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Alfred Bader

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Alfred Bader (2009)

Alfred Robert Bader (geb. 28. April 1924 in Wien; gest. 23. Dezember 2018) war ein kanadischer Chemiker, Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen österreichischer Herkunft. Er ist einer der beiden Gründer der Firma Aldrich und war lange Zeit der Präsident und Vorsitzende der Firma Sigma-Aldrich, einem der weltweit größten Produzenten und Lieferanten von Forschungschemikalien.

Herkunft und Leben

Baders Vater Alfred war jüdischer Herkunft und stammte aus Mähren, seine Mutter Elisabeth war katholisch und kam aus einer ungarischen Adelsfamilie. Baders Vater und dessen Schwester Gisela waren die einzigen Kinder von Moritz Ritter von Bader und dessen Frau Hermine, geborene Freund. Moritz von Bader lebte in seiner Geburtsstadt Gaya, war unter anderem als Ingenieur am Bau des Suezkanals beteiligt und wurde für seine Dienste als österreichischer Konsul in Ismailia von Kaiser Franz Joseph geadelt.[1] Baders Mutter Elisabeth war die Tochter des Grafen Johann Nepomuk Serényi und seiner Frau Irma, Gräfin Dessewffy.

Alfred Baders Eltern heirateten 1912 in London. Die Familie der Mutter war gegen die Hochzeit und brach in der Folge alle Beziehungen ab. Zwei Wochen nach Alfred Baders Geburt beging sein Vater Selbstmord. Daraufhin wurden Alfred und seine Schwester Marion von deren Tante Gisela adoptiert und wuchsen in Wien auf. Ende 1938 kam Alfred im Rahmen des Kindertransports nach Großbritannien und besuchte das Brighton Technical College, wurde allerdings zwei Jahre später kurz nach Erreichen des 16. Lebensjahrs als Enemy Alien interniert und nach Kanada verbracht. Seit 1945 studierte Alfred Bader Technische Chemie an der Queen’s University (Kingston) und finanzierte sich sein Studium als Mitarbeiter im Labor der Murphy Paint Co. in Montreal, einer Firma für Lacke, Farben und Beschichtungen, die wenig später von der Pittsburgh Plate Glass Company übernommen wurde. Ein Stipendium erlaubte es ihm, an der Harvard University seine Studien in organischer Chemie fortzusetzen. Er schloss dort 1950 mit dem Titel Ph.D. ab. Louis Frederick Fieser war sein Doktorvater.[2]

Alfred und seine erste Frau Helen Bader haben zwei Söhne: David M. und Daniel J. Bader, die beide dem 2015 gegründeten Fund Bader Philanthropies vorstehen. Alfred Baders zweite Frau heißt Isabel Overton Bader.[3]

Chemiker und Unternehmer

Bader arbeitete von 1950 bis 1954 im Forschungslabor von Pittsburgh Plate Glass. Der damals einzige Lieferant von Forschungschemikalien, Kodak, erschien ihm nicht effizient und schnell genug. Aus diesem Grunde beschloss Bader zusammen mit seinem damaligen Freund, dem Juristen Jack N. Eisendrath, schon im Jahre 1951 die Gründung einer eigenen Firma, die kleine Mengen an speziellen Chemikalien produzieren und vertreiben sollte. Die Firma hatte ein Startkapital von 250 US-Dollar, wurde nach der Freundin Eisendraths Aldrich Chemical Company genannt und konnte 1952 erst zwölf Produkte liefern. Der Katalog wurde fortwährend erweitert und durch den Zusammenschluss mit der Sigma Chemical Corporation im Jahre 1975 erheblich erweitert. Bader wurde Präsident der Sigma-Aldrich Corporation und war später bis 1991 Vorsitzender.

Bader sammelte auch seltene Chemikalien in der Library of Rare Chemicals, aus der noch Ende 2009 Substanzen in kleinen Mengen bestellt werden konnten. Außerdem begründete er die Firmenzeitschrift Aldrichimica Acta.

Kunstsammler und Mäzen

Bader war seit seiner Kindheit Sammler. Er begann nach eigenem Bekenntnis das Sammeln von Briefmarken mit acht, von Zeichnungen mit zehn, von Gemälden mit 20 und von seltenen Chemikalien mit 30 Jahren. 1962 gründete er die Kunstsammlung Bader Fine Arts.[4] Bader betätigte sich seit vielen Jahren als Mäzen und finanzierte zusammen mit seiner Frau Isabel sowohl naturwissenschaftliche als auch Kunstprojekte.

Die tschechische Website alfred-bader.cz – Baderweb von Loschmidt Laboratories – listet von 1993–2006 jährlich 1 bis 3, insgesamt 36 Kunstforschungs-Stipendiaten zum Thema Malerei des 17. Jahrhunderts. Weiters 13 Begünstigte von Bader Fellowships in Chemistry der Harvard University in Cambridge, der Columbia University in New York, des Imperial College in London, University of Pennsylvania in Philadelphia über 1 bis 5 Jahre, ab frühestens 1992 und ab spätestens 2005.

Die Loschmidt Laboratories (LL) basieren auf einer Arbeitsgruppe aus 1994 und einer "donation" von Alfred und Isabel Bader die zur Gründung 2005 führte. Das an Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität in Brünn angesiedelte Labor betreibt experimentelle Biologie und forscht über Proteinstrukturen und Umweltgifte.[5]

Ehrungen

Die Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst & Psychopathologie des Ausdrucks e.V. (DGPA) verlieh ihm im Jahr 1969 die Hans-Prinzhorn-Medaille.[6]

Die Universität Wien ernannte Bader 1995 zum Ehrenbürger[7] und verlieh ihm im Jahr 2012 das Ehrendoktorat.[8]

Von 1980 bis 1999 erhielt Bader 8 Ehrendoktorate von US-amerikanischen und europäischen Universitäten, zuletzt 2000 das der Masaryk-Universität in Brünn.

Literatur

Weblinks

  • Josef Loschmidt – einer der größten Naturwissenschaftler Österreichs im 19. Jahrhundert, Vortrag von Alfred Bader bei der Chemisch-Physikalischen Gesellschaft am 7. November 2006 am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien – Original-Link nicht mehr zielführend. Videosammlung der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik, Universität Wien.
  • Alfred Bader, Chemist and Art Collector Website in Tschechien. Über Bader; Veranstaltungen in Brünn zu seinen Ehren im Juni 1996, 2000, 2001, 2004, 2005; Liste der jährlichen Preisträger des Alfred Bader Prizes for Organic Chemistry (1994–2007) und des Alfred Bader Prizes for Organic Chemistry (2002–2007) (zuletzt) jeweils 3.300 USD an tschechische Studenten für herausragende Leistungen, vergeben durch die Czech Chemical Society (CSCH).
  • Martin Hanzlíček: Mecenáš české vědy: Alfred Bader ceskatelevize.cz, TV-Sendereihe Popularis (28 min), 2. September 2004. (Tschechisch, dt.: Förderer der tschechischen Wissenschaft: Alfred Bader.)

Einzelnachweise

  1. Bader, Alfred: Adventures of a chemist collector. Weidenfeld and Nicolson, London 1995.
  2. Louis Fieser, Mary Fieser: Organische Chemie, Verlag Chemie Weinheim, 2. Auflage, 1972, S. 1065, ISBN 3-527-25075-1.
  3. Helen Bader Foundation Announces Changes philanthropynewsdigest.org, PND, 22. Jänner 2015, abgerufen 20. März 2017.
  4. Laudatio zur Verleihung des Ehrenrings der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (PDF; 28 kB), abgerufen am 9. Juni 2013.
  5. Group – Mission, Value, History Website der Loschmidt Laboratories, Brünn, 2002–2017, abgerufen 20. März 2017
  6. DGPA: Preisträger der Hans Prinzhorn Medaille.
  7. Ehrenbürger der Universität Wien.
  8. Uni Wien ehrt drei NS-Flüchtlinge auf ORF, 3. Dezember 2012, abgerufen 3. Dezember 2012.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alfred Bader aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.