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Fellheim

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Fellheim
Fellheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Fellheim hervorgehoben
48.07222222222210.151666666667566
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Unterallgäu
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Boos
Höhe: 566 m ü. NN
Fläche: 5,08 km²
Einwohner:

1.108 (31. Dez. 2011)[1]

Bevölkerungsdichte: 218 Einwohner je km²
Postleitzahl: 87748
Vorwahl: 08335
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 09 7 78 139
Adresse der Verbandsverwaltung: VG Boos
Fuggerstr. 3
87737 Boos
Webpräsenz: www.vg-boos.de
Bürgermeister: Alfred Grözinger (ohne Wahlvorschlag)
Lage der Gemeinde Fellheim im Landkreis Unterallgäu
Karte

Fellheim ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Unterallgäu und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Boos.

Geografie

Fellheim liegt 10 km nördlich von Memmingen in der Region Donau-Iller in Oberschwaben.

Ausdehnung des Gemeindegebietes

Das Gemeindegebiet besteht nur aus der Gemarkung Fellheim.

Geschichte

Die Gemeinde liegt an der ehemaligen Befestigungslinie des Donau-Iller-Rhein-Limes, auf der rechten Seite der Iller zwischen Kellmünz an der Iller und Memmingen. Fellheim gehörte nach mehreren Besitzwechseln ab dem 25. Januar 1555, der Übergabe des Lehensbriefes vom Fürststift Kempten, den Freiherren Reichlin von Meldegg. Die Familie Reichlin von Meldegg kam ursprünglich aus der Nähe von Hohenems im heutigen Vorarlberg. Fellheim war Sitz der gleichnamigen Herrschaft. Zwei Jahre später wurde mit dem Bau des Schlosses begonnen. 1620 erhielt die Freiherrschaft das Recht, den Blutbann auszuüben. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf von Schweden und von kaiserlichen Truppen geplündert und vollkommen verwüstet. In den Jahren 1636 bis 1643 lebte in dem Ort keine Person mehr. Ein einziger Bauer kehrte vom Krieg heim. Die Felder blieben während der Zeit unbestellt. Der Ortsherr, der in die Schweiz geflüchtet war, kehrte im Jahre 1643 nach Fellheim zurück. Um die Einwohnerzahl zu erhöhen, siedelte Freiherr Phillip Bernhard von Reichlin-Meldegg im Jahre 1670 fünf jüdische Familien in Fellheim an.

Mit der Rheinbundakte 1806 kam der Ort zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Die jüdische Gemeinde bestand bis 1943 und bildete den überwiegenden Teil der Ortsbevölkerung. Im Ortsbild, südlich des Schlosses, ist noch heute das jüdische Ensemble zu erkennen, das aus Synagoge, Friedhof, Schule, Wohn- und Geschäftshäusern bestand.

Wallfahrt zum Heiligen Kreuz in Pleß

Die Sühnefußwallfahrt zum Heiligen Kreuz von Pleß ist eine auf das Jahr 1665 zurückgehende und im Jahre 1973 wieder eingeführte Sühnefußwallfahrt, beginnend in der Pfarrkirche Herz-Jesu in Fellheim, zu einem drei Kilometer entfernten angeblich wunderwirkenden Kreuz in der Kreuzkapelle auf der Gemarkung von Pleß im Landkreis Unterallgäu. Die Wallfahrt findet an jedem zweiten Montag von Mai bis Oktober abends vor Sonnenuntergang statt. An ihr nehmen jeweils bis zu 3000 Wallfahrer aus dem Illertal und Umgebung teil.

Fellheimer Synagoge

Jacob Bär war von 1745 bis 1765 Rabbiner in Laupheim. Von ihm wird berichtet, dass er vorher das Amt in der jüdischen Gemeinde Fellheim innehatte. Die Synagoge, ein dreistöckiges Gebäude von fünfzehn Meter Länge und zehn Meter Breite wurde 1786 in barockem Stil erbaut und 1860 umfassend renoviert.[2] Im Zuge der Novemberpogrome wurde das Bauwerk am 10. November 1938 von Bewohnern der Nachbargemeinde Boos und SS-Truppen aus Memmingen verwüstet. Im Zweiten Weltkrieg lagerten Flugzeugteile in dem Gebäude. Nach dem Krieg entwickelte Pläne, die Synagoge als jüdisches Gotteshaus für die in Memmingen und Umgebung lebenden Juden wieder aufzubauen, wurden nie verwirklicht. Auch die Anregung, das Gebäude als katholische Kirche oder Rathaus umzugestalten, wurden verworfen. 1950 wurde das Gebäude verkauft und als Wohnhaus umgebaut. Seit 2007 ist die ehemalige Synagoge wieder im Besitz der Gemeinde Fellheim; sie wurde seit 2013 zurückgebaut und renoviert.[2] Im Oktober 2015 wurde die ehemalige Synagoge als Bürgerhaus eröffnet.[3]

Einwohnerentwicklung

Auf dem Gebiet der Gemeinde wurden 1970 860, 1987 772 und im Jahr 2000 1210 Einwohner gezählt.

Politik

Bundestagswahl 2013[4]
 %
60
50
40
30
20
10
0
51,9 %
18,8 %
3,8 %
6 %
2,3 %
5,6 %
2,5 %
9,1 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
+6,7 %p
+3,8 %p
-10,6 %p
-2,1 %p
-3,8 %p
+5,6 %p
+2,5 %p
-2,1 %p

Bürgermeister ist Alfred Groezinger (ohne Wahlvorschlag). Er wurde im Jahr 2008 Nachfolger von Karl Schregle. Karl Schregle wiederum war im Jahr 2002 Nachfolger von Bernhard Kling (Wählergruppe Arbeitnehmer).

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 491.000 Euro, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 102.000 Euro.

Wappen

Das Wappen wurde am 15. April 1948 durch Bescheid des Bayerischen Staatsministeriums des Innern genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten von Rot und Silber; vorne der heilige Johannes von Nepomuk mit Sternennimbus, hinten ein grüner Weidenbaum.“

Das Gemeindewappen ist reich am sinnbildlichen Beziehungen auf den Ort. Die Farben Rot – Silber erinnern an die Freiherren Reichlin von Meldegg, die fast 400 Jahre lang Grundherren von Fellheim waren; der heilige Johannes von Nepomuk ist Ortspatron. Der Weidenbaum verweist auf den alten Ausdruck „Felwe“ für Weide und stellt damit den Bezug zum Ortsnamen her. Das Wappen der Gemeinde ist auch zeitgeschichtlich interessant. Es wurde nur drei Jahre nach Kriegsende und noch vor der Währungsreform entworfen und wohl auch als eines der ersten Wappen vom Freistaat Bayern aufsichtlich genehmigt.

Der Entwurf des Wappens stammt vom Memminger Walter Braun und die Gestaltung übernahm der Münchner Emil Werz.

Flagge

Die Flagge ist Weiß – Rot gestreift mit aufgelegtem Gemeindewappen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmäler

Liste der Baudenkmäler in Fellheim

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Hauptverkehrsstraße in Richtung Norden, die Ulmer Straße

Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft

Es gab 1998 im produzierenden Gewerbe keine und im Bereich Handel und Verkehr 77 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 76 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 333. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe 3 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 18 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 359 ha, davon waren 152 ha Ackerfläche und 207 ha Dauergrünfläche. Die Gemeinde hatte im Jahre 2012 viele Auspendler, die in Memmingen oder im benachbarten Kirchdorf an der Iller bei der Firma Liebherr Hydraulikbagger arbeiteten. Größter Arbeitgeber am Ort war das private Pflegeheim Johanneshof Schloss Fellheim.

Verkehr

Fellheim besaß einen Bahnhof an der Bahnstrecke Neu-Ulm–Kempten. Dieser wurde jedoch stillgelegt. Für die Regio-S-Bahn Donau-Iller ist jedoch eine Wiedereröffnung geplant.[5]

Bildung

Im Dorf Fellheim existiert ein Kindergarten mit 50 Kindergartenplätzen.

Tourismus

Fellheim liegt am Iller-Radweg, einer Fernverbindung für Radfahrer zwischen Ulm und Oberstdorf.

Persönlichkeiten

  • Sebastian Reichlin von Meldegg, erhielt am 25. Januar 1555 den Lehensbrief von der Fürstabtei Kempten und begründete die ca. 300 Jahre währende Herrschaft Reichlin von Meldegg
  • Joseph Rosenthal (1805–1885), Buchhändler
  • Ludwig Rosenthal (1840–1928), Buchhändler
  • Jacques Rosenthal (1854–1937), Buchhändler
  • Hans-Joachim Weirather (* 1959), Landrat des Landkreises Unterallgäu (seit 2006)

Literatur

  • Fellheim an der Iller. Eine bebilderte Führung durch den ehemaligen jüdischen Ortskern Fellheims, hgg. v. Arbeitskreis Geschichte, Brauchtum und Chronik in Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung und der Gemeinde Fellheim (2007)

Weblinks

 Commons: Fellheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fellheim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.