen Einstieg in eine ökologische Steuerreform eine K.-o.-Steuer“ genannt habe, forderte er eine logische Begründung: „Jahrelang schrieben und sprachen Sie bei Ihren Plädoyers für ökologische Steuern von „Verantwortung“ und „Bewahrung der Schöpfung“. Gilt das alles jetzt plötzlich nicht mehr, nur weil Sie in der Opposition sind?“[11]

Franz Alt ist Gründungsmitglied des Instituts Solidarische Moderne.[12]

Alt engagiert sich gegen das Projekt „Stuttgart 21“. Er kritisiert das seiner Meinung nach schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV) des Projektes und betont, dass jeder dort investierte Euro bei anderen Infrastruktur-Investitionen mit weit besserem KNV fehle.[13]

Kritik

Franz Alt 2003
  • Einige Umweltexperten kritisieren,[14] dass Alt häufig unausgegorene Ideen und Scheinlösungen propagiere, ohne ökologische und sonstige Bedenken etwa aus anderen Fachrichtungen zu berücksichtigen. Ein Beispiel dafür sei Alts Engagement in den 1990er Jahren für einen großflächigen Chinaschilfanbau, der von anderen Personen „präziser und zuverlässiger formuliert“ wurde.[15]
  • Alts Jesusbild wird von Theologen als einseitige und wohlfeile Projektion aktueller ideologischer Vorstellungen kritisiert: der pazifistische Jesus, der ökologische Jesus, der feministische Jesus. Darüber hinaus wird ihm vorgeworfen, er spiele den Gott des Neuen Testaments als „Gott der Liebe“ gegen den Gott des Alten Testaments als „Gott der Rache und des Krieges“ aus, was nicht nur Juden und Vertreter des jüdisch-christlichen Dialogs als antijudaistisches und antisemitisches Gedankengut kritisierten.[16] Noch deutlicher geriet die Kritik Fritz Rumlers zu Alts Werk Jesus – der erste neue Mann, in dem er sektiererisches Sendungsbewusstsein feststellte: „Denn unter den verschiedenen Titeln quillt immer die gleiche Suada, aus Bekennerwut und Bekehrungsfieber, Hochmut des Gerechten und Zerknirschung des Sünders, Ratio-Feindlichkeit, New-Age-Besserwisserei samt Katalog der Katastrophen; eine spirituelle Anbauküche, in der es nach Sektierertum und Gestern riecht.“[17]
  • Nach Ansicht vieler Kritiker versäume Alt eine Abgrenzung zu rechtsextremen Ideologien (siehe Veröffentlichungen u. a. in der Nationalzeitung). Er nehme damit in Kauf, dass sein prominenter Name für die Imagewerbung rechtsextremer Organisationen benutzt werde. Alt entgegnet den Vorwürfen, dass er selbst mit rechtsextremen Organisationen nichts zu tun habe, dass man sich mit ihnen aber auch auseinandersetzen müsse, da die dortigen Mitglieder und die Leser dieser Zeitungen auch Menschen seien. Die ehemalige Grünenpolitikerin Jutta Ditfurth stellte Alt als Rechtsextremisten dar und bezeichnete ihn als „chronisch lächelnden Antisemiten“ und „scheinheilig“.[18]
  • Andere kritisierten seinen prophetischen Habitus: „Andächtig hobelt er seine Sinnsprüche vom großen Weisheitsklotz, und jeder Satz ist ein moralisches Ausrufezeichen. »Wer, wenn nicht wir, und wann, wenn nicht jetzt?« fragte er von seiner Kanzel.“[19]

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke

  • Es begann mit Adenauer. Freiburg 1975.
  • Frieden ist möglich. Die Politik der Bergpredigt. München 1983.
  • Liebe ist möglich. München 1985.
  • Jesus – der erste neue Mann. München 1989.
  • Schilfgras statt Atom. München 1992.
  • Die Sonne schickt uns keine Rechnung – die Energiewende ist möglich. München 1994.
  • Das Ökologische Wirtschaftswunder. Berlin 1997.
  • Windiger Protest. Konflikte um das Zukunftspotential der Windkraft. Mit Jürgen Claus und Hermann Scheer, Bochum 1998
  • Der ökologische Jesus. München 1999.
  • Agrarwende jetzt. Gesunde Lebensmittel für alle. München 2000.
  • Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne. München 2002.
  • Wege zur ökologischen Zeitenwende. Visionen und Reformalternativen für ein zukunftsfähiges Kultursystem. Mit Rudolf Bahro und Marko Ferst. Berlin 2002.
  • Die Schöpfung. Bildband, mit Wilfried Weyer, Berlin 2003.
  • TIBET – weites Land zwischen Himmel und Erde. Bildband m. Wilfried Weyer. Hamburg 2005.
  • Eine bessere Welt ist möglich. Ein Marshallplan für Arbeit, Entwicklung und Freiheit. Mit Rosi Gollmann, Rupert Neudeck. Riemann Verlag, München 2005.
  • Zukunft Erde. Wie wollen wir morgen leben und arbeiten? Berlin 2006.
  • Deutschland ist erneuerbar. Franz Alt im Gespräch mit Bernhard Müller und Horst Wörner. Berlin 2008, ISBN 978-3-7466-7061-4.
  • Sonnige Aussichten. Wie Klimaschutz zum Gewinn für alle wird. 3. Auflage. Gütersloher Verlagshaus, 2008, ISBN 978-3-579-06966-1.
  • Gute Geschäfte. - Humane Marktwirtschaft als Ausweg aus der Krise. mit Peter Spiegel. Aufbau-Verlag, 2009, ISBN 978-3-351-02707-0.

Literatur

  • Raphael Mankau (Hrsg.): 20 Jahre ödp – Anfänge, Gegenwart und Perspektiven ökologisch-demokratischer Politik. dolata verlag, Rimpar 1999, ISBN 3-344-70790-6.
  • Jürgen Wüst: Konservatismus und Ökologiebewegung. Eine Untersuchung im Spannungsfeld von Partei, Bewegung und Ideologie am Beispiel der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikationen, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-88939-275-X.
  • Micha Brumlik: Der Anti-Alt. Wider die furchtbare Friedfertigkeit. Frankfurt/M. 1991, ISBN 3-8218-0453-X.
  • Franz Alt, in: Internationales Biographisches Archiv 09/2008 vom 26. Februar 2008, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

 Commons: Franz Alt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Giftzähne ziehen. „Report“-Moderator Franz Alt wird demontiert: Sein Intendant will ihm den Bildschirm nicht mehr allein überlassen. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1987, S. 132-134 (6. April 1987, online).
  2. Auf Wiedersehen. Trotz eines Arbeitsgerichtsurteils soll „Report“-Chef Franz Alt sein Magazin an diesem Dienstag nicht allein moderieren dürfen. In: Der Spiegel. Nr. 44, 1987, S. 78 (26. Oktober 1987, online).
  3. Franz Alt: Schluß mit dem atomaren Glücksspiel. Offener Brief des CDU-Mitglieds Franz Alt an Helmut Kohl. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1986, S. 18-19 (2. Juni 1986, online).
  4. oedp-rhein-neckar.de
  5. 5,0 5,1 Wüst, S. 63.
  6. Franz Alt: Herbert Gruhl – Vordenker und Querdenker, in: Mankau, S. 9–12, hier S. 9.
  7. ödp-Wahlprogramm im Internet abrufbar, 12. Juli 2002
  8. Franz Alt: Wo Gewissen vergewaltigt wird. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1988, S. 44 (18. Juli 1988, online).
  9. Wüst, S. 64.
  10. Homepage Franz Alt (Lebenslauf)
  11. Franz Alt: Viel Sinneswandel. Offener Brief an Angela Merkel. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2000, S. 27 (2. Oktober 2000, online).
  12. Institut Solidarische Moderne: Gründungsmitglieder
  13. RP vom 4. Oktober 2010 Notbremse für Stuttgart. Artikel von Franz Alt
  14. Halm der Weisen. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1992, S. 185-188 (3. August 1992, online).
  15. http://www.udo-leuschner.de/rezensionen/rc9209alt.htm
  16. Vgl. Micha Brumlik: Der Anti-Alt. Wider die furchtbare Friedfertigkeit, Frankfurt/M. 1991.
  17. Fritz Rumler: Mit Anima in der Anbauküche. Über Franz Alts „Jesus - der erste neue Mann“. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1989, S. 260 (23. Oktober 1989, online).
  18. Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. (3. Auflage 1996), S. 16, 98.
  19. Christoph Scheuring: special-Reporter Christoph Scheuring über den Öko-Propagandisten Franz Alt und dessen rastlose Bekehrungsarbeit. In: Der Spiegel Special 7/1995.
  20. http://www.siebenpfeiffer-stiftung.de/preis.html
  21. NiBB-Innovationspreis 2006 an Bigi und Dr. Franz Alt, Homepage
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