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Ada Negri

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Ada Negri (* 3. Februar 1870 in Lodi, Italien; † 11. Januar 1945 in Mailand) war eine italienische Schriftstellerin, die vor allem durch ihr lyrisches Frühwerk zu sozialen Themen bekannt wurde.

Ada Negri

Leben

Ada Negri entstammte ärmlichen Verhältnissen; der früh verstorbene Vater war Hilfsarbeiter, die Mutter Textilarbeiterin. Dank der Unterstützung der Mutter konnte Ada dennoch studieren und Volksschullehrerin werden. Ab 1888 unterrichtete sie eine 80-köpfige Volksschulklasse in Motta Visconti (bei Pavia). In dieser Zeit erschienen ihre ersten Gedichte in Tageszeitungen, die ein Verleger schließlich zu dem Band Fatalità (1892) versammelte; die in der Dichtung dieser Zeit neue soziale Dimension machte Ada Negri in kurzer Zeit – auch über die Grenzen Italiens hinaus – berühmt. Im Vorwort zur 5. Auflage (1900) der bereits zwei Jahre später erstmals erschienenen deutschsprachigen Ausgabe Schicksal schreibt die Übersetzerin:

„Man weiß, welchen Eindruck dieses kleine Buch in Italien machte und wie Ada Negri dadurch mit einem Schlage in die Reihe der ersten lebenden Dichter ihres Vaterlandes trat. – Eine Wendung ihres Geschickes bereitete sich vor. Auf Veranlassung einer edlen, für alles Hohe begeisterten Frau, Emilia Peruzzi[1] in Florenz, bekam Ada Negri den Ehrensold, den vor ihr die neapolitanische Dichterin Giannina Milli[2] erhalten hatte, d. h. auf zehn Jahre die Summe von 1700 Lire jährlich. Zugleich wurde sie als Lehrerin der Literatur an die Scuola Normale Gaetana Agnesi in Mailand berufen, eine Art Seminar, in dem junge Mädchen zu Lehrerinnen ausgebildet werden.“

Hedwig Jahn[3]

In ihrem zweiten Gedichtband Tempeste (1894, deutsch Stürme) lieh Ada Negri den Armen, Entrechteten und Benachteiligten mit ihrer kraftvollen Lyrik ebenfalls eine Stimme. Im März 1896 heiratete sie den wohlhabenden Fabrikbesitzer Federico Garlanda; 1904 kam die gemeinsame Tochter Bianca zur Welt. Dennoch bleibt Ada Negris lyrischer Impetus auch jetzt kämpferisch:

Weihnachtswiegenlied

[…] und morgen verkünden beim Dämmerungsrot
    die Glocken: Friede auf Erden und Brot
und den Menschen ein Wohlgefallen! … doch
ist alles nur schreckliche Lüge noch.

[…] zu Millionen stehn auf eines Tages sie all,
    mit Blitzesgefunkel und Donnerschall,
die Propheten, und von ihren Streichen fällt
zertrümmert, vernichtet die alte Welt;

das Evangelium soll dann allein
    Gesetz für das menschliche Leben sein;
und Friede sei wirklich alsdann auf der Erd’
und den Menschen ein Wohlgefallen beschert! …

und an unserm armen und elenden Schoß,
    geschwächt durch der niederen Klassen Los,
durch Mühsal und schweigende Sklavenschaft,
zeigt Gott seiner Wunder urewige Kraft. […][4]

Nach der Trennung von ihrem Mann 1913 lebte Ada Negri überwiegend im Ausland, vor allem in der Schweiz; mit Beginn des Ersten Weltkrieges kehrte sie nach Italien zurück. In dieser Periode wendete sie sich von den sozialistischen Ideen ihres Frühwerks ab und der katholischen Kirche zu, ihre Dichtung behandelte nun intime Themen wie Liebe, Mutterschaft, Einsamkeit und Tod. Sie starb 1945 in der Wohnung ihrer Tochter in Mailand.

Ehrung und Nachwirkung

1940 wurde Ada Negri – übrigens als erste Frau – in die Accademia Nazionale dei Lincei, die Italienische Akademie der Wissenschaften, aufgenommen.

Die Schauspielerin Barbara Apolonia Chałupiec (1897–1987) nannte sich aus Verehrung für die italienische Dichterin Pola Negri.

Seit der Jahrtausendwende vergibt die Stadt bzw. Kommune Lodi den mehrspartigen Premio Internazionale „Sulle Orme di Ada Negri“ (Internationaler Preis „Auf den Spuren von Ada Negri“, kurz Premio Ada Negri), der 2008 u. a. an den Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Harald Hartung ging.[5]

Weshalb Ada Negri heutzutage gelegentlich als »Die vergessene Königin der italienischen Poesie« bezeichnet wird, mag ein Zitat aus dem wissenschaftlichen Aufsatz Rilke und das Italienische des Germanisten Prof. Dr. Alberto Destro (Bologna) veranschaulichen: „[…] Rilke liest und übersetzt weiter Gedichte von Ada Negri, die hauptsächlich als Erzählerin bekannt ist [sic; bis 1920 erschienen sieben Gedichtbände, aber nur ein Novellenband von Ada Negri] und als Lyrikerin wegen ihrer gefühlsbetonten Effekthascherei heute kaum lesbar erscheint. Einer ihrer Romane, Tempeste (Stürme) [sic; gemeint ist freilich der Gedichtband], befindet sich in Rilkes Nachlassbibliothek […].“[6]

Werke

  • Fatalità (1892), Gedichte
    • deutschsprachige Ausgabe: Schicksal (1894, ins Deutsche übertragen von Hedwig Jahn)
  • Tempeste (1894), Gedichte
    • deutschsprachige Ausgabe: Stürme (1896, deutsch von Hedwig Jahn)
  • Maternità (1904), Gedichte
    • deutschsprachige Ausgabe: Mutterschaft (1905, deutsch von Hedwig Jahn)
  • Dal Profondo („Aus der Tiefe“ bzw. lat. „De profundis“, 1910), Gedichte
  • Esilio („Exil“, 1914), Gedichte
  • Le solitarie („Einsame Frauen“, 1917), Novellen
  • Orazioni („Gebete“, 1918), Gedichte
  • Il libro di Mara („Das Buch von Mara“, 1919), Gedichte
    • englischsprachige Ausgabe: The Book of Mara (New York 2011, übersetzt von Maria A. Costantini)
  • Stella mattutina („Der Morgenstern“, 1921), literarisierte Autobiographie
    • englischsprachige Ausgabe: Morning star (New York 1930, übersetzt von Anne Day)
    • deutschsprachige Ausgabe: Frühdämmerung. Die Geschichte einer Jugend (1938, übersetzt von Kurt Stieler)
  • Finestre alte („Hohe Fenster“, 1923), Novellen
  • I canti dell'isola („Die Lieder der Insel“, 1924), Gedichte
    • englischsprachige Ausgabe: Songs of the Island (New York 2011, übersetzt von Maria A. Costantini)
  • Le strade („Die Straßen“, 1926), Prosa
  • Sorelle („Schwestern“, 1929), Prosa
  • Vespertina (etwa „Früher Abend“, 1930), Gedichte
  • Di giorno in giorno („Von Tag zu Tag“, 1932), Reiseskizzen und Portraits
  • Il dono („Das Geschenk“, 1936), Gedichte (ausgezeichnet mit dem Premio Firenze[7])
  • Erba sul sagrato. Intermezzo di prose („Gras auf dem Kirchhof. Prosa-Intermezzo“, 1939), Prosa
  • Fons amoris (lat. „Born der Liebe“, 1946), nachgelassene Gedichte (1939–1943)

Werkausgabe in 2 Bänden: Poesie (1948) und Prose (1954)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Emilia Peruzzi war die Witwe des Politikers Ubaldino Peruzzi (1822–1891).
  2. Zu Giannina Milli (1825–1888) siehe italienische Wikipedia.
  3. Aus: Schicksal, 5. Auflage, Duncker, Berlin 1900 [S. 4].
  4. Aus: Mutterschaft S. 47 f. (Strophen 9, 13–15). Deutsch von Hedwig Jahn (1845–?).
  5. Für den Gedichtband Langsamer träumen, siehe Città di Lodi: Festival Da Donna a Donna: i vincitori del premio "Sulle Orme di Ada Negri", Pressemeldung vom 26. September 2012, abgerufen am 24. März 2018.
  6. A. Destro: Rilke und das Italienische. In: Volker Kapp et. al. (Hrsg.): Literaturwissenschaftliches Jahrbuch, 51. Band. Duncker & Humblot, Berlin 2010, S. 213.
  7. Il „Premio Firenze“ ad Ada Negri solennemente consegnato a Palazzo Vecchio. In: Nuovo Giornale vom 24. Juli 1936.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ada Negri aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.