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Clara Grunwald

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Berliner Gedenktafel am Haus Scharnweberstraße 19, in Berlin-Friedrichshain

Clara Grunwald (geb. 11. Juni 1877 in Rheydt (heute Stadtteil von Mönchengladbach); gest. April 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau) war eine deutsche Lehrerin und Protagonistin der Montessori-Pädagogik.

Leben und Wirken

Gedenktafel am Haus, Ruheplatzstraße 13, in Berlin-Wedding
Stolperstein, Cuxhavener Straße 18, in Berlin-Hansaviertel

Clara Grunwald war das älteste von elf Kindern des Textilkaufmanns Bernhard Grunwald und dessen Ehefrau Rosalie, geb. Aberle. Die Familie wurde nach mehreren Umzügen innerhalb des Rheinlandes 1883 in Schöneberg (damals noch ein Vorort von Berlin) ansässig. Clara Grunwald absolvierte eine Höhere Mädchenschule und ein Lehrerinnenseminar. Nach dem Examen 1896 unterrichtete die junge Lehrerin an verschiedenen Schulen Berlins, beispielsweise im Wedding.

1913 kam Clara Grunwald durch das klassische Werk der Reformpädagogik von Maria Montessori, das heute unter dem Titel Die Entdeckung des Kindes bekannt ist, in Kontakt mit der neuen Erziehung. Die Gedanken der italienischen Ärztin und Pädagogin entsprachen ihrem pädagogischen Verständnis. Jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg konnte sich Clara Grunwald für die Montessori-Pädagogik einsetzen. Sie absolvierte einen Montessorikurs, gründete Montessori-Kinderhäuser,[1] lud Maria Montessori persönlich für Vorträge nach Deutschland ein, führte Montessori-Lehrgänge durch, gründete zwei Montessori-Vereine (aus denen schließlich 1925 die Deutsche Montessori-Gesellschaft e. V. (DMG) mit der Vorsitzenden Clara Grunwald hervorging), veröffentlichte einige Werke über die Montessori-Pädagogik und sorgte allgemein für eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, vor allem in Form von Vorträgen mit Lichtbildern über diverse Montessori-Einrichtungen. Mit besonderem persönlichen Engagement unterstützte sie ihre jüngere Schwester Emmy Bergmann, die in Freiburg/Br. in ihrem Montessori-Kinderhaus, neben Kindern im Vorschulalter auch vom Schulbesuch zurückgestellte Kinder betreute, und dort 1927 einen Zweigverein der DMG ins Leben rief. 1929 wurde auf Initiative der beiden Schwestern eine 1. Versuchs-Volksschulklasse nach der Montessori-Methode unterrichtet. Der Schulversuch fand bei Eltern, Lehrkräften und der behördlichen Schuladministration hohes Lob.[2]

Ende des Jahres 1926 kam es zum Konflikt zwischen Clara Grunwald und Maria Montessori, der beide Frauen unwiderruflich trennte. Trotzdem setzte sich Clara Grunwald so lange als möglich für die neue Erziehung ein, die sich in Deutschland zu etablieren begann, bis die Machtübernahme der Nationalsozialisten dieser Entwicklung ein Ende setzte.

Clara Grunwald wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft Anfang 1933 mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Schuldienst entlassen. Auch wurde ihr jedes Engagement für die Montessori-Pädagogik verboten. Aber Clara Grunwald blieb nicht untätig. Sie organisierte im Untergrund mit den Quäkern, insbesondere mit ihrer jungen Freundin Clothilde Freiin Schenk zu Schweinsberg, die Ausreise von Juden aus Deutschland, versteckte Bedrängte in ihrer Wohnung oder bei Freunden, besorgte Lebensmittelkarten und dergleichen mehr. Sie selbst dachte nicht daran, Deutschland zu verlassen.

Im Oktober 1941 kam sie in das Landwerk Neuendorf im Sande,[3] die von Martin Gerson und seiner Ehefrau Bertel,[4] Clara Grunwalds Pflegetochter, geleitet wurde.[5] In der Hachschara-Einrichtung unterrichtete sie die Kinder. Das von den Nazibehörden erlassene Schreibverbot umging sie mit viel Fantasie. So ließ sie beispielsweise die Kinder mit Stöcken in den Sand schreiben.

1942 begannen die ersten Deportationen aus dem Landwerk. Clara Grunwald wurde mit der letzten großen Gruppe mit dem 37. Osttransport in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 19. April 1943 eintraf. Es ist zu vermuten, dass sie sofort vergast wurde.[5]

Ehrungen

Das Land Berlin hat im Ortsteil Rummelsburg, die Stadt Mönchengladbach im Stadtteil Rheydt jeweils eine Straße nach der Nestorin der Montessori-Pädagogik in Deutschland benannt. Heute erinnert in Neuendorf im Sande eine Gedenktafel an die Pädagogin (noch zu DDR-Zeiten angebracht).[6] Einige Montessori-Einrichtungen tragen ihren Namen.[7] Im Ortsteil Wedding wurde eine Jugendeinrichtung nach Clara Grunwald benannt, da eines der ersten Montessori-Kinderhäuser sich in der Nachbarschaft befand (Leopoldplatz). Im Hamburger Stadtteil Allermöhe trägt eine Grundschule ihren Namen.

Werke (Auswahl)

  • Über die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik der Ärztin und Psychologin Dr. Maria Montessori, in: Die Neue Erziehung, 1920/H. 10, S. 421-426
  • Die Montessori-Methode, in: Oestreich, P. (Hrsg.): Schöpferische Erziehung, Berlin 1920, S. 32-35
  • Die Montessori-Methode, in: Zeitschrift für christliche Erziehungswissenschaft und Schulpolitik, 1921/H. 8, S. 321-324
  • Das Kind ist der Mittelpunkt, Hrsg.: Axel Holtz, Ulm 1995
  • Montessori-Erziehung in Familie, Kinderhaus und Schule, Berlin o.J.

Literatur (Auswahl)

  • Manfred Berger: Clara Grunwald. Wegbereiterin der Montessori-Pädagogik, Frankfurt/Main 2000 [1]
  • Manfred Berger: Clara Grunwald - Eine Wegbereiterin der modernen Erlebnispädagogik?, Lüneburg 1994
  • Doris von Hatzfeld: Clara Grunwald und Emmy Bergmann. Zwei Schwestern im Einsatz (1919-1933) für die Montessori-Pädagogik. Ein Beitrag zur Geschichte der Montessori-Pädagogik in Deutschland, Augsburg 2000 (unveröffentlichte Diplomarbeit)
  • Egon Larsen (Hrsg.): „Und doch gefällt mir das Leben“. Die Briefe der Clara Grunwald, Mannheim 1985
  • Manfred Berger: GRUNWALD, Clara. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 21, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-110-3, Sp. 573–585.

Weblinks

 Commons: Clara Grunwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Clara Grunwald Gedenktafel für das erste Kinderhaus in Berlin-Wedding
  2. vgl. Hatzfeld 2000, S. 122 ff.)
  3. Neuendorf im Sande in der heute amtsfreien Gemeinde Steinhöfel
  4. Berliner Stadtzeitung Scheinschlag, Vergessene Biographien: Baila Gerson
  5. 5,0 5,1 Rosa-Luxemburg-Stiftung: Eine Fürstenwalder Geschichte (PDF 38 KB)
  6. Gedenktafel
  7. Berlin Friedrichshain-Kreuzberg: Clara-Grunwald-Grundschule,
    Freiburg-Rieselfeld: Clara-Grunwald-Schule
    Hamburg-Allermöhe: Clara-Grunwald-Schule
    Unterschleißheim: Montessori Schule Clara Grunwald
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Clara Grunwald aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.