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Bihar
Status | Bundesstaat |
Hauptstadt | Patna |
Fläche | 94.163 km² |
Einwohner | 103.804.637 (2011) |
Bevölkerungsdichte | 1102 Einwohner je km² |
Sprachen | Hindi, Urdu[1] |
Gouverneur | Keshari Nath Tripathi |
Chief Minister | Nitish Kumar (Janata Dal (United)) |
Website | gov.bih.nic.in |
ISO-Code | IN-BR |
Bihar (Hindi: बिहार, Bihār [bɪˈhɑːr]) ist ein indischer Bundesstaat mit einer Fläche von 94.163 km² und rund 104 Millionen Einwohnern (Volkszählung 2011). Seine Hauptstadt ist Patna, das antike Pataliputra. Bihar gilt als ärmster und sozioökonomisch unterentwickeltster Bundesstaat Indiens.
Geographie
Bihar grenzt an die Bundesstaaten Uttar Pradesh (Westen), Jharkhand (Süden) und Westbengalen sowie im Norden an Nepal.
Der Bundesstaat ist jedes Jahr von Monsunregenfällen betroffen, wodurch oft mehrere Millionen Menschen durch Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Größte Städte
(Stand: Volkszählung 2011)
Stadt | Einwohner | Stadt | Einwohner | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Patna | 1.683.200 | 8 | Arrah | 261.099 |
2 | Gaya | 463.454 | 9 | Begusarai | 251.136 |
3 | Bhagalpur | 398.138 | 10 | Katihar | 225.982 |
4 | Muzaffarpur | 351.838 | 11 | Munger | 213.101 |
5 | Biharsharif | 296.889 | 12 | Chhapra | 201.597 |
6 | Darbhanga | 294.116 | 13 | Dinapur Nizamat | 182.241 |
7 | Purnia | 280.547 | 14 | Saharsa | 155.175 |
Quelle: Census of India 2011. (PDF-Datei; 151 kB) |
Bevölkerung
Demografie
Laut der indischen Volkszählung 2011 hat Bihar 103.804.637 Einwohner. Gemessen an der Einwohnerzahl ist Bihar nach Uttar Pradesh und Maharashtra der drittgrößte Bundesstaat Indiens. Die Einwohnerzahl ist stark ansteigend: Zwischen 2001 und 2011 nahm sie um 25,1 Prozent zu. Damit gehört die Wachstumsrate zu den höchsten aller Bundesstaaten Indiens und liegt über dem Landesdurchschnitt von 17,6 Prozent im Vergleichszeitraum. Bihar ist äußerst dicht besiedelt: Auf einem Quadratkilometer leben durchschnittlich 1.102 Menschen. Die Bevölkerungsdichte ist damit die höchste der indischen Bundesstaaten und fast dreimal so hoch wie der gesamtindische Durchschnitt von 382 Einwohnern pro Quadratkilometer.[2] Dabei konzentriert sich ein großer Teil der Bevölkerung auf die ländlichen Gebiete: Nur 11,3 Prozent der Einwohner Bihars leben in Städten. Der Urbanisierungsgrad ist damit einer der niedrigsten Indiens und deutlich niedriger als der Landesdurchschnitt von 31,2 Prozent.[3]
Bihar gehört zu den ärmsten und rückständigsten Gegenden Indiens. So ist die Alphabetisierungsrate die niedrigste aller indischen Bundesstaaten: Nur 63,8 Prozent der Einwohner Bihars können lesen und schreiben (Männer 73,4 Prozent, Frauen 53,3 Prozent), während der gesamtindische Durchschnitt 74,0 Prozent beträgt. Allerdings sind hier deutliche Verbesserungen zu verzeichnen. Die Alphabetisierungsrate stieg zwischen 2001 und 2011 von 47,0 % auf 63,8 % (+16,8 %) – der stärkste Anstieg unter allen indischen Flächenstaaten.[4] Ein ernstes Problem sind die gezielten Abtreibungen weiblicher Föten, die zu einem verzerrten Geschlechterverhältnis führen. So kommen in Bihar auf 1000 Männer nur 916 Frauen.[2] Im Zeitraum von 2010 bis 2014 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung 68,1 Jahre (der indischer Durchschnitt betrug 67,9 Jahre).[5] Die Fertilitätsrate betrug 3,37 Kinder pro Frau (Stand: 2016) während der indische Durchschnitt im selben Jahr bei 2,23 Kinder lag. Bihar hatte damit die höchste Geburtenrate unter allen Staaten Indiens.[6]
Bevölkerungsentwicklung
Zensusbevölkerung von Bihar (in den heutigen Grenzen) seit der ersten Volkszählung im Jahr 1951.[7]
Zensusjahr | Einwohnerzahl |
---|---|
1951 | 29.085.900 |
1961 | 34.841.490 |
1971 | 42.126.800 |
1981 | 52.303.000 |
1991 | 64.531.200 |
2001 | 82.879.910 |
2011 | 103.804.630 |
Sprachen
Sprachen in Bihar | ||||
---|---|---|---|---|
Sprache | Prozent | |||
Hindi | 73,1 % | |||
Maithili | 14,3 % | |||
Urdu | 11,4 % | |||
Andere | 1,2 % | |||
Verteilung der Sprachen (Zensus 2001)[8] |
Die Amtssprache Bihars ist Hindi. Laut dem indischen Zensus von 2001 sprechen 73 Prozent der Bevölkerung Bihars Hindi als Muttersprache. Tatsächlich handelt es sich aber größtenteils um Sprecher von Sprachen aus der Bihari-Gruppe (hauptsächlich Bhojpuri und Magahi). Diese nah mit dem Hindi verwandten Regionalsprachen werden von der indischen Regierung offiziell als Hindi-Dialekte gezählt. Maithili, das linguistisch ebenfalls zu den Bihari-Sprachen gehört, gilt dagegen seit 2003 nicht mehr als Hindi-Dialekt, sondern als eigenständige Sprache und ist als eine von 22 Nationalsprachen Indiens anerkannt worden. In Bihar wird Maithili von 14 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Unter den Muslimen Bihars ist Urdu, die in arabischer Schrift geschriebene muslimische Variante des Hindi, mit 11 Prozent verbreitet. Alle erwähnten Sprachen gehören der indoarischen Sprachgruppe an. Eine kleinere Gruppe von Stammesangehörigen (Adivasi) im Grenzgebiet zu Jharkhand spricht die Munda-Sprache Santali, dessen Sprecher 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Englisch ist wie in ganz Indien als Verkehrs- und Bildungssprache allgegenwärtig.
Religionen
Religionen in Bihar | ||||
---|---|---|---|---|
Religion | Prozent | |||
Hinduismus | 82,7 % | |||
Islam | 16,9 % | |||
Andere | 0,4 % | |||
Verteilung der Religionen (Volkszählung 2011)[9] |
Nach der Volkszählung 2011 sind 83 Prozent der Einwohner Bihars Hindus. Daneben gibt es eine größere Minderheit von Muslimen, die 17 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Übrige Religionen sind mit einem Anteil von 0,4 Prozent praktisch nicht präsent.
Geschichte
Bihar bildete im Mittelalter ein eigenes, mächtiges Reich und wurde nach 1525 dem Mogulreich einverleibt, von diesem aber 1765 an die Englische Ostindien-Kompanie abgetreten. Es entsprach damals seiner Lage nach dem alten Reich Magadha (mit der Hauptstadt Pataliputra), wo der Stifter des Buddhismus im 6. Jh. v. Chr. zuerst seine Lehre vortrug und das somit der älteste und lange Zeit hauptsächlichste Sitz der buddhistischen Religion war. Diesem Umstand verdankt die Landschaft ihre Bedeutung. Die schönsten Gebäude und religiösen Denkmäler zierten sie; später sind sie verfallen, und die von Schlinggewächsen überzogenen Ruinen konnten teilweise nur mit Mühe wieder aufgefunden werden, da der Brahmanismus, der hier seit dem 8. Jh. n. Chr. den Buddhismus verdrängte, alle Zeugen des Glanzes der früheren Religion vernichtete.
Im 18. Jahrhundert begann, ausgehend vom benachbarten Bengalen, die Herrschaft der Britischen Ostindien-Kompanie. Das Gebiet des heutigen Bihar wurde administrativ zunächst der Präsidentschaft Bengalen angegliedert und 1912 Teil der Provinz Bihar und Orissa. Im Jahr 1936 wurde das Gebiet Orissas als eigene Provinz herausgelöst. Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 und dem Inkrafttreten der indischen Verfassung 1950 wurde Bihar ein Bundesstaat. 1956 mussten im States Reorganisation Act kleinere bengalischsprachige Grenzgebiete an den benachbarten Bundesstaat Westbengalen abgetreten werden. Nachdem es schon seit längerem Abspaltungsbestrebungen gegeben hatte, wurde der südliche Teil Bihars am 15. November 2000 ausgegliedert und unter dem Namen Jharkhand ein neuer Bundesstaat.
Seit Jahren ist die Situation in Bihar von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Milizen verschiedener politischer Parteien, Privatarmeen der Großgrundbesitzer und maoistischen Rebellen geprägt.
Seit April 2016 gilt in ganz Bihar ein striktes Alkoholverbot; seit Juli 2016 wird auch die Verwendung von Messwein in christlichen Kirchen nicht mehr geduldet.[10]
Naturkatastrophen
Ende August 2008 kam es nach wochenlangen Monsunregenfällen und einem großen Deichbruch am Oberlauf des Flusses Koshi[11] in Nepal zu großflächigen Überschwemmungen.[12] Durch die Überschwemmungen in über 1.600 Dörfern des Bundesstaates sind über 1,2 Millionen Menschen obdachlos geworden und hunderte Menschen umgekommen.[13] Indiens Premierminister Manmohan Singh bezeichnete die Überschwemmungen als „nationale Katastrophe“ und mobilisierte über 5.000 Soldaten zur Evakuierung von über 90.000 Menschen. Er sagte Hilfslieferungen von 125.000 Tonnen Getreide und Finanzhilfen von umgerechnet ca. 155 Millionen Euro zu.[12]
Politik
Politisches System
Die Legislative besteht aus einem Zweikammernparlament – Vidhan Sabha (Unterhaus) und Vidhan Parishad (Oberhaus). Die 243 Abgeordneten der Vidhan Sabha werden in ebensovielen Wahlkreisen nach relativem Mehrheitswahlrecht für 5 Jahre gewählt. Scheidet ein Abgeordneter vorzeitig aus, erfolgt eine Nachwahl. Ein weiterer Abgeordneter wird als Vertreter der anglo-indischen Minderheit vom Gouverneur ernannt.
Parteien
Sitzverteilung nach der Parlamentswahl 2015[14] | |
---|---|
RJD | 80 |
JD(U) | 71 |
BJP | 53 |
INC | 27 |
CPI(ML)L | 3 |
LJP | 2 |
RLSP | 2 |
HAM(S) | 1 |
Unabh. | 4 |
Anglo-Inder | 1 |
Gesamt | 244 |
Bis etwa Anfang der 1990er Jahre war die Politik Bihars wesentlich von der Kongresspartei (INC) dominiert. Nach der Gründung der Janata Dal 1988 gewann diese im Bundesstaat die Mehrheit. In den 1990er Jahren zerfiel die Janata Dal in zahlreiche Nachfolgeparteien. Zwei dieser Parteien, die Janata Dal (United) (JD(U)) und die Rashtriya Janata Dal (RJD) sind seitdem die wichtigsten politischen Parteien in Bihar und haben sich in unregelmäßigen Abständen an der Regierung abgewechselt. Beide Parteien sind relativ stark von Kasten- und Klienteldenken geprägt. Daneben spielt auch die Bharatiya Janata Party (BJP) eine wichtige Rolle. Das politische Gewicht der Kongresspartei hat dagegen deutlich abgenommen. Zwischen 1998 und 2013 waren JD(U) und BJP im Rahmen der National Democratic Alliance verbündet, während die RJD sich zeitweilig mit der Kongresspartei assoziierte. 2013 zerbrach das Bündnis von BJP und JD(U) und beide gingen getrennte Wege.
Bei der Wahl zum Parlament von Bihar 2015, die an fünf einzelnen Tagen zwischen dem 12. Oktober und 5. November 2015 stattfand, traten RJD, Kongresspartei und JD(U) in einem Bündnis, der „Grand Alliance“ gegen die BJP an und gewannen die Wahl.[15] Diese Koalition zerbrach allerdings Ende Juli 2017 und es bildete sich eine neue Koalition aus JD(U), BJP und der kleinen Lok Janshakti Party (LJP). Der Chief Minister blieb der alte.[16]
Der amtierende Chief Minister ist seit dem 22. Februar 2015 Nitish Kumar (JD(U)), der dieses Amt bereits mehrfach bekleidet hatte.
Verwaltungsgliederung
Der Bundesstaat Bihar ist in folgende 38 Distrikte untergliedert (Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte nach der Volkszählung 2011):[17]
Distrikt | Verwaltungssitz | Fläche | Einwohner (2011) |
Bev.- dichte |
---|---|---|---|---|
Araria | Araria | 2.829 km² | 2.806.200 | 992 Ew./km² |
Arwal | Arwal | 637 km² | 699.563 | 1.099 Ew./km² |
Aurangabad | Aurangabad | 3.304 km² | 2.511.243 | 760 Ew./km² |
Banka | Banka | 3.020 km² | 2.029.339 | 672 Ew./km² |
Begusarai | Begusarai | 1.918 km² | 2.954.367 | 1.540 Ew./km² |
Bhagalpur | Bhagalpur | 2.570 km² | 3.032.226 | 1.180 Ew./km² |
Bhojpur | Arrah | 2.395 km² | 2.720.155 | 1.136 Ew./km² |
Buxar | Buxar | 1.703 km² | 1.707.643 | 1.003 Ew./km² |
Darbhanga | Darbhanga | 2.279 km² | 3.921.971 | 1.721 Ew./km² |
Gaya | Gaya | 4.977 km² | 4.379.383 | 880 Ew./km² |
Gopalganj | Gopalganj | 2.033 km² | 2.558.037 | 1.258 Ew./km² |
Jamui | Jamui | 3.097 km² | 1.756.078 | 567 Ew./km² |
Jehanabad | Jehanabad | 932 km² | 1.124.176 | 1.206 Ew./km² |
Kaimur | Bhabua | 3.334 km² | 1.626.900 | 488 Ew./km² |
Katihar | Katihar | 3.056 km² | 3.068.149 | 1.004 Ew./km² |
Khagaria | Khagaria | 1.487 km² | 1.657.599 | 1.115 Ew./km² |
Kishanganj | Kishanganj | 1.883 km² | 1.690.948 | 898 Ew./km² |
Lakhisarai | Lakhisarai | 1.228 km² | 1.000.717 | 815 Ew./km² |
Madhepura | Madhepura | 1.787 km² | 1.994.618 | 1.116 Ew./km² |
Madhubani | Madhubani | 3.500 km² | 4.476.044 | 1.279 Ew./km² |
Munger | Munger | 1.419 km² | 1.359.054 | 958 Ew./km² |
Muzaffarpur | Muzaffarpur | 3.173 km² | 4.778.610 | 1.506 Ew./km² |
Nalanda | Biharsharif | 2.355 km² | 2.872.523 | 1.220 Ew./km² |
Nawada | Nawada | 2.493 km² | 2.216.653 | 889 Ew./km² |
Pashchim Champaran | Bettiah | 5.230 km² | 3.922.780 | 750 Ew./km² |
Patna | Patna | 3.202 km² | 5.772.804 | 1.803 Ew./km² |
Purba Champaran | Motihari | 3.968 km² | 5.082.868 | 1.281 Ew./km² |
Purnia | Purnia | 3.228 km² | 3.273.127 | 1.014 Ew./km² |
Rohtas | Sasaram | 3.934 km² | 2.962.593 | 753 Ew./km² |
Saharsa | Saharsa | 1.686 km² | 1.897.102 | 1.125 Ew./km² |
Samastipur | Samastipur | 2.904 km² | 4.254.782 | 1.465 Ew./km² |
Saran | Chhapra | 2.641 km² | 3.943.098 | 1.493 Ew./km² |
Sheikhpura | Sheikhpura | 689 km² | 634.927 | 922 Ew./km² |
Sheohar | Sheohar | 349 km² | 656.916 | 1.882 Ew./km² |
Sitamarhi | Sitamarhi | 2.294 km² | 3.419.622 | 1.491 Ew./km² |
Siwan | Siwan | 2.220 km² | 3.318.176 | 1.495 Ew./km² |
Supaul | Supaul | 2.425 km² | 2.228.397 | 919 Ew./km² |
Vaishali | Hajipur | 2.036 km² | 3.495.249 | 1.717 Ew./km² |
Wirtschaft
Bihar zählt zu den ärmsten indischen Bundesstaaten. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug 2015–2016 26.801 Rupien, was nur etwa einem Drittel des indischer Mittelwerts (77.435 Rp.) entsprach und womit der Bundesstaat an letzter Stelle in Indien lag. Trotz hohem Wirtschaftswachstum hat der Abstand zu den anderen Bundesstaaten in den letzten Jahren kaum abgenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (zu Preisen 2011–12) belief sich 2015 auf 3,143 Billionen Rupien (ca. 44 Mrd. Euro), wozu der Primärsektor 18,3 Prozent, der Sekundärsektor 18,1 Prozent und der Tertiärsektor 59,9 Prozent beisteuerte. In den letzten Jahren nahm der Anteil des Primärsektors ab und der des Tertiärsektors entsprechend zu. Innerhalb Bihars gibt es eine erhebliche wirtschaftliche Ungleichheit. Die drei wohlhabendsten Distrikte waren 2007-12 Patna, Munger und Begusarai, die drei ärmsten sind Madhepura, Supaul und Sheohar.[18]
Mit einem Wert von 0,551 erreicht Bihar 2015 den letzten Platz unter den 29 Bundesstaaten Indiens im Index der menschlichen Entwicklung.[19]
Landwirtschaft
Im Jahr 2013–14 wurden 56,1 Prozent der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. Die Schwemmlandböden der Gangesebene geben außerordentlich fruchtbare Böden ab und liefern hohe Erträge. Die Landwirtschaft Bihars ist stark von Subsistenzwirtschaft geprägt. Auf mehr als 90 % der landwirtschaftlich genutzten Böden werden verschiedene Getreide angebaut. Die Jahresproduktion betrug im Jahr 2015–16 etwa 6,8 Millionen Tonnen (Mt) Reis, 4,7 Mt Weizen, 2,5 Mt Mais, 420.000 Tonnen Hülsenfrüchte, 130.000 Tonnen Ölsaaten und 119.100 Tonnen Zuckerrohr. Etwa 14,3 Millionen Tonnen Gemüse wurden im Jahr 2015–16 geerntet, davon 6,3 Mt Kartoffeln, 1,2 Mt Zwiebeln, 1,1 Mt Auberginen, 1 Mt Tomaten, 1 Mt Blumenkohl, 763.000 t Okra (Bhindi), 720.000 t Weißkohl, 630.000 t Flaschenkürbis, 247.000 t Garten-Rettich. Bihar ist der größte Produzent von Gemüse in Indien. Die Produktionszahlen für die hauptsächlich angebauten Früchte in Bihar waren im selben Jahr: 1535 Tausend Tonnen (kt) Bananen, 1465 kt Mangos, 370 kt Guaven, 198 kt Litschi, 129 kt Zitronen, 116 kt Ananas, 53 kt Papaya und 14 kt Amla.[18] Die Waldfläche in Bihar liegt mit 6,6 Prozent der Landesfläche deutlich unter dem indischen Durchschnitt. Für die Landwirtschaft ist die Bewässerung von großer Bedeutung, da die durchschnittliche Regenmenge zwar groß ist, jedoch zwischen den Jahren stark schwanken kann. Nach Planungen der Regierung Bihars soll die Gesamtfläche bewässerte Landes auf 10,2 Millionen Hektar anwachsen.
Seit etwa dem Jahr 2000 hat auch der Teeanbau in Bihar zugenommen. Anbaugebiet ist der Distrikt Kisanganj, wo Tee auf 50.000 acres geerntet wird. Die Jahresproduktion beträgt ca. 2.300 Tonnen (2015).[18]
In der Nutztierhaltung hat die Produktion von Milch (8,2 Mt), Eiern (1 Mrd.) und Fischen (0,5 Mt; Zahlen alle für 2015-16) stark zugenommen. Dies erfolgte parallel zur Zunahme der Nutztierhaltung. Im Jahr 2012 wurden 32,9 Millionen Nutztiere gezählt: 12,2 Millionen Rinder, 12,1 Millionen Ziegen, 7,6 Millionen Büffel, 12,7 Millionen Geflügel, 0,65 Mio Schweine, 0.23 Mio Schafe, 49.000 Pferde.[18] Durch die Regierung Bihars wird der Seidenbau gefördert.[18]
Industrie
Mit der Abspaltung des südlichen Landesteils als neuer Bundesstaat Jharkhand im Jahr 2000 verlor Bihar den großen Teil seiner Bodenschätze und die damit zusammenhängenden (Schwer-)Industrie, die vor allem in Jharkhand angesiedelt war. Ein erheblicher Teil der im heutigen Bihar ansässigen Industrie ist mit der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte befasst. Im Zeitraum 2013–14 waren dies 1036 von 3132 Fabriken. Ein wesentlicher Teil der Kleinindustrien ist nicht registriert und wird daher nicht statistisch erfasst. Der Beitrag der Industrie zum Bruttoinlandprodukt Bihars lag mit 19,0 % (2015) deutlich unter dem indischen Durchschnitt (31,3 %).[18] An nicht-landwirtschaftlich-basierten Industrien gibt es die Web- und Textilindustrie, die mit der Verarbeitung von Baumwolle, Seide, Wolle und Jute befasst ist und zu einem erheblichen Teil in Handarbeit als Kleinindustrie betrieben wird. Maschinelle Textilindustrie gibt es in Bhagalpur, Banka und Gaya.[18]
Infrastruktur und Transport
Die Regierungen Bihars haben in den letzten Jahren die Entwicklung der Infrastruktur vorangetrieben. Die Investationen in Straßen- und Brücken stiegen zwischen 2007 und 2008 von 2696 auf 7696 crore Rupien im Jahr 2016–17. Das Straßennetz umfasste im September 2016 4621 Kilometer National Highways, 4253 Kilometer State Highways und 11.054 Kilometer Haupt-Distriktstraßen. Die National Highways waren zu etwa 30 Prozent mehrspurig (> 7 Meter breit) und zu 41 Prozent zweispurig (7 Meter breit), die State Highways waren zu 78 Prozent und die Distriktstraßen zu 14 Prozent zweispurig. Den Rest machten einspurige (3,75 m) und intermediäre Straßen (5,5 m) aus.
Im Bundesstaat waren 2015 45,9 Motorkraftfahrzeuge pro 1000 Einwohner registriert (Indien gesamt: 173,5, Deutschland: 684). Öffentliche Transportdienste bietet die staatliche Bihar State Road Transport Corporation (BSRTC) an, die im Jahr 2016 350 private Busse und 141 Stadtbusse in den Patna, Gaya, Darbhanga und Chhapra betrieb. Die Zahl der Nutzer belief sich 2015–16 auf 126.000.[18]
Im Jahr 2014 hatte Bihar 3639 Kilometer Eisenbahnen. Bezogen auf die Fläche war die Eisenbahndichte höher als im indischen Durchschnitt, bezogen auf die Bevölkerung jedoch niedriger. Der Luftverkehr ist stark zunehmend (2010-11: 9547 Flugbewegungen, 2015-16: 18.744 Flugbewegungen) und parallel dazu auch die Zahl der Flugpassagiere (2010-11: 839.000, 2015-16: 1.6 Millionen).[18]
Energie
Der Energieverbrauch stieg seit etlichen Jahren parallel zur wirtschaftlichen Entwicklung stark an. In den drei Jahren 2012–13 bis 2015–16, betrug die Steigerungsrate 78 Prozent. Die Planungen der Regierung sahen für 2018–19 eine Energieerzeugungskapazität von 8925 MW vor, davon 8220 MW konventionell und 705 MW (8 %) nicht-konventionelle Energien. Im März 2016 wurden 86,4 Prozent der Energie in Kohlekraftwerken erzeugt, 9,7 Prozent kamen aus Wasserkraft und 3,9 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Der größte Teil der Energiewirtschaft befand sich in Staatsbesitz.[18] Die Nutzung von Solarenergie ist noch in den Anfängen. 2013–16 wurden verschiedene zentrale staatliche Gebäude, unter anderem die Residenzen des Obersten Richters (Chief Justice House), des Gouverneurs (Governor House), des Chief Ministers (Chief Minister’s House) und weitere mit Solaranlagen ausgestattet sowie mehr als 10.000 solarbetriebene Straßenlampen im ganzen Staat installiert.[18]
Telekommunikation
Im Bereich des Telefonnetzes ist seit der Jahrtausendwende ein exponentielles Wachstum zu beobachten. Die Zahl der Telefonverbindungen nahm von 970.000 im Jahr 2001 auf 74,8 Millionen im Jahr 2016 zu. In Bihar kamen 2016 auf 1000 Einwohner 54,3 Telefone (indischer Durchschnitt: 83,4). Die indische Post verfügte im März 2015 über 9067 Postämter in Bihar.[18]
Tourismus
Das Potential Bihars für den Tourismus ist aufgrund der vielfachen Sehenswürdigkeiten erheblich, aber bisher nur ganz unzureichend ausgeschöpft. Im Jahr 2015 besuchten 2,9 Millionen Touristen den Bundesstaat, von denen 923.000 aus dem Ausland kamen.[18]
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Regierung von Bihar
- Auf den modernen indischen Rädern Eine satirische Kolumne des aus Bihar entstammenden Schriftstellers Anant Kumar
Einzelnachweise
- ↑ Central Institute of Indian Languages: Language Use in Administration and National Integration
- ↑ 2,0 2,1 Census of India 2011: Provisional Population Tables and Annexures. (Memento vom 10. Januar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Census of India 2011: Provisional Population Totals - India - Rural-Urban Distribution. (PDF-Datei; 7,7 MB)
- ↑ State of Literacy. (PDF) Census of India 2011 provisional results, abgerufen am 18. Juni 2016 (english).
- ↑ Indian States by Life Expectancy 2010-2014. Abgerufen am 19. März 2018.
- ↑ Fertility Rates. Abgerufen am 19. März 2018.
- ↑ Population of Indian States | Indian states population 1901-2011 - StatisticsTimes.com. Abgerufen am 18. März 2018.
- ↑ Indischer Zensus 2001
- ↑ Census of India 2011: Population by religious community.
- ↑ Indischer Bundesstaat verbannt Messwein - Kirche empört. kath.net vom 27. Juli 2016
- ↑ Spiegel-online: Fluten in Indien - Monsun-Katastrophe macht 1,2 Millionen Menschen obdachlos, 31. August 2008, abgerufen 31. August 2008
- ↑ 12,0 12,1 afp.google.de: Millionen Inder von Wassermassen eingeschlossen, 28. August 2008, abgerufen 28. August 2008
- ↑ tagesschau.de: 1,2 Millionen Obdachlose durch Hochwasser in Indien (Memento vom 4. September 2008 im Internet Archive), abgerufen 2. September 2008
- ↑ ELECTION COMMISSION OF INDIA: GENERAL ELECTION TO LEGISLATIVE ASSEMBLY TRENDS & RESULT 2015. Indische Wahlkommission, abgerufen am 15. November 2015 (english).
- ↑ Grand Alliance secures majority in Bihar. The Hindu, 8. November 2015, abgerufen am 15. November 2015 (english).
- ↑ 14 are from CM Nitish Kumar’s party, 12 from the BJP and one from National Democratic Alliance partner LJP. 30. Juli 2017, abgerufen am 18. September 2017 (english).
- ↑ Census of India 2011: Provisional Population Totals. Paper 1 of 2011: Bihar. (PDF-Datei; 85 kB)
- ↑ 18,00 18,01 18,02 18,03 18,04 18,05 18,06 18,07 18,08 18,09 18,10 18,11 18,12 Economic Survey 2016 - 17. (Nicht mehr online verfügbar.) Government of Bihar, Finance Department, archiviert vom Original am 29. Juli 2017; abgerufen am 28. Juli 2017 (english). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Sub-national HDI - Area Database - Global Data Lab. Abgerufen am 12. August 2018 (english).
- ↑ Minas K. Papademetriou, Frank J. Dent (Welternährungsorganisation): Lychee Production in the Asia-Pacific Region. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) März 2002, ehemals im Original; abgerufen am 28. Juli 2017 (english). (Link nicht mehr abrufbar)
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